Die Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind für das körpereigene Immunsystem zuständig. Man unterscheidet die B- Lymphozyten, die als Plasmazellen Antikörper gegen fremde Substanzen bilden, von den T- Lymphozyten, die entweder die Wirkung der Abwehrzellen verstärken oder selbst zellschädigende Reaktionen einleiten. Die Lymphozytenzahl kann erhöht oder gesenkt sein.
Lymphozyten sind eine hochspezialisierte Untergruppe der Leukozyten, der weißen Blutkörperchen, welche zum Immunsystem, dem körpereigenen Abwehrsystem, gehören. Ihr Name leitet sich vom Lymphsystem ab, da sie gerade dort besonders häufig vorkommen.
Ihre Hauptaufgabe ist in erster Linie die Verteidigung des Körpers gegen Krankheitserreger wie z.B. Viren oder Bakterien. Hierzu spezialisieren sich bestimmte Zellen auf jeweils nur einen Krankheitserreger, weswegen man auch vom spezifischen oder adaptiven Immunsystem spricht.
Sie helfen aber auch bei der Beseitigung mutierter Körperzellen, sogenannter Tumorzellen, die zu Krebs führen können. Man unterscheidet B- und T-Lymphozyten, sowie natürliche Killer-Zellen, mit jeweils unterschiedlichen Funktionen.
Gelangt ein Erreger in den Körper, wird er zuerst von unspezifischen Abwehrzellen, wie z.B. Makrophagen („Riesenfresszellen“) aufgenommen und abgebaut. Die Makrophagen zeigen wiederum Fragmente des Erregers, sogenannte Antigene, auf ihrer Oberfläche und aktivieren damit T-Helferzellen, welche als Vermittler zwischen den unterschiedlichen spezifischen Immunzellen, den Lymphozyten, dienen. Die Lymphozyten sorgen dafür, dass das Immunsystem sehr anpassungsfähig ist und fein reguliert auf unterschiedliche Bedrohungen reagieren kann.
Man unterteilt die darauffolgende Reaktion in die humorale und die zelluläre Immunantwort:
Die humorale (= die Körpersäfte betreffende) Immunantwort beruht auf den Antikörpern, einer bestimmten Form von Proteinen (Eiweißen), welche von Plasmazellen hergestellt und ausgeschüttet werden. Sie ist hauptsächlich auf Erreger ausgelegt, welche sich eigenständig vermehren können z.B. Bakterien, aber auch andere einzellige Lebewesen. Die Antikörper können sich beispielsweiße auf der Oberfläche von Bakterien festsetzen und diese durch ihre spezielle Form verklumpen (Agglutination). Das erleichtert es wiederum den unspezifischen Immunzellen die Erreger zu finden und zu beseitigen. Außerdem können Antikörper noch eine Reihe weiterer Funktionen erfüllen (siehe B-Lymphozyten).
Die zelluläre Immunantwort ist hauptsächlich auf Viren, aber auch auf bestimmte Bakterien, welche nicht eigenständig leben können und daher Körperzellen befallen müssen, spezialisiert. Wird eine Zelle befallen, so kann sie Fragmente des Parasiten auf speziellen Rezeptoren an ihrer Oberfläche zeigen. T-Killerzellen zerstören die befallenen Zellen und verhindern so die weitere Ausbreitung des Erregers.
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Lymphozyten sind mit 6-12 µm sehr größenvariabel und fallen besonders durch den großen dunklen Zellkern auf, der fast die gesamte Zelle ausfüllt. Der Rest der Zelle ist als dünner Zytoplasmasaum zu erkennen, in dem sich nur wenige Mitochondrien zur Energiegewinnung und Ribosomen zur Herstellung von Proteinen (Eiweißen) befinden.
