Die Patellasehnenentzündung entsteht durch wiederholte Überbelastung, z.B. bei Laufsportarten oder Sportarten mit häufigen Richtungswechseln. Sie wird häufig erst spät bemerkt und kann dadurch chronisch werden. Bemerkt man die Symptome, sollte man umgehend mit der Belastung aufhören.
Die Patellasehnenentzündung ist eine schmerzhafte Erkrankung des bindegewebigen Bandes, welches Kniescheibe (Patella) und Schienbein (Tibia) verbindet. In den allermeisten Fällen betrifft die Patellasehnenentzündung nur eine Seite, allerdings kommen auch beidseitige Patellasehnenentzündungen in etwa 10-20% der Fälle vor.
Häufigste Ursache ist eine chronische Überlastung, oft in Kombination mit Fehlstellungen, Fehlbelastungen oder erhöhter Reibung. Die Erkrankung hat eine Tendenz, spät bemerkt, sowie zu spät ernst genommen und behandelt zu werden und chronifiziert daher häufig.
Häufigste Komplikationen der Patellasehnenentzündung sind Chronifizierung und Veränderungen der Sehnenstruktur. Die schlimmste Komplikation im Falle einer infektiösen Ursache ist die Ausbreitung der Erreger auf die Knochenhaut (Periost) des Schienbeines (Tibia) oder gar eine Streuung über den Blutweg (Sepsis). Die Behandlung erfolgt üblicherweise konservativ. Die Prognose ist bei entsprechender Disziplin des Patienten gut.
Der größte Kniestreckermuskel (Musculus quadriceps femoris) hat seine Ursprünge an Beckenknochen und Oberschenkelknochen (Femur). Seine vier Anteile ziehen gemeinsam die Kniescheibe (Patella) nach oben. Diese ist über die Patellasehne mit dem Schienbein (Tibia) verbunden. Bei einer Verkürzung des Musculus Quadriceps femoris kommt es über den Zug auf diese Sehne zu einer Streckung des Beines im Kniegelenk.
Der Größe des Muskels und seiner Aufgabe, das gesamte Körpergewicht in Stand, Gang und Sprung zu halten, entsprechend, ist die Patellasehne in gesundem Zustand recht breit und sehr strapazierfähig. So kann sie bei einem untrainierten Menschen in etwa das Siebenfache seines Körpergewichts aushalten, ohne zu reißen (rupturieren).
Vor allen Dingen bei einer chronischen Überlastung oder aber bei regelmäßigem Reiben der Sehne an knöchernen Strukturen des Knies wird eine Entzündung derselben begünstigt. Ein solches Reiben ist besonders bei Fehlstellung oder Fehlhaltungen im Kniegelenk oder bei muskulären Dysbalancen (vor allem zwischen den verschiedenen Anteilen des Muskulus quadriceps femoris) wahrscheinlich, insbesondere wenn dadurch die Kniescheibe durch mangelhafte oder falsche Führung ihre übliche Bahn verlässt.
Grundsätzlich kann eine Entzündung der Patellasehne auf infektiösem oder nicht infektiösem Wege entstehen. Die Entzündung aufgrund von eingedrungenen Erregern ist im Vergleich zu anderen Ursachen relativ selten und benötigt in der Regel eine Eintrittspforte für die Keime, etwa in Form einer Wunde.
Die nicht infektiöse Entstehung einer Patellasehnenentzündung hat meist mehrere Ursachen beziehungsweise basiert auf einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Als Hauptkomponente ist jedoch in den meisten Fällen eine wiederholte Über- und/oder Fehlbelastung zu nennen. In Einzelfällen können aber allerdings auch kurzfristige Überbelastungen, vor allen Dingen in unerwärmtem Trainingszustand, zu einer Patellasehnenentzündung führen.
Zudem können auch Medikamente, wie zum Beispiel einige Antibiotika (etwa aus der Gruppe der sogenannten Fluorchinolone) eine Patellasehnenentzündung hervorrufen.
Wie bei jeder Sehnenentzündung (Tendinitis) zeigen sich auch bei der Patellasehnenentzündung fast immer einige, selten jedoch alle der klassischen fünf Entzündungszeichen. Neben Schmerzen (dolor), die üblicherweise bei Belastungen deutlich zunehmen , ist vor allen Dingen eine Funktionseinschränkung (functio laesa) zu erwarten, aber auch eine Schwellung (tumor), eine Rötung (rubor) oder eine Überwärmung (calor) des betroffenen Gebietes sind möglich.
