Iliotibiales Bandsyndrom (ITBS)

ITBS steht als Abkürzung für das „Iliotibialbandsyndrom“. Umgangssprachlich wird es auch als „Läuferknie“ oder „Tractussyndrom“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Sehnenentzündung im Bereich des Knies. Alle wichtigen Informationen zu Bahandlung und Ursachen finden Sie hier.

Iliotibiales Bandsyndrom

Definition

ITBS steht als Abkürzung für das „Iliotibiales Bandsyndrom“. Umgangssprachlich wird es auch als „Läuferknie“ oder „Tractussyndrom“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Sehnenentzündung im Bereich des Knies. Die Sehne, die in der Fachsprache „Tractus iliotibialis“ heißt, spielt eine Rolle in der Stabilisation des Kniegelenks, der Aufrichtung des Beines und der Abwehr gegen Verschiebungen des Unterschenkels zum Oberschenkel.

Die Sehne gehört zu einem Muskel, dessen Bauch im Bereich des oberen Oberschenkels und Gesäßes liegt. Seinen Ursprung hat der Muskel am äußeren, tastbaren Rand des Beckenkamms. Von dort zieht er mit seiner langen, straffen Sehne bis zum äußeren Rand des Schienbeins. Bei Anspannung des Muskels wird das Kniegelenk nach außen hin aufgerichtet und ein Abknicken nach innen verhindert.

Ursachen

Die Ursache des ITBS ist eine Entzündung der Sehne im Bereich des Knies und leicht oberhalb des Knies. Die Entzündung beim ITBS wird mechanisch ausgelöst, also durch permanente physische Reizung. Schuld daran ist ein in erster Linie ein Knochenvorsprung, der sogenannte „Epicondylus“, der bei Bewegung auf die Iliotibialsehne drückt. Die Hauptursache, durch die das Syndrom auch ihren Namen erhält, ist das Joggen. Die dauerhafte Bewegung und Gewichtsbelastung führt zu einer dauerhaften Überlastung der Sehne, welche sich daraufhin entzündet. Auch der Radfahrsport ist kein seltener Auslöser für das ITBS.

Neben der Überbeanspruchung der Muskulatur spielen einige Faktoren in die Entstehung der Entzündung mit hinein. Viele anatomische Besonderheiten, Fehlbelastungen und sonstigen Einflüsse können den Druck auf die Sehne zusätzlich erhöhen und die Entzündung begünstigen. In erster Linie gehören anatomische Fehlstellungen der Beine, Füße und Hüfte dazu. Durch Beinfehlstellungen wie X- oder O-Beine verschiebt sich auch die Achse im Kniegelenk. Eine vermehrte Belastung für die Iliotibialsehne kann daraus folgen. Auch Fußfehlstellungen können die Achse im Bein beeinflussen. Bei Langstreckenlauf kann es durch die Fußfehlstellung zu permanent fehlerhafter Belastung der Beine kommen. Auch die Hüfte nimmt großen Einfluss auf die Sehne. Bei einem Abkippen des Hüftknochens wird die Sehne gedehnt und gespannt, was die Reizung auf sie erhöht.

Ebenso spielen angeborene oder erworbene anatomische Begebenheiten in die Entstehung des ITBS hinein. Unterschiedlich lange Beine stellen bei dauerhafter Belastung eine enorme Belastung für knöcherne und muskuläre Strukturen dar. Auch verkürzte Muskeln und Sehnen sind ein häufiges Problem, welches durch eine Fehlbelastung entstehen kann und folgende Fehlbelastungen provoziert und auslöst. Auch ohne besondere anatomische Begebenheiten tritt das ITBS bei Sportlern in Erscheinung. Bei zu schnellem Trainingsaufbau und zu intensiven Einheiten kann der leichte, permanente Druckreiz bereits zum Schmerzsyndrom führen.

Symptome

Das ausschlaggebende Symptom des ITBS ist der stechende Schmerz am oberen, äußeren Rand des Knies. Durch das Entzündungsgeschehen entstehen Symptome wie Rötung, Überwärmung, Funktionseinschränkung, Schwellung und Schmerz. Häufig ist äußerlich jedoch nur der Schmerz wahrnehmbar. Der Schmerz kann durch Bewegung ausgelöst oder verstärkt werden. Zunächst tritt er im Joggen nach einigen Kilometern auf. Mit dem Fortschreiten der Entzündung, verstärkt sich auch der Schmerz. In ausgeprägten Fällen kann jeder Schritt durch die stechenden Schmerzen unerträglich sein.

