Gasbrand

Ein Gasbrand ist eine bakterielle Infektion des Weichteilgewebes, die lebensgefährlich ist. Im Großteil der Fälle heißt der Erreger Clostridium perfringens, weshalb die Krankheit auch als Clostridiale Myonekrose bezeichnet wird.

Besonders an dieser Form der Infektion ist, dass die Bakterien das betroffene Gewebe schnell zum Absterben treiben. Die Bakterien bilden außerdem Gase, sodass beim Abtasten der Wunde ein spezielles Knistern zu hören ist. Das erklärt auch die Namensgebung „Gasbrand“. Die Infektion kann sich sehr schnell ausbreiten und dann Toxine, also Gifte der Bakterien, in die Blutstrombahn weitergeben. Dann sind innerhalb kurzer Zeit lebenswichtige Organe gefährdet.

Häufigkeit des Gasbrands

Die Häufigkeit des Gasbrandes ist zum Glück nicht sehr hoch. In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 100 Fälle gemeldet. In den USA im Vergleich dazu circa 1000 Erkrankungsfälle. Die Sterblichkeit beträgt jedoch 50%.

Ein viel häufigeres Vorkommen der Infektion mit dem Erreger des Gasbrands wurde jedoch im ersten Weltkrieg verzeichnet. Nach Schätzungen sollen damals weit mehr als 100.000 deutsche Soldaten an der Infektion gestorben sein.

Symptome und Diagnose

An diesen Symptomen erkenne ich einen Gasbrand

Der Gasbrand wird vorrangig erstmal an den charakteristisch klinischen Symptomen erkannt und dann kann die Diagnose durch Untersuchungen im Labor und Röntgen gesichert werden. Sehr bezeichnend für die Infektion ist die Gasbildung, die durch das Bakterium stattfindet.

Die betroffene Wunde schmerzt in sehr starkem Ausmaß und kann einen faulen Geruch absondern. Das Weichteilgewebe um die Wunde herum kann Ödeme entwickeln, also ein starkes Anschwillen mit Wasserablagerung im Gewebe zeigen.

Die Haut ist oftmals blau-violett verfärbt. Das sind alles die Symptome, die die betroffene Wunde und das umliegende Gewebe betreffen. Wenn das Bakterium dann ein Toxin, also für den Menschen giftigen Stoff, abgibt, kann es aber auch zu Symptomen kommen, die den ganzen Körper oder andere Regionen betreffen.

Gelangt der Giftstoff zum Beispiel ins Gehirn oder die Nieren, kann es zu lebensbedrohlichen Veränderungen im Körperkreislauf kommen. Das kann sich unter anderem durch Schockzeichen bemerkbar machen, also einen Abfall des Blutdruckes und ein Anstieg der Herzfrequenz (siehe auch: Herzrasen).

Lesen Sie mehr zu den Schockzeichen unter dem folgenden Artikel: Symptome des Schocks

Wie wird ein Gasbrand diagnostiziert?

Vor allem wichtig ist, dass die Diagnose des Gasbrandes sehr schnell gestellt wird. In nur wenigen Stunden kann der Patient in eine lebensgefährliche Situation geraten. Besonders auffällig und für die Infektion mit dem Gasbrand charakteristisch ist die äußerst schnelle Ausbreitung, der starken Anschwellung des umliegenden Gewebes und das Knistern der Haut bei Abtasten der Wunde.

Durch einen Abstrich der Wunde kann man unterm Mikroskop untersuchen, ob die Art der Bakterien zu erkennen sind. Außerdem kann man in einer Röntgenuntersuchung im betroffenen Körperteil die Gasbildung erkennen.

Behandlung

Im Idealfall wird der Gasbrand anhand der typischen klinischen Zeichen schnell diagnostiziert, damit so früh wie möglich die Therapie begonnen werden kann. Da es aber auf jede Minute ankommt, muss in vielen Fällen die Behandlung auf Verdacht hin durchgeführt werden.

Als Priorität gilt die operative Therapie. Dazu wird das infizierte, abgestorbene Gewebe chirurgisch entfernt. Auch eine ausgiebige Säuberung ist notwendig. In manchen Fällen muss auch eine Amputation des Körperteils erfolgen. Auf diese Art und Weise will man die weitere Ausbreitung des Keimes verhindern.

Parallel muss auch eine antibiotische Therapie angesetzt werden. In vielen Fällen bestehen zusätzlich noch Infektionen mit anderen Bakterien, sodass mehrere verschiedene Antibiotika gegeben werden.

Unterstützend für den Kreislauf ist eine Überwachung des Patienten auf der Intensivstation mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Leider stirbt trotz der Therapie jeder zweite an der Infektion. Der gefährliche Aspekt des Gasbrandes ist, dass die Infektion sich rasant ausbreitet und zwischen wenigen Stunden bis Tagen zum Tod führen kann.

Druckkammer

Das Gasbrand auslösende Bakterium kann nur wachsen, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist. Also besonders im Erdreich, in tiefen Wunden und schlecht durchbluteten Geweben. In einer Druckkammer kann mit Überdruck ein überaus hoher Sauerstoffdruck erreicht werden, sodass die Bakterien absterben.

