Verklebung des Bindegewebes

Bindegewebe findet sich nahezu an jeder Stelle des Körpers. Es umschließt die Organe, die Muskeln und die Hohlräume des Körpers. Man kann es sich vorstellen wie eine sehr dünne, straffe Haut, die allerdings ziemlich reißfest und strapazierfähig ist. Man bezeichnet es auch als Faszien. Die Faszien sind verantwortlich für die Beweglichkeit des Körpers. Alle Faszien des Körpers sind direkt oder indirekt miteinander verbunden und halten sämtliche Strukturen des Körpers an ihrem Platz. Sie ermöglichen jedoch auch die Verschieblichkeit der verschiedenen Schichten gegeneinander, um freie Bewegung möglich zu machen.

Verklebung des Bindegewebes

Definition

Bindegewebe findet sich nahezu an jeder Stelle des Körpers. Es umschließt die Organe, die Muskeln und die Hohlräume des Körpers. Man kann es sich vorstellen wie eine sehr dünne, straffe Haut, die allerdings ziemlich reißfest und strapazierfähig ist. Man bezeichnet es auch als Faszien. Die Faszien sind verantwortlich für die Beweglichkeit des Körpers. Alle Faszien des Körpers sind direkt oder indirekt miteinander verbunden und halten sämtliche Strukturen des Körpers an ihrem Platz. Sie ermöglichen jedoch auch die Verschieblichkeit der verschiedenen Schichten gegeneinander, um freie Bewegung möglich zu machen. Durch verschiedene Ursachen kann das Bindegewebe allerdings sehr stark angespannt und belastet sein und als Folge auch verkleben. Dies führt zu Schmerzen bei Bewegung. Da alle Faszien miteinander verbunden sind, machen sich Verklebungen nicht nur im betroffenen Gebiet bemerkbar, sondern oft auch in anderen Körperteilen.

Ursachen

Das Bindegewebe kann verkleben, wenn es zu stark oder falsch belastet wird. Dann kommt es dazu, dass die eigentlich parallel angeordneten Fasern sich verdrehen und anschließend verkleben. Häufig wird die Fehlbelastung durch psychischen Stress ausgelöst, der zu einer dauerhaften Anspannung des gesamten Körpers führt. Auch Schonhaltungen aufgrund von chronischen Schmerzen oder nach Operationen sind häufige Ursachen. Eine weitere mögliche Ursache ist Bewegungsmangel. Hierbei werden nach und nach die dehnbaren Fasern der Faszien durch weniger dehnbare ersetzt, wodurch es zu einer Steifheit des Körpers kommt.

Durch die Verklebungen des Bindegewebes können Nerven eingeklemmt werden und Schmerzen verursacht werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Bindegewebe Schmerzen

Da ältere Menschen einen viel niedrigeren Wasseranteil im Körper haben, als junge Menschen und die Faszien unter anderem auch aus Wasser bestehen, weisen ältere Menschen häufiger Probleme mit den Faszien auf. Die Elastizität des Bindegewebes ist bei ihnen deutlich geringer.

Symptome

Durch Verklebungen des Bindegewebes wird der Körper in seiner Beweglichkeit sehr stark eingeschränkt, da die Flexibilität der Strukturen nicht mehr gegeben ist. Zusätzlich kann es durch die Einklemmung von Blutgefäßen oder Nerven zu starken Schmerzen kommen.

Da aber nicht nur die Muskeln, sondern auch die Organe von Bindegewebe umgeben sind, kann es auch hier zu Beschwerden führen. Ist das Bindegewebe so stark verklebt, dass das betroffene Organ nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann, so führt dies zu einer Minderung der Funktionsfähigkeit. Je nachdem, welches Organ betroffen ist, kann es zu Herzbeschwerden, Atembeschwerden oder Verdauungsbeschwerden kommen. Auch Durchblutungsstörungen oder neurologische Ausfälle gehören zu den möglichen Symptomen.

Schmerzen

Wenn das Bindegewebe Verklebungen aufweist, so kann dies sehr schmerzhaft sein. Es können verschiedene Strukturen des Körpers eingeengt werden und dadurch in ihrer Funktion beeinträchtigt sein. Ist zum Beispiel die Faszie eines Muskels betroffen, so kann es zu einer Bewegungseinschränkung des Muskels kommen und in unmittelbarer Nähe verlaufende Blutgefäße und Nerven können mitbetroffen sein. In der Regel wird dies von den Betroffenen als flächiger Schmerz empfunden und kann oft nicht genau lokalisiert werden.

