Bei der Lebensmittelallergie, oder auch Nahrungsmittelallergie, handelt es sich um eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Bestandteile von Lebensmitteln. Durch den Verzehr der Lebensmitteln, die eigentlich nicht vertragen werden, kommt es zu einer allergischen Reaktionen des Körpers. Diese zeichnet sich vor allem an der Haut, dem Magen- und Darmtrakt und den Atemwegen manifestieren.
Als Lebensmittelallergie oder auch Nahrungsmittelallergie wird eine spezielle Form der Nahrungsmittelintoleranz bezeichnet, welche durch eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems gegenüber Lebensmitteln bzw. Bestandteilen dieser Lebensmittel (den Nahrungsmittelallergenen) in der Nahrung gekennzeichnet ist.
Diese spezifische Immunreaktion unterscheidet die Lebensmittelallergie von der einfachen, nicht-immunologischen Nahrungsmittelunverträglichkeit (wie z.B. Laktose-Intoleranz).
Das Ausmaß der allergischen Reaktion und ihrer Symptome kann dabei individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Charakteristisch sind jedoch Schwellungen der gesamten Mund-/Nasen-und Rachenschleimhaut, Symptome des Magen-Darm-Traktes und Hautausschläge. In extremen Fällen kann eine Lebensmittelallergie zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen.
Im Allgemeinen kann eine Lebensmittelallergie jederzeit und in jedem Alter auftreten. In vielen Fällen zeigt sie sich jedoch in den ersten Lebensmonaten oder zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr zum ersten Mal.
Symptome der Lebensmittelallergie zeigen sich typischerweise direkt nach Aufnahme des Lebensmittels gegen das eine Überempfindlichkeit besteht.
Charakteristisch sind Schleimhautreaktionen, genauer gesagt Schwellungen und Juckreiz der Schleimhäute des Mund-/Nasen- und Rachenraumes, ebenso wie gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, krampfartige Bauchschmerzen und Durchfall.
Ebenso kann es zum Auftreten einer Bindehautentzündung der Augen mit Rötungen, Schwellungen und starkem Juckreiz, sowie vermehrter Lichtempfindlichkeit kommen.
Weitere Symptome können Fieber und eine Entzündung der Gelenke (Arthritis) sein.
Erwähnenswert ist außerdem, dass verschiedene Faktoren bekannt sind, welche die Symptome einer Nahrungsmittelallergie verstärken können. Hierzu gehören in erster Linie psychischer Stress, körperliche Anstrengung und der Genuss von Alkohol.
Leiden Säuglinge und Kleinkinder über einen längeren Zeitraum an einer Lebensmittelallergie, so kann sich diese in einer Wachstumsstörung zeigen. In solchen Fällen kann man eine Abweichung von der alterstypischen Größe und dem alterstypischen Gewicht erkennen. Wichtig ist, dass in solchen Fällen ein Kinderarzt aufgesucht wird, so dass herausgefunden werden kann, was die wirkliche Ursache für die Wachstumsstörung darstellt.
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Daneben können asthmatische Beschwerden mit einem Anschwellen der Bronchialschleimhäute und daraus folgender Luftnot auftreten. Beschwerden mit den Atemwegen treten vor allem im Rahmen eines anaphylaktischen Schocks auf. Dieser ist das Maximum der Überempfindlichkeitsreaktion unseres Immunsystems und ist akut lebensbedrohlich. Im Zuge des anaphylaktischen Schocks steht die Atemnot im Vordergrund. Auch chronisches Asthma kann in ca. 10 % der Fälle auf eine Lebensmittelallergie zurückgeführt werden.
Gekennzeichnet sind Lebensmittelallergien vor allem durch Symptome des Magen- und Darmtraktes. Klassischerweise treten Symptome zuerst an Orten auf, die am Beginn der Nahrungspassage liegen. Das heißt anfänglich kann es zu Beschwerden im Mundraum, wie beispielsweise Schwellungen kommen. Wenige Stunden nach dem Verzehr können Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. Schlussendlich sind auch noch krampfartige Schmerzen (Koliken) und Durchfälle möglich.