Ebenso kann der Schmerz den gesamten Sehnenverlauf betreffen und bis in das Schambein im Becken ziehen. Auch Bergabgehen verschlimmert häufig den Schmerz, da es zu einer vermehrten Sehnentätigkeit kommt. In seltenen Fällen lässt sich bei langsamem Beugen des Knies von außen ein knirschendes Geräusch wahrnehmen.

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Diagnose

Die Diagnose des ITBS ist durch einen erfahrenen Orthopäden durch Befragung und körperliche Untersuchung leicht zu stellen. Für die gezielte Anamnese(Befragung) sind dabei vor allem vorangegangene sportliche Aktivitäten wichtig. Joggen oder Radfahren sind anamnestisch dabei von Bedeutung. Auch die Entwicklung und der zeitliche Verlauf der Beschwerden in Korrelation mit den Sportausübungen liefern eindeutige Hinweise. Auch bereits abgeheilte vorangegangene Beschwerden und vorherige Sehnenentzündungen machen ein ITBS wahrscheinlicher.

Zur körperlichen Untersuchung zählt zunächst eine äußerliche Inspektion. Unter Umständen lassen sich Rötungen erkennen. Die betroffene Stelle oberhalb des Knies kann auch überwärmt und geschwollen sein. Diagnostisch ausschlaggebend ist jedoch der Druckschmerz am äußeren oberen Knie. Auch einzelne Bewegungen können ausgeführt werden. Führen sie zu dem typischen Schmerz, liegt die Diagnose nah.

Vor dem endgültigen Stellen der Diagnose müssen Differentialdiagnosen abgeklärt werden. Insbesondere im Bereich des Knies können Entzündungen und verletzungsbedingte Schmerzen auftreten. Durch bestimmte Handgriffe des Orthopäden können die Verschieblichkeit des Unterschenkels und die Rotationen im Knie getestet werden. Dadurch lassen sich Meniskus- und Kreuzbandbeschwerden ausschließen.

Behandlung

Ziel der Behandlung ist, die Entzündung in der Sehne abheilen zu lassen. Dazu ist es leider unumgänglich, die sportliche Aktivität zunächst einzustellen. Andernfalls verschlimmert sich der Schmerz stetig und wird nie vollständig ausheilen. Eine Entzündung kann der Körper selbst heilen, solange der Reiz ausbleibt, der sie verursacht hat. In der Akutsituation und in der langfristigen Therapie muss das betroffene Bein geschont werden. Bei akuten Beschwerden können Kühlung und Hochlagerung den Schmerz zusätzlich lindern.

Auch entzündungshemmende Medikamente können die Heilung beschleunigen. Bei leichten Beschwerden sollten zunächst lokale Mittel eingesetzt werden, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Salben, die „Diclofenac“ enthalten, werden häufig dazu eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein Schmerzmedikament der Gruppe der NSAR. Es besitzt zusätzlich eine entzündungshemmende Wirkung.

Bei ausreichender Zeit ist eine Abheilung der Entzündung wahrscheinlich. Anschließend müssen vorbeugende Maßnahmen an erster Stelle stehen. Bei sofortigem Wiederaufnehmen des Joggens wird der Schmerz mit großer Wahrscheinlichkeit wieder auftreten.

Eventuelle Fehlstellungen und Fehlbelastungen im Bewegungsablauf können korrigiert werden durch Physio- und Bewegungstherapie. Eine wichtige Maßnahme kann aus regelmäßigen Dehnübungen bestehen. Auch angepasste Laufschuhe und Einlagen können viele Fehlstellungen korrigieren. Kommen diese Maßnahmen nicht in Frage, bleibt langfristig nur das Wechseln der Sportart.