Besonders bei Rückenschmerzen sind es oft die Faszien, die die Ursache der Rückenschmerzen darstellen. Häufig klagen Patienten mit Rückenschmerzen über unspezifische Schmerzen und wenn keine genaue Ursache gefunden werden kann, wird die Bandscheibe für die Schmerzen verantwortlich gemacht. Allerdings sind es häufig die Faszien, die die Schmerzen verursachen. Durch Bewegungsmangel, wie er aufgrund vieler sitzender Tätigkeiten bei den meisten Menschen besteht, verkleben die Faszien und führen zu starken Schmerzen. Bei Patienten, die aufgrund ihrer Rückenschmerzen operiert wurden, treten die Schmerzen häufig nach spätestens einem Jahr erneut auf. Hier kann sich Faszientraining zur Lockerung der Faszien als hilfreich erweisen.

Liegen Probleme mit dem Bindegewebe vor, so kann dies durch bildgebende Verfahren jedoch nicht erkannt werden, wodurch die Diagnosestellung erschwert wird.

Weitere Informationen finden Sie unter: Faszientraining

Verklebungen im Oberschenkel

Der Oberschenkel besteht aus einer der kräftigsten Muskelgruppen, die der Mensch besitzt. Da dabei sämtliche Muskeln sowohl durch Faszien und Bindegewebe durchzogen als auch damit umhüllt werden, kann es in jedem Bereich zu Verklebungen dieser kommen. Diese können das Gleiten der Bindegewebsschichten untereinander behindern und somit Bewegungen erschweren und auch Schmerzen auslösen, die eher diffus und flächig auftreten. 

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Schmerzen im Oberschenkel

Verklebungen am Bauch

Auch der Bauch ist mit Bindegewebsschichten umhüllt, welche eine wichtige Stützfunktion besitzen und gleichzeitig auch der Ansatz der Bauchmuskulatur sind. Zudem ist der Rumpf des Menschen vielen Dreh- und Scherbewegungen ausgesetzt, sodass die Beweglichkeit der Schichten untereinander sehr wichtig ist. Verklebungen im Bauchbereich können zum Beispiel nach Operationen auftreten, wenn eine Infektion und damit einhergehende Entzündung stattgefunden hat.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Bindegewebe straffen

Verklebungen im Knie

Das Knie wird von einem komplexen Band- und Bindegewebsapparat gehalten und muss dabei Belastungen aushalten, die kurzfristig ein Vielfaches unseres Körpergewichts sein können. Gleichzeitig muss es auch große Bewegungsfreiräume zulassen. Bei Entzündungen oder langer Inaktivität kann es sein, dass dieser diese Bindegewebsschichten sich verkürzen und teils miteinander verkleben. Dies behindert die Funktion des Knies und es kann zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führen. Wichtig ist bei Knieschmerzen jedoch, eine Abgrenzung zu entzündlichen Erkrankungen (Arthritis) und degenerativen Erscheinungen (Arthrose) zu treffen, da diese eine andere Therapie benötigen. 

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Schmerzen im Knie - Was habe ich?

Verklebungen im Fuß

Ähnlich wie das Knie, müssen die Füße auf einer relativem kleinen Fläche das gesamte Körpergewicht tragen können. Dazu sind sie mit Muskulatur ausgestattet, welche jedoch durch starke bindegewebige Bänder unterstützt wird. Das stärkste davon ist die flächige Plantaraponeurose, welche das Fußlängsgewölbe spannt. Bei Entzündungen oder ungenügender Bewegung der Füße können diese Bindegewebsbänder ebenfalls verkürzen und verfilzen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schmerzen am Fußgewölbe

Bindegewebsverklebungen lösen

Die Verklebungen des Bindegewebes können durch verschiedene Methoden gelöst werden. Leichte Verklebungen lassen sich durch eigenständiges Dehnen und viel Bewegung lösen. Bindegewebsmassagen durch einen Physiotherapeuten sind eine weitere Möglichkeit. Durch manuellen Druck lassen sich verklebte Faszien in der Regel recht gut mobilisieren.

Darüber hinaus gibt es die sogenannte Faszientherapie. Diese besteht darin durch bestimmte, dynamische Dehnübungen die Faszien wieder beweglicher zu machen und die eventuell zuvor verhärteten Bindegewebszellen durch neue, elastische Zellen zu ersetzen. Der Erfolg setzt nicht sofort nach der ersten Übungseinheit ein, eher ist es ein schleichender Prozess, der sich dafür lang und nachhaltig auswirkt. Außerdem kann man mit einer Faszienrolle als Hilfsmittel das Bindegewebe massieren und verklebte Faszien lösen. Nach einigen Wochen sollten eine Besserung der Beweglichkeit und eine Linderung der Schmerzen spürbar sein. Auch eine veränderte Körperhaltung geht oft mit der Besserung der Symptome einher.

