Die Kniekehle ist rautenförmig auf der Hinterseite des Knies und wird von Muskeln begrenzt. In ihr verlaufen wichtige Gefäß- und Nervenstrukturen wie z.B. der Ischiasnerv und die Vena und Arteria poplitea. Schmerzen in der Kniekehle können verschiedene Ursachen haben. Möglich sind eine Thrombose, Muskelzerrung, Baker-Zyste, oder auch Meniskusschäden. Bei starken Schmerzen sollte also eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Als Kniekehle oder auch fossa poplitea bezeichnet man eine anatomische Struktur an der Hinterseite des Knies. Sie ist rautenförmig und wird nach außen hin durch den Musculus biceps femoris – den zweiköpfigen Oberschenkelmuskel begrenzt. Nach innen, also zur Mitte des Knies hin, schließt sich der Musculus semimembranosus und semitendinosus an. Beide sorgen für eine Beugung und Innenrotation des Kniegelenkes. Ihre Sehnen sind beim Anspannen des Knies in der Kniekehle innen tastbar. Nach unten hin begrenzen die beiden Köpfe des Musculus gastrocnemius, also des Wadenmuskels die Kniekehle. Die Muskeln bilden gemeinsam eine Raute, in der mehrere wichtige anatomische Strukturen verlaufen.
Durch die Kniekehle verlaufen mehrere Nerven und Gefäße, die die untere Extremität versorgen. Zu ihnen gehört der Ischiasnerv, oder Nervus ischadicus, welcher entlang seiner Versorgungsstrecke vom Steißbein bis zur Ferse die meisten größeren Muskeln versorgt. Der Ischiasnerv gilt als der stärkste und dickste Nerv des Körpers. Er verläuft von seinem Ursprung im sakralen Nervengeflecht entlang der Rückseite des Oberschenkels, unterkreuzt die Kniebeuger, und spaltet sich dann auf Höhe der Kniekehle in den Nervus tibialis und den Nervus fibularis communis auf. Diese versorgen wiederum die Unterschenkelmuskulatur.
Neben dem Ischiasnerv durchstoßen in der Kniekehle die Vena und Arteria poplitea das Knie. Beide laufen zuerst als Vena und Arteria femoralis an der Vorderseite des Oberschenkels, bis sie durch den sogenannten Adduktorenkanal auf die Rückseite des Knies in die Kniekehle wandern. Ab diesem Zeitpunkt werden ihnen auch ihre neuen anatomischen Namen zugeschrieben. Die Arteria poplitea teilt sich sehr bald wieder in vordere und hintere Schienbeinarterie auf.
Ebenso befinden sich in der Kniekehle Lymphknoten, die als Nodi lymphoidei bezeichnet werden. Man unterscheidet tiefe und oberflächliche Kniekehlenlymphknoten. Die Kniekehle wird nach außen hin von einer dünnen Hautschicht bedeckt, die durch mehrere Nerven sensibel versorgt wird.
Kniekehlenschmerzen
A - Riss des Außenbandes / Innenbandes
B - Verletzungen der Menisken
C - Arthrose
D - Kniekehlenzyste / Bakerzyste
E - Trombose
Schmerzen in der Kniekehle können verschiedenste Ursachen haben, da hier eine Reihe an wichtigen anatomischen Strukturen verlaufen. Auch können Schmerzen in den Ober- und Unterschenkel ausstrahlen, von der Knievorderseite herrühren, oder Teil einer Gefäßerkrankung sein.
Ist die Kniekehle angeschwollen und tut weh, so kann dies beispielsweise an einer Zerrung der umliegenden Muskeln liegen. Eine Zerrung ist oft Folge einer sportlichen Überlastung und gibt sich nach wenigen Tagen wieder von selbst. Typisch für eine Zerrung ist, dass sie belastungsabhängig ist und bei Schonung schnell wieder vergeht. Anders verhält es sich mit einem Meniskusschaden, der auch einen chronischen Verlauf über Monate und Jahre nehmen kann. Da die Menisken im Knie wie eine Art Polster zwischen Ober- und Unterschenkelknochen wirken, macht sich ein Schaden primär bei Belastung und Drehbewegungen im Kniegelenk bemerkbar. Dieser stechende Schmerz zieht meist an die Knieseiten, tut aber durchaus auch mal in der Kniekehle weh.
