Coxa saltans ist lateinisch und bedeutet wörtlich übersetzt „springende Hüfte“ (Coxa = Hüfte, saltare = springen, tanzen). Im deutschen wird oft die Bezeichnung „Schnappende Hüfte“ verwendet. Der Begriff ist etwas vereinfacht, da nicht die Hüfte springt oder schnappt, sondern die Sehnen der am Hüft- und Oberschenkelknochen ansetzenden Muskeln. Der Name „Amonsche Schnapphüfte“ ist ebenso gebräuchlich.
Coxa saltans gehört zu den orthopädischen Erkrankungen. Die Erkrankung ist relativ selten. Es gibt die „äußere“, auch „externe“, Coxa saltans, bei der der Tractus iliotibialis über den Trochanter major des Oberschenkelknochens springt. Zum anderen gibt es die seltener vorkommende „innere“, auch „interne“ Coxa saltans. Hier ist die Sehne des Psoasmuskels betroffen. Das Manifestationsalter beträgt 9 bis 14 Jahre, wobei sie auch häufig erst im mittleren Lebensalter (40 Jahre) diagnostiziert wird. Es sind etwa 5 % der Bevölkerung von einer schnappenden Hüfte betroffen. Man vermutet, dass sie bei Frauen häufiger als bei Männern vorkommt.
Um die Ursache zu verstehen, muss man sich zunächst über die Anatomie am Oberschenkel gewahr werden: Der Oberschenkel besitzt eine derbe Bindegewebshülle, die „Fascia lata“. An der Außenseite des Oberschenkels ist dieser Faserzug mehrere Zentimeter breit. Er überspannt plattenartig das Hüftgelenk. Dieser Bereich wird Tractus iliotibialis genannt. Im Normalfall sollte der Tractus iliotibialis reibungslos über den Trochanter major (der große Rollhügel am Halse des Oberschenkelknochens, an dem die Gesäßmuskulatur ihren Ansatz hat) rutschen. Bei der „äußeren Coxa saltans“ gleitet der Tractus in einem zu geringem Abstand herüber. Dadurch kann ein Teil des Faserzugs des Tractus iliotibialis bei Flexion (Beugung) oder Extension (Streckung) im Hüftgelenk am Trochanter major hängen bleiben.
Kurz nach dem Hängenbleiben kommt es zu einem rückartigen Überspringen über den Trochanter major, wenn die Spannung auf die Sehne zu groß ist. Daher resultiert auch der Name „schnappende Hüfte“, da es zu einem hörbaren und fühlbaren Schnappen kommen kann. Manchmal kommt dies auch beim normalen Gehen vor. Gründe für das Hängenbleiben der Sehne, können eine Schleimbeutelentzündung sein. Ebenso können ungleich lange Beine und die mit sich bringende Belastung eine „springende Hüfte“ verursachen. Auch muskuläre Dysbalancen, die vor allem bei Sportlern vorkommen, können die Ursache für eine springende Hüfte sein. Oft findet man aber den Grund nicht heraus, sodass die Therapie sich ebenfalls schwierig gestaltet.
Bei der inneren Coxa saltans kommt es auf Grund der Sehne des Psoasmuskels, welche vorne über das Hüftgelenk zieht, zu einer Irritation am Pfannenrand des Oberschenkelknochens beziehungsweise am Oberschenkelkopf.
Eine Coxa saltans kann auch durch eine Schleimbeutelentzündung ausgelöst werden.
Übermäßiger Sport kann einen Risikofaktor für die Ausbildung einer schnappenden Hüfte sein, da bestimmte Bewegungen je nach Sportart häufig wiederholt werden. Zu den „Risikosportarten“ gehören zum Beispiel Ballett, Gymnastik, Reiten und Fußball. Auch Gewichtheben oder Joggen gehören dazu, da diese Sportarten meist mit einer extremen Verdickung der Sehnen in der Hüftregion einhergehen.
Das Überschnappen wird von Patienten meist als sehr unangenehm empfunden. Es kommt zu meist mäßig bis mittelgradigen Schmerzen, die auf Grund einer Reizung der betroffenen Stelle entstehen. Oft hören die Schmerzen bei Ruhe und eingeschränkter Aktivität wieder auf. Insgesamt ist die Bewegung der Hüfte eingeschränkt: Die Innendrehung ist nicht vollständig durchführbar und das Bein kann nur schwer abgespreizt werden. So erfährt jeder Schritt eine kurze Blockierung. Bei ausgeprägten Formen kann der Betroffene anfangen zu hinken. Zudem kann es zu einer Schwellung im seitlichen Bereich der Hüfte kommen.
