Arthrose im Knie

Die Arthrose im Knie ist die häufigste Arthrose im menschlichen Körper. Die Arthrose im Knie wird in drei Teile eingeteilt, die innere Kniearthrose, die äußere Kniearthrose und die Arthrose hinter der Kniescheibe.

Arthrose im Knie

Synonyme

Gonarthrose, Kniegelenkarthrose, Kniearthrose

Definition

Eine Arthrose im Knie ist eine nicht umkehrbare, fortschreitende Zerstörung des Kniegelenks, meist in Folge eines dauerhaften Missverhältnisses zwischen Belastung und Belastbarkeit.

Einleitung

Im Alter von 75 Jahren haben etwa 60-90% der Menschen in einem oder mehreren Gelenken Arthrose. Die Kniearthrose kommt seltener vor als beispielsweise die Arthrose in den Fingern.

Da es sich beim Knie um ein zentrales Gelenk handelt, das immer mit dem gesamten Körpergewicht belastet wird, ist der Leidensdruck der Patienten hier verhältnismäßig stärker ausgeprägt, und es kommt zu größeren Einschränkungen der Lebensqualität als beim Befall kleinerer Gelenke.

Das knöcherne Kniegelenk besteht aus drei Knochen:

Diese können alle zusammen (Pangonarthrose) oder auch einzeln von arthrotischen Veränderungen betroffen sein.

Zu den häufigsten Ausprägungen der Arthrose zählt die zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe (Femoropatellararthrose = Kniescheibenarthrose).

Symptome

Häufig bleibt die Arthrose im Knie in den ersten Jahren stumm. Das bedeutet, auf dem Röntgenbild sind bereits Veränderungen des Gelenks erkennbar, der Betroffene hat jedoch keine Beschwerden.

Zu Beginn beschreiben die Patienten ihre Beschwerden als Steifigkeit und großflächige Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen.

Innerhalb einer aktivierten Arthrose kann das Knie anschwellen und überwärmt erscheinen. Begleitend kann es durch den erhöhten Druck im Kniegelenk zur Ausprägung einer Kniekehlenzyste kommen. Die Beweglichkeit des Knies ist hier Schmerz bedingt stärker eingeschränkt, welche sich nach Abklingen der Reizung (z.B. mehrtägige Wanderpause) wieder bessert.

Vor allem morgens, nach dem Aufstehen, und nach längerem Sitzen entwickelt sich im weiteren Verlauf der Erkrankung ein Anlaufschmerz, welcher nach einigen Minuten Bewegung wieder verschwindet.

Einige Patienten empfinden stärkere Beschwerden bei feuchtem oder kaltem Wetter.

Nach mehreren Jahren der Erkrankung kann es zu Verformungen der Gelenke, Fehlstellungen und Ermüdungsschmerzen kommen.

Ohne Therapie können Patienten mit Arthrose im Knie soweit in ihrer Gehfähigkeit eingeschränkt sein, dass sie sich mit Unterarmgehstützen oder im Rollstuhl / Rollator fortbewegen müssen. Allerdings ist auch ein nahezu symptomloser Verlauf möglich.Wie meistens im Leben liegt der individuelle Verlauf irgendwo dazwischen.

Ursachen

Primäre und sekundäre Arthrosen sind aufgrund ihrer Ursachen zu unterscheiden.
Während bei einer primären Arthrose die Ursache unbekannt bleibt, ist bei einer sekundären Arthrose eine andere Erkrankung oder ein Trauma / Unfall des Knies der Arthrose vorangestellt.

Spezielle Ursachen für die sekundäre Arthrose im Knie sind langjährige Fehlstellungen wie X-Beine (Genu valgum) oder O-Beine (Genu varum). Es kommt zu einem Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit des mittleren oder äußeren Gelenkspalts und somit zur einseitigen Abnutzung des Gelenkknorpels.

Weitere Ursachen sind vorangegangene Verletzungen im Kniegelenksspalt wie z.B. Frakturen /Brüche des Ober- oder Unterschenkelknochens mit Spaltbildung im Gelenk sowie Meniskusverletzungen.
Bleiben nach Verletzungen im Knie Unebenheiten auf den Gelenkflächen zurück, so kommt es auf den gegenüberliegenden Seiten zu einer vermehrten Abnutzung des Knorpels bis hin zur Knochenglatze.

Das häufige Tragen schwerer Gegenstände (meist beruflich) trägt zu einem erhöhten Druck im Kniegelenk bei, sodass es schneller zu degenerativen Veränderungen der Knorpeloberflächen kommt.
Auch Arbeiten in knieender Position, wie z.B. Fliesenlegen, beanspruchen das Knie enorm.
In Folge dessen wird unter bestimmten Bedingungen die Arthrose im Knie seit 2009 als Berufskrankheit anerkannt.

Diagnose

Die Diagnose wird vor allem auf Grund der geschilderten Beschwerden, der körperlichen Untersuchung (z.B. Reibeschmerz der Kniescheibe) und einem Röntgenbild gestellt. Typische Zeichen wie Gelenkspaltverschmälerung, Knochenanbauten und Deformierungen können hier sichtbar sein.
Die Ausprägung der Veränderungen auf dem Röntgenbild müssen allerdings nicht mit der Stärke der Beschwerden übereinstimmen.