Bei Sportlern ist auch an sonst eher unwahrscheinliche Ursachen zu denken: Beispielsweise kann ein hypertrophierter, also stark vergrößerter Muskel auf die A. poplitea drücken und diese komprimieren. Bei Läufern und Radfahrern kommt es des Öfteren zu einer Reizung des Muskel-Sehnen-Überganges in der Oberschenkelmuskulatur. Typischerweise tritt dabei ein Druckschmerz beim Abtasten des M. biceps femoris–Kopfes auf. Ferner tut das Strecken des Beines weh.
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Schon seit einigen Jahren sieht man immer mehr Sportler mit Klebebändern in den buntesten Farben umherlaufen. Aber wofür ist ein Tape gut, und kann es bei Schmerzen im Knie und in der Kniekehle helfen?
Zuerst einmal muss man zwischen „Kinesio-Tapes“ und „normalen“ Tape unterscheiden, welches auch im Krankenhaus verwendet wird. Letzteres wird oft im Kampfsport verwendet, um Gelenke zu stabilisieren. Bei Boxkämpfen werden die Handgelenke umwickelt, damit sie beim Schlag nicht umknicken und brechen. Bei Sportarten wie Judo oder Karate sieht man oft getapede Sprunggelenke, da man in diesen Sportarten besonders häufig umknickt. Tapen kann also eine stabilisierende und präventive Maßnahme sein.
Davon zu unterscheiden ist das „Kinesio-Tape“, welches nicht in vielen Lagen um Gelenke gewickelt wird, sondern meist ein- oder zweilagig großflächig über Muskelpartien gespannt wird und in verschiedenen Farben erhältlich ist. Die Farben sollen laut Hersteller einen psychologischen Effekt haben, beispielsweise soll ein blaues Tape kühlen, ein rotes Tape hingegen ein Wärmegefühl hervorrufen. Tapes können das Kniegelenk stabilisieren, aber auch bei Muskelverspannungen, oder Zerrungen die Heilungsdauer deutlich verkürzen. Sie haften sehr fest am der Haut an, und massieren damit bei jeder Bewegung den Muskel. Dies regt den Blut- und Lympfabfluss an, entlastet den Muskel, und lindert die Schmerzen. Die Kniekehle selbst ist für einen Tape–Verband zwar schlecht zugänglich, allerdings kann man die umgebenden Muskeln, die die Kniekehle bilden, tapen. Das Knie wird in seiner Beweglichkeit dabei nicht eingeschränkt, die Muskeln werden sogar entlastet, was zu einer Abnahme der Muskelmasse führen kann. Dies ist zu diesem Zeitpunkt allerdings förderlich, der Muskel kann nach Abheilung wieder aufgebaut werden.
Ist die Kniekehle angeschwollen, so kann es sich auch um eine Baker-Zyste handeln. Diese Zyste wurde ursprünglich – entsprechend ihrer anatomischen Lage – Poplitea-Zyste genannt, wird aber heute zu Ehren ihres Entdeckers William Baker, einem englischem Chirurgen im 19ten Jahrhundert, benannt. Es handelt sich dabei um eine Ausstülpung der Hinterwand der Kniegelenkkapsel zwischen die beiden Muskeln M. semimembranosus, und M. semitendinosus. Eine Entzündungsreaktion im Knie führt zu übermäßiger Produktion von Gelenkflüssigkeit, woraufhin die Gelenkkapsel ausgeweitet wird. Sie weicht zum Punkt des geringsten Widerstandes aus, in diesem Fall die Kniekehle. Diese ist daraufhin angeschwollen, tut weh, und lässt sich weich eindrücken. Die Baker-Zyste kann auch auf die in der Kniekehle verlaufenden Gefäße und Nerven drücken, und sie in ihrer Funktion beeinträchtigen. Im Extremfall kommt es zu einer Minderperfusion der umliegenden Strukturen, oder zu Lähmungserscheinungen der unteren Extremität, begleitet von starken Schmerzen. Wird eine Baker-Zyste nicht behandelt, so kann sie rupturieren, was zur Folge hat, dass sich die Gelenkflüssigkeit frei im Unterschenkel verteilt. Dies sorgt für einen stark erhöhten Druck auf Muskeln und Gefäße, einer Komprimierung, bis hin zum Absterben des Beines. Man spricht von einem Kompartmentsyndrom, einer absoluten Notfallindikation, die innerhalb von Stunden operativ versorgt werden muss. Natürlich muss nicht jede Baker-Zyste in einem Kompartmentsyndrom enden, allerdings bedarf sie definitiv einer ärztlichen Abklärung, da ihr meist ein Gelenkschaden mit Entzündung zugrunde liegt, der therapiert werden sollte.