Ein Symptom, welches sehr häufig im Rahmen von Lebensmittelallergien auftritt, ist Durchfall (Diarrhoe), welcher etwa ein bis zwei Stunden nach Verzehr des jeweiligen Allergens auftritt. Zumeist gehen ihm Krankheitszeichen wie Übelkeit und krampfartige Bauchschmerzen voraus. Der Durchfall an sich ist üblicherweise sehr dünnflüssig, da die zu kurze Darmpassage keine ausreichende Wasserresorption durch die Dickdarmschleimhaut ermöglicht. Die Konsistenz des Durchfalls kann jedoch auch anders beschaffen und dadurch eventuell aufschlussreich über das ursächliche Nahrungsmittelallergen sein. So ist die durch das Klebeeiweiß Gluten ausgelöste Sprue (auch Zöliakie genannt) von breiigen, übelriechenden Durchfällen charakterisiert. Eine Behandlung der Durchfälle sollte in erster Linie ursächlich erfolgen. Letztendlich bedeutet dies für den Betroffenen einen weitestgehenden Verzicht auf die für ihn spezifischen Nahrungsmittelallergene.
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An der Haut kann sich eine Rötung zeigen, auch Juckreiz kann auftreten. Zu selteneren Symptomen an der Haut gehört eine akute Nesselsucht (akute Urtikaria) oder eine Neurodermitis (atopische Dermatitis).
Von einem Hautausschlag (Exanthem) ist etwa die Hälfte aller Nahrungsmittelallergiker betroffen. Er ist damit das häufigste Symptom des Krankheitsbildes der Lebensmittelallergie. Die für eine Lebensmittelallergie typischen Hauterscheinungen können dabei vielfältig sein und reichen von großflächigen Hautrötungen, über Schwellungen (Ödeme), feinblasigen Ausschlag bis hin zur Nesselsucht (Urtikaria). Eine Behandlung des Hautausschlags ist möglich, jedoch in der Regel nicht nötig, da er mit der Ausscheidung des verantwortlichen Allergens selbstlimitierend ist und somit innerhalb von Stunden bis Tagen abklingt. Sollte eine Therapie dennoch erwünscht sein, kann diese eventuell mittels Auftragens einer kortisolhaltigen Salbe erfolgen.
Von einer akuten Nesselsucht spricht man dann, wenn diese nicht länger als 6 Wochen besteht. Patienten mit einer akuten Nesselsucht klagen über außerordentlichen Juckreiz und haben sichtbare Quaddeln. Das klinische Bild ähnelt dem, welches nach dem versehentlichen Anfassen von Brennnesseln vorliegt.
Kommt es aufgrund der Lebensmittelallergie zu einer Neurodermitis, so stehen rote, schuppende und mitunter auch nässende Ekzeme im Vordergrund, welche sich schubweise zeigen.
Auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht bekannt sind, kann die Haut in vielerlei Weise von einer Allergie beeinflusst werden. So kann die Entstehung von Pickeln oder anderen Hautunreinheiten auch durch eine allergische Reaktion begünstigt werden. Dazu passt die Hypothese, dass bei einer allergischen Reaktion Entzündungs-fördernde Botenstoffe ausgeschüttet werden. Diese können dann auch zur Enstehung von Hautunreinheiten beitragen. Ein guter Anhaltspunkt für die Enstehung von Hautunreinheiten durch eine Lebensmittelallergie ist, dass die Hautunreinheiten abnehmen, sobald das verdächtige Lebensmittel für einige Zeit nicht mehr verzehrt wird.
Bei der Diagnosestellung der Lebensmittelallergie steht eine ausführliche Anamnese an oberster Stelle. Dabei behilflich kann ein Tagebuch sein, in dem gegessene Lebensmittel und Beschwerden vom Patienten dokumentiert werden.
Weiterhin wichtig ist, eine zeitlang das verdächtigte Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen. Dabei sollten die Symptome innerhalb von 2 Wochen abklingen.
Ihr Hausarzt, Dermatologe oder Allergologe kann mittels Hauttest, dem sogenannten Prick-Test, ihrer Vermutung nachgehen.
In seltenen Fällen kann ein sogenannter Provokationstest Anwendung finden. Im Rahmen des Provokationstests wird der Körper sozusagen provoziert, das bedeutet, dass explizit das nicht vertragene Lebensmittel zu sich genommen wird. Dabei ist es wichtig, dass dies nur unter ärztlicher Kontrolle stattfindet, da es zu schweren anaphylaktischen Reaktionen kommen kann, die tödlich verlaufen können.
