Eine ausgekugelte Schulter wird medizinisch auch als Schulterluxation bezeichnet. Hierbei springt der Gelenkkopf, der Oberarmkopf, aus der Gelenkpfanne am Schulterblatt. Es gibt verschiedene Formen und Ursachen für eine ausgekugelte Schulter. Behandelt wird diese zumeist mit einer Reposition, in einigen Fällen ist eine Operation jedoch nötig.
Ist die Schulter ausgekugelt spricht man medizinisch von einer Schulterluxation (im Englischen: shoulder dislocation).
Man unterscheidet verschiedene Formen und Ursachen einer ausgekugelten Schulter. Auch die therapeutischen Möglichkeiten sind breit. Jedoch kann es bei einer Schulterluxation auch zu einigen Komplikationen kommen.
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Ist die Schulter ausgekugelt, kommt es zu Schmerzen im Bereich des Gelenks. Diese treten zum Teil schon in Ruhe, manchmal auch erst bei Bewegung auf. Außerdem ist die Schulterform verändert, man kann den Oberarmkopf außerhalb der Pfanne tasten. Die Gelenkpfanne ist leer.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Symptome einer ausgekugelten Schulter
Eine Schulterluxation ist äußerst schmerzhaft. Schon das zugrunde liegende Unfallereignis kann zu heftigen Schmerzen im Bereich des Schultergelenks führen, daneben treten Schwellungen und Blutergüsse durch die Verletzung von Kapsel, Muskel oder Sehnen auf.
Die Schmerzen können bei Verletzung oder Einklemmung von Nerven und Gefäßen auch in die Hand ausstrahlen oder unangenehme Empfindungen, wie Kribbeln oder Brennen verursachen.
Bei starken Schmerzen sollte man zu Schmerzmitteln greifen, meist verschreibt der Arzt auch entzündungshemmende Medikamente wie etwa Diclofenac.
Etwa 0,4% der Bevölkerung kugelt sich pro Jahr die Schulter aus, somit ist dies die häufigste Luxationsform überhaupt.
Es gibt verschiedene Mechanismen, die zum Auskugeln der Schulter führen. Dazu zählen:
Traumatische Luxation: Hier wird der Gelenkkopf aus seiner Pfanne gehebelt. Dies kommt zum Beispiel durch Sturz auf den nach hinten gestreckten Arm zustande.
Habituelle Luxation: Hier kommt es ohne Gewalteinwirkung zum Auskugeln der Schulter. Ursachen hierfür können Muskel-/Bandschwächen sein, aber auch Gelenkfehlstellungen führen zu Luxationen ohne Trauma.
Rezidivierende Luxation: Nach einer einmaligen traumatisch bedingten Luxation kommt es wiederholt zum Auskugeln der Schulter. Durch das Erstereignis ist es hier zu Veränderungen gekommen, die zu einer verminderten Stabilität im Schultergelenk führen. Dazu zählen u.a. die Bankart-Läsion (s.u.), Gelenkkapselerweiterungen und geschädigte Bänder.
Begibt sich ein Patient mit einer Schulterluxation zum Arzt, sollte dieser genau Erfragen, wie es dazu gekommen ist. Dies ist wichtig um zwischen einer traumatischen und einer habituellen Luxation unterscheiden zu können. Außerdem muss die Versorgung des Armes mit Blut und durch Nerven überprüft werden. Im Bereich der Schulter verlaufen wichtige Gefäße und Nerven, die durch eine Luxation geschädigt werden können.
Anschließend sollten Röntgenaufnahmen der betroffenen Region angefertigt werden. Dadurch können knöcherne Verletzungen erkannt werden.
Ist es bereits mehrfach zum Auskugeln der Schulter gekommen, empfiehlt sich eine CT (Computertomographie) - oder MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie)-Aufnahme der Schulter. Hierbei können die Bänder und Muskeln besser beurteilt werden. Im MRT der Schulter kann man Schäden an der Gelenklippe (Labrum) sowie der Kapsel und der Rotatorenmanschette gut beurteilt werden.
Die am häufigsten angewandte Maßnahme, wenn die Schulter ausgekugelt ist, ist das Einrenken (die Reposition). Bevor man die Reposition beginnen darf, muss eine Verletzung von Knochen oder Gefäßen und Nerven ausgeschlossen werden. Dann erhält der Patient Medikamente zur Schmerztherapie und zur Sedierung (Wegtreten, führt zum Vergessen der Maßnahme). Manchmal wird die Reposition auch in Narkose durchgeführt. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, die Schulter wieder einzurenken:
Reposition nach ARLT: Der Patient sitzt auf einem Stuhl und hängt die Schulter über die Stuhllehne. Dann erfolgt ein Dauerzug. Die Stuhllehne soll dabei als Umlenkpunkt dienen und den Gelenkkopf wieder in die Gelenkpfanne drücken.