Es wird davon ausgegangen wird, dass die größeren Formen der Lymphozyten, welche auch einen helleren (=euchromatischen) Zellkern besitzen, durch Bakterien- oder Virenbefall aktiviert wurden. Kleinere inaktive Lymphozyten, die man auch naiv nennt, kommen beim Gesunden jedoch wesentlich häufiger vor und sind in etwa so groß wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
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Lymphozyten entstehen über die Zwischenstufe der Lymphoblasten aus hämatopoetischen Stammzellen (Hämatopoese=Blutentstehung), welche sich beim Erwachsenen zum größten Teil im Knochenmark befinden. Hier unterscheiden sich bereits sehr früh die Vorläuferzellen (Progenitoren) der Lymphozyten von denen der anderen (myeloischen) Zellen dadurch, dass ein Teil von ihnen im Thymus (auch Bries genannt) weiterreift. Diese nennt man später T-Lymphozyten („T“ wie Thymus). Die Reifung im Thymus verfolgt den Zweck all jene T-Zellen auszusortieren, die auf körpereigene Strukturen reagieren oder anderweitig in ihrer Funktion eingeschränkt sind (positive und negative Selektion).
Weitere Informationen finden Sie unter: T-Lymphozyten
Die B-Lymphozyten und NK-Zellen (natürliche Killerzellen) dagegen vollenden ihre Reifung wie die anderen Blutzellen im Knochenmark („B“ wie englisch „bone marrow“ = Knochenmark oder historisch Bursa fabricii, ein Organ der Vögel). Nachdem die B-Lymphozyten als reife, naive (=unspezialisierte) Zellen das Knochenmark verlassen haben, gelangen sie in Organe wie Milz, Mandeln oder Lymphknoten, wo sie in Kontakt mit Antigenen (körperfremden Strukturen) kommen können. Dazu trägt die Zelle bestimmte Antikörper auf ihrer Oberfläche, welche als B-Zell-Rezeptoren dienen. So genannte dendritische Zellen, ein anderer Typ Immunzellen, der nicht zu den Lymphozyten gehört, präsentieren den naiven B-Lymphozyten Antigenfragmente und aktivieren diese mit Hilfe der T-Helferzellen. Wurde eine B-Zelle aktiviert teilt sie sich mehrfach und bildet sich zur Plasmazelle um (klonale Selektion).
Die unterschiedlichen Lymphozyten-Typen sehen sich sehr ähnlich, lassen sich aber mit speziellen Markierungs- und Färbemethoden (Immunhistochemie) unter dem Mikroskop voneinander unterscheiden.
Der Großteil reifer B-Zellen entwickelt sich bei Aktivierung zu Plasmazellen, deren Aufgabe das Bilden von Antikörpern gegen körperfremde Substanzen ist. Antikörper sind Y-förmig aufgebaute Proteine (Eiweiße), die an ganz bestimmte Strukturen, sogenannte Antigene, binden können. Bei diesen handelt es sich meist um Proteine, häufig aber auch um Zucker (Kohlenhydrate) oder Lipide (fetthaltige Moleküle) handelt. Die Antikörper werden auch Immunglobuline genannt und werden anhand von Aufbau und Funktion in 5 Klassen unterteilt (IgG, IgM, IgD, IgA und IgE).
Die Antikörper helfen nun auf verschiedenen Wegen bei der Bekämpfung der Infektion: So können Gifte wie zum Beispiel das Tetanustoxin neutralisiert oder auch der ganze Erreger markiert werden. Ein auf diese Weise markierter Erreger kann nun einerseits von bestimmten Abwehrzellen, den Makrophagen und Neutrophilen Granulozyten, aufgenommen und verdaut werden. Der Erreger kann aber auch von Natürlichen Killerzellen, sowie wiederum Makrophagen und Granulozyten durch für den Erreger giftige Substanzen zerstört und aufgelöst werden. Manche Antikörper können außerdem die Zielzellen verklumpen um sie auf diese Art leichter aufzuspüren und besser aufnahmefähig zu machen.
