Krampfadern entfernen - Wann muss zur OP gegriffen werden?

Ein Krampfaderleiden (Varikosis) entsteht durch eine Erweiterung und Aussackung von oberflächlichen Venen. Die Krampfadern können zu kosmetischen Problemen oder auch Schmerzen in den Beinen oder schweren Beinen führen. Bei der Operation, beispielsweise dem Venenstripping, werden die betroffenen Venen mit wenigen Hautschnitten entfernt.

Einleitung

In der medizinischen Fachsprache wird das Krampfaderleiden als Varikosis bezeichnet.
Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung und Aussackung oberflächlicher Venen, was zur einer Schlängelung und Knäuelbildung der betroffenen Vene führt. Dies betrifft in der Regel die Venen der Beine.

Letztendlich sind die oberflächlichen Venen nicht mehr in der Lage, das Blut effizient zurück zum Herzen zu transportieren. Hierfür liegt die Ursache meist darin, dass die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren.

Operation von Krampfadern

Die Krampfadern können nicht nur ein kosmetisches Problem darstellen, sie können auch zu schweren Beinen und abendlichen Beinödemen, also Wassereinlagerungen führen.

Beim Auftreten der Krampfadern spielt die Vererbung eine sehr große Rolle, aber auch in der Schwangerschaft kommt es gehäuft zu Krampfadern.

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Wann müssen Krampfadern entfernt werden?

Krampfadern stellen häufig ein kosmetisches Problem dar. Wenn der Leidensdruck für die Betroffenen groß genug ist, können die betroffenen Venen durch eine OP entfernt werden.

Auch bei symptomatischen Krampfadern, z.B. durch Ödeme (Wassereinlagerungen), kann eine operative Entfernung indiziert sein.

Des Weiteren können Krampfadern auch zu Komplikationen führen. Eine Komplikation ist das immer wiederkehrende Auftreten von Entzündungen an den Venen oder die Entstehung von Thromben, also kleinen Blutgerinnseln, welche die Vene verlegen.
In so einem Fall ist eine Operation geraten.

Allerdings gibt es Fälle, in denen die Venen nicht operativ entfernt werden dürfen. In etwa 5% der Fälle liegt dem Krampfaderleiden eine sekundäre Varikosis zugrunde.
Hierbei kommt es zunächst zu einer Abflussbehinderung im tiefen Venensystem. Deshalb muss das Blut vermehrt über die oberflächlichen Beinvenen aus den Beinen zurück zum Körper transportiert werden. Dadurch kann es dann zur Bildung von Krampfadern kommen.
Die oberflächlichen Venen stellen nun den Hauptanteil des Blutrücktransportes dar und dürfen deswegen nicht entfernt werden.

Hier finden Sie mehr Informationen zu diesem Thema: Krampfadern entfernen

Vorbereitung

Wie vor jeder Operation sollte als erstes ein Arzt-Patienten-Gespräch und eine körperliche Untersuchung vom Arzt vorgenommen werden.
Anschließend werden mit Hilfe des Ultraschalls die Venen dargestellt und begutachtet.

In manchen Fällen kann auch noch eine sogenannte Phlebographie stattfinden. Hierbei werden mit Hilfe von Kontrastmittel und eines bildgebenden Verfahrens, z.B. dem MRT, die Venen dargestellt.
Diese Voruntersuchungen sind wichtig, um andere Krankheiten auszuschließen bzw. um Begleiterkrankungen festzustellen.

Außerdem wird das Ausmaß der Krampfadern untersucht und geplant, welche Venen entfernt werden sollen.

Direkt vor der Operation werden die entsprechenden Venen noch am stehenden Patienten markiert.
Außerdem sollten blutverdünnende Medikamente wie Marcumar zuvor durch den behandelnden Arzt abgesetzt werden.

Ablauf

Das Standardoperationsverfahren ist das Varizenstripping. Hierbei wird die betroffene Vene herausgezogen.
Im Detail wird hierfür zunächst das stammnahe Ende der Vene über einen kleinen Schnitt aufgesucht, präpariert und an der Einmündung zur tiefen Beinvene durchtrennt.

Anschließend wird in die Vene eine Sonde eingeführt, welche bis zur geplanten Entnahmestelle der Vene vorgeschoben wird. Nun werden noch größere Seitenäste durchtrennt.
Zum Schluss wird die Vene am unteren Teil über einen kleinen Schnitt freigelegt, sodass die Sonde nun unten am Bein aus der Vene herausschaut.
Mit Hilfe der Sonde wird die gesamte Vene aus der unteren Einschnittstelle herausgezogen. Vorher können kleine Seitenäste über sehr kleine Schnitte herausgezogen werden.

