Venenleiden

Die Bezeichnung "Venenleiden" umfasst mehrere Erkrankungen der Venen, die alle zu ähnlichen Symptomen führen, aber verschieden Ursachen haben.

Zu den Erkrankungen zählen

Häufig sind auch mehrere Erkrankungen miteinander vergesellschaftet, da sie sich gegenseitig begünstigen. So treten Venenentzündungen bevorzugt bei Krampfadern auf und können leicht in eine Venenthrombose, also einem Verschluss des venösen Gefäßes, enden.

Symptome und Diagnose

Begleitende Symptome bei Venenleiden

Am häufigsten werden die Venenerkrankungen von dem Gefühl schwerer Beine und Beinschwellungen begleitet. Die Schwellungen gehen besonders zu Beginn über die Nacht noch häufig zurück.

Des Weiteren fallen Krampfadern durch ihr geschlängeltes Hervortreten sofort ins Auge. Bei Krampfadern und Venenschwäche kommt es über die Zeit auch zu bläulichen und rötlichen Hautveränderungen. Zusätzlich kann Juckreiz auftreten.

Auch nächtliche Wadenkrämpfe sind möglich. Bei der Venenschwäche kommt es in schweren Stadien zudem zu Verhärtungen der Haut und im schlimmsten Fall zu offenen Stellen an den Beinen, welche kaum abheilen.

Für die Venenentzündung sind schmerzhafte, tastbare Venenstränge bezeichnend. Im entzündeten Bereich ist die Haut gerötet und geschwollen.

Bei der Thrombose sind Schmerzen in der Wade bei Druck auf die Wade oder Beugen des Fußes typisch. Die Schmerzen werden als ziehend beschrieben. Außerdem sind Überwärmung und Schwellung des Beines hinweisend. Auffallend ist hier der Vergleich zum nicht betroffenen Bein. Bei einem Verdacht auf eine Thrombose sollte immer sofort ein Arzt aufgesucht werden.

An welchen weiteren Symptomen Sie eine Venenentzündung erkennen können, lesen Sie unter:
An diesen Symptomen erkennen Sie eine Venenentzündung

Ödeme bei Venenleiden

Die Venen sind für den Rücktransport des Blutes zum Herzen verantwortlich. Bei vielen Venenerkrankungen, besonders der Veneninsuffizienz, sind die Venen nicht mehr in der Lage, ihre Aufgabe ausreichend zu erfüllen.

Die Folge ist eine Druckerhöhung in den Venen, die die Blutflüssigkeit ins Gewebe drückt. Dies, und der schlechte Abtransport von Flüssigkeit aus dem Gewebe, führt zu Wassereinlagerungen, den Ödemen. Da die Beinvenen das Blut gegen die Schwerkraft transportieren müssen, treten Venenerkrankungen und Ödeme bevorzugt in den Beinen auf und werden durch vieles Stehen und Sitzen begünstigt.

Das Hochlegen der Beine entlastet hingegen die Venen, da das Blut leichter abfließen kann.

Weitere Informationen finden Sie auch unter Ursachen von Ödemen,

Schmerzen bei Venenleiden

Schmerzen treten vor allem bei einer Thrombose auf, diese Schmerzen sind dann ziehend und ähneln einem Muskelkater.

Kennzeichnend ist, dass die Schmerzen durch Beugung des Fußes und Kompression der Wade verstärkt in der Wade auftreten. Durch Druck auf die Fußsohle können auch Schmerzen an der Fußsohle provoziert werden.

Des Weiteren geht die Thrombose, wie auch die anderen Venenleiden, mit einem Schwere- oder Spannungsgefühl der Beine einher.

Weitere Informationen finden Sie unter Schmerzen in der Wade - Welche Hinweise gibt es, dass ich eine Thrombose habe?

Krampfadern bei Venenleiden

Krampfadern treten durch ihr sackförmig erweitertes Auftreten und ihren wellenförmigen Verlauf hervor. Von den Veränderungen sind die oberflächlichen Beinvenen betroffen, die unschön auffallen.

Aber neben den ästhetischen Aspekten gehen die Krampfadern auch mit

  • abendlichen Knöchelödemen,
  • Müdigkeits-/Spannungs-/Schweregefühl der Beine und
  • nächtlichen Fuß-und Wadenkrämpfen

einher. Typischerweise sind die Symptome abends schlimmer und können durch vieles Gehen gemildert werden.

Die genaue Ursache für die Entstehung der Krampfadern ist ungeklärt.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Krampfadern

Juckreiz bei Venenleiden

Der Juckreiz entsteht durch die Hautveränderungen und das Ansammeln von Stoffwechselprodukten. Durch den verschlechterten Blutabtransport ist die Sauerstoffversorgung schlechter und Stoffwechselprodukte, die z.B. in der Leber abgebaut werden müssen, können nicht oder viel zu langsam aus dem Bein abtransportiert werden. Dies begünstigt Entzündungen der Haut, die ebenfalls zu Juckreiz führen.