Ein weiterer Weg geschieht über die Aktivierung des Komplementsystems, was sich aus mehreren unspezifischen Proteinen zusammensetzt, die in einer Art Kettenreaktion markierte Zellen auflösen. Diese Proteine liegen allerdings dauerhaft in vergleichbarer Konzentration im Blut vor und gehören zum angeborenen Immunsystem. Außerdem werden durch Antikörper auch Mastzellen aktiviert, welche entzündungsfördernde Substanzen wie z.B. Histamin freisetzen, die die Durchblutung des betroffenen Gewebes erhöhen und es so anderen Abwehrzellen leichter machen den Entzündungsherd zu erreichen.
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Eine andere Untergruppe der B-Lymphozyten entwickelt sich bei der Aktivierung zu B-Gedächtniszellen, welche mehrere Jahre überleben können. Ist der Körper in dieser Zeit ein weiteres Mal demselben Erreger ausgesetzt, so können sich diese Zellen wesentlich schneller zu Plasmazellen entwickeln um die Ausbreitung der Infektion effizienter zu stoppen. Auf die Art entsteht ein für längere Zeit anhaltender Impfschutz, der über Jahre hinweg anhalten kann.
Für detaillierte Informationen, lesen Sie auch: Was sind B-Lymphozyten?
Bei den T-Lymphozyten gibt es zwei große Hauptgruppen, die T-Helferzellen und die T-Killerzellen, außerdem die regulatorischen T-Zellen und wiederum langlebige T-Gedächtniszellen.
Die T-Helferzellen verstärken die Wirkung der anderen Abwehrzellen, indem sie an Antigene binden, welche auf anderen Abwehrzellen präsentiert werden und daraufhin Cytokine, eine Art Lockstoff und Aktivator für weitere Abwehrzellen, auszuschütten. Hier gibt es wieder je nach Art der benötigten Abwehrzellen weitere spezialisierte Untergruppen. Sie spielen eine besondere Rolle bei der Aktivierung der Plasmazellen und der T-Killerzellen.
T-Killerzellen werden auch zytotoxische T-Lymphozyten genannt, da sie im Gegensatz zu den meisten Abwehrzellen eigene statt körperfremde Zellen zerstören. Dies wird immer dann nötig, wenn eine Körperzelle von einem Virus oder einem anderen Zell-Parasiten befallen wird oder wenn eine Zelle derartig verändert ist, dass sie zur Krebszelle werden könnte. Die T-Killerzelle kann sich an bestimmte Antigenfragmente, welche die befallene Zelle auf ihrer Oberfläche trägt, anlagern und diese durch unterschiedliche Mechanismen abtöten. Ein besonders bekanntes Beispiel ist das Einbringen eines Porenproteins, des Perforins, in die Zellmembran. Dadurch strömt Wasser in die Zielzelle, woraufhin sie platzt. Sie können die befallene Zelle aber auch zur kontrollierten Selbstzerstörung veranlassen.
Regulatorische T-Zellen besitzen hemmende Funktion auf die anderen Abwehrzellen und sorgen so dafür, dass sich die Immunreaktion nicht immer weiter hochschaukelt und schnell wieder abklingen kann. Außerdem spielen sie bei der Schwangerschaft eine große Rolle, da sie dafür sorgen, dass die Zellen des Fetus, welche schließlich auch körperfremd sind, nicht attackiert werden.
T-Gedächtniszellen bleiben wie die B-Gedächtniszellen lange erhalten und sorgen hier ebenfalls für eine schnellere Immunantwort, wenn der Erreger erneut auftritt.
Natürliche Killerzellen oder NK-Zellen erfüllen eine ähnliche Rolle wie die T-Killerzellen, gehören aber anders als die anderen Lymphozyten nicht zum adaptiven, sondern zum angeborenen Immunsystem. Das heißt sie sind dauerhaft funktionsfähig ohne vorher aktiviert werden zu müssen. Ihre Reaktion lässt sich jedoch nur schwer regulieren. Trotzdem gehören sie zu den Lymphozyten, da sie aus denselben Vorläuferzellen entstehen.