Oft ist die Coxa saltans keine eindeutige Erkrankung. Zuerst ist eine körperliche Untersuchung notwendig, bei der man häufig schon das Springen des Tractus iliotibialis tasten kann. Manchmal ist es sogar auch hörbar. Bei einer Untersuchung im Liegen lässt der Orthopäde den Patienten sein nach außen abgespreiztes Bein beugen und strecken (= Flexion und Extension in Adduktionsstellung). Dies sollte bei einer bestehenden Coxa saltans die typischen Beschwerden auslösen. Eine Schwellung wird sichtbar, wenn sich der Schleimbeutel, der sich um das Hüftgelenk befindet, entzündet ist (Synovialitis/Bursitits). Der betroffene Schleimbeutel trägt den Namen Bursa subcutanea trochnanertica.
Im Ultraschall (Sonografie) sind keine pathologischen Veränderungen sichtbar.
Ebenso bleibt ein Röntgenbild meist ohne pathologischen Befund, es sei denn, dass sich durch frühere Verletzungen knöcherne Ausziehungen ausgebildet haben. Ein MRT kann manchmal intraartikuläre Ursachen für die Coxa saltans identifizieren.
Die schnappende Hüfte ist normalerweise heilbar. Manchmal heilt sie sogar auch spontan aus. Wenn nicht, ist eine konservative Therapie oder eine operative Alternative indiziert.
Bei der konservativen Therapie werden im Allgemeinen nur Medikamente und physikalische Therapie angeordnet und nicht operiert. Bei der Coxa saltans kommen NSAR (= „Nicht steroidale Antirheumatika“ wie zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac) lokal und oral zum Einsatz. Diese sind nicht als dauerhafte Therapie angedacht und werden nur zur vorübergehenden Schmerzfreiheit eingesetzt. Bei schweren schmerzhaften Fällen werden Lokalanästhetika in die Bursa subcutanea trochanterica gespritzt. Auch Glukokortikoide können gespritzt werden. In einigen Fällen kann eine Entfernung des betroffenen Schleimbeutels gedacht werden.
Zudem kann Krankengymnastik helfen sowie Krafttraining, welches muskuläre Dysbalancen ausgleichen soll. Einlagen können die unterschiedliche Beinlänge ausgleichen und somit bei der Coxa saltans dieser Ursache Mittel der Wahl für die Therapie sein. Eine Pause von sportlichen Aktivitäten kann die Überbeanspruchung des Hüftapparates kompensieren.
Hilft die konservative Therapie nicht aus muss an eine Operation gedacht werden. Sowohl die interne Coxa saltans als auch die externe Coxa saltans sind prinzipiell arthroskopisch therapierbar. Das arthroskopische Verfahren wird bei der Coxa saltans interna als Mittel der Wahl dazu benutzt. Dabei wird die Psoassehne operativ durchtrennt. Dies wird auch als „Tentotomie“ bezeichnet. Bei der Coxa saltans externa ist das arthroskopische Verfahren ebenfalls Mittel der Wahl. So kann bei dieser bei anhaltenden Beschwerden der Tractus iliotibialis am Trochanter major festgenäht werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Doppelung der Muskelfaszie oder auch eine Verlängerung der Sehne. Zudem besteht die Möglichkeit den Trochanter major (großen Rollhügel) etwas abzuschleifen. Diese Therapieverfahren sollen das Problem dauerhaft lösen. Allerdings gibt es bei jeder Operation auch Risiken, die bedacht werden sollten, wie eventuelle Nervenverletzungen und Schädigung der Blutgefäße, sodass das Kosten-Nutzen-Prinzip abgewägt werden sollte. Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann Vorteile mit sich bringen, vor allem im Bereich der postoperativen Wundheilung, welche bei der Arthoskopie komplikationsloser verlaufen soll.
Im Anschluss an eine Operation muss eine intensive Physiotherapie durchgeführt werden. Die volle Krafterlangung kann neun bis zwölf Monate Zeit in Anspruch nehmen.
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