Weitere Informationen: Allergiediagnostik
Die Diagnose einer Lebensmittelallergie kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Die einfachste, jedoch zugleich effektivste Möglichkeit, stellt das Führen eines Ernährungs- und Beschwerdetagebuchs dar. Durch dieses ist es möglich einen direkten zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr eines potentiell allergenen Lebensmittels und in der Folge auftretenden Krankheitszeichen herzustellen. Steht ein bestimmtes Nahrungsmittel unter Verdacht Auslöser einer Allergie zu sein, folgt dann eine mehrwöchige Ausschlussdiät mit anschließender Provokationsdiät.
Eine weitere Option, eine Nahrungsmittelallergie zu diagnostizieren, stellt die Durchführung verschiedener Tests dar. Sehr verbreitet ist dabei der sogenannte Prick-Test, welcher auch bei anderen Allergieformen eingesetzt wird. Hierbei werden spezielle Lösungen, die die im Verdacht stehenden Allergene enthalten, auf die Haut getropft und durch eine Lanzette unter die Epidermis der Haut gebracht. Gleichzeitig werden sogenannte Leertestungen durchgeführt, bei welchen eine Positivkontrolle durch das Einbringen von Histamin und eine Negativkontrolle durch das Einbringen einer reinen Kochsalzlösung in die Haut erfolgt. Bereits nach etwa einer Viertelstunde können die ersten Hautreaktionen beurteilt werden. Im Falle einer positiven Reaktion kommt es typischerweise zu einer lokalisierten Rötung, die auf das Testareal beschränkt ist, weiterhin tritt in der Regel Juckreiz und eine Quaddelbildung auf.
Die dritte gebräuchliche Methode, welche genutzt wird, um auf eine Nahrungsmittelallergie zu testen, sind Blutuntersuchungen. Am einfachsten ist es hierbei schlichtweg auf freie IgE-Antikörper zu testen. Diese Untergruppe von Antikörpern wird speziell im Rahmen von allergischen Reaktionen und bei Parasitenbefall von Lymphozyten produziert. Hiermit ergibt sich jedoch das Problem, dass falsch positive Testergebnisse gewonnen werden können, sollte die Testperson von einem Parasiten wie einem Bandwurm befallen sein.
Auch können bestimmte hämatologische Erkrankungen wie das IgE-Plasmozytom zu einer Erhöhung des IgE-Wertes führen. Jedoch können heutzutage auch allergenspezifische IgE-Antikörper gemessen werden, deren Werte nicht durch andere Erkrankungen verfälscht werden können. Neben diesen Laboruntersuchungen steht inzwischen jedoch auch eine große Bandbreite neuartiger Bluttests für die Diagnostik von Lebensmittelallergien zur Verfügung. Daneben findet auch die altbewährte Messung verschiedener Entzündungsparameter des Blutes weiterhin Anwendung. Allen voran ist hierbei das Gewebehormon Histamin zu nennen, welches im Rahmen einer allergischen Reaktion ausgeschüttet wird und für viele ihrer Symptome verantwortlich ist. Ebenfalls bei einer allergischen Reaktion erhöht sind das Enzym Tryptase und die sogenannten Leukotriene, sodass auch sie Aufschluss über das generelle Vorhandensein einer Nahrungsmittelallergie geben können.
Es sollte jedoch beachtet werden, dass auch Bluttests angeboten werden, welche für sich genommen nicht zur Diagnose einer Nahrungsmittelallergie geeignet sind. So äußerte sich das Deutsche Ärzteblatt beispielsweise sehr kritisch gegenüber den sogenannten ALCAT-Testverfahren, welche auf der Bestimmung nicht Allergie-spezifischer IgG-Antikörper beruht.
Mehr hierzu: Allergietest
Normalerweise sollte zur Diagnose einer Lebensmittelallergie ein Nahrungskarenztest ausreichen: Das bedeutet, für eine Zeit das im Verdacht stehende Lebensmittel zu meiden und zu analysieren, ob sich diese Vermeidung positiv, also lindernd auf die allergischen Symptome auswirken. Ergibt diese Methode kein ausreichend gutes Ergebnis, so kann aber auch ein Bluttest durchgeführt werden.
Hierzu muss das Blut der betroffenen Person meist in ein Labor geschickt werden, wo es dann auf sogenannte Immunglobuline des Typs E untersucht wird. Diese Immunglobuline spielen eine entscheidende Rolle in der Ausbildung einer allergischen Reaktion, und es gibt außerdem spezifische Immunglobuline dieser Art für verschiedene Moleküle, sofern denn eine Allergie gegen diese Moleküle vorhanden ist. Durch Bestimmung dieser Unterarten der Immunglobuline kann dann eine Lebensmittelallergie gegen bestimmte Nahrungsmittel gesichert werden.