Oftmals (sofern nicht ursächlich eine plötzliche Überlastung oder ein Unfall zu Grunde liegt), kommen diese Krankheitszeichen (Symptome) schleichend, sind also zu Beginn schwach ausgeprägt und nehmen dann almählich an Stärke zu.
Häufig wird der Beginn einer Patellasehnenentzündung nicht bewusst wahrgenommen, da in der Frühphase der Erkrankung vollkommene Beschwerdefreiheit herrschen kann. Üblicherweise vergeht darüber hinaus einige Zeit zwischen dem Bemerken erster Krankheitszeichen und dem Ziehen von Konsequenzen. Erfolgt bei Symptombeginn nicht umgehend eine entsprechende Schonung, ist eine deutliche Steigerung der Schmerzen zu erwarten.
Diese Schmerzen, zugleich das Hauptbeschwerdebild der Erkrankung, sind unterhalb der Kniescheibe (Patella) lokalisiert und steigern sich bei Bewegung im Kniegelenk oder gar starker Belastung der Sehne (aktives Beinstrecken) noch deutlich. Dies ist zum Beispiel bei Treppenlaufen, Bergabgehen oder einer generellen Betätigung des großen Oberschenkelmuskels (Musculus Quadriceps femoris) der Fall, kann aber durchaus auch in Ruhe und ohne belastende Einflüsse auftreten. Zudem kann die entzündete Region empfindlicher auf Druck, Berührung oder Wärme von außen reagieren.
Im Falle einer Chronifizierung der Patellasehnenentzündung können auch Kalkablagerungen entstehen, welche bei Bewegung zu erhöhter Reibung in der entsprechenden Sehne führen. Diese Kalkablagerungen können auch knirschende Geräusche bei Bewegung des Knies bedingen. Zudem kann der betroffene Patient dieses Knirschen mitunter selbst spüren.
Im Rahmen der Chronifizierung sind auch knotige Verdickungen an der Sehne nicht auszuschließen, des weiteren kann die Sehne durch den dauerhaften Entzündungsprozess an Zugfestigkeit verlieren. Im schlimmsten Falle ist auch ein Riss (Ruptur) der Sehne möglich. Dies ist zwar äußerst selten, wird aber durch die Vorschädigung der Sehne im Rahmen ihrer Entzündung begünstigt.
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Die Feststellung (Diagnose) einer Patellasehnenentzündung ergibt sich üblicherweise aus dem klinischen Bild, welches der behandelnde Arzt durch genaue Befragung (Anamnese) und klinische körperliche Untersuchung gewinnt. Anamnestisch hinweisend sind ein schleichender Beginn der Beschwerden, vor allen Dingen der Schmerzen unterhalb der Kniescheibe (infrapatellar) bei wiederholt ungewöhnlich starker Belastung der Beinstrecker (Extensoren), etwa durch eine wieder oder neu aufgenommene sportliche Betätigung. So können zum Beispiel Lauf- und Ballsportarten oder leichtathletische Disziplinen, die plötzliche Richtungswechsel oder Be- und Entschleunigungen sowie Sprünge etc. beinhalten, ebenso eine Patellasehnenentzündung hervorrufen wie übermäßiges Streckertraining etwa im Fitnesstudio oder durch exzessive Laufübungen.
Sollte nach Anamnese und körperlicher Untersuchung weiterhin ein unklares Bild bestehen, so kann der Verdacht auf eine Patellasehnenentzündung durch eine Ultraschalluntersuchung der entsprechenden Region (Sonographie) oder durch eine magnetresonanztomographische Bildaufnahme vom Knie (Knie-MRT) erhärtet werden.
Des weiteren kompletiert eine Blutentnahme die Diagnostik. Hierbei liegt das Augenmerk vor allen Dingen auf sogenannten Entzündungsparametern wie etwa der Anzahl der Entzündungszellen (Leukozyten), aber auch das C-reaktive Protein stellt einen wichtigen diagnostischen Marker dar.