Dauer

Die Dauer variiert stark mit dem Fortschritt der Entzündung. Häufig betroffen sind unerfahrene Sportler, die erst kürzlich mit einer neuen und intensiv betriebenen Sportart begonnen haben. Nach wenigen aber langen Trainingseinheiten kommt es zu dem Schmerz. Wird unverzüglich Ruhe eingehalten und der Entzündung Zeit gegeben, kann der Schmerz innerhalb weniger Tage bis Wochen verschwinden. Je länger der Schmerz ignoriert wird, desto schwerer und häufiger wird er. Bei einer starken Entzündung, die bereits in Ruhe oder bei leichter Bewegung spürbar ist, benötigt die Heilung dementsprechend längere Zeit. In diesen Fällen können bis zu 8 Wochen Schonung nötig sein. Auch danach sollte erst langsam die Belastung wieder gesteigert werden.

Dehnübungen

Dehnübungen sind bei einem ITBS eine gute Therapie zur Vorbeugung der Schmerzen. Auch bei begonnenen Schmerzen können Dehnübungen das Fortschreiten der Entzündung aufhalten. Um gezielt die Außenseite des Oberschenkels zu dehnen kommen folgende Übungen in Betracht:

Stellen sie sich im geraden Stand seitlich neben eine Wand. Wenn nun die Beine überkreuzt werden, fixieren sie somit den Unterschenkel hinter dem anderen Bein. Anschließend drücken und lehnen sie in Richtung Wand, bis es zum Ziehen im äußeren Oberschenkel kommt. Damit wird der gesamte Muskel gedehnt und auch die Sehne am Knie entlastet.

Eine ebenso sinnvolle zweite Übung findet im Sitzen auf dem Boden statt. Hierbei ist ein Bein ausgestreckt, während das andere angewinkelt ist und über den benachbarten Oberschenkel kreuzt. Anschließend kann mit den Händen oder dem Oberkörper das überkreuzte Bein in die entgegengesetzte Richtung gedrückt werden, bis wieder ein Ziehen im äußeren Oberschenkel auftritt.

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Schmerzen am äußeren Knie beim Joggen

Das Joggen ist der häufigste Auslöser des ITBS. Durch die permanente Beugung und Streckung im Knie ist ein häufiger Reiz auf die Sehne gegeben. Insbesondere bei Langstreckenläufern, besonders häufigen und besonders intensiven Laufübungen wird das ITBS wahrscheinlich. Bei Auftreten der Beschwerden, sollte das Laufen sofort abgebrochen werden, da es sich andernfalls nur verschlimmert. Bei häufigeren Beschwerden muss unbedingt über eine längere Laufpause nachgedacht werden, um der Entzündung Zeit zur Abheilung zu geben.

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Tapen

Das Tapen ist eine moderne orthopädische Therapie, die auch beim ITBS zum Einsatz kommen kann. Sie wird sowohl zur Akuttherapie, als auch zur Prävention eingesetzt. Es handelt sich dabei um ein stabiles Klebeband, das sehr straff auf die Haut aufgeklebt wird. Es muss dabei über das Kniegelenk hinweg geklebt werden durch eine erfahrene Person. Es soll die abgedeckt Stelle einerseits wärmen, andererseits aber eine mechanische Unterstützung des Gelenks und Entlastung des Muskels liefern. Zusätzlich steigert es die Selbstwahrnehmung der eigenen Bewegung und kann die Blutzirkulation im Bereich des Muskels verbessern. Da die Wirkung umstritten ist, sollte es in der akuten Phase der Erkrankung nicht als alleinige Behandlung zum Einsatz kommen.

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Blackroll

Die Blackroll ist eine Rolle aus Schaumstoff, die der Selbstmassage dient. Das Prinzip dahinter ist, Muskelfaszien im Oberkörper zu lockern und Verspannungen, Muskelkatern, Blockaden und weiteren orthopädischen Problemen vorzubeugen und sie zu therapieren. Sie stellt eine Alternative zur professionellen Physiotherapie dar und lässt sich eigenständig durchführen.

Zunächst sollten die Übungen unter professioneller Anleitung durchgeführt werden, um nicht bestimmte Strukturen und Faszien falsch zu reizen und belasten. Anschließend lässt sich die Blackroll auch beim ITBS einsetzen und beugt weitere Beschwerden vor. Bei akut bestehenden Schmerzen sollten sie nicht die alleinige Therapie darstellen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.04.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024