Der Thymus ist ein lymphatisches Organ, das sich im Brustkorb befindet. Damit liegt der Thymus über dem Herzen sowie hinter dem Brustbein. Seitlich wird der Thymus auf beiden Seiten vom Rippenfell bedeckt. Der Thymus entwickelt sich in den meisten Fällen aus der 3. Schlundtasche.
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Der Thymus ist ein unpaariges lymphatisches Organ (gehört zum Lymphsystem), das sich im Brustkorb im vorderen Teil des Mittelfells befindet. Damit liegt es über dem Herzen sowie hinter dem Brustbein. Seitlich wird der Thymus auf beiden Seiten vom Rippenfell bedeckt. Er entwickelt sich in den meisten Fällen aus der 3. Schlundtasche. Da er der primären Entwicklung von T-Zellen dient, wird er wie das Knochenmark (Äquivalent für B-Zellen) als primäres lymphatisches Organ bezeichnet.
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Das Organ ist aus zwei miteinander verbundenen, asymmetrischen Lappen aufgebaut. Bindegewebe teilt die Lappen in weitere kleine Läppchen auf. Die Größe des Thymus ist abhängig vom Lebensalter. Im Kindesalter erreicht er seine maximale Größe mit einem Gewicht von durchschnittlich 30g. Vor allem nach der Pubertät beginnt die Involution (Verkleinerung) des Organs, bei der das Thymusgewebe nach und nach durch funktionsloses Fettgewebe ersetzt wird. Im Erwachsenenalter findet sich somit nur noch ein Thymusrestkörper mit einem durchschnittlichen Gewicht von 18g. Dieser wird oft auch als retrosternaler Fettkörper bezeichnet.
Mikroskopisch betrachtet lässt sich das Thymus-Grundgewebe in eine zellreiche Rinde und ein weiter innen gelegenes Mark gliedern. Vor allem in letzterem finden sich die für den Thymus typischen Hassall-Körperchen, die wahrscheinlich zwiebelartige Zusammenlagerungen von Epithelzellen (Zellen von Oberflächen) darstellen. Ihre Funktion ist bisher noch nicht geklärt. In der Rinde hingegen liegen die Thymozyten in einem Grundgerüst aus epithelialen Zellen. Daher bezeichnet man den Thymus als einziges aller lymphatischen Organe als lymphoepitheliales Organ.
Aufgabe des Thymus ist die Entwicklung und Differenzierung von Immunzellen, den sogenannten T-Zellen. Der Thymus ist also eine Art Ausbildungsstätte für diese Zellen: Unreife Zellen, die im Knochenmark gebildet werden, wandern über Blutgefäße in den Thymus ein. Dort werden sie als Thymozyten bezeichnet. Von der Rinde aus durchwandern die Thymozyten nach mehreren Teilungen das Thymusläppchen in Richtung Mark. Auf diesem Weg reifen sie heran und erhalten den T-Zell-Rezeptor, ein Protein, das in der Oberfläche von T-Zellen verankert ist und in der Lage ist, Antigene zu erkennen. Bei der Reifung unterscheidet man eine positive von einer negativen Selektion, je nachdem, ob es sich um körpereigene oder körperfremde Antigene handelt. Zu Anfang findet eine positive Selektion statt. Dabei dürfen sich nur diejenigen Zellen weiterentwickeln, deren Rezeptor Peptide über sogenannte MHC-Moleküle zwar erkennt, aber nicht zu stark bindet. Im Anschluss findet die negative Selektion statt. Um sicherzustellen, dass die T-Zelle körpereigene Strukturen nicht angreift, findet eine Auswahl derjenigen Zellen statt, die diese tolerieren (Selbsttoleranz). Alle Zellen, die diese Kriterien nicht erfüllen, sterben durch programmierten Zelltod (Apoptose). Gerade einmal 5-10% aller T-Zellen überleben die Reifung. Nur diese Zellen gelangen ins Blut, um anschließend die sekundären lymphatischen Organe zu besiedeln. Neben seiner Funktion als Immunorgan fungiert der Thymus auch als Hormondrüse. Die produzierten Botenstoffe Thymosin, Thymopoetin sowie Thymusfaktor beeinflussen die Reifung von Immunzellen in den lymphatischen Organen.
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Der Thymus befindet sich anatomisch gesehen relativ mittig hinter dem oberen Teil des Brustbeins. Die Lage des Thymus ist dann quasi auf den großen venösen und arteriellen Blutgefäßen, die dort direkt an der Stelle vom Herzen entspringen beziehungsweise in dieses münden. Eine weitere Eingrenzung der Lage des Thymus findet durch Bindegewebsplatten statt, welche den Brustkorb im inneren in verschiedene Bereiche unterteilen.
Da der Thymus in jungen Jahren noch deutlich größer ist als dann im Erwachsenenalter, kann die Ausdehnung dementsprechend noch etwas variieren. Dennoch bleibt die Lage zwischen Brustbein und den großen Blutgefäßen, sowie teilweise dem Herzbeutel, in der Regel lebenslang erhalten. Um an sich selbst die Lage des Thymus in etwa auszumachen, kann man mit den Fingern ausgehend von den Schlüsselbeinen sich bis zum Brustbein vortasten und dann noch etwa eine Hand breit am Brustbein entlang nach unten.
Die operative Entfernung des Thymus (Thymektomie) hätte beim Kind zur Folge, dass das Immunsystem nicht ausreichend ausgebildet werden kann. Allerdings macht man sich diese Methode beim Krankheitsbild der Myasthenia gravis zu Nutze. Dieser liegt eine Autoimmunreaktion gegen Rezeptoren an der neuromuskuläre Endplatte der Muskulatur zu Grunde, was zu einer fortschreitenden Muskelschwäche führt. Etwa die Hälfte der Patienten mit Myasthenia gravis weist eine Vergrößerung des Thymus auf, die mit einem Thymom (meist gutartiger Tumor des Thymus) einhergehen kann. Da die Tumorzellen Antigene besitzen, die dem Muskelrezeptor ähneln, wird die Autoimmunreaktion verstärkt. Daher lindert die operative Entfernung des Thymus die Beschwerden der Patienten meist wesentlich.
Hat man das Gefühl, dass man vermehrt schlapp, müde oder abgeschlagen ist, so kann man laut einer neuen Methode durch Klopfen auf den Thymus diesen aktivieren und für mehr Energie und ein gestärktes Immunsystem sorgen. Dies kann zum Beispiel durch eine verstärkte Durchblutung erklärt werden.
Das Klopfen auf den Thymus kann man je nach Belieben ein- oder mehrmals am Tag wiederholen. Dabei sucht man in aufrechter Körperhaltung die Mitte des Brustbeins in der Mittellinie auf und klopft mit der Faust oder den Fingerspitzen leicht entweder auf diese eine Stelle oder in kreisenden Bewegungen um diese herum.
Wie oft beziehungsweise wie lange man in einer Übung auf den Thymus klopft, kann individuell je nach Wirkung variiert werden. Es wird jedoch eine halbe bis eine ganze Minute empfohlen. Dabei kann man zusätzlich versuchen sich zu entspannen, indem man beispielsweise die Augen schließt oder tief ein- und ausatmet.
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