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Die Konzentration von Lymphozyten schwankt den Tag über und ist abhängig von Tageszeit, Stress, körperlicher Anstrengung und weiteren Faktoren. Von einer pathologischen Erhöhung spricht man nur, wenn die Lymphozyten über den Grenzwerten liegen.
Um die Anzahl der Lymphozyten zu bestimmen benötigt man ein Differentialblutbild, welches Teil des großen Blutbildes ist. Der Anteil der Lymphozyten an der Gesamtleukozytenzahl (Leukozyt=weißes Blutkörperchen) sollte zwischen 25 und 40% liegen, was einer Konzentration von 1.500-5.000/µl entspricht. Liegt der Wert darüber spricht man Lymphozytose, liegt er darunter von Lymphozytopenie (auch Lymphopenie).Bei kleinen Kindern kann die Konzentration der Leukozyten wesentlich höher sein und der Anteil der Lymphozyten bis zu 50% betragen.
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Eine erhöhte Zahl an Lymphozyten (=Lymphozytose) spricht in den meisten Fällen für eine Virusinfektion, da sich Lymphozyten besonders zu deren Bekämpfung eignen. Im Grunde ist also bei allen Virusinfektionen zumindest mit einer leicht erhöhten Lymphozytenkonzentration zu rechnen.
Daneben lösen auch bestimmte Bakterieninfektionen wie Pertussis (Keuchhusten, Stickhusten), Tuberkulose (Schwindsucht), Syphillis, Typhus (enterisches Fieber, Parientalfieber) oder Brucellose (Mittelmeerfieber, Maltafieber) einen charakteristischen Lymphozytenanstieg aus. Hierbei bleibt die Anzahl der Lymphozyten auch bei chronischen, also lang andauernden Verläufen, erhöht.Auch andere Parasiten wie Toxoplasma gondii können zu einem kurzfristigen Anstieg der Lymphozyten führen.
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Jedoch gibt es auch entzündliche Erkrankungen ohne Infektion, die zu einer erhöhten Lymphozytenzahl führen, wie z. B. die Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sowie Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow, bei dem die Lymphozyten Antikörper gegen Schilddrüsenzellen bilden, wodurch diese übermäßig erregt werden, was wiederum das hormonelle Gleichgewicht stört. Auch eine Sarkoidose (Morbus Boeck), eine besondere Form der Entzündung, die besonders häufig die Lunge betrifft, kann zu einem Anstieg der Lymphozytenzahl führen.
Weitere Informationen finden Sie hier: Sarkoidose
Allerdings kann ein gestörtes Gleichgewicht der Schilddrüsenhormone, wie bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Morbus Addison (primäre Nebenniereninsuffizienz) ebenfalls zu einer erhöhten Lymphozytenzahl führen.
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Eine besonders starke Lymphozytose kann bei bestimmten Malignomen, also bösartigen Tumorzellen entstehen:
Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (ALL) sind es die Vorläuferzellen der Lymphozyten, welche sich auf Grund von Mutationen zu Krebszellen entwickelt haben. Dabei handelt es sich um die häufigste Leukämieform der westlichen Welt. Da sie besonders häufig um das 50. Lebensjahr auftritt, spricht man auch von „Altersleukämie“.
Auch die akute lymphatische Leukämie entsteht aus Lymphozyten-Vorläuferzellen, jedoch geht meistens mit einer rasanten Degeneration des Knochenmarks einher, was zu Blutarmut führen kann, da sich die anderen Blutzellen nicht regelrecht entwickeln können. Das führt dazu, dass man in manchen Fällen gar keine Veränderung oder sogar eine Erniedrigung der Gesamtleukozyten feststellen kann. Erst im Differentialblutbild wird die abnormal erhöhte Anzahl an Lymphozyten ersichtlich.
Da die mutierten Lymphozyten bei beiden Erkrankungen in der Regel funktionslos sind, ist trotz erhöhter Anzahl von einer verringerten Leistung des Immunsystems auszugehen.
