In diesem Artikel geht es um die Entzündung des Bindegewebes. Es werden zunächst die Symptome, Ursachen und verschiedenen Lokalisationen besprochen. Therapeutisch können entzündungshemmende und fiebersenkende Medikamente sowie Antibiotika eingenommen werden. Auch Kühlen und Schonen kann hilfreich sein.
Eine Entzündung im Bindegewebe kann verschiedene Ursachen haben und sich dadurch auch mit unterschiedlichen Symptomen präsentieren.
Im Allgemeinen entstehen Entzündungen im Bindewebe als eine Antwort des Gewebes auf einen inneren oder äußeren Reiz. Das kann beispielsweise eine Verletzung, eine Infektion oder auch eine Autoimmunkrankheit sein. Das Bindegewebe reagiert dann mit der Entzündung, deren Ziel letztendlich die Entfernung des störenden Reizes und damit einhergehend die Heilung des Gewebes ist. Durch die Entzündung sollen also Bedingungen für das Ablaufen von Reparaturvorgängen geschaffen werden.
Die Entzündung des Bindegewebes geht klassischerweise mit den sogenannten Kardinalzeichen der Entzündung einher. Dabei handelt es sich um die Schwellung (Tumor), die Rötung (Rubor), die Überwärmung (Calor), den Schmerz (Dolor) und die Funktionseinschränkung (Functio laesa). Nicht alle Entzündungszeichen müssen zwingend gleichzeitig auftreten. Bei tieferliegenden Entzündungen ist eine Rötung beispielsweise nicht immer zu sehen.
Entzündungen des Bindegewebes können mit ganz unterschiedlichen Symptomen einhergehen, die abhängig sind von der Ursache und Art der Entzündung sowie von der Lokalisation. Nicht jede Bindegewebsentzündung äußert sich auf dieselbe Art und Weise.
Hinweise, die auf eine Entzündung im Bindegewebe hindeuten können, sind plötzlich aufgetretene Schwellungen, die begleitet sind von einer Rötung und Schmerzen. Auch begleitendes Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl sprechen für eine Entzündung. Weiterhin kann die Schwellung im Vergleich zu restlichen Haut wärmer sein.
Eine eher schmerzlose und langsam wachsende Schwellung ohne Rötung, hat meist andere Ursachen, wie beispielsweise ein Lipom. Entzündungen können jedoch auch chronischer Natur sein, typisch wären in diesem Fall dennoch gelegentliche Schmerzen oder Beschwerden.
Entzündungen, die im Rahmen von Autoimmunerkrankungen entstehen, können mit ganz vielen verschiedenen Symptomen einhergehen. Es ist in diesem Fall oft nicht einfach direkt zu erkennen, wo die Entzündung lokalisiert ist.
Weitere Informationen hierzu: Schmerzen im Bindegewebe
Die Diagnose einer Entzündung im Bindegewebe kann durch verschiedene Ärzte gestellt werden. Häufig ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner bei Beschwerden. Dieser kann gegebenenfalls Entzündungszeichen, wie eine Schwellung, Rötung, Überwärmung oder Schmerzen feststellen. Auch Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl sind mögliche Begleitsymptome. Diese treten beispielsweise bei einer bakteriellen Entzündung, unter anderem bei einer Phlegmone, auf.
Auch die Anamnese kann wichtige Informationen für die richtige Diagnosestellung beinhalten. So können beispielsweise Verletzungen, Vorerkrankungen oder weitere Begleitsymptome abgefragt werden. Eine Blutuntersuchung kann eine Erhöhung der Entzündungswerte CRP, BSG und der Leukozyten zeigen. Für die Diagnose der autoimmun bedingten Bindegewebsentzündungen werden spezielle Antikörper im Blut bestimmt und weiterführende rheumatologische Untersuchungen veranlasst. Tieferliegende Bindegewebsentzündungen können auch mithilfe einer Bildgebung, beispielsweise eines MRTs, diagnostiziert werden.
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Die Behandlung einer Entzündung im Bindegewebe richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und der Lokalisation der Entzündung.
Es existiert also kein allgemeingültiger Therapieansatz. Bei entzündlich bedingten Schmerzen im Bindegewebe werden entzündungshemmende Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Diclofenac, eingesetzt, da sie gleich zwei wichtige Wirkprinzipien miteinander verbinden. Bei einer akuten Entzündung im Bindegewebe, beispielsweise durch eine Verletzung, sollte die betroffene Stelle ruhig gehalten und gekühlt werden.
