Nabelschnur um den Hals

Dieser Text handelt von der Umschlingung des Halses durch die Nabelschnur beim Baby im Mutterleib. Diagnosemöglichkeiten, Ursachen, Komplikationen und begleitende Symptome werden zur Sprache gebracht.

Nabelschnur um den Hals

Definition

Eine Nabelschnurumschlingung, wie die Nabelschnur um den Hals in Fachsprache genannt wird, bedeutet, dass die Nabelschnur sich einmal oder mehrfach um ein Körperteil, zum Beispiel den Hals, des Kindes gewickelt hat. Dies geschieht bei jeder dritten bis fünften Geburt und bedeutet nicht automatisch eine Gefahr für das Ungeborene. Nur wenn die Nabelschnur zu sehr unter Spannung ist oder abgedrückt wird besteht eine Gefährdung. Eine sehr lange Nabelschnur und zu viel Fruchtwasser begünstigen die Nabelschnurumschlingung, da das Ungeborene mehr Bewegungsfreiraum hat.

Ursachen

Die Nabelschnur ist ein gut durch geleeartiges Gewebe geschütztes System, das das Ungeborene mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Nabelschnur ist jedoch auch eine Art Spielzeug für das Ungeborene und besonders aktive Kinder drehen sich im Bauch und spielen mit der Nabelschnur. Bei diesen Drehungen kann sich die Nabelschnur um Körperteile des Kindes herumwickeln. Je länger die Nabelschnur ist, desto wahrscheinlicher ist eine Umwicklung. Eine normale Nabelschnur hat zum Zeitpunkt der Geburt eine Länge von ungefähr 60 cm.
Auch übermäßig viel Fruchtwasser, das sogenannte Polyhydramnion, führt zu vermehrten Umschlingungen, da das Kind mehr Bewegungsfreiraum hat. Besonders die Drehung von der Steißlage in die Kopftieflage in der Spätschwangerschaft geht häufig einher mit einer Umschlingung. In einigen Fällen sorgt aber eine solche Drehung auch für ein Abstreifen einer Umschlingung. Bei einer bekannten Umschlingung kann in der Geburtsphase eine engmaschigere Kreislaufüberwachung des Kindes notwendig sein.

Wie häufig wickelt sich die Nabelschnur um den Hals?

Eine Nabelschnurumschlingung ist deutlich häufiger als viele Leute glauben, da nur von den Komplikationen berichtet wird. Jedes dritte bis fünfte Kind hat bei der Geburt eine Nabelschnurumschlingung, jedoch kommt es nur bei einem Bruchteil dieser Kinder zu kreislaufrelevanten Ereignissen und noch wesentlich seltener zu bleibenden Schäden. Während der Schwangerschaft kann sich die Nabelschnur immer wieder anders anordnen und führt aber normalerweise nicht zu Komplikationen. Nur in seltenen Fällen kommt es früh in der Schwangerschaft zu einer strammen Umwicklung, welche dann aber häufig den Tod des Fötus bedeutet.

Wie kann man verhindern, dass sich die Nabelschnur um den Hals wickelt?

Eine Nabelschnurumwicklung lässt sich nicht verhindern, aber sie stellt auch nicht automatisch eine Gefahr dar. Auch bestimmte Bewegungsübungen oder Schlafpositionen ändern nichts an der Wahrscheinlichkeit einer Umschlingung. Eine Gefahr für das Kind während der Geburt lässt sich verhindern, indem die Kreislaufsituation des Kindes häufiger kontrolliert wird. Bei Auffälligkeiten im CTG kann ein Kaiserschnitt erforderlich sein und so das Risiko für Komplikationen senken. Wenn bereits ein Geschwisterkind unter der Geburt verstorben ist, kann ein primärer Kaiserschnitt ohne CTG-Auffälligkeiten empfohlen werden.

Was können die Spätfolgen einer um den Hals gewickelten Nabelschnur sein?