Des Weiteren können noch weitere maligne (bösartige) Tumore, die andere Zellen des Lymphsystems betreffen, eine Lymphozytose auslösen, so zum Beispiel das Hodgkin-Lymphom (Morbus Hodgkin, Lymphogranulomatose, Lymphogranulom), aber auch bestimmte Non-Hodgkin-Lymphome.
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Eine Lymphozytopenie tritt häufig auch als Folge einer Therapie auf und gilt in diesem Kontext nicht als pathologisch: Besonders häufig ist dies bei der Behandlung mit Corticoiden, besonders Cortison, sowie bei der Gabe von Antilymphozytenglobulin. Beide werden gezielt zur Unterdrückung von Entzündungsreaktionen eingesetzt. Weitere Therapieformen, die einen Lymphozytenmangel verursachen können sind Strahlen-und Chemotherapie, welche beide zur Krebstherapie eingesetzt werden, aber ebenfalls sich schnell teilende Körperzellen, wie die Vorläufer der Blutzellen betreffen können. Außerdem wurde dieses Phänomen bei Gabe des Medikaments Ganciclovir beobachtet, welches vor allem zur Behandlung des Cytomegalievirus (CMV, Humanes Herpesvirus 5, HH5)verabreicht wird. Bei einer Behandlung mit langwelligem UV-Licht (UVA) wird häufig der Naturstoff Psoralen auf Grund seiner fotosensibilisierenden Wirkung mitverabreicht, welcher ebenfalls einen verringernden Effekt auf die Leukozytenzahl haben kann.
Ein weiterer möglicher Grund für die Lymphozytopenie ist eine proteinarme Mangelernährung oder auch andauernder Stress, welcher den Cortisol-Spiegel dauerhaft erhöhen kann (vgl. Cortisontherapie). Daneben gibt es aber auch Krankheitsbilder mit organischer Ursache wie Morbus Cushing, welcher durch eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse (Adenohypophyse) das Nebennierenmark zur erhöhten Produktion von Cortisol angeregt. Bestimmte Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte) und exsudative (Gastero-)Enteropathie (Gordon-Syndrom) können ebenfalls zur Lymphopenie führen.
Bei der Urämie reichern sich auf Grund einer Nierenfehlfunktion Substanzen im Blut an, die beim Gesunden über den Harn abgeführt werden. Dadurch kommt es neben einer Reihe weiterer Symptome auch zu einer verminderten Leukozytenfunktion.
Da bei einer Infektion mit dem HI-Virus (Humanes Immundefizienz-Virus, löst AIDS aus) besonders die T-Helferzellen befallen und zerstört werden ist auch hier mit einem starken Abfall der Lymphozytenzahl zu rechnen.
Daneben gibt es noch angeborene Ursachen, die meist die Entwicklung der Lymphozyten (Lymphozytopoese) betreffen und durch Mutationen in den Genen für bestimmte Enzyme ausgelöst werden. Dazu zählen der Adenosindesaminase-Mangel und der Purinnukleosid-Phosporylasemangel, außerdem das Wiskott-Aldrich-Syndrom, welches durch die gestörte Bildung des Zellskeletts aber in erster Linie die Thrombozyten (Blutplättchen) betrifft, die Lymphozytopenie samt Immunschwäche entwickelt sich meistens erst in späteren Lebensjahren.
Außerdem kann bei bestimmten Hodgkin –Lymphomen (Morbus Hodgkin, Lymphogranulomatose, Lymphogranulom) und einzelnen Non-Hodgkin-Lymphomen, also bei Krebserkrankungen des gesamten Lymphsystems, die Entwicklung der Lymphozyten gestört und deren Anzahl in der Folge verringert sein.
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Die Alltagsbegriffe Erkältung und grippaler Infekt stehen für eine Reihe unterschiedlicher, leichter Erkrankungen der Atemwege, die meistens von Viren, gelegentlich aber auch von Bakterien ausgelöst werden.
