Histamin ist ein Botenstoff des Körpers, der in unterschiedlicher Konzentration vorhanden ist und bei Bedarf auch vermehrt ausgeschüttet werden kann. Histamin ist wesentlich bei der Auslösung von allergischen Reaktion beteiligt. Ihm wird aber auch eine nicht unerhebliche Mitwirkung am Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen zugesprochen. Im Magen- Darm- Trakt wirkt es zudem bei der Regulation und der Ausschüttung der Magensäure mit. Bei einer Histaminunverträglichkeit sammelt sich Histamin im Körper an und führt zu Allergie- ähnlichen Symptomen.
Histamin gehört zu den sogenannten biogenen Aminen und erfüllt im menschlichen Körper eine Reihe unterschiedlicher Aufgaben. Histamin ist in mehr oder weniger hohen Konzentrationen in Nahrungsmitteln enthalten und kann so über Lebensmittel vom Körper aufgenommen werden. Bei einem gestörten Abbau des Histamins kann es zu einer sogenannten Histaminunverträglichkeit kommen. Im Körper existieren vier bekannte unterschiedliche Rezeptoren, an welche das Histamin binden und verschiedene Funktionen erfüllen kann.
Histamin übernimmt eine Vielzahl essentieller Aufgaben im Körper. Es wird davon ausgegangen, dass noch nicht alle Funktionen des Histamins erforscht sind und dass Studien in den nächsten Jahren eine Reihe weiterer Funktionen des Botenstoffs aufdecken werden.
Vor allem dient Histamin als Botenstoff bei entzündlichen sowie allergischen Vorgängen. Bei einer Entzündung sorgt die Ausschüttung von Histamin dafür, dass Blutgefäße weit werden sowie das Gewebe anschwillt. Auch die Ausschüttung von anderen Stoffen welche bei einer Entzündung benötigt werden, wird durch Histamin hervorgerufen. Er unterstützt somit den Körper bei der Bekämpfung eingedrungener Krankheitserreger. Blutgefäße werden weit gestellt, damit mehr Blut in das entzündete Gebiet gelangen kann und so die Immunzellen des Körpers den Eindringling bekämpfen können. Dies erkennt man äußerlich an einer Rötung der Haut oder Schleimhaut.
Ebenfalls ist Histamin für den Juckreiz und die laufende oder verstopfte Nase bei einer Allergie verantwortlich. Die Schwellung der Schleimhäute und damit Verstopfung der Nase, soll dazu führen, dass die Eintrittspforte verschlossen wird. Der Betroffene merkt das an einer schlechteren Atmung. Bei starken allergischen Reaktionen kommt es auch zu einer Allgemeinzustandsverschlechterung, Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Manchmal kann auch Fieber mit diesen allergischen Symptomen einhergehen. Da die Histaminwirkung bei einer allergischen Reaktion sehr schnell eintritt, spricht man auch von der sogenannten Sofortreaktion.
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Auch im zentralen Nervensystem spielt Histamin eine wichtige Rolle. So dient es als Neurotransmitter der Übertragung wichtiger Informationen. Besonders der Brechreiz und der Schlafrhythmus werden von Histamin maßgeblich beeinflusst. Durch die Hemmung bestimmter Rezeptoren kann Histamin ebenfalls die Freisetzung anderer Botenstoffe im Gehirn beeinflussen. Aktuelle Studien untersuchen weitere mögliche Aufgaben, welche das Histamin im Gehirn möglicherweise einnimmt.
Auch bei der Verdauung ist die Anwesenheit von Histamin ein wichtiger Faktor. So ist Histamin maßgeblich für die Produktion von Magensäure verantwortlich und regt die Verdauung durch eine gesteigerte Darmbewegung an.
Im Herz- Kreislauf- System verursacht Histamin eine Weitstellung der kleinen Gefäße, während große Gefäße durch den Einfluss von Histamin eng werden, was den Blutdruck beeinflusst. Die Schlagkraft des Herzens sowie die Frequenz des Herzschlags werden durch Histamin erhöht.
Der Abbau des Histamins erfolgt über eine Reihe unterschiedlicher Enzyme und Zwischensubstanzen im Körper. Nachdem das Histamin den Magen passiert hat, wird es größtenteils im Darm aufgenommen. Im Körper wird es vor allem von der sogenannten Diaminoxidase abgebaut. Über unterschiedliche Zwischenprodukte entsteht das Endprodukt Imidazolylessigsäure. Dieses wird im Regelfall über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.
Der Abbau des im Gehirn vorkommenden Histamins, welches dort als Neurotransmitter und Botenstoff seine Funktion erfüllt verläuft gegenüber dem restlichen Histamin über andere Enzyme.
