Ein Schwangerschaftsdiabetes kann jede Frau treffen. Entweder wird der Schwangerschaftsdiabetes durch die Schwangerschaft erst ausgelöst oder der Schwangerschaftsdiabetes entwickelt sich als Verschlechterung eines vorbestehenden Diabetes mellitus.
Schwangerschaftsdiabetes, Gestationsdiabetes, Schwangerschaftszucker
Englisch: gestational diabetes
Unterschieden wird zwischen dem bereits vorher vorhandenen Diabetes mellitus und dem sogenannten Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes), der erst durch die Schwangerschaft und Stillzeit ausgelöst wird. Ungefähr eine von Hundert Schwangeren ist betroffen. Hauptsymptom ist bei beiden Formen die Verwertungsstörung von Kohlehydraten, so dass der Blutzuckerspiegel zu hoch ist.
Bei bereits vorher vorhandenem Diabetes kommt es vermehrt durch Über- bzw. Unterzuckerungszuständen zur Schwangerschaftsdiabetes, wobei letztere meist durch den verminderten Bedarf an Insulin im ersten Drittel der Schwangerschaft ausgelöst werden.
Der Gestationdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) zeigt sich relativ symptomfrei, so dass die Schwangere auf die Entdeckung der Krankheit durch einen Arzt angewiesen ist.
Der Diabetes birgt für die Schwangere einige Risiken: Durch das geschwächte Immunsystem kann es vermehrt zu Harnwegsinfekten (z.B. Blasenentzündung) kommen und die Wahrscheinlichkeit an einer Präeklampsie oder Eklampsie (S. Gestose) zu erkranken ist erhöht. Auch die Komplikationen an der Netzhaut (S. Auge) einer Diabetikerin (diabetische Retinopathie) können sich in der Schwangerschaft rapide verschlechtern, so dass regelmäßige Besuche beim Augenarzt angeraten sind! In manchen Fällen kommt es auch zu Ablagerungen unter der Haut im Augenbereich, sogenannte Xanthelasmen.
Fällt die Schwangere durch unzureichende oder fehlende Behandlung in ein diabetisches Koma, so ist eine sofortige Therapie geboten, da der Fötus (ungeborenes Kind) zu 50% schon im Mutterleib verstirbt. Ist die Schwangerschaft ausreichend fortgeschritten, sollte eine baldige Entbindung per Kaiserschnitt erfolgen.
Die Gefahren des Schwangerschaftsdiabetes auf Seiten des Fötus liegen zum Einen in der erhöhten Fehlbildungsrate, die zur sogenannten Fetopathia diabetica mit Herzfehlern und Fehlbildungen der unteren Körperhälfte (kaudales Regressionssyndrom) führt. Zum Anderen ist der Wachstum des Fötus durch eine schlechtere Durchblutung des Mutterkuchens (S. Plazenta) gedrosselt (small-for-date-baby).
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Des weiteren beginnt der Fötus durch die erhöhten Blutzuckerwerte im mütterlichen Blut nun selbst Insulin zu produzieren, da das sonst ausreichende mütterliche Insulin nicht mehr genügt. Das führt zur übermäßigen Größe (Makrosomie) des Fötus mit einem Geburtsgewicht von oft mehr als 4000g. Gleichzeitig besteht eine gewisse Unreife. Man sollte in diesem Fall die Geburt ca. 2 Wochen vor errechnetem Geburtstermin einleiten, um Komplikationen zu vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit an Gerinnungsstörungen, einem Atemnotsyndrom oder einer zu erkranken ist für solche Neugeborene erhöht. Auch Unterzuckerungszustände kommen bei diesen Neugeborenen vor, die wegen der Gefahr von Hirnschädigungen vermieden werden müssen.
Der Fötus muss des Weiteren in einer Schwangerschaftsdiabetes, ebenso wie ein Diabetiker auch, vermehrt Wasser lassen, wodurch das Volumen des Fruchtwassers zunimmt (Hydramnion). Das wiederum birgt durch die nun gesteigerte Mobilität des Fötus die Gefahr einer für die Geburt ungünstigen Lage und einer Umwickelung der Nabelschnur um den kindlichen Hals.
In der Geburtshilfe wird die diabetische Schwangere vermehrt kontrolliert. So sollte sie in den letzten Schwangerschaftswochen 1 mal pro Woche an einen Wehenschreiber angeschlossen werden.
Um eine Schwangerschaftsdiabetes festzustellen, wird der Urin auf Zucker untersucht. Zu späteren Zeitpunkten der Schwangerschaft kann der Test positiv sein, ohne dass ein Diabetes mellitus vorliegt. Trotzdem sollte man bei einem positiven Testergebnis einen sogenannten oralen Glucosetoleranztest durchführen. Dabei trinkt die Schwangere eine festgesetzte Menge an Zuckerflüssigkeit und unterzieht sich dann in regelmäßigen Zeitabständen einer Messung des Blutzuckerspiegels.
Als Therapie reicht beim Gestationsdiabetes oft eine kohlehydratarme Diät. Wird darunter der Blutzuckerspiegel nicht normalisiert, muss die Schwangere Insulin spritzen. Auch Schwangere, die vorher schon Diabetes hatten, müssen Diät halten und möglichst schon vor der Schwangerschaft auf Insulin umsteigen, da orale Antidiabetika wegen der Nebenwirkungen auf den Fötus in der Schwangerschaft nicht geeignet sind ( S. Therapie Diabetes mellitus)
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