Für bakterielle Infektionen ist es typisch, dass sich die gesamte Anzahl an Leukozyten erhöht (=Leukozytose), wovon in der Regel auch die Lymphozyten betroffen sind. Bei viralen Infektionen ist die Gesamtzahl der Leukozyten eher erniedrigt (=Leukopenie), was oft daran liegt, dass das Immunsystem nicht mit der Produktion der Abwehrzellen hinterherkommt, bestimmte Viren können das Immunsystem jedoch auch direkt hemmen. Charakteristisch ist jedoch, dass die Anzahl der Lymphozyten stabil bleibt oder sogar steigt, da sich diese besonders gut zur Bekämpfung viraler Infekte eignen und sich daher bevorzugt aus den gemeinsamen Stammzellen entwickeln.
Der HI-Virus (Humane Immundefizienz-Virus) befällt Zellen, die ein bestimmtes Oberflächenprotein, das CD4 (Cluster of Differentiation), besitzen. Dabei handelt es sich in erster Linie um die T-Helferzellen, welche durch die Vermehrung des Virus zerstört werden, wodurch die Anzahl der Lymphozyten drastisch sinkt (Lymphopenie). Der Verlust funktionstüchtiger T-Helferzellen übersteigt dabei die Menge infizierter Zellen, sodass auch indirekte Hemmmechanismen eine Rolle spielen müssen, welche zum Beispiel die Reifung der Lymphozyten betreffen. Es werden außerdem auch Makrophagen (Riesenfresszellen) befallen, welche allerdings nicht zu den Lymphozyten zählen und auch nur zu einem vergleichsweise geringen Teil absterben.
In der allerersten Phase etwa 1-4 Wochen nach der Infektion (Primärinfektion) zeigen Patienten oft für etwa eine Woche erkältungsähnliche Symptome. Jedoch steigt hier die Leukozytenzahl meistens leicht an, während sich die Anzahl der Lymphozyten verringert. Darauf folgt häufig eine symptomfreie Zeit, in der die Anzahl der Lymphozyten nur ganz langsam abnimmt, stabil bleibt oder sich sogar normalisiert. Dieser Zustand kann mehrere Jahre andauern und bleibt oft unbemerkt, bis er sich unbehandelt schließlich zu AIDS entwickelt.
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Die Lebensdauer von Lymphozyten kann auf Grund der unterschiedlichen Aufgaben sehr unterschiedlich sein: So sterben Lymphozyten, die nie in Kontakt mit Antigenen (Fremdkörperstrukturen) kamen bereits nach wenigen Tagen ab, während aktivierte Lymphozyten z.B. Plasmazellen etwa 4 Wochen überleben können. Am längsten überleben die Gedächtniszellen, die mehrere Jahre überdauern können und so zum immunologischen Gedächtnis beitragen.
Nach neueren Erkenntnissen gibt es auch langlebige Plasmazellen, die auch nach Abklingen der Infektion noch entsprechende Antikörper produzieren und so für einen stabilen Antikörper-Titer (=Verdünnungstufe) sorgen.
Eine lebenslange Immunität wird in der Regel nur über Lebendimpfstoffe erreicht, wobei damit zu rechnen ist, dass ein extrem kleiner, gesundheitlich unbedenklicher Anteil des Impfstoffes im Organismus verbleibt.
Der Lymphozyten-Transformationstest (LTT) ist ein Verfahren zum Nachweis spezieller T-Lymphozyten, die sich jeweils auf ein bestimmtes Antigen (Fremdkörperfragment) spezialisiert haben. Er wird vor allem in der Immunfunktionsdiagnostik seit kurzem aber auch in der Allergologie zum Nachweis von Allergien gegen bestimmte Medikamente oder Metalle, welche sich erst verzögert manifestieren, eingesetzt. Gegenwärtig wird er vor allem als Ergänzung zum Epikutantest empfohlen. DIeser Test ist ein Provokationstest zur Überpüfung von Kontaktallergien. Außerdem wird momentan die Aussagefähigkeit als Nachweistest für bestimmte Erreger wie z.B. Borreliose kontrovers diskutiert.