Eine Allergie gegenüber Histamin an sich ist bisher nicht bekannt, meist meint man damit eher die Histaminunverträglichkeit. Eine Allergie gegenüber Histamin würde bei dem bloßen Hautkontakt oder dem Verspeisen von nur kleinen Mengen Histamin zu erheblichen allergischen Reaktionen führen. Da Histamin für eine Reihe wichtiger Funktionen im menschlichen Körper benötigt wird, ist eine klassische Allergie gegenüber Histamin ebenfalls unwahrscheinlich.
Durch das Verspeisen von histaminhaltigen Nahrungsmitteln, kann es zu sogenannten pseudo-allergischen Reaktionen kommen, wobei eine Histaminunverträglichkeit die Ursache der Problematik darstellt. Bei diesem Krankheitsbild ist die Aktivität des Enzyms, das Histamin abbaut, der Diaminoxidase, herabgesetzt. Dies führt zu einer Ansammlung von Histamin im Körper.
Histamin spielt jedoch eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen auf andere Stoffe, weshalb es bei einer Histaminunverträglichkeit durch die Anhäufung von Histamin im Körper häufig zu Symptomen kommt, welche typischerweise bei klassischen Allergien auftreten. Bei einer allergischen Reaktion kommt es vor allem zu Symptomen wie Hautausschlag durch Allergie, Ekzeme, Rötungen, einer erschwerten Atmung, einer „laufenden“ Nase, einer erhöhten Herzfrequenz, Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie Schlafstörungen. Auch das Auftreten von Kopfschmerzen oder einer Migräne kann typisch für die Wirkung von Histamin im Körper sein. All diese Symptome sind Ausdruck der Wirkung von Histamin im Körper.
Um eine Histaminintoleranz zu diagnostizieren, sollte zunächst ein Symptomtagebuch angefertigt werden, in dem aufgeschrieben wird, welche Symptome wann auftreten und welche Lebensmittel und vor allem wann eingenommen wurden. Des Weiteren werden vom Arzt (in diesem Fall ein Gastroenterologe) der Histaminspiegel im Blut gemessen und gesehen, ob er permanent erhöht ist. Weiterhin gibt es noch die Möglichkeit, sogenannte Provokationstests durchzuführen. Diese Tests werden in Spezialkliniken angeboten. Bei diesem Testverfahren bekommt der Patient bestimmte histaminhaltige Stoffe zugeführt, und es werden die Reaktionen daraufhin beobachtet. Entsprechende Notfallausstattung ist bei diesem Verfahren unverzichtbar.
Das Meiden besonders histaminhaltiger Nahrungsmittel kann bei Personen, welche von einer Histaminunverträglichkeit betroffen sind, zu einer völligen Symptomfreiheit führen. Die Symptome, welche durch Histamin bei einer allergischen Reaktion auf andere Stoffe entstehen, können durch die Einnahme bestimmter Medikamente reduziert werden. Sogenannte Antihistaminika können bei allergischen Reaktionen die Beschwerden lindern, indem sie die Wirkung von Histamin an deren Rezeptoren hemmen
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Histamin kommt in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensmittel vor und kann über den Darm vom Körper aufgenommen werden. Die Konzentration des Histamins ist je nach Lebensmittel unterschiedlich. So existieren einige Lebensmittel bei denen typischerweise ein sehr hoher Histamingehalt anzunehmen ist, während andere Lebensmittel nur wenig bis gar kein Histamin enthalten. Da der Körper nur sehr wenig Histamin benötigt und dieses auch aus anderen Stoffen selbst produzieren kann, ist die Aufnahme von Histamin über Lebensmittel nicht unbedingt nötig.
Problematisch wird die Histaminaufnahme über Lebensmittel dann, wenn eine sogenannte Histaminunverträglichkeit besteht. In diesem Fall ist der Abbau des Histamins gestört. Durch den verringerten Abbau des Histamins kann es bei betroffenen Personen bei der Aufnahme von in Lebensmitteln enthaltenem Histamin zu sogenannten pseudo-allergischen Reaktionen kommen.
Alkohol ist bei einer Histaminintoleranz der häufigste Grund für Beschwerden. Fast alle alkoholischen Getränke haben einen mehr oder weniger hohen Histamingehalt. Die Werte schwanken stark und sind neben der verwendeten Marke auch vom Jahrgang abhängig. Bei der Alkoholherstellung steigt der Histamingehalt mit zunehmender Haltbarmachung durch zugesetzte Stoffe, sowie zunehmender Reife an. Alte und reife Weine weisen also einen wesentlich höheren Histamingehalt auf, als jungen Weine. Bei Bieren kommt es auf die Gärungsstufe an. So werden obergärige von untergärigen Stufen unterschieden. Obergärige Biersorten haben einen wesentlich höheren Histamingehalt als untergärige Biersorten.