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Ausschlaggebend für die Therapie der Lebensmittelallergie ist das Vermeiden der entsprechenden Lebensmittel.
Dies ist jedoch in einigen Fällen leichter gesagt, als getan. Gerade in unserer Gesellschaft weit verbreitete potentielle Allergene wie Gluten und Laktose erschweren Allergikern das Führen eine abwechslungsreichen Ernährung teils enorm. Dies ist allein daran ersichtlich, dass Nahrungsmittelallergiker durchschnittlich jedes dritte Jahr einen Zwischenfall erleiden.
Aufgrund dieses Umstandes kann es für schwer Betroffene überlebenswichtig sein, stets ein Allergie-Notfallset bei sich zu tragen. In diesem ist üblicherweise ein Antihistaminikum in Tropfen- oder Tablettenform, ein Kortisonpräparat sowie eine automatische Spritze mit Adrenalin enthalten. Zudem kann eine allergologische Schulung oder Beratung durch eine Ernährungsfachkraft sinnvoll und hilfreich sein.
Ein Beispiel für eine besonders schwerwiegende allergische Reaktion ist die Erdnussallergie, die bis zu einem anaphylaktischen Schock führen kann. Aus diesem Grund sollten betroffene Allergiker besonders achtsam und vorsichtig mit ihrer Allergie umgehen, da Erdnüsse als Nahrungsmittelbestandteile nicht immer offensichtlich sind. So finden sich Erdnüsse beispielsweise auch in Eis, Müsli etc. Es muss jedoch eine Angabe auf der Verpackung vorhanden sein, dass Erdnüsse im Lebensmittel enthalten sind.
Auch Menschen mit anderen Allergien sollten bestimmte Lebensmittel meiden, da diese zu Kreuzreaktionen/Kreuzallergien führen können.
So werden beispielsweise von Patienten mit einer Birkenpollenallergie häufig Äpfel und Nüsse nicht vertragen.
Es existieren einige wenige Maßnahmen, welche das Ziel einer kausalen Therapie verfolgen, also eine Behandlung der Ursache anstreben. Hierzu gehört beispielsweise die orale Toleranzinduktion unter ärztlicher Anleitung sowie der Versuch einer subkutanen Hyposensibilisierung wie sie bei anderen Allergieformen existiert. Der tatsächliche Nutzen dieser Therapieansätze ist jedoch noch nicht vollends geklärt.
Daneben gibt es Empfehlungen bezüglich einer Vorbeugung vor Nahrungsmittelallergien. Sinnvoll scheint es hierbei zu sein, auf eine abwechslungsreiche Nahrungszubereitung zu achten, da der häufige Kontakt mit einem Allergen grundsätzlich eine Sensibilisierung für diesen nach sich ziehen kann. Zudem ist seit längerem bekannt, dass Kinder, welche als Säugling ausschließlich gestillt wurden, seltener an Allergien leiden als nicht gestillte Kinder. Stillen stellt demnach eine gute Möglichkeit der Prävention dar.
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Für eine kurzfristige Behandlung der Symptome, die durch die Lebensmittelallergie ausgelöst wurden, sollte ein Arzt aus jeder Fachrichtung Hilfe leisten können. Es kommt hier natürlich darauf an, ob die Symptome schwerwiegend oder sogar lebensbedrohlich sind – entsprechend kommt ein Anruf beim ärztlichen Notdienst unter Umständen eher in Frage als ein Besuch beim Hausarzt. Soll eine Lebensmittelallergie aufgrund starker und mitunter unvermeidbarer Symptome allerdings langfristig behandelt werden, kann ein Allergologe eine Hyposensibilisierung durchführen. Dadurch soll die Allergie bzw. die entsprechenden Symptome bei Kontakt mit der jeweiligen Substanz langfristig abgeschwächt werden.
Besteht eine Lebensmittelallergie, so kommt es im Gegensatz zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu einer immunologischen Reaktion. Das heißt das körpereigene Immunsystem, welches uns normalerweise vor Bakterien und Viren schützt, ist der Auslöser der Lebensmittelallergie.