Abbildung Bindegewebe

Bindegewebe
I
- Haut mit starkem
Bindegewebe
(Straffe Hautoberfläche)
II - Haut mit
Bindegewebsschwäche
(Dellen auf der
Hautoberfläche)

  1. Haut - Cutis
  2. Gestärkte Gewebefasern
  3. Normale Fettzellen -
    Adipozyten
  4. Tiefliegende Fettschichten
    (Fettreserve)
  5. Muskel
  6. Vergrößerte Fettzellen
  7. Schwache Gewebefasern
    Anzeichen einer Bindegewebsschwäche:
    A - Cellulite (Orangenhaut) - eingedellte Hautstruktur
    B - Schwangerschafts- oder Dehnungsstreifen
    C - Besenreiser (eine Art von Minikrampfvenen)
    D - Krampfadern (Varizen)
    E - Hämorrhoiden (Enddarmkrampfadern)
    F - Gebärmuttersenkung (Senkung der Gebärmutter in ihrem Halteapparat)

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Übungen gegen verklebtes Bindegewebe

Beschwerden, die durch eine Faszienverklebung auftreten, können durch gewisse Übungen und manuelle Therapie gelindert werden. Dabei kann man aktive und passive Maßnahmen unterscheiden:

Zu den passiven Maßnahmen gehört eine Massage oder Therapiesitzung bei einem Physiotherapeuten. Dieser kann mittels manuellem Druck die Verklebungen lösen. Ein in den letzten Jahren neu aufgetretener Trend verwendet Schaumstoffrollen und -bälle, um diesen Druck des Physiotherapeuten nachzuahmen, indem sich der Betroffene darauf legt, setzt oder tritt, um dann mittels einer rollenden Bewegung das eigene Gewebe zu massieren und zusammenzudrücken. Genannt werden diese Rollen "Faszienrolle" oder "Blackroll".

Zu den aktiven Methoden hingegen gehören Übungen und Bewegungen, die darauf abzielen, die Bindegewebsschichten gegeneinander zu verschieben oder diese zu dehnen und zu strapazieren. Die Zug- und Scherbelastung führt dazu, dass die Zellen im Bindegewebe dazu angeregt werden, das Gewebe umzubauen und an die Belastung anzupassen. Dabei wird altes Gewebe abgebaut und neues aufgebaut. Übungen, die beispielsweise auf die Faszien im Rückenbereich abzielen, sind „das fliegende Schwert“ und „the big cat stretch“ (engl., „große Katzendehnübung“). Generell sollten die Übungen dynamisch ausgeführt werden, jedoch keinesfalls ruckhaft. Eine Trainingsintensität von ca. 2x/Woche wird empfohlen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Faszientraining

Ernährung

Da die Faszien zum Teil aus Wasser bestehen, ist es ratsam, zur Erhaltung der Flexibilität ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Darüber hinaus kann Silizium hilfreich sein, um die Funktionalität des Bindegewebes aufrecht zu erhalten. Silizium wirkt fördernd auf den Aufbau von Kollagen und Elastin, beides Substanzen, die dem Bindegewebe ihre Dehnbarkeit verleihen. Der Körper kann selbst kein Silizium herstellen. Es kann in Form von Nahrungsergänzungspräparaten oder durch pflanzliche Nahrungsmittel eingenommen werden. Große Mengen Silizium sind zum Beispiel in Hirse, Hafer, Gerste und Kartoffeln enthalten.

Außerdem ist es wichtig, dass ein ausgewogenes Verhältnis von Säuren und Basen im Körper herrscht. Eine Übersäuerung ist schlecht für die Faszien. Hierzu führen ungesunde Ernährung und psychische Überlastung. Auch durch körperliche Überbelastung kann es zu einer Übersäuerung des Körpers kommen. In einem übersäuerten Körper verlieren Faszien schnell ihre Flexibilität und es kommt zu Verklebungen des Bindegewebes.

Homöopathie

Die Homöopathie ist in Deutschland als alternatives Heilverfahren anerkannt, obwohl ihre Wirkungsweise gemäß dem Ähnlichkeitsprinzip und der Wirkungspotenzierung in der modernen wissenschaftlich orientierten Medizin nicht nachgewiesen ist.
Im Bereich der Homöopathie gibt es derzeit keine nennenswerten Methoden oder Medikamente, welche Bindegewebs- oder Faszienverklebungen lösen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.05.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021