Bei einer kreislaufrelevanten Umschlingung kann es zu Durchblutungsstörungen und einer Sauerstoffunterversorgung kommen. Dies kann sowohl den ganzen Körper des Kindes betreffen, dies geschieht, wenn die Nabelschnur selbst abgedrückt wird, als auch nur das Gehirn des Kindes bei engen Umschlingungen des Halses.  Eine Unterversorgung mit Sauerstoff führt zum Absterben von Zellen in allen Organen. Das Gehirn ist besonders anfällig für einen Sauerstoffmangel.
Eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns kann zu bleibenden geistigen und körperlichen Behinderungen des Kindes führen. Die Entwicklung des Kindes kann verlangsamt und eingeschränkt sein. Diese Folgeschäden sind unmittelbar nach der Geburt nicht abzusehen und zeigen sich erst mit dem Älterwerden des Kindes. Bei starken Schäden kann auch direkt nach der Geburt eine Trinkschwäche auftreten und die Kinder können apathisch wirken. Auch eine künstliche Beatmung und Sauerstoffgabe nach der Geburt könne notwendig sein. Bei einer langen Sauerstofftherapie kann die toxische Wirkung von Sauerstoff eine Blindheit verursachen. Die Spätfolgen können von einer leichten Lernschwäche bis zu schweren Mehrfachbehinderungen reichen.

Diagnose

In der Spätschwangerschaft und kurz vor der Geburt kann eine Nabelschnurumschlingung im Ultraschall sichtbar sein. Bei einer vorherigen Totgeburt wird werdenden Eltern eine Untersuchung mit einem Doppler-Ultraschall empfohlen, um die Blutversorgung des Kindes abzuschätzen. Kreislaufrelevante Umschlingungen zeigen sich besonders während der Geburt auch im CTG.
Bei einer bereits bekannten Umschlingung wird in kürzeren Abständen ein CTG geschrieben und somit der Kreislauf des Ungeborenen überwacht. Bei vielen Kindern ist die Umschlingung erst während der Geburt sichtbar und verursacht keine CTG-Auffälligkeiten.

An diesen begleitenden Symptomen ist eine Nabelschnurumschlingung des Halses erkennbar

In den meisten Fällen kann eine Nabelschnurumschlingung nur durch CTG-Auffälligkeiten oder ein Ultraschall gesehen werden. Weitere Symptome zeigen sich nur sehr selten. Wenn die werdende Mutter jedoch das Gefühl hat, dass das sonst aktive Kind sich nicht mehr bewegt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch ein ungenaues Gefühl, dass etwas nicht stimmt, rechtfertig einen Besuch beim Frauenarzt.
Ein überdurchschnittlich großer Babybauch kann auch einen Überschuss an Fruchtwasser hindeuten und die Wahrscheinlichkeit einer Umschlingung erhöhen. Weiterhin kann eine fehlende Drehung und damit eine Steißlage auf eine Umschlingung hindeuten, da bei einer kurzen Nabelschnur, welche das Kind umschlingt, der Bewegungsfreiraum für eine Drehung nicht ausreicht.

Therapie

In den meisten Fällen muss eine Nabelschnurumwicklung nicht therapiert werden. Eine leichte Umwicklung hat während der Schwangerschaft keine negativen Folgen für das Ungeborene. Erst während der Geburt kann es zu Komplikationen kommen. Bei Auffälligkeiten im CTG während der Geburt kann ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden, um das Kind zu schützen. Bei einer bekannten zu kurzen Nabelschnur mit Umschlingung und vorherigen Totgeburten kann ein primärer Kaiserschnitt empfohlen werden. Bei seltenen Komplikationen zu früheren Zeitpunkten der Schwangerschaft kann ebenfalls ein Kaiserschnitt erforderlich sein, welcher dann jedoch mit den Komplikationen einer Frühgeburt verbunden ist. Nach aufgetretenen Komplikationen kann eine intensivmedizinische Versorgung des Neugeborenen nötig sein. Hierzu zählen eine Überwachung der Lebensfunktionen, eine Sauerstofftherapie und eine Stabilisierung des Kreislaufs. Bei starker Trinkschwäche kann auch eine künstliche Ernährung erforderlich sein. Bei Spätschäden ist eine Frühförderung des Kindes hilfreich.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.12.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024