Bei Unklarheiten sollten Infektionen sowie entzündlich-rheumatische Erkrankungen ausgeschlossen werden.

Therapie der Kniearthrose

Zunächst sollte die Therapie der Arthrose im Knie mit einer Reduktion der Belastung im Kniegelenk begonnen werden:

Physiotherapeutische Maßnahmen (siehe Knieschule Arthrose) sollen die Beweglichkeit der Gelenke verbessern und erhalten und gezielter Muskelaufbau möglichen Fehlstellungen entgegen wirken. Hier bietet sich eine Therapie mit Ultraschallwellen an. 

Je nach Befinden des Patienten können Wärme oder Kälte Linderung bei Schmerzen verschaffen.

Medikamente wie:

werden erfolgreich zur Schmerztherapie verwendet.

Während einer aktivierten Arthrose können Injektionen mit Glukokortikoiden in den Kniegelenksspalt die Entzündung eindämmen und ein Abklingen derselben beschleunigen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Kniearthrose, welche Medikamente helfen?

Zu einer verbesserten mechanischen Eigenschaft des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit kommt es durch mehrfache Injektionen von Hyaluronsäure in den Gelenkspalt.

Erfahren Sie mehr zum Thema: Hyaluronsäure bei Kniearthrose.

Je nach Leidensdruck des Patienten und Aussicht auf Verbesserung gibt es verschiedene Möglichkeiten die Arthrose im Knie operativ zu behandeln. Neben kleineren Eingriffen (Arthroskopie Knie) wie einer Kniegelenksspülung (Lavage) oder Knorpelglättung (Débridement) vor allem bei geringgradiger Arthrose, stehen Umstellungsosteotomien sowie prothetischer Kniegelenkersatz (Knieprothese) zur Auswahl.

Gelenk ersetzende Verfahren am Knie sind heute das Mittel der Wahl bei schwerer Arthrose. Bei einem Befall des mittleren oder äußeren Gelenkspalts alleine kann man zu einem einseitigen (unikondylären) Oberflächenersatz („Schlittenprothese“) greifen.
Liegt eine Pangonarthrose (alle Oberflächen des Gelenks sind betroffen) vor, so würde man eher einen kompletten Oberflächenersatz, eine Kniegelenktotalendoprothese (kurz: Knieprothese) bevorzugen.

Abhängig vom Zustand des Bandapparats des Knies kommen verschiedene Varianten der Prothesen in Frage, welche dem Krankheitsbild entsprechend ausgewählt werden müssen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie einer Kniearthrose

Prognose und Prophylaxe

Die Arthrose im Knie ist vor allem durch ausgewogene Belastung in den Knien vorzubeugen.
Dazu zählen:

  • Körpergewicht im Normbereich
  • gerade Achse der Beine (Schuhwerk / Einlagen)
  • gelenkschonender Sport (Schwimmen, Radfahren)

    Lesen Sie hierzu auch: Kniearthrose. welcher Sport ist ratsam?
     
  • Vermeiden zusätzlicher Gewichtsbelastung durch Tragen schwerer Gegenstände.

Selbst bei Beachtung all dieser Faktoren ist die Entstehung einer Arthrose im Verlauf des Lebens nicht ausgeschlossen, da sie auch entscheidend von genetischen Faktoren abhängig ist.

Ist eine Arthrose vorhanden, so ist diese nur symptomatisch behandelbar und nur mit einer Knieprothese weitestgehend heilbar. Dabei ist zu beachten, dass eine Gelenkprothese die Bewegungen und die Stabilität des natürlichen Knies nur annähernd zurück bringen kann.

Der Verlauf der Erkrankung kann stark unterschiedlich sein. Während einige Patienten über Jahre hinweg nur geringe Beschwerden haben und unter konservativer Therapie gut leben können, so gibt es auch gegenteilige Beispiele, bei denen innerhalb weniger Jahre eine Knieprothese unumgänglich ist.

Lesen Sie hierzu auch: Kniearthrose, wann kann man konservativ behandeln? und Kniearthrose, wann muss operiert werden?

Je nach Konstitution des Patienten kann eine OP nicht sinnvoll sein (z.B. Osteoporose, Multimorbidität). Die Arthrose im Knie kann zu einer so ausgeprägten Gehbehinderung führen, sodass zur Fortbewegung ein Rollstuhl oder Gehhilfen notwendig sind.

Abbildung des Knies

A - Rechtes Kniegelenk von links
B - Rechtes Kniegelenk von vorn
C - Rechtes Kniegelenk von hinten

  1. Kniescheibe - Patella
  2. Oberschenkelknochen - Femur
  3. Schienbein - Tibia
  4. Wadenbein - Fibula
  5. Innerer Meniskus -
    Meniscus medialis
  6. Äußerer Meniskus -
    Meniscus lateralis
  7. Kniescheibenband -
    Ligamentum patellae
  8. Außenband -
    Ligamentum collaterale fibulare
  9. Innenband -
    Ligamentum collaterale tibiale
  10. Hinteres Kreuzband -
    Ligamentum cruciatum posterius
  11. Vorderes Kreuzband - Ligamentum cruciatum anterius

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Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2013 - Letzte Änderung: 30.03.2024