Leider ist hier oft das Problem, dass die Patienten nicht stabil genug sind, um in eine solche Kammer transportiert zu werden. Erschwerend hinzu kommt, dass nicht überall in Deutschland Druckkammern verfügbar sind.

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Ursachen und Prophylaxe

Ursachen des Gasbrandes

Der Gasbrand wird meistens durch das Bakterium Clostridium Perfringens ausgelöst und findet sich in Wunden, in die der Erreger hineingelangt ist. Zum Beispiel in tiefen Quetschwunden, Stichwunden oder Kriegsverletzungen kann es zu einer Infektion mit dem Keim kommen.

Besonders solche Wunden sind betroffen, in die wenig Luft gelangt und die schlecht durchblutet sind. Dadurch werden Krankheiten, wie zum Beispiel Arteriosklerose oder Diabetes Mellitus, die die Durchblutung im Körper herabsetzen können, zu Risikofaktoren.

Der Keim selbst ist an vielen verschiedenen Orten zu finden, wie im Boden oder im menschlichen Darm. So kann eine Wunde von außen durch die Verunreinigung infiziert werden oder aus dem Darmtrakt des Menschen selbst an andere Stellen des Körpers gelangen.

Das Letztere ist aber nur der Fall, wenn das Abwehrsystem eines Menschen durch andere Erkrankungen geschwächt ist. Das Bakterium kann verschiedene Toxine, also Giftstoffe, produzieren, die dann über die Blutstrombahn lebensgefährlichen Schaden an anderen Organen nehmen können.

Kann man gegen Gasbrand impfen?

Im Großteil der Erkrankungsfälle wird der Gasbrand durch das Bakterium Clostridium perfringens ausgelöst. Aber auch andere Keime können für dieses gefährliche Krankheitsbild verantwortlich sein. Eine Impfung für den Menschen ist derzeit nicht zugelassen.

Für Tiere, die auch infiziert werden können, gibt es allerdings einen Impfstoff. Hierbei wird eine abgeschwächte Form des Giftstoffes, den die Bakterien abgeben, über die Spritze in den Körper des Tieres gegeben. So kann das Abwehrsystem den Giftstoff erkennen und geschult werden, die eindringenden Stoffe abzuwehren.

Glücklicherweise ist die Häufigkeit der Erkrankung äußerst selten, sodass eine Impfung gegebenenfalls gar nicht angebracht wäre.

Verlauf und Prognose

Krankheitsverlauf des Gasbrandes

Besonders gefährlich ist der Gasbrand vor allem, da der Krankheitsverlauf an sich so rasant schnell verläuft. Gelangt der Erreger in die Wunde eines Menschen, so kann bereits nach einigen Stunden die Krankheit ausbrechen.

Der Patient klagt dann über starke Schmerzen und die typischen Symptome der Krankheit, wie zum Beispiel das Knistern bei Abtasten und ein fauliger Geruch. Nach ebenfalls wenigen Stunden kann dann ein vom Keim abgegebener Giftstoff in andere Organe des Körpers gelangen und den Patienten in Lebensgefahr bringen.

Wegen dieser kleinen Zeitfenster ist nur wenig Spielraum für Spekulationen und Untersuchungen. Im konkreten Fall muss der behandelnde Arzt schnell aufgrund der typischen klinischen Symptome handeln und die Therapie radikal durchführen.

Ist ein Gasbrand ansteckend?

Ob der Gasbrand ansteckend ist im Sinne einer Übertragung von einem Menschen zum Anderen, ist nicht bekannt und eher unwahrscheinlich. Der häufigste Erreger des Gasbrandes findet sich auch im Darmtrakt des Menschen oder im Genitaltrakt. So kann es dazu kommen, dass bei einem ohnehin geschwächten Immunsystem der Keim an andere Stellen des Körpers gebracht werden kann und dort eine Infektion auslöst.

Lesen Sie auch unseren Artikel über die Therapie eines geschwächten Immunsystems: Wie kann man das Immunsystem stärken?

Andererseits kann das Bakterium, das sich auch häufig im Erdreich aufhält, eine Wunde von außen besiedeln. Im ersten Weltkrieg war die Ausbreitung des Gasbrandes ein schlimmes Ereignis, das durch verschmutzte medizinische Werkzeuge begünstigt wurde.

Prognose des Gasbrandes

Leider ist die Prognose des Gasbrandes sehr schlecht. Ohne chirurgische Therapie sagt man, ist die Sterbewahrscheinlichkeit 100%. Das bedeutet, dass alle Patienten, die sich mit einem Erreger des Gasbrandes infizieren und nicht rechtzeitig medizinische Hilfe bekommen, versterben.

Durch die chirurgische Therapie, also das großzügige Entfernen des betroffenen Gewebes, einer Säuberung oder sogar einer Amputation kann die Wahrscheinlichkeit an der Infektion zu versterben auf 50% gesenkt werden. Innerhalb weniger Stunden bis Tage kann die Infektion zum Tod führen.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Gasbrand finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.03.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023