Bakterielle Entzündungen werden außerdem mit fiebersenkenden und antibiotischen Medikamenten behandelt. Gerade chronisch-entzündliche Prozesse, wie sie häufig bei Bindegewebsentzündungen des Rückens eine Rolle spielen, werden zudem mit physikalischen Methoden und Physiotherapie behandelt. Auch Massagen helfen die Entzündungen zu behandeln und die Schmerzen zu lösen.
Bei Autoimmunerkrankungen, wie der Sklerodermie oder dem Lupus erythematodes, können spezielle Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken. Auch hier werden jedoch meistens verschiedene Behandlungsmethoden, bestehend aus Schmerzmitteln, Physiotherapie und physikalischer Therapie, miteinander kombiniert.
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Die Ursachen für eine Entzündung des Bindegewebes sind sehr vielfältig.
Eine mögliche Ursache für eine Entzündung ist ein mechanischer Reiz oder ein Trauma. Typischerweise können Verletzungen, die beispielsweise beim Sport oder im Alltag passieren, zu einem Entzündungsreiz im betroffenen Bindegewebe führen. Eine solche Art der Entzündung ist abakteriell. Es kann sich in diesem Falle sowohl um oberflächliche, als auch um tieferliegende Entzündungen handeln. Im Rahmen der Entzündung können verschiedene Strukturen des Bindegewebes betroffen sein, so zum Beispiel auch Bänder und Sehnenansätze.
Eine andere Ursache für eine Entzündung des Bindegewebes sind Krankheitserreger, vor allem Bakterien. Eine spezielle Form dieser Entzündung ist die Phlegmone. Dabei handelt es sich um eine tiefreichende Entzündung des Bindegewebes, der Haut und des Unterhautfettgewebes, die bis auf die Muskelfaszie vordringen kann. Meist sind die Bakterien Staphylokokkus aureus und/oder Streptokokken der Gruppe A an der Entstehung dieser Bindegewebsentzündung beteiligt. Über eine kleine Verletzung im Nagelbett oder der Haut können sie in das Bindegewebe vordringen und dort die Entzündung verursachen. Auch andere Krankheitserreger, beispielsweise die Tuberkulose oder auch der Gasbrand, können Bindegewebsentzündungen verursachen.
Abgesehen von solchen traumatischen oder infektiösen Entzündungen, existieren auch Bindegewebsentzündungen im Rahmen von Autoimmunerkrankungen. Ein häufiges Beispiel, dass in diesem Zusammenhang genannt wird, ist die Sklerodermie. Diese seltene Erkrankung führt dazu, dass es zu vielen Entzündungen im Bindegewebe und in den Organen kommt, die mit einer Zellvermehrung einhergehen. Es entstehen sogenannte Fibrosen, die das Bindegewebe derb und unelastisch machen und zu Verhärtungen führen. Auch der Lupus erythematodes, die Poly- und Dermatomyositis und das Sjögren-Syndrom gehören zu diesem Formenkreis der Autoimmunerkrankungen, die auch als Kollagenosen bezeichnet werden und verschiedene Anteile des Bindegewebes betreffen.
Die Dauer einer Entzündung im Bindegewebe hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Ursache der Entzündung.
Bakterielle Entzündungen sind meistens sehr akut. Sie treten innerhalb weniger Stunden oder Tage auf. Bei einer adäquaten Therapie kann je nach Entzündung innerhalb mehrerer Tage oder weniger Wochen eine Heilung erreicht werden. Manche Bindegewebsentzündungen zeigen jedoch auch einen chronischen oder chronisch-rezidivierenden Verlauf. Das ist vor allem bei Autoimmunerkrankungen, wie der Sklerodermie oder dem Lupus erythematodes, der Fall. In diesem Fall sind auch unter Therapie jahrelange Verläufe keine Seltenheit.
Auch am Auge können Bindegewebsentzündungen entstehen. Dabei können verschiedene Abschnitte des Auges betroffen sein. Eine mögliche Lokalisation sind die Augenlider. Als sogenannte Blepharitis bezeichnet man eine Entzündung des Bindegewebes am Lidrand. Sie wird ausgelöst durch Bakterien (Staphylokokken). Typische Symptome sind verdickte Augenlider, Rötungen und Juckreiz. Auch ein Fremdkörpergefühl im Auge und fettige Beläge sind typisch.
