Die Strahlentherapie stellt eine Therapiemaßnahme des Darmkrebses dar. Dabei kann die Strahlentherapie vor oder nach einer OP erfolgen oder als alleinige Therapie durchgeführt werden. Die Ziele sind die Heilung des Darmkrebses und die Schmerzlinderung.
Die Strahlentherapie stellt neben der Chemotherapie und der operativen Entfernung eines Krebses die dritte Säule und somit eine wichtige Therapiemaßnahme in der Behandlung verschiedenster Krebsarten dar.
Der Darmkrebs, auch „kolorektales Karzinom“ genannt, kann sich im Dickdarm, dem sogenannten „Colon“ oder dem Enddarm, dem sogenannten „Rektum“, befinden. Ein Darmkrebs im Dickdarm wird in der Regel nicht bestrahlt. Die Therapie besteht hier stadienabhängig aus der alleinigen Operation oder der Operation mit anschließender Chemotherapie. In palliativen Situationen kann auch eine alleinige Chemotherapie zum Einsatz kommen.
In der Behandlung des Rektumkarzinoms kann die Strahlentherapie jedoch mehrere Rollen spielen. Sowohl vor, als auch nach der Operation kann die Strahlentherapie durchgeführt werden und unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Die wichtigsten Ziele der Strahlentherapie bestehen in der Verkleinerung von Tumoren und der Verhinderung sogenannter Lokalrezidive, dem Wiederauftreten kleinerer Tumoren im Darm nach der Operation.
Bei der Bestrahlung des Darmkrebses werden Röntgenstrahlen gezielt auf den Tumor ausgerichtet, sodass die Zellteilung der Krebszellen gehemmt wird. Um das restliche Gewebe zu schonen wird die gesamte Dosis der Strahlen auf mehrere Sitzungen verteilt, damit gesunde Zellen sich erholen können. Dennoch können kurzfristig und langfristig mitunter schwere Nebenwirkungen der Strahlentherapie auftreten.
Bei der Strahlentherapie unterscheidet man 3 Formen: Die Strahlentherapie wird entweder vor der OP, nach der OP oder als alleinige Therapie durchgeführt.
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In der Behandlung des Rektumkarzinoms (Enddarmkarzinom) kann die Strahlentherapie vor der endgültigen Operation eine entscheidende Rolle einnehmen. Gemeinsam mit einer Chemotherapie kann sie als sogenannte „neoadjuvante Radiochemotherapie“ erfolgen. Neoadjuvant beschreibt dabei eine unterstützende Therapie, die vor der Operation durchgeführt wird. Sie wird dann durchgeführt, wenn der Darmkrebs nur schwer zu operieren ist, besonders groß gewachsen ist oder sich bereits im Krebsstadium 2 oder 3 befindet.
Ziel der Bestrahlung ist es, den Tumor zu schrumpfen und die Tumormasse zu verringern, um eine Operation zu erleichtern. In der Kombination mit der Chemotherapie werden die Tumorzellen sensibler und anfälliger gegenüber den Röntgenstrahlen.
Weiterhin bewirkt die Strahlentherapie des Darmkrebses vor der OP, dass auch nach der Operation seltener ein Wiederauftreten des Tumors im Darm zu erwarten ist. Die Rezidivrate im Darm wird um bis zu 50% gesenkt.
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Auch nach der OP wird eine Strahlentherapie lediglich beim Darmkrebs des Enddarmes, dem Rektumkarzinom, eingesetzt. Auch diese wird in den meisten Fällen gemeinsam mit einer Chemotherapie durchgeführt. Nach bereits erfolgter Operation spricht man von einer „adjuvanten Radiochemotherapie“. Sie hat zum Ziel, mikroskopische kleine Absiedlungen des Darmkrebses, sowie einzelne verbliebene Zellen im Körper und am Darm abzutöten und somit eine spätere Metastasenbildung oder ein Wiederauftreten am Darm zu verhindern. Ist bereits eine Bestrahlung erfolgt, muss eine Chemotherapie nach der Operation erfolgen. Weitere Bestrahlungen sind von der Bestrahlungsdosis und den Schäden an umliegenden Geweben abhängig zu machen. Ist vor der Operation keine neoadjuvante Therapie erfolgt, kann wenige Wochen nach der OP eine Bestrahlung des Enddarms begonnen werden.
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Eine alleinige Strahlentherapie ohne Operation wird in der Regel nicht mit der Absicht einer Heilung durchgeführt. In fortgeschrittenen Stadien, wenn der Tumor schwer zu operieren oder sehr groß gewachsen ist, kann die Strahlentherapie zur Linderung von Schmerzen und Behandlung anderer Symptome der Krebserkrankung eingesetzt werden. Durch die Bestrahlung kann der Tumor schrumpfen und das Überleben unter Umständen verlängert werden.