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Eine besonders gefährliche Komplikation bei Schmerzen in der Kniekehle sind thrombotische Gefäßverschlüsse arterieller oder venöser Art. Meistens handelt sich um einen Thrombus, also einen Blutpfropf, der sich an Engstellen im venösen System festsetzt. Ein solcher Thrombus hat keinen Kontakt zur Gefäßwand, und wird auch als roter (da blutplättchenreicher) Thrombus bezeichnet. Grundlage sind Arteriosklerose, also Gefäßverkalkung, in Kombination mit wenig Bewegung, oder einer Verengung des Gefäßes. Aber auch Rauchen, zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, und die Anti-Baby-Pille (siehe: Thromboserisiko der Pille) können eine Thrombose begünstigen.
Ein Thrombus entsteht auch bei einer Gefäßverletzung, wenn die eröffnete Gefäßstelle wieder verschlossen werden soll. Im Blut zirkulieren dazu stets Blutplättchen, welche sich an bestimmte Faktoren, die bei einer Gefäßverletzung freigesetzt werden, anlagern. Bei diesem physiologischen Thrombus spricht man von einem weißen Thrombus, oder auch Gerinnungsthrombus. Eine Thrombose verlegt das Gefäß, führt zum Blutstau und lässt es anschwellen. Neben einer Überwärmung und Rötung des aufgestauten Gewebes führt dies durch die erhöhten Druckverhältnisse auch zu Schmerzen.
Eine akute Thrombose entsteht meistens nach langer Immobilisation des Fußes, zum Beispiel auf langen Flügen, oder nach Anlage eines Gipsverbandes. Ein Thrombus kann sich lösen und mit dem Blutfluss bis in die Lunge gespült werden, wo er dann Abschnitte der Lunge von der Blutzufuhr abtrennt. Dieses als Lungenembolie bezeichnete Krankheitsbild ist ein akuter Notfall, und bedarf einer sofortigen notärztlichen Versorgung, da sonst Teile der Lunge absterben. Ebenso kann auch die Arteria poplitea durch einen Thrombus verlegt werden, was sich durch Kälte, Pulslosigkeit und Gefühllosigkeit an Fuß und unterem Bein äußert. Der Thrombus wird hier nicht in Richtung Herz gespült, sondern verlegt die immer dünner werdenden Gefäße, die sich in Richtung Fuß ziehen. Man kann ihn sich vorstellen, wie eine Kugel, die eine immer enger werden Röhre entlangrollt: Ab einem gewissen Punkt steckt sie fest und kein Blut kann mehr passieren. Auch hier ist allein schon auf Grund der Schmerzen eine notärztliche Versorgung indiziert.
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Schmerzen in der Kniekehle können eine große Bandbreite an Ursachen haben. Zum Ausschluss einer Baker-Zyste wird meist ein MRT gefahren. Im MRT können auch 90% aller Meniskusschäden nachgewiesen werden. Leider ist dieses Verfahren sehr teuer (1000- 2000€ pro Bildgebung) und daher nicht immer Mittel der ersten Wahl. Auch eine orthopädische oder physiotherapeutische Untersuchung kann Aufschluss über das Problem geben. Thrombosen werden indes meistens sehr schnell durch eine klinische Untersuchung mit Abtasten der Beine und gegebenenfalls Ultraschalluntersuchung diagnostiziert. Muskelfaserrisse und Zerrungen bedürfen im Normalfall nicht unbedingt einer ärztlichen Untersuchung, es sei denn sie verschlimmern sich, oder chronifizieren. Hier kann ein behutsames Abtasten und Massieren der betroffenen Stelle den Heilungsprozess beschleunigen.
Richtiges Aufwärmen, ein adäquates Körpergewicht, und korrekte Ausführung der Übungen ist das A und O, um Problemen in Knie und Kniekehle vorzubeugen. Prophylaktisch können auch stabilisierende Tapes (bspw. „Leukosilk“), oder Kinesio-Tapes verwendet werden. Um einer Verschlechterung im Verletzungsfall vorzubeugen, sollte man sich an das PECH-Schema (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) halten.
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