Offene Beine durch Venenleiden

Bei schweren Verläufen einer Veneninsuffizienz ist die Versorgung der Beine mit Sauerstoff so schlecht, dass Wunden kaum abheilen und die Haut zu offenen Stellen neigt. Man spricht hier in der Fachsprache vom Ulcus cruris venosum. 

Die Therapie ist relativ schwierig, da sich die offenen Stellen aufgrund der Minderversorgung als sehr resistent erweisen. Abgestorbene Hautanteile müssen chirurgisch entfernt werden. Die offenen Stellen werden mit einem Kompressionsverband behandelt. Falls es nicht zu einer Abheilung kommt, kann ein plastischer Eingriff vorgenommen werden.

Ausführliche Informationen finden Sie unter Offene Beine durch ein Venenleiden - Ulcus cruris venosum.

Diagnose eines Venenleidens

Am wichtigsten ist es, eine Thrombose ohne Zeitverzögerung zu erkennen. Denn diese stellt einen Notfall dar und muss sofort behandelt werden. Bei einer Thrombose besteht die Gefahr, dass eine lebensbedrohliche Lungenembolie (ein Verschluss eines Lungengefäßes) entsteht.

Richtungsweisend bei allen venösen Erkrankungen sind die Befragung des Patienten durch den Arzt sowie die Symptome. Bei einer Thrombose gibt es zusätzlich einen wichtigen Laborparameter (D-Dimere), der bestimmt wird. Des Weiteren werden bildgebende Verfahren, in der Regel der Ultraschall, zur Diagnose herangezogen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Thrombose erkennen.

Behandlung eines Venenleidens

Im Allgemeinen besteht die Therapie bei allen Venenleiden in der Kompression der Beine mithilfe von elastischen Binden oder Strümpfen.

Außerdem wird empfohlen, viel zu gehen und wenig zu stehen oder zu sitzen. Diese Maßnahmen verbessern den Bluttransport aus den Beinen zum Herzen.

Bei der gefährlichen Venenthrombose wird das Blutgerinnsel (Thrombus) durch einen kleinen chirurgischen Eingriff oder mithilfe eines Katheters entfernt. Des Weiteren wird das Blut für mindestens fünf Tage mit Heparin verdünnt. Über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten sollte des Weiteren eine Kompressionsbehandlung mit Binden oder Strümpfen erfolgen.

Nach der erfolgreichen Behandlung muss nach der Ursache der Thrombose gesucht werden und diese sollte behandelt werden – z.B. können Rauchen und die Einnahme von Verhütungsmitteln bei jungen Frauen zu einer Thrombose führen. Hier wäre es ratsam, das Rauchen einzustellen oder auf eine andere Verhütungsmethode zu wechseln.

Auch bei einer frisch aufgetretenen Venenentzündung können die betroffenen Venen durch einen kleinen Stich von Blutgerinnseln, die wegen der Entzündung entstehen, befreit werden. Krampfadern können im Rahmen einer OP entfernt werden oder durch eine Lasertherapie verschlossen werden.

Welcher Arzt behandelt das Venenleiden?

In der Regel kann der Hausarzt das Venenleiden behandeln, nur in bestimmten Fällen muss der Betroffene einen anderen Arzt aufsuchen.

Bei einer akuten Thrombose muss der Patient in ein Krankenhaus und wird dort von einem Angiologen/einer Angiologin (Arzt/Ärztin, der/die sich auf Gefäßerkrankungen spezialisiert hat) oder einem Gefäßchirurgen/eine Gefäßchirurgin behandelt. Auch die operative Entfernung von Krampfadern erfolgt durch einen Gefäßchirurgen/eine Gefäßchirurgin.

Welche Medikamente können bei Venenleiden helfen?

Die medikamentöse Therapie spielt bei Venenerkrankungen keine große Rolle. Wenn die anderen Therapiemaßnahmen gegen Ödeme nicht ausreichend greifen, können Ödemprotektiva eingenommen werden.

Interessanter sind Arzneimittel aus Naturheilpflanzen. Diese sind in der Regel nicht rezeptpflichtig und müssen selbst bezahlt werden. Hier empfehlen sich Rosskastanienextrakt, Mäusedornwurzel und Extrakte des roten Weinlaubes.
Da Medikamente aus Naturpflanzen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen können, sollte der behandelnde Arzt über deren Einnahme informiert werde.

Welche Hausmittel können bei Venenleiden helfen?

Am wichtigsten ist es, die Beine in Bewegung zu halten. Das heißt, viel Gehen oder Sport treiben. Beim Gehen werden die Muskeln betätigt, welche den Bluttransport in den Venen unterstützen. Beim Sitzen und Stehen empfiehlt es sich, die Position regelmäßig zu wechseln und die Beine nicht übereinander zu schlagen.