Patienten, mit einer schweren Histaminunverträglichkeit sollten komplett auf den Konsum von alkoholischen Getränken verzichten. So kann schon das Trinken eines Bieres entsprechende Beschwerden auslösen. Neben dem eigenen Histamingehalt bewirkt Alkohol auch zusätzlich eine vermehrte Freisetzung des körpereigenen Histamins. Der Körper wird also nach Alkoholkonsum mit einer großen Menge von Histamin überflutet. Durch eine zusätzliche Weitstellung der Blutgefäße verursacht der Alkohol eine Symptomverstärkung der Histaminintoleranz.
Kaffee ist ein Getränk, welches von vielen Menschen gerne getrunken wird und bei einer bekannten Histaminunverträglichkeit zu Beschwerden führen kann. Entscheidend ist hierbei nicht der Histamingehalt im Kaffee sondern das enthaltene Koffein, welches die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase herabsetzt und so den Abbau des Histamins zusätzlich erschwert. So kann es besonders bei dem Genuss von koffeinhaltigem Kaffee in Kombination mit dem Verspeisen histaminhaltiger Lebensmittel zu Beschwerden kommen. Kaffee, welcher kein Koffein enthält ist demnach auch bei einer Histaminunverträglichkeit uneingeschränkt zu empfehlen, während generell koffeinhaltige Getränke wie klassisch gebrühter Kaffee oder Cola tendenziell vermieden werden sollten. Im Regelfall, je nach Ausprägung der individuell vorliegenden Histaminunverträglichkeit, ist der Genuss von geringen Mengen Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken unproblematisch. Bei dem Genuss großer Mengen Kaffee können jedoch typische Symptome der Histaminunverträglichkeit auftreten.
Die Histamintabelle ist ein von Ernährungswissenschaftlern entwickeltes Instrument, um bei einer Histaminunverträglichkeit die alltägliche Histaminzufuhr durch Lebensmittel zu reduzieren. Die Histamintabelle umfasst die gängigen Lebensmittel, die am Tag verzehrt werden und versieht diese mit Zeichen, die den Nutzer darüber informiert, ob das Produkt Histamin beinhaltet und ob es bedenkenlos verzehrbar ist. In der Tabelle wird außerdem zwischen Karenz und Dauerverzehr unterschieden. So sollten manche Produkte wegen erhöhter Histaminwerte nicht regelmäßig gegessen werden, ander können nach einer anschließenden Pause allerdings ab und zu bedenkenlos verzehrt werden. Die Histamintabelle wird ständig erweitert. Sie kann online im Internet abgerufen oder bei Ernährungsberatern, manchmal sogar von Apotheken bezogen werden.
Da Lebensmittel unterschiedlich hohe Histaminkonzentrationen aufweisen spielt die individuelle Diät eine entscheidende Rolle bei der Menge des Histamins, welches vom Körper über die Nahrung aufgenommen wird.
Im Normalfall muss man sich keine Gedanken darüber machen, wie viel Histamin über die Nahrung aufgenommen wird. Der Körper kann dieses mithilfe unterschiedlicher Enzyme aufnehmen und in andere Stoffe abbauen. Sorgen darüber, dass die individuelle Diät zu wenig Histamin liefert sind ebenfalls unbegründet. Die Mengen des Histamins welches der Körper braucht sind sehr gering. Der Körper ist außerdem in der Lage das benötigte Histamin aus anderen Stoffen herzustellen, weshalb eine geringe Aufnahme des Botenstoffs über die Nahrung nicht von Bedeutung ist.
Anders verhält es sich bei Personen, welche an einer sogenannten Histaminunverträglichkeit leiden. Betroffene Personen können wegen eines Enzymdefektes das aufgenommene Histamin nur schlecht abbauen. Die daraus resultierende größere Menge an Histamin kann zu Beschwerden führen. Eine spezielle Diät, bei der durch eine Auswahl bestimmter Nahrungsmittel darauf geachtet wird, dass möglichst wenig bis kein Histamin über die Nahrung aufgenommen wird kann in diesen Fällen helfen eine Beschwerdefreiheit zu erreichen. So sollten bei einer Histaminunverträglichkeit beispielsweise geräucherter Fisch und Fleisch sowie bestimmte Gemüse, Fruchtsorten und Alkohol gemieden werden. Auch das Verspeisen anderer Lebensmittel welche zwar nur eine geringe direkte Histaminkonzentration aufweisen, beispielsweise jedoch das gestörte Enzym zusätzlich hemmen (Koffein) sollten bei der histaminarmen Diät vermieden werden.
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