Im ersten Schritt des Lymphozyten-Transformationstest werden die Lymphozyten von den anderen Blutzellen durch mehrere Waschvorgänge und Zentrifugation (ein Verfahren, dass die Blutbestandteile nach der Masse geordnet aufgliedert) getrennt. Daraufhin werden die Zellen einige Tage lang unter optimalen Wachstumsbedingungen samt dem Test-Antigen sich selbst überlassen. Eine Kontroll-Probe bleibt ohne Antigen.16 Stunden vor der Auswertung wird radioaktiv markiertes Thymin, ein Bestandteil der DNA, hinzugegeben. Nach Ablauf der Zeit wird daraufhin die Radioaktivität der Lymphozytenkultur gemessen und daraus ein sogenannter Stimulationsindex berechnet. Dieser gibt Auskunft darüber ob und wie sehr die T-Lymphozyten gegenüber dem Antigen sensibel sind.
Dabei macht sich der Test zu Nutze, dass aktivierte T-Zellen, welche vermehrt aus sensibilisierten T-Gedächtniszellen entstehen, sich als Reaktion auf das entsprechende Antigen umwandeln bzw. transformieren. Sie teilen sich in der Folge auch, wozu sie DNA aufbauen müssen und daher vermehrt das radioaktive Thymin einbauen.
Die Lymphozyten-Typisiserung, auch Immunstatus oder Immunphänotypisierung genannt, ist ein Verfahren, dass die Ausbildung verschiedener Oberflächenproteine, meistens sogenannte CD-Marker (Cluster of Differentiation), untersucht. Da sich diese Proteine bei den unterschiedlichen Lymphozytentypen unterscheiden, lässt sich durch den Einsatz künstlich hergestellter, farblich markierter Antikörper ein sogenanntes Expresssionsmuster der Oberflächenproteine erstellt werden. Daraus lassen sich Rückschlüsse über die Verteilung der unterschiedlichen Typen, aber auch über den Differenzierungsgrad der Zellen gewinnen. Dieses Verfahren eignet sich daher besonders zur Klassifizierung von Leukämien, wir aber auch beispielsweise zur Überwachung von HIV-Infektionen eingesetzt.
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Die erhöhte Anzahl von Lymphozyten im Urin nennt man Lymphozyturie, die ohne einen Anstieg der anderen Abwehrzellen besonders häufig bei Virusinfektionen, Lymphomen und bei Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantation auftritt.
In den meisten Fällen betrachtet man im Rahmen des Urinstatus jedoch nur die Anzahl aller Leukozyten, wobei man erst ab einer Konzentration von über 10/µl über eine krankhafte Ursache nachdenken würde. Eine solche Leukozyturie kommt häufig in Zusammenhang mit einem Harnwegsinfekt vor, kann aber auch andere Ursachen wie Prostataentzündung, eine rheumatische Krankheit oder auch eine Schwangerschaft haben. Man spricht dann von steriler Leukozyturie, da man neben den vermehrt vorkommenden Leukozyten keine Bakterien feststellen konnte.
Der Liquor cerebrospinalis, also die Flüssigkeit in der unser Hirn schwimmt, ist vergleichsweise zellarm, wovon jedoch T-Lymphozyten den Großteil ausmachen. Normal ist hier eine Konzentration von 3/µl. Daneben kommen auch vereinzelt Monozyten, die Vorstufe der Makrophagen („Riesenfresszellen“) vor. Das Vorkommen anderer Blutzellen gilt bereits als krankhaft.
Bleibt die Blut-Liquor-Schranke, welche steuert welche Substanzen vom Blut in den Liquor übertreten dürfen, intakt, erhöhen sich auch entsprechend ausschließlich diese beiden Zelltypen. Dies ist z.B. bei der Meningitis (Hirnhautentzündung), Borreliose oder Syphilis, aber auch bei infektionsfreien Erkrankungen wie Multitiple Sklerose oder speziellen Hirntumoren, sowie bei bestimmten Hirnverletzungen der Fall.
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