Als endokrine Orbitopathie wird eine Entzündung des Fett-, Muskel- und Bindegewebes in der Augenhöhle bezeichnet, die zu einer Strukturveränderung und letztendlich zu einer Größenzunahme führt. Eine typische Ursache dafür ist der autoimmun bedingte Morbus Basedow (autoimmune Schilddrüsenüberfunktion). Typischerweise treten die Augen hervor (Exophtalmus). Dies kann zu Sehstörungen führen.
Eine andere Ursache für eine Entzündung des Bindegewebes am Auge ist die Orbitaphlegmone. Dabei verursachen Krankheitserreger eine infektiöse Entzündung des Bindegewebes. Die Erreger gelangen durch Verletzungen oder durch Fortleitung aus benachbarten Entzündungen, wie einer Nasennebenhöhlen- oder Zahnentzündung, in das Gewebe der Augenhöhle. Bei der Orbitaphlegmone ist das Auge stark geschwollen, gerötet und schmerzt.
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Entzündungen im Bindegewebe des Beins haben häufig traumatische Ursachen. Gerade Sportverletzungen und Zerrungen können zu lokalen Entzündungen der Bänder und Sehnen führen, die durch Schmerzen, Rötungen und Schwellungen auffallen.
Auch nicht-traumatische Ursachen kommen jedoch in Frage. So können Krankheitserreger beispielsweise durch kleine Wunden an den Zehen oder der Haut in das Bindegewebe gelangen und infektiöse Entzündung verursachen. Häufiger ist dies jedoch am Unterschenkel, seltener am Oberschenkel der Fall. In beiden Fällen wäre eine Überwärmung des Beins und Fieber typisch.
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Der Fuß kann durch verschiedene Ursachen von einer Entzündung des Bindegewebes betroffen sein. Besonders anfällig sind die Füße von Diabetikern für solche Entzündungen, weshalb die Untersuchung der Füße zu einem festen Bestandteil der Versorgung beim Diabetes gehört.
Beim Diabetes Mellitus entstehen aufgrund der Zuckerablagerungen in den Gefäßwänden Durchblutungsstörungen, die sich besonders früh an den Füßen manifestieren. Durch die schlechte Durchblutung ist die Wundheilung gestört. Entzündungen können dort schnell chronische Verläufe haben. Kleine Verletzungen an den Zehen und der Haut begünstigt den Eintritt von Bakterien, die wiederum bakterielle Entzündungen in den Füßen verursachen.
Es können auch Nicht-Diabetiker betroffen sein. Auch im Rahmen einer Gicht oder einer rheumatischen Erkrankung kann es zu Entzündungen im Bindegewebe kommen.
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Rückenschmerzen können auch auf Entzündungen des Bindegewebes in der Umgebung der Wirbelsäule zurückzuführen.
Eine mögliche Ursache ist eine degenerative Veränderung und ein Elastizitätsverlust des Bindegewebes. Mangelnde Bewegung und ein fortschreitendes Alter fördern diese Umbauprozesse im Bindegewebe und stellen eine Ursache für anhaltende Bewegungsschmerzen dar.
Auch im Rahmen eines sogenannten Morbus Bechterew ist das Bindegewebe an der Wirbelsäule in der Regel mitbetroffen. Vor allem die Knochen-Sehnen-Übergänge sind entzündet. Dies bezeichnet man als Enthesiopathien. Die Schmerzen äußern sich vor allem am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Becken. Der Morbus Bechterew stellt eine chronisch-entzündliche Erkrankung dar, die vor allem die Wirbelsäule betrifft und zu starken Rückenschmerzen führen kann.
Entzündungen des Bindegewebes im Oberschenkel sind meist durch eine Über- oder eine Mangelbeanspruchung der Muskulatur, Sehnen und des umgebenden Bindegewebes bedingt.
Das mag zunächst gegensätzlich klingen, erklärt sich jedoch wie folgt: Bei einer Überbeanspruchung, beispielsweise durch häufiges oder auch zu intensives Training, entstehen kleine Verletzungen im Muskelgewebe, aber auch im umgebenden Bindegewebe und in den Sehnen. Diese kleinen Verletzungen führen zu Entzündungsprozessen, die der Heilung des Gewebes dienen und Schmerzen verursachen. Eine mangelnde Beanspruchung hingegen kann ebenfalls zu entzündlichen Prozessen führen. Das Bindegewebe verliert seine Elastizität und die Reibung zwischen Knochen, Muskeln, Sehnen und Nerven erhöht sich. Das führt ebenfalls zu ständigen Reizen, die ebenfalls kleine Entzündungen verursachen.