Nachsorge

Bereits direkt nach der Operation wird das Bein straff eingebunden.
Eine elastische Kompressionsbehandlung, also das Tragen eines Kompressionsstrumpfes, sollte noch für mindestens drei bis vier Wochen fortgeführt werden.

Die Kompression soll Nachblutungen, Schwellungen und Blutergüsse verringern. Sie erfolgt einerseits mit Binden und andererseits mit Kompressionsstrümpfen.

Des Weiteren ist körperliche Bewegung wichtig. Sport sollte zwar zunächst vermieden werden, aber regelmäßiges Gehen hilft ebenfalls, gegen Schwellung und Blutergüsse vorzubeugen. Außerdem regt es die Durchblutung an.

Allerdings sollte dem Bein direkt nach der OP genügend Zeit zur Erholung gegeben werden. Zur Entlastung kann das Bein hochgelegt werden, was den venösen Rückstrom erleichtert.
Langes Gehen und Stehen sollte vermieden werden.

Nach etwa zwei Wochen werden die Fäden entfernt. Da durch die Operation die eigentliche Ursache nicht behandelt wurde, können im weiteren Leben noch weitere Venen von der Varikosis (Krampfaderleiden) betroffen werden.

Deswegen sollten nach ausreichender Erholung von der Operation vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Hierzu zählen sportliche Betätigung, insbesondere Ausdauersportarten wie Joggen oder Schwimmen.
Zusätzlich helfen Kompressionstrümpfe, welche vor allem bei langem Sitzen oder Stehen zu empfehlen sind.
Des Weiteren sollte auf gut sitzendes Schuhwerk geachtet werden.

Wie lange dauert die OP?

Die Dauer der Operation ist abhängig vom Ausmaß des Krampfaderleidens. In der Regel ist die eigentliche Operation innerhalb einer Stunde abgeschlossen.
Natürlich muss noch Zeit für die Narkoseeinleitung und OP-Vorbereitungen eingerechnet werden.
Häufig können die Patienten bereits zwei bis drei Stunden nach der Operation in Begleitung nach Hause entlassen werden.

Welche Narkose brauche ich?

Beim Varizenstripping können verschiedene Narkoseverfahren angewendet werden.

Das Narkoseverfahren sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden.
Zur Auswahl stehen die Vollnarkose, die Lokalanästhesie und die Spinalanästhesie.

Bei der Vollnarkose erhält der Patient ein Schlafmittel, ein Schmerzmittel und ein Arzneimittel zur Entspannung der Muskulatur. Es ist das Standardverfahren für diese Operationen.

Bei der Lokalanästhesie wird das Betäubungsmittel lokal an Nerven, die das Operationsgebiet versorgen gespritzt und so die Schmerzwahrnehmung unterbunden.

Bei der Spinalanästhesie wird ein Betäubungsmittel rückenmarksnah gespritzt. Hierdurch wird die Schmerzwahrnehmung gestört aber gleichzeitig auch die Motorik der Beine eingeschränkt. Diese kehrt wenige Stunden nach der Operation wieder zurück.

Sowohl bei der Spinal-, als auch bei der Lokalanästhesie ist der Patient bei Bewusstsein.

Wie lange bin ich krankgeschrieben?

Nach der Operation werden die Patienten meist für eine Woche krankgeschrieben. Jedoch kann die Krankheitsdauer individuell schwanken.
Bei unkomplizierten, kleinen Eingriffen und schneller Wundheilung kann es auch möglich sein, dass man bereits nach zwei Tagen wieder arbeiten gehen kann.
Im Gegensatz dazu kann es bei größeren, komplikationsreicheren Eingriffen zu einer Krankheitsdauer von zwei Wochen oder mehr kommen.
Es kann also nicht pauschal gesagt werden, wie lange man nach dem Eingriff krankgeschrieben ist.

Natürlich spielt auch die Beschäftigung des Patienten eine Rolle. Büroangestellte können früher wieder arbeiten als Bauarbeiter oder Fabrikangestellte, die viel stehen müssen.

Schmerzen nach einer Krampfader-OP

In der Regel sind die Schmerzen nach einer Krampfader-Operation nicht sehr stark.
Es reicht meist die Einnahme von Schmerzmitteln, die vom Arzt verschrieben werden (wie beispielsweise Ibuprofen 400). Dieses kann nach Bedarf eingenommen werden.

Manche Patienten benötigen nach einer OP überhaupt keine Schmerzmittel, andere sind empfindlicher und benötigen mehr. Die Schmerzen sollten nach wenigen Tagen verschwunden oder stark abgeklungen sein.

Sehr starke Schmerzen sind untypisch und sollten als Warnsignal verstanden werden. Eine zusätzlich zum Schmerz auftretende starke Schwellung und Rötung sollte nicht unbeachtet bleiben. In solchen Fällen sollte nochmals ein Arzt aufgesucht werden.