Die Lebensmittelallergie ist auf einer Antikörper- Antigen- Reaktion begründet. Körpereigene Antikörper sorgen üblicherweise für eine Erkennung und Bekämpfung von körperfremden Stoffen und Mikroorganismen. Im Rahmen einer Lebensmittelallergie binden die Antikörper an bestimmte Eiweiße der Lebensmittel (Antigene). Dies bedingt eine Immunreaktion des Körpers, welche sich mit den erläuterten Symptomen zeigen kann.
Welche Ursachen die Allergieentstehung hat, ist unbekannt. Da manche Menschen keine Allergien entwickeln, andere Menschen jedoch gehäuft, ist anzunehmen, dass auch genetische Faktoren einen wichtigen Teil zur Allergieentstehung beitragen.
Aufgrund der Beobachtung, dass die Zahl der Allergiker in der Bevölkerung seit einigen Jahrzehnten stetig zunimmt, konnten jedoch eine Reihe von Hypothesen hierzu formuliert werden. Eine der bedeutendsten Theorien ist die Hygienehypothese. Bei dieser Hypothese wird angenommen, dass eine übermäßige Hygiene unser Immunsystem in jungen Jahren in zu geringem Maße ankurbelt. Diese Unterforderung des Immunsystems soll das Auftreten einer Allergie begünstigen.
Weitere Hypothesen betreffen unter anderem die veränderten Lebensgewohnheiten des Menschen (mit vermehrtem Stress und einer veränderten Ernährung) und eine zunehmende Umweltverschmutzung durch den Menschen. Bis heute kann jedoch keine Hypothese eine annähernd befriedigende Erklärung für das Phänomen Allergie liefern.
Grundsätzlich kann man gegen jedes Lebensmittel allergisch sein, auch wenn einige Substanzen bei mehr Menschen eine Allergie auslösen als andere. Dabei kann es sich auch um Substanzen handeln, die biochemisch anderen Substanzen ähneln, also etwa in der molekularen Struktur. In diesen speziellen Fällen spricht man dann von einer Kreuzallergie.
Dass ein bestimmtes Lebensmittel immer das gleiche Symptom bei verschiedenen Allergikern auslösen würde, ist nicht bekannt. Bei einer Lebensmittelallergie handelt es sich normalerweise um eine allergische Reaktion vom Typ I. Das bedeutet, dass die Symptome extrem schnell und sehr akut nach dem Kontakt mit dem Allergie-auslösenden Stoff auftreten. Seltener sind Reaktionen, die erst Stunden später auftreten.
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Eine Lebensmittelallergie kann sich prinzipiell für alle Lebensmittel entwickeln. Lebensmittel, welche so gut wie nie allergen wirken sind Reis, Artischocken und Blattsalate. Nichtsdestotrotz stellen bestimmte Lebensmittel bzw. Bestandteile dieser Lebensmittel übermäßig häufig Allergene dar. Hierzu gehören unter anderem das in Getreideprodukten enthaltene Eiweiß Gluten, Milchprodukte (dabei vor allem die hierin enthaltene Laktose), Erdnüsse, Hühnereiweiß, Schalenfrüchte, Fisch, Krebs- und Weichtiere und Sojabohnen. Auffällig ist dabei, dass je nach Alter der Betroffenen verschiedene Allergene als Auslöser einer Nahrungsmittelallergie auszumachen sind.
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So leiden Säuglinge und Kleinkinder insbesondere an Allergien gegen Grundnahrungsmittel wie Kuhmilch, Soja und Weizen.
Jugendliche und Erwachsene hingegen sind wesentlich häufiger von Allergien gegen Obst, Gemüse, Schalenfrüchte und Gewürze betroffen.
Ist bereits eine immunologische Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmittelbestandteilen vorhanden, kann eine spezielle Form der allergischen Reaktion zum Tragen kommen: die Kreuzallergie. Hierbei handelt es sich um eine Reaktion auf Stoffe, welche strukturell einem anderen Allergen ähneln. So können Menschen mit einer Allergie gegen verschiedene Pollen und Gräser eine Überempfindlichkeit auf bestimmte Früchte entwickeln. Typische Kreuzallergien existieren außerdem zwischen Latex und Früchten wie Banane, Kiwi und Avocado.
Manchmal ist man nicht gegen das Lebensmittel an sich allergisch, sondern gegen bestimmte Inhaltstoffe, z.B. das Histamin in frischen Tomaten.