Die wahrscheinlichste Alternativerkrankung, welche ein ähnliches Beschwerdebild hervorrufen kann, ist das sogenannte Patellaspitzensyndrom, welches jedoch im Gegensatz zur Patellasehnenentzündung eine reine Verschleißerkrankung ist, die sich ohne Entzündungsgeschehnisse präsentiert und als Hauptschmerzpunkt den Ansatz der Patellasehne an der Kniescheibe hat, während die Patellasehnenentzündung üblicherweise einen größeren Teil der Sehne betrifft.
Nichtsdestotrotz kann sich gegebenenfalls auf dem Boden eines Patellaspitzensyndroms auch eine Patellasehnenentzündung ausbilden.
Die Patellasehnenentzündung wird üblicherweise auf konservativem Wege behandelt, kann jedoch in einzelnen Fällen, etwa bei besonders schwerwiegenden Verläufen, Versagen der konservativen Behandlung oder einer konservativ nicht beherrschbaren Chronifizierung auch operativ behandelt werden.
Im seltenen Falle eines begründeten Verdachtes einer infektiösen Ursache der Patellasehnenentzündung stützt sich die konservative Therapie hauptsächlich auf die Verabreichung eines sogenannten Breitbandantibiotikums, also eines antibakteriellen Medikamentes, welches eine große Wirkbreite gegen besonders viele Erreger hat.
Wirkt dieses Antibiotikum nicht, so muss mit einer gezielteren antibiotischen Therapie gegen den dann zunächst zu bestimmenden Erreger begonnen werden.
Im wesentlich häufigeren Fall einer Entwicklung der Patellasehnenentzündung durch eine wiederholte Überbelastung ist die wichtigste therapeutische Maßnahme das sofortige Unterlassen der belastenden Tätigkeiten. Dieses Sportverbot kann je nach Schweregrad sowie Heilungsgeschwindigkeit Wochen bis Monate betragen und sollte von einer langsamen Belastungssteigerung gefolgt werden.
Üblicherweise wird der Heilungsprozess krankengymnastisch begleitet und durch geeignete Maßnahmen wie etwa entzündungshemmende Kälteanwendungen und gegebenenfalls zunächst Dehnübungen und dann leichtes muskuläres Training unterstützt.
Vor allen Dingen wird in der Akutphase bzw. Frühphase der Erkrankung standardmäßig eine entzündungshemmende Medikation durch den behandelnden Arzt verschrieben. Der Hauptpfeiler dieser Behandlung ist die längerfristige Therapie mit Medikamenten der Wirkstoffklasse der sogenannten Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie etwa Ibuprofen oder Diclofenac, die neben einer schmerzhemmenden Wirkung auch durch eine entzündungshemmende Wirkweise ausgezeichnet sind.
In schweren Fällen kann auch ein Einspritzen eines entzündungshemmenden Mittels (Cortison/Glukokortikoid) in die Patellasehnenregion in Betracht gezogen werden. Hierbei ist besonders zu beachten, dass die Sehne selbst nicht getroffen werden darf.
Ist in dem betroffenen Knie eine verstärkte Beweglichkeit des Gelenkes, beziehungsweise vor allen Dingen der Kniescheibe vorhanden, so kann auch eine orthopädische Bandage, welche dem Gelenk Stabilität und der Kniescheibe Führung verleiht, den Heilungsprozess manchmal beschleunigen und Beschwerden lindern.
Ebenso kann der Patient den Heilungsprozess durch Schonung und eigenständige, jedoch nicht übermäßige, Kühlung der Patellasehne beschleunigen.
Zur Not, wenn die konservativen Therapiemaßnahmen versagt haben oder andere Faktoren gegen eine konservative Behandlung sprechen, muss eine operative Therapie in Betracht gezogen werden. Bei dieser wird im Rahmen eines Eingriffes mittels Gelenkspiegelung (Arthroskopie) stark entzündetes Sehnengewebe entfernt.
Kinesiotapes können bei der Ausheilung einer Patellasehnenentzündung helfen, indem sie die Durchblutung fördern und die Muskeln unterstützen. Zudem führen Tapes zu einer Schmerzlinderung in der Sehne. Die Tapes werden auf die Haut geklebt und führen zu einer elastischen Spannung in den Muskeln. Sie sind atmungsaktiv und können mehrere Tage, auch beim Sport angezogen werden. Sie fördern sowohl die Heilung und können sowohl ein erneutes Auftreten vorbeugen.