Positiv wirkt sich dagegen das Hochlegen der Beine aus. Des Weiteren sind flache, gemütliche Schuhe empfehlentswert. Abduschen der Beine mit kaltem Wasser oder Kneipen können die Symptome lindern. Weitere helfende Maßnahmen sind Quarkwickeln oder eine Gewichtsreduktion bei bestehendem Übergewicht. Saunagänge sollten hingegen vermieden werden. Aus Kastanien kann auch eine Salbe zur äußeren Anwendung hergestellt werden.

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Wann brauche ich bei Venenleiden eine OP?

Bei Krampfadern können die Venen operativ entfernt werden. Ein Eingriff kann bei starker Symptomatik in Erwägung gezogen werden, z.B. bei häufig wiederkehrende Entzündungen der Venen.

Besonders wenn sich immer wieder Thromben (Blutgerinnsel) in den Venen bilden, ist eine OP sinnvoll.

Aber auch aus rein ästhetischen Gründen kann eine Krampfaderoperation durchgeführt werden. Eine operative Entfernung der Krampfadern ist allerdings nur dann möglich, wenn die tiefen Beinvenen gesund sind.

Bei etwa 5% der Krampfadern sind jedoch die tiefen Beinvenen beschädigt und können das Blut nicht ausreichend zum Herzen transportieren. In diesem Fall ist eine OP kontraindiziert.

Lesen Sie auch unseren Artikel: Krampfadern entfernen - Wann muss zur OP gegriffen werden?

Ursachen und Prophylaxe

Ursachen eines Venenleidens

Die meisten Krampfadern treten ohne erkennbare Ursache auf. Man geht davon aus, dass stehende und sitzende Tätigkeiten das Auftreten von Krampfadern begünstigen. Aber auch eine genetische Prädisposition kann die Entstehung von Krampfadern begünstigen.

In seltenen Fällen entstehen Krampfadern in Folge einer Abflussbehinderung im venösen System, z.B. durch eine Thrombose (Blutgerinnsel).

Die Venenschwäche entsteht unter anderem in der Folge von einer Klappenschwäche der tiefen Beinvenen. Dadurch muss vermehrt Blut durch die oberflächlichen Beinvenen zum Herzen zurücktransportiert werden, was diese Gefäße überlastet. Aber auch nach einem temporären Verschluss einer Beinvene kann es zu Veränderungen der Venenstrukturen und damit zu einer Venenschwäche kommen.

In der Regel entsteht eine Venenentzündung auf dem Boden von Krampfadern. Durch die krankhaften Veränderungen der Venenstruktur und den verschlechterten Blutrücktransport wird die Entzündung begünstigt.

Eine Thrombose (Verschluss durch ein Blutgerinnsel) der Beinvenen entsteht bei Veränderungen der Gefäßwand, der Blutzusammensetzung und bei Blutstromverlangsamung. Es sind viele Risikofaktoren bekannt, die eine Thrombose begünstigen:

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Venenleiden in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft treten gehäuft Krampfadern und Venenschwäche auf. Der Grund hierfür ist, dass die Venen während der Schwangerschaft mehr leisten müssen.

Das Blutvolumen nimmt zu und durch den veränderten Hormonhaushalt weiten sich die Venen, wodurch die Venenklappen nicht mehr vollständig schließen können. Durch die Gewichtszunahme ist zusätzlich der Druck auf die Beinvenen erhöht, was das Risiko für Wassereinlagerungen erhöht. Fast jede zweite Frau ist hiervon betroffen. Bei der zweiten Schwangerschaft ist das Risiko für Wassereinlagerungen erhöht.

Venenprobleme sollten von einem Arzt/von einer Ärztin beobachtet werden. In der Schwangerschaft ist außerdem das Risiko für eine gefährliche Beinvenenthrombose erhöht, deswegen sollte  bei Schmerzen in den Beinen ein Arzt/eine Ärztin aufgesucht werden.

Um die Krampfadern vorzubeugen, können die gleichen Maßnahmen wie bei den anderen Venenerkrankungen getroffen werden: Tragen von Kompressionsstrümpfen, Bewegung und Sport, Vermeiden von langem Stehen und Sitzen, ausreichend Trinken, Hochlegen der Beine, Kneipen und Tragen von flachen Schuhen.

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Verlauf und Prognose

Ist ein Venenleiden heilbar?

Die Symptome und Beschwerden, die bei einem Venenleiden bestehen, können häufig behandelt werden.

Die zugrunde liegenden Veränderungen in der Venenstruktur können jedoch nicht rückgängig gemacht werden. Eine Venenentzündung kann wieder komplett abheilen, bei veränderten Venen besteht jedoch das Risiko, dass es wieder zu einer Entzündung kommt. Dem kann aber auch durch eine konsequente Behandlung erfolgreich entgegengewirkt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.05.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024