In seltenen Fällen kann bei gutem Ansprechen des Darmkrebses auf die Bestrahlung sogar nachträglich noch eine Operation mit Entfernung der Geschwulste erfolgen. Durch die alleinige Strahlentherapie beim Darmkrebs können Verdauungsbeschwerden im Darm gelindert werden, Knochenmetastasen stabilisiert werden, sodass es nicht zu Brüchen kommt, und zahlreiche weitere krankheitsbedingte Symptome gebessert werden
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Die Funktion der Strahlentherapie besteht darin, bösartige Gewebe mit sogenannter „ionisierender“ Strahlung zu behandeln, damit die Zellteilung der Krebszellen unterbrochen und die Zellen somit zerstört werden. Da die Krebszellen mitunter zwischen gesunden Geweben liegen und die Strahlung sich nicht nur auf den Tumor beschränkt, kommt es am Ort der Bestrahlung sowie im gesamten Körper zu Reaktionen und Nebenwirkungen auf die Röntgenstrahlen.
Direkte Nebenwirkungen unmittelbar nach der Behandlung sind Erbrechen, Übelkeit und eine Hautrötung am Ort der Bestrahlung. Insbesondere Schleimhäute und andere Gewebe, die sich schnell und häufig teilen, werden durch die Strahlen in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch können Schleimhautentzündungen des Darms und der Speiseröhre sowie Infektionen auftreten. Abhängig davon, welches Organ bestrahlt wird, treten organabhängige Nebenwirkungen auf. Bei Bestrahlung von blutbildenden Knochen können dies eine Blutarmut oder Blutbildveränderungen sein.
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Die wichtigste Maßnahme, um akute Nebenwirkungen durch die Strahlentherapie bei Darmkrebs zu minimieren, stellt die Fraktionierung der Strahlendosis dar. Darunter versteht man das Aufteilen der Strahlentherapie in viele Sitzungen, um dem Gewebe Zeit zur Regeneration zu geben. Nach der Bestrahlung sollten nach Möglichkeit Ruhe und Schonung eingehalten werden. Der Körper benötigt viel Energie, um auf die Reize der Strahlentherapie reagieren zu können.
Um die Hautirritationen zu minimieren, sollte lockere Kleidung getragen werden sowie die Haut vor Sonne, Reinigungsmitteln und Parfüms sowie Trockenheit geschützt werden. Um Infektionen, Mangelernährungen und Schmerzen am Darm vorzubeugen, kann vorab eine Ernährungsberatung erfolgen. Auch entzündungshemmende Medikamente können bei einer Strahlentherapie am Darm notwendig sein. Sollte die Nahrungsaufnahme schmerzbedingt zu stark eingeschränkt sein, können auch vorübergehend Schmerzmittel eingenommen werden.
Mehr dazu finden Sie unter: Verhaltensweise während einer Strahlentherapie
In einigen Fällen kann es vorkommen, dass der Darmkrebs nicht sensibel auf die Strahlentherapie reagiert. Die Folge sind nicht sichtbare Verkleinerungen des Tumors oder sogar weiteres lokales Wachstum. In diesen Fällen sollte die Strahlentherapie unterbrochen werden und abhängig vom Erkrankungsstadium eine Alternativtherapie erwogen werden. Schlägt die Strahlentherapie vor der Operation nicht an, kann die Operation vorgezogen und sofort durchgeführt werden. Andernfalls kann anstelle der Bestrahlung eine Chemotherapie erfolgen, die ähnliche Ziele wie die Strahlentherapie verfolgt. In der palliativen Therapie kann eine erfolglose Strahlentherapie ebenfalls unterbrochen werden. Oftmals überwiegen in diesen Fällen die Nebenwirkungen und Symptome der Bestrahlung den Erfolg der Therapie.
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Neben Entzündungen und lokalen Reaktionen auf die schädlichen Strahlen, können auch zahlreiche Langzeitkomplikationen nach einer Strahlentherapie bei Darmkrebs entstehen. Wichtig ist dabei, welcher Bereich des Körpers bestrahlt wurde, da neben dem Tumor im Darm auch Organe mit Absiedlungen des Darmkrebses bestrahlt werden können.
Im Allgemeinen kommt es bei sämtlichen Geweben nach einer Bestrahlung häufig zur Bildung von Bindegeweben. Dadurch entwickeln sich auch Sensibilitäten und Brüchigkeit der bestrahlten Geweben. Dies kann ein schweres Hindernis bei nachfolgenden Operationen darstellen aber auch Krankheiten wie die Lungenfibrose, einen krankhaften Umbau des Lungengewebes, verursachen. Am Darm kann es durch diverse Schäden der Schleimhäute, Muskulatur und Nervenbahnen langfristig zu erheblichen Funktionsstörungen kommen. Durch die räumliche Nähe zu anderen Bauchorganen und den Geschlechtsorganen kann die Strahlentherapie zu Schäden der Oberbauchorgane, der Blase, der Geschlechtsorgane und zu Fertilitätsstörungen führen.
Eine seltene Komplikation der Strahlentherapie am Darm kann ein Zweittumor sein. Durch die Strukturveränderung der Zellen während der Bestrahlung kann sich über Jahre hinweg ein weiterer bösartiger Krebs entwickeln.