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Eine Operation bei einer Patellasehnenentzündung gilt als letzte Maßnahme, wenn alle konservativen Maßnahmen nicht zu einer Heilung geführt haben. Dabei gibt es zwei Verfahren, zum einen die Kniespiegelung (Arthroskopie) und zum anderen die offene Chirurgie. Bei beiden Verfahren werden die betroffenen Anteile entfernt und das Kniegelenk gespült. Zudem können Kalkablagerungen, die evtl. zu der Entzündung geführt haben, entfernt und eventuelle Sehnenrisse genäht werden. Allerdings bedarf es nach einer Operation ebenfalls einer kurzen Ruhephase bis das Knie wieder voll belastbar ist. Zudem birgt eine Operation seine eigenen Risiken.
Die Patellasehne ist eine sehr beanspruchte Sehne. Die voraussichtliche Heilungsdauer hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren ab, unter anderem dem Alter und des Fitnesslevels. Bevor mit der kompletten Belastung angefangen wird, sollte die Patellasehnenentzündung komplett auskuriert sein, um eine chronische Entzündung zu verhindern. Bei der akuten Entzündung sollte das Bein zunächst so weit es geht geschont und gekühlt werden, d.h. hochlagern und wenig Belastung auf das Knie. Entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente können ebenfalls helfen.
Schmerzt die Sehne nicht mehr so stark, kann zunächst mit kleinen Belastungen angefangen werden. Zur Unterstützung können Kniebandagen für 3 bis 6 Wochen getragen werden. Diese fördern die Durchblutung und führen so zu einer schnelleren Heilung. Außerdem können Gehstützen helfen. Mittels leichter Übungen, ggfs. auch mit der Hilfe von Physiotherapie, kann die Genesung beschleunigt werden. Im Ganzen kann es jedoch bis zu 6 Monate bis zur kompletten Ausheilung dauern.
Physiotherapie kann helfen um den Heilungsprozess zu beschleunigen und Muskelabbau bei der Sportpause zu verhindern. Die Trainingsübungen zielen vor allem auf die Stärkung des Oberschenkelmuskels ab. Beispiele für solche Übungen sind Kniebeugen und Wandsitzen. Das krankengymnastische Verfahren der Querfriktion kann beispielsweise bei der Schmerzlinderung im Kniegelenk helfen. Dabei werden die Muskelgruppen mittels Massage behandelt.
Doch auch die ausreichende Dehnung der Muskeln und Bänder des Ober- und Unterschenkels helfen bei der Vorbeugung von Patellasehnenentzündungen. Durch Trainingsübungen kann man zudem lernen seinen eigenen Körper besser wahrzunehmen. So können Fehl- und Überbelastung reduziert werden.
Die Prognose einer Patellasehnenentzündung ist im Allgemeinen gut. Es kann zwar länger dauern, bis die Symptome vollständig abgeklungen sind, aber wenn der Patient die Schonzeit gewissenhaft einhält und danach die Belastung sehr langsam steigert, ist die Wahrscheinlichkeit, gänzlich zu genesen, sehr groß.
Nichtsdestotrotz bleibt zu vermerken, dass der Patient bei erneuter Überbelastung eine erhöhte Anfälligkeit für das Erleiden einer weiteren Patellasehnenentzündung aufweist.
Radfahren gehört zu den häufigsten Ursachen einer Patellasehnenentzündung, da beim Radfahren die Sehne massiv beansprucht wird. Ist die Sehne bereits vorgeschädigt oder besteht eine chronische Entzündung, kommt es schnell zu einer erneuten Entzündung. Durch häufige Entzündungen kann es zu Kalkablagerungen kommen, welche das Risiko für eine Patellasehnenruptur erhöhen. Bei einer Entzündung sollte die komplette Ausheilung abgewartet werden, bevor man wieder auf das Fahrrad steigt. Bei chronischen Beschwerden können Kniebandagen helfen.
Zur Vermeidung einer Patellasehnenentzündung ist es am dienlichsten, Überbelastungen zu unterlassen beziehungsweise bei der Ausübung einer Tätigkeit, die die Patellasehne stark belastet, wie etwa entsprechenden Sportarten (Laufen, Springen etc.), die Trainingsintensität nur langsam zu steigern.
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