Eine Hypertrichose ist einer Erkrankung der Haut, bei der es zu vermehrtem Haarwachstum an verschiedenen Körperstellen kommen kann. Im Gegensatz zum Hirsutismus ist diese Krankheit nicht durch eine Hormonstörung verursacht. Vielmehr gibt es verschiedenste Ursachen, die zu einem vermehrten Haarwachstum führen können.
Es gibt eine Vielzahl von Formen der Hypertrichose, wobei jede auch ein anderes Erscheinungsbild hat.
Grundsätzlich unterscheidet man angeborene und erworbene Hypertrichosen.
Bei den angeborenen Formen gibt es zum einen die umschriebene Form, die nur wenige Gebiete des Körpers befallen.
Ein Beispiel hierfür sind sogenannte „Becker-Melanosen“. Hierbei sind einzelne, zum Teil große Leberflecken mit langen schwarzen Haaren bewachsen.
Zum anderen gibt es auch zwei diffuse angeborene Formen, also Formen, die den gesamten Körper betreffen.
Bei der einen Form, bleibt die vor der Geburt vorhandene feine Behaarung des Kindes (sogenannte Lanugobehaarung), die das Kind vor der Geburt schützt und dann abgestoßen wird, an den Armen und Beinen erhalten. Die Lanugobehaarung ist meist bei Frühgeborenen noch erhalten. Die Härchen sind in der Regel sehr fein und dünn.
Zum anderen gibt es eine angeborene, bei der der gesamte Körper mit dickeren Haaren bewachsen ist, mit Ausnahme der Fußsohlen und Handflächen. Diese Form wird als „Hypertrichosis universalis congenita“ bezeichnet. Diese Form ist jedoch sehr selten.
Neben den angeborenen Formen gibt es auch mehrere erworbene Formen der Hypertrichose.
Bei manchen Krebserkrankungen treten als zusätzliche Beschwerden auch ungewöhnliche Behaarung auf. Der Mediziner spricht dabei von sogenannten paraneoplastischen Syndromen.
Außerdem kann die Hypertrichose ein Symptom einer anderen Krankheit sein. So gehen manche Hauterkrankungen wie zum Beispiel die Dermatomyositis gelegentlich mit einem vermehrten Haarwachstum einher.
Auch extremer Stress kann Ursache der Hypertrichose sein.
Bei schweren Formen von Magersucht (Anorexie) tritt gelegentlich eine erneute Behaarung mit Lanugohaaren ein.
Auch bestimmte Medikamente können eine Hypertrichose verursachen. Zu diesen Medikamenten gehören zum Beispiel Streptomycin (ein bestimmtes Antibiotikum).
Außerdem kann Psoralen zu einer Hypertrichose führen. Psoralen ist ein Wirkstoff, der in der Hautheilkunde gegen Schuppenflechte und die Weißfleckenkrankheit („Vitiligo“) eingesetzt werden kann, in der Regel mit einer Bestrahlung durch UV-Licht verbunden.
Als letzte Form gibt es noch ethnische und familiäre Unterschiede in der Ausprägung der Behaarung. In der Regel haben gerade mediterrane Hauttypen dichtere und dickere Behaarung als Nordeuropäer und diese wiederum dichtere und dickere Behaarung als Asiaten. Diese Unterschiede sind vor allem bei Frauen auffällig, jedoch in der Regel ohne Krankheitswert.
Was kann man nun tun um die lästigen Haare loszuwerden?
Dazu gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, aber nicht alle sind für alle Formen und Patienten geeignet. Die Methoden unterscheiden sich in Aufwand, Schmerzen, Kosten, Gründlichkeit und Dauer der Wirkung.
Hier also ein Überblick.
Zuerst sollten sicher sein, dass dem vermehrten Haarwachstum nicht eine hormonelle Ursache zu Grunde liegt. In diesem Fall kann das Problem nämlich kausal, also an seiner Wurzel behandelt werden. Ansonsten bleibt nur die Entfernung der Haare.
Bei der Entfernung unterscheidet man kurzzeitige und langzeitige Entfernung, außerdem die Verringerung des Haarwachstums.
Folgende kurzzeitige Methoden zur Haarentfernung sind möglich:
Als dauerhafte Lösungen bei Hypertrichose gibt es die Elektro- und Nadelepilation sowie die Laserbehandlung. Beide sind sehr zeitaufwendig und teuer.
Eine weiter Möglichkeit die lästigen Haare bei Hypertrichose loszuwerden ist, die Hemmung des Haarwachstums.
Dies ist möglich durch eine bestimmte Creme, die den Wirkstoff Eflornithin enthält. Dieser greift in das Zellwachstum ein und verlangsamt so erheblich das Haarwachstum. Die Creme muss allerdings zwei mal täglich aufgetragen werden und die Wirkung hält nur an, wenn die Creme auch regelmäßig benutzt wird.
Unglücklicherweise ist das Ergebnis nur bei einem Drittel der Patientinnen erfolgreich, je ein weiteres Drittel haben nur mäßigen oder gar keinen Effekt. Gelegentlich treten auch Hautreizungen wie Akne auf.
Insgesamt ist Eflornithin-Creme vor allem für Flaumhaare im Gesicht geeignet.
Neben der Hypertrichose gibt es auch Hormonstörungen, die zu einer vermehrten Behaarung, insbesondere bei Frauen, führen.
Bei den Hormonstörungen, dem sogenannten Hirsutismus, liegt bei Frauen eine erhöhte Bildung von eigentlich männlichen Geschlechtshormonen vor.
Daher werden die eigentlich ganz feinen Haare, die alle Menschen bedecken, in dickere, sogenannte Terminalhaare umgewandelt. Diese sind dann deutlich auffälliger.
Anders als bei der Hypertrichose betrifft der Hirsutismus jedoch nicht den ganzen Körper oder zufällige Gebiete, sondern folgt dem männlichen Behaarungstyp. Das bedeutet, im Gesicht, an der Brust, und im Schambereich entsteht eine dichte Behaarung.
Ursachen für diese vermehrte Produktion von männlichen Geschlechtshormonen können zum Beispiel hormonproduzierende Tumore sein. Aber auch durch bestimmte Medikamente wie Spironolacton oder auch durch Dopingmittel kann eine solche Hormonstörung verursacht sein. Gelegentlich kommt es auch zu Hormonstörungen bei Frauen nach der Menopause.
Sollte eine Hormonstörung die Ursache für den vermehrten Haarwuchs sein, kann die Ursache des Problems häufig medikamentös behandelt werden. Dazu werden sogenannte Antiandrogene verwendet, die auch in der Antibabypille vorkommen.
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