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Je nach Lebensalter sind unterschiedliche Lebensmittel Auslöser einer Allergie. So reagieren Säuglinge und Kleinkinder vor allem auf:
Erwachsene hingegen zeigen eine Überempfindlichkeit besonders gegenüber Nüssen, Erdnüssen, Fisch und Schalentieren. Meistens handelt es sich jedoch im Erwachsenenalter nicht um Lebensmittelallergien, bei denen es zu einer Antikörper - Antigen - Reaktion mit dem Lebensmittel, welches nicht vertragen wird, gekommen ist, sondern um eine sekundäre Lebensmittelallergie.
Von einer sekundären Nahrungsmittelallergie spricht man, wenn die Nahrungsmittelallergie durch eine andere Allergie, wie beispielsweise eine Allergie gegen Pollen, ausgelöst wird.
Bei Säuglingen und Kleinkindern „verwachsen“ sich Milch-, Soja-, Ei- und Weizenallergie mit der Zeit, wohingegen eine Allergie gegen Nüsse, Erdnüsse, Fisch und Schalentiere bestehen bleibt.
Tritt eine Lebensmittelallergie jedoch im Erwachsenenalter auf, so wird diese ein lebenslanger Begleiter bleiben.
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Die Lebensmittelallergie fällt wie beispielsweise auch eine Gräser- und Pollenallergie in die Kategorie der Allergien vom Soforttyp (Typ-I-Allergie), die am häufigsten anzutreffende Allergieform. Diese ist an sich von einem sehr schnellen Auftreten der Symptome innerhalb von Sekunden bis Minuten gekennzeichnet. Nichtsdestotrotz können sich erste Symptome einer Nahrungsmittelallergie auch erst bis zu zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme bemerkbar machen. Die Ursache hierfür liegt darin begründet, dass die sogenannten Ingestionsallergene oft erst während des Verdauungsprozesses freigesetzt und vom Körper aufgenommen werden. Die Dauer der Symptome variiert anschließend sehr stark und kann je nach Symptom und Individuum Stunden bis wenige Tage betragen.
Säuglinge und Kleinkinder sind zumeist besonders stark von Nahrungsmittelallergien betroffen und leiden deutlich stärker an Durchfällen und Erbrechen als Jugendliche und Erwachsene. Hiermit geht zudem oft auch eine Beeinträchtigung der normalen Entwicklung einher, insbesondere was die Größen- und Gewichtszunahme betrifft. So sind Kinder, welche unter Zöliakie (einer Lebensmittelallergie auf Gluten) leiden, meist kleiner als Gleichaltrige. Babys und Kinder sind dabei typischerweise von anderen Allergien betroffen als Erwachsene. Vor allem Grundnahrungsmittel wie Gluten, Laktose, Eier und zunehmend auch Soja stellen typische Allergene für das Säuglingsalter dar. Im Falle schwerer Sensibilisierungen kann es sogar zu einer Allergie gegen die Muttermilch kommen, da diese alle Allergene enthalten kann, welche die Mutter mit der Nahrung aufnimmt.
Die optimale Ernährung Neugeborener besteht für mindestens die ersten vier Lebensmonate auch deshalb ausschließlich aus Muttermilch, wobei die stillende Mutter aus oben genanntem Grund eventuell auf Risiko-Nahrungsmittel verzichten sollte. Abgesehen davon ist für Babys, welche nicht gestillt werden können, spezielle hypoallergene Nahrung verfügbar, sogenannt HA-Nahrung. Ihr Nachteil liegt jedoch in einem sehr bitteren Geschmack. Babynahrung auf Sojabasis ist in jedem Fall nicht empfehlenswert, da Soja potentiell allergisierend ist.
Tatsächlich wachsen viele Kinder, welche im Säuglings- und Kleinkindalter unter Lebensmittelallergien litten, jedoch bis zum fünften Lebensjahr sehr oft aus ihrer Allergie heraus. Dennoch scheinen diese Kinder eine Prädisposition für allergische Erkrankungen zu haben, sodass Sensibilisierungen (etwa gegen Pollen) oder das Auftreten eines Asthma bronchiale im späteren Leben nicht unwahrscheinlich sind.
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommen relativ häufig vor. Beispielsweise leiden ca. 10 % der deutschen Bevölkerung an einer Laktose-Intoleranz.
Das hier beschriebene Krankheitsbild der Lebensmittelallergie tritt wesentlich seltener auf. 1,5 % der Erwachsenen leiden an einer Lebensmittelallergie, bei Säuglingen kommt eine Lebensmittelallergie häufiger vor.