Komplikationen

Insgesamt ist das Venenstripping eine sehr komplikationsarme Operation.
Es kann nach der Operation zu Schmerzen und Schwellung des betroffenen Beins kommen, die in der Regel ausreichend mit Schmerzmittel behandelt werden können.
An der Stelle des Hautschnittes kann es mehr oder weniger ausgeprägt zur Narbenbildung kommen, in schlimmeren Fällen auch zu Wundheilungsstörungen.
Von Wundheilungsstörungen sind vor allem Wunden in der Leiste betroffen. Deren Wundheilung kann unterstützt werden, indem das häufige bzw. ständige Beugen im Hüftgelenk vermieden wird.

Wie bei jeder Operation besteht ein Thromboserisiko. Da es sich jedoch um einen kleinen Eingriff handelt, ist das Risiko gering.
Mit einer ausreichenden Thromboseprophylaxe, wie dem Tragen von Kompressionstrümpfen und Heparin, kann normalerweise eine Thrombose vorgebeugt werden.

Ebenfalls sind Nachblutungen möglich. In Ausnahmefällen werden andere Gefäße oder Nerven verletzt, was zu vorübergehender oder bleibender Sensibilitätsstörung am Bein führt.

Da es sich bei der Operation nicht um eine ursächliche Therapie handelt, kann es zu Rezidiven an anderen Beinvenen kommen, das heißt, dass sich erneut Krampfadern ausbilden können.
An der Stelle, an der die Vene entfernt wurde, kann es jedoch nicht wieder zu einer Krampfader kommen.

Wann darf wieder mit Sport begonnen werden?

Wann nach der OP wieder Sport betrieben werden darf, hängt in erster Linie von der Größe des Eingriffes und der Sportart ab.
In der Regel kann nach zwei Wochen mit leichter sportlicher Betätigung, z.B. Nordic Walking, begonnen werden.
Die Trainingsbelastung kann dann langsam gesteigert werden, sodass nach etwa 4 Wochen fast alle Sportarten möglich sind.
Mit Extremsportarten oder Kontaktsportarten sollte man jedoch warten, bis alles gut verheilt ist, was in etwa 6 Wochen dauert.

Die genannten Zeitangaben sind nur grobe Richtwerte und können individuell verschieden sein.

Laser-OP

Die Laser-Operation wird auch endovenöse Therapie genannt. Bei dieser Therapie wird über einen kleinen Schnitt ein Katheter in die Vene eingeführt. Die Vene wird anschließend an der betroffenen Stelle von innen mit dem Laser bestrahlt. Hierdurch wird das Gefäß verschlossen, so dass kein Blutdurchfluss mehr möglich ist.
Alternativ kann dieses Verfahren anstatt mit Laser-Energie auch mit Radiofrequenz-Energie durchgeführt werden.
Die Laser-Therapie ist schonender als das konventionelle Venenstripping, es ist jedoch nicht in allen Fällen möglich.

Wie teuer ist eine Krampfader-OP

Während das Venenstripping in der Regel von den Krankenkassen gezahlt wird, wird endovenöse Lasertherapie nur von wenigen gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Die Übernahme der Kosten muss individuell nach Diagnosestellung nachgefragt werden.
Von privaten Krankenkassen wird die endovenöse Lasertherapie häufig übernommen. Wenn die Lasertherapie nicht von der Krankenkasse übernommen wird, muss mit Kosten um die 1.000 bis 1.500 € gerechnet werden.

Die Kosten sind selbstverständlich abhängig von der Größe des Eingriffs und beziehen sich nur auf ein Bein. In entsprechenden Fällen können die Kosten 1.500€ übersteigen.

Ist eine Krampfader-OP ambulant durchführbar?

Heute sind ambulante Krampfader-OPs sogar sehr häufig. Die Patienten können wenige Stunden nach der Operation das Krankenhaus verlassen.
In der Regel werden Patienten nur in Ausnahmefällen stationär versorgt, entweder wenn vor der Operation von Schwierigkeiten oder Komplikationen aufgrund der individuellen Verfassung des Patienten ausgegangen wird oder wenn es während einer ambulant geplanten Operation zu Komplikationen kommt, die eine stationäre Aufnahme notwendig machen.
Auch bei großen Eingriffen, schlechter Verfassung des Patienten oder komplexen Begleiterkrankungen erfolgt die Versorgung stationär.

Welcher Arzt führt die OP durch?

Die Operation von Krampfadern fällt in das Fachgebiet der Gefäßchirurgie. In Deutschland gibt es mehrere spezialisierte Krankenhäuser für Gefäßchirurgie.
Allerdings kann die Operation von jedem Gefäßchirurgen vorgenommen werden. Für die Narkose ist ein Anästhesist zuständig.

Weitere Informationen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Chirurgie finden Sie unter: Chirurgie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.06.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024