Reposition nach HIPPOKRATES: Hier wird am liegenden Patienten am Arm gezogen und gedreht, während der Brustkorb entgegengedrückt wird.
Im Anschluss an die Reposition muss der Arm für etwa 14 Tage ruhiggestellt werden. Anschließend erfolgt eine Physiotherapie, um ein Einsteifen des Schultergelenks zu verhindern.
Ist es beim Auskugeln der Schulter zu knöchernen Verletzungen gekommen oder ist das Gefäß-/Nervensystem betroffen, muss die Luxation operativ versorgt werden.
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Eine luxierte Verletzung sollte von einem Arzt begutachtet und behandelt werden. Er kann Verletzungen anderer wichtiger Strukturen wie Bänder und Kapsel bewerten, die eventuell mit Langzeitfolgen einhergehen. Auch Nerven können bei einer traumatischen Schulterluxation verletzt werden. Das Einkugeln sollte zügig nach der Verletzung und vor allem nur durch einen erfahrenen Mediziner erfolgen. Auch wer sich schon mehrfach die Schulter ausgekugelt hat, sollte sie nicht selbst wieder einrenken. Bei wiederholt auftretenden Schulterluxationen kann eine Operation sinnvoll sein.
Die Indikation zur OP wird vor allem bei Patienten gestellt, die noch jung und aktiv sind. In diesen Fällen ist es das Ziel, dass die Schulter möglichst schnell wieder stabil und belastbar ist. Bei vielen jüngeren Patienten zeigen sich nach einer konservativ behandelten Luxation über die Jahre chronische Instabilitäten in der betroffenen Schulter. Bei älteren Patienten ist eine Operation nicht unbedingt empfohlen, da sich hier deutlich weniger chronische Instabilitäten nach Luxation zeigen. Indiziert ist sie aber auch bei diesem Patientenkollektiv, wenn weitere Schäden im Gelenk entstanden sind, wie zum Beispiel Risse der Rotatorenmanschette, Knochen- und Knorpelschäden oder auch Nerven- und Gefäßschäden.
Weitere Gründe eine Operation durchzuführen sind sogenannte rezidivierende Luxationen. Damit ist gemeint, dass die Schulter nicht nur einmal, sondern häufig oder regelmäßig auskugelt. In extremen Fällen kann es sein, dass Patienten durch kleine Bewegungen die Schulter mehrmals pro Tag auskugeln. Eine wichtige und relevante Indiktion zur Operation liegt auch vor, wenn Nerven oder Gefäße geschädigt sind. Daher muss ein Arzt nach einer Luxation dringend die Sensibilität (also das Wahrnehmen von Empfindungen) und die Durchblutung von den Armen und der Schulterregion überprüfen. Bei Patienten mit rezidivierenden oder auch mit einmaligen Luxationen sind Verletzungen vom Labrum (einem Teil der Gelenkpfanne) möglich – die sogenannte Bankart-Läsion. Aber auch Verletzungen am Oberarmkopf (Hill-Sachs-Läsion) können auftreten. Diese beiden Schäden können durch ein Röntgen und MRT erkannt werden.
Wenn nur kleinere Schäden vorhanden sind, dann kann die Operation arthroskopisch vorgenommen werden. Das bedeutet, dass nur 2 - 3 kleine Löcher in die Schulter gemacht werden müssen, über die dann eine Kamera und Operationsgeräte vorgeschoben werden können. So können dann kleinere Verletzungen behoben und die Bänder sowie der Kapselapparat gestrafft werden.
Wenn größere Verletzungen gesehen werden, muss dann meist auf eine offene Operation umgestiegen werden.
Nach der Operation muss für ca. 4 – 6 Wochen eine Schulterschiene bzw. -schlinge getragen werden. Bewegungen dürfen nur mit einem Physiotherapeuten durchgeführt werden. Nach ca. 6 Wochen darf dann mit vorsichtigem Muskelaufbau und weiterer Physiotherapie begonnen werden. Sport ist generell möglich. Mit Sportarten, die die Schulter belasten und die Gefahr bergen, dass eine erneute Luxation auftritt, sollten erst nach ca. 6 - 9 Monaten wieder begonnen werden.
Eine Operation bringt leider nicht nur Vorteile mit sich. Durch die Operation kann umliegendes Gewebe geschädigt werden. Dann muss der Arm für eine deutlich längere Zeit komplett ruhiggehalten werden. Die Gefahr eines sogenannten Frozen Shoulder-Syndroms ist nach einer Operation höher, als wenn keine Operation durchgeführt wird. Hier ist aber festzuhalten, dass arthroskopische Operationen weniger Probleme machen als offene Operationen.
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Bei einer Schulterluxation sollte zügig ein Arzt aufgesucht werden, auch notfallmäßig. Schon ein Allgemeinarzt kann die Schwere der Verletzung einschätzen und eventuell an den Spezialisten überweisen. Eine ausgekugelte Schulter wird am besten durch einen Spezialisten für Orthopädie und Unfallchirurgie versorgt. Dieser kann zusätzliche Test und Verfahren anordnen, um die Stabilität des Schultergelenks zu beurteilen und die Notwendigkeit einer operativen Versorgung zu bewerten.
Das Tapen der Schulter nach einer Luxation kann eine hilfreiche Maßnahme sein. Sie kann zum einen den Heilungsprozess fördern und zum anderen präventiv wirken und vor weiteren Luxationen schützen. Ziel ist es, dass durch das Tape Kräfte abgefangen werden, die der Heilung entgegenwirken. Grundsätzliches Prinzip ist, dass an der Schulter (von vorne über das Schlüsselbein und die Schulter auf den Rücken) und um den Oberarm ein Tape-Streifen geklebt wird. Dann wird ein X über die Schulter aus zwei Streifen geklebt, die auf den zuvor geklebten Streifen ihre Anfänge haben. Hier wird das X dann durch weitere Tapes fixiert. Bei allen Tapes ist es wichtig, dass sie nicht zu fest geklebt werden. Die Ausführung sollte durch einen Experten erfolgen, damit das Taping keine negativen Folgen hat.
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Auf dem Markt sind verschiedene Bandagen vorhanden, die angeboten werden, um die Schulter vor einem erneuten Auskugeln zu schützen. Nach der Operation ist das Tragen einer Bandage für 3 bis 6 Wochen indiziert. Sie muss für diesen Zeitraum nachts immer getragen werden. Tagsüber aber ab ca. der 3. Woche nur noch dann, wenn die Schulter nicht abgelegt werden kann.
Eine häufig verwendete Bandage ist zum Beispiel der OmoLoc®. Langfristig ist es wichtig, dass die Schulter nicht in der Bandage gehalten wird, da es so zur Versteifung der Schulter kommen kann. Für Kraft- und Kontaktsportarten gibt es verschiedene Bandagen. Ob und wie diese bei dem Betroffenen individuell genutzt werden können sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Sowohl bei der konservativen, als auch bei der operativen Versorgung einer ausgekugelten Schulter kommt ein sogenannter Gilchrist-Verband zum Einsatz. Dies ist ein Schlingenverband zur Ruhigstellung und Fixierung des Schultergelenks. Noch stabiler ist der sogenannte Desault-Verband. Schlingen und Bandagen zur Ruhigstellung der Schulter sollten nicht zu lange getragen werden, um einer Versteifung des Gelenks vorzukommen. Bei einer Schulteroperation wird nach dem Gilchrist-Verband für weitere drei Wochen ein Abduktionskissen getragen. Dies stabilisiert das Schultergelenk in einer leichten Abduktionsstellung, weg von der Körpermitte.
Eine ausgekugelte Schulter sollte zunächst von einem erfahrenen Arzt behandelt werden. Dieser wird für kurze Zeit einen Verband anordnen, um die Schulter ruhigzustellen. Nach Abnehmen des Verbandes kann man die Schulter tapen. Dabei wird der Deltoid-Muskel durch zwei Streifen Tape nachgefahren, und schließlich ein Streifen unterhalb des Schulterdachs angebracht. Das korrekte Anbringen des Tapes erfolgt meist durch eine Arzt oder Physiotherapeuten. Eine Schulterluxation führt allerdings oftmals zur dauerhaften Instabilität des Gelenks, das Tape kann einen stabilen Bandapparat nicht ersetzen. Bei wiederkehrenden Schulterluxationen kann nur eine Operation dauerhaft zur Heilung führen.
Nach einer traumatischen Auskugelung des Schultergelenks oder bei genereller Instabilität ist es notwendig und sinnvoll, Stabilisationsübungen durchzuführen um das Risiko einer erneuten Verletzung zu senken. Hier ist auf eine korrekte Ausführung der Übungen unter der Aufsicht eines Mediziners oder Physiotherapeuten zu achten. Direkt nach dem Unfall sollte auf Gewichte verzichtet werden, später kann man zu Hilfsmitteln wie Therabändern, Pezziball oder Gewichten greifen. Generell sollte man das Schultergelenk in jeder Bewegungsrichtung der sogenannten Rotatorenmanschette stärken