Bakerzyste beim Kind

Bei der Bakerzyste handelt es sich um einen Flüssigkeitseinschluss in der Gelenkkapsel des Kniegelenks, der in der Kniekehle lokalisiert ist. Bei Kindern ist oft eine angeborene Überproduktion von Gelenkflüssigkeit Ursache der Zyste. In der Regel bildet sich die Bakerzyste beim Kind von selbst zurück.

Bakerzyste beim Kind

Einleitung/Definition

Die Bakerzyste wurde erstmals im 19. Jahrhundert durch den englischen Chirurgen William M. Baker beschrieben. Sie wird auch als Kniegelenksganglion oder Poplitealzyste bezeichnet. Es handelt sich um eine sackförmige Aussackung des Schleimbeutels an der Rückseite des Kniegelenks, die besonders häufig bei Kindern bis zu einem Alter von 15 Jahren vorkommt. Sie tritt häufig ohne Symptome auf, kann aber ein Spannungsgefühl in der Kniekehle bedingen.
Generell gilt in der Therapie eine beobachtende und abwartende Haltung, da sich die Bakerzyste beim Kind im Verlauf von selbst zurückbilden kann. Alternativ muss eine Operation erwogen werden. Die Assoziation mit Rheuma ist selten. Es liegt häufiger eine X-förmige Fehlstellung der Beine vor (X-Beine).
Neben der echten Bakerzyste beim Kind existiert das Krankheitsbild der sogenannten Pseudozyste. Ursächlich ist eine Gelenkerkrankung oder Schleimbeutelentzündung, infolge derer sich entzündliche Flüssigkeit bildet. Sie kann in Form einer Aussackung des Schleimbeutels in Erscheinung treten.

Anatomie Kniegelenk

  1. Oberschenkelmuskulatur (Musculsus quadriceps femoris)
  2. Oberschenkelknochen (Femur)
  3. Oberschenkelsehne (Quadricepssehne)
  4. Kniescheibe (Patella)
  5. Kniescheibensehne (Patellasehne)
  6. Kniescheibensehnenansatz (Tuberositas tibiae)
  7. Schienbein (Tibia)
  8. Wadenbein (Fibula)

Symptome

In den meisten Fällen verursacht die Bakerzyste beim Kind kaum Beschwerden. Es kann zur Schmerzausstrahlung in die Oberschenkelregion, die Knierückseite und die Muskulatur der Waden kommen. Häufiger dagegen ist ein Spannungsgefühl in der Kniekehle, das bei körperlicher Belastung zunimmt und anschließend wieder rückläufig ist. Dies ist auf ein erhöhtes Flüssigkeitsvolumen in der Zyste zurückzuführen. In der Regel variiert die Größe der Zyste zwischen einer Walnuss und einem Hühnerei.
Bewegungseinschränkungen können insbesondere bei Beugung des Kniegelenks auftreten. Je größer die Zyste, desto stärker kann die Beschwerdesymptomatik in Form von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ausfallen. Beim Tasten der Zyste dominiert eine prall-elastische Struktur, die nicht mit einem Tumor verwechselt werden sollte.
Eine mögliche Komplikation ist das Platzen der Zyste, bei dem die enthaltene Flüssigkeit ins Gewebe übertritt. Symptomatisch zeigt sich das Geschehen mit einer zunehmenden Schwellung und druckabhängigem Schmerz. Die Beschwerden ähneln den Symptomen einer tiefen Beinvenenthrombose, die diagnostisch abgeklärt werden sollte. Übt der flüssigkeitsgefüllte Gewebssack Druck auf einen Nerv aus, können Empfindungsstörungen bis hin zu Lähmungen auftreten.

Ursache

Die genaue Ursache der Bakerzyste beim Kind ist bislang nicht geklärt. Die sackförmige Aussackung tritt spontan auf. Man geht von einer angeborenen Überproduktion der Gelenkflüssigkeit aus, die sich den Weg des geringsten Widerstands sucht. Da die Gelenkkapsel an der Rückseite des Kniegelenks besonders nachgiebig ist, entwickelt sich an dieser Stelle eine kugelförmige Beule. Sie drängt sich durch den Muskelkopf des Wadenmuskels (M. Gastrocnemicus) und den Sehnenansatz des semimembranösen Muskels (M. semimembranosus). Ihr Auftreten kommt vermehrt bei Jungen vor dem 15. Lebensjahr vor.
Im Gegensatz zur Pseudozyste der Erwachsenen wird die Bakerzyste weniger mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, als mit einer X-förmigen Fehlstellung der Beine assoziiert. Grunderkrankungen wie Rheuma und Arthrose zählen im Kindesalter damit nicht zu den Ursachen.
Bei Kindern kann infolge dauerhafter Reizung der muskulären Sehnenscheiden ein sogenanntes Ganglion entstehen.

Diagnose einer Bakerzyste beim Kind

Die Diagnose lässt sich anhand des Tastbefundes, der auftretenden Symptome und einer Ultraschalluntersuchung stellen. Dieses relativ einfache Vorgehen reicht in der Regel bei Kindern aus. Ab einem Durchmesser von zwei Zentimetern ist der Tastbefund eindeutig. Kleinere Varianten können ebenfalls im Ultraschall, aber auch bei der Magnetresonanztomographie (MRT) erkannt werden. Der Ultraschall gibt Auskunft über Volumen und Ausbreitung der Zyste. Das MRT findet bei der Diagnose der klassischen Bakerzyste selten Anwendung.
Im Fall der Pseudozyste liefert es zusätzliche Informationen hinsichtlich der Grunderkrankung und Abnutzungserscheinungen. Eine MRT-Untersuchung kann jedoch bei der Unterscheidung einer Bakerzyste von einem Sarkom hilfreich sein. Besteht der radiologische Verdacht auf ein Sarkom, wird die Diagnose mittels Gewebeprobe gesichert. Ein bösartiges Geschehen in Form eines Tumors, Hämatome, Aussackungen der Venen und Thrombosen sollten differentialdiagnostisch in jedem Fall ausgeschlossen werden.

Therapie einer Bakerzyste beim Kind

In vielen Fällen bildet sich die Bakerzyste beim Kind von selbst zurück und bedarf keiner weiteren Therapie. Zu den konservativen Maßnahmen zählt die Einnahme entzündungshemmender Medikamente. Kortisonhaltige Präparate sind in ihrer Anwendung umstritten. Besonders große Zysten können mittels Punktion entleert werden, wenn eine bestehende Beschwerdesymptomatik vorliegt. Diese können Bewegungseinschränkungen, Lähmungserscheinungen oder Schmerzen sein. Hierfür sticht der behandelnde Arzt unter sterilen Bedingungen in die Aussackung und zieht die enthaltene Flüssigkeit ab.

Alternativ besteht die Möglichkeit der operativen Entfernung. Die Operation einer Bakerzyste beim Kind wird nur in seltenen Fällen erwogen. Nach chirurgischer Darstellung der Zyste, erfolgt die Unterbindung der Verbindung zwischen Zyste und Gelenkkapsel. Anschließend wird sie herausgeschnitten und die Kapsel vernäht. Dies dient als vorbeugende Maßnahme einer erneuten Zystenbildung. Nach der Operation wird das Bein hochgelagert und gekühlt. Außerdem dient ein Gips oder eine Schiene zur Ruhigstellung. Nach drei Tagen beginnt man mit der passiven Mobilisierung und bereits nach sieben Tagen geht man in die aktive Bewegung des Kniegelenks über. Die minimalinvasive Technik kommt bei Kindern nicht zur Anwendung. Nach jeder zehnten Operation tritt die Zyste erneut auf. Während die Ursachen bei Erwachsenen geklärt sind, liegt noch keine hinreichende Erklärung für das erneute Entstehen der Bakerzyste bei Kindern vor.

Prognose

Generell ist die Prognose der Bakerzyste beim Kind gut. Häufig bildet sie sich im Kindesalter spontan zurück und man kann ein beobachtendes Vorgehen wählen. Die Punktion als therapeutische Maßnahme bei großen Zysten garantiert nicht das Verschwinden der Zyste. Mit einem Wiederauftreten sollte gerechnet werden.

Prophylaxe

Da die Bakerzyste bei Kindern angeboren ist, kann ihr ursächlich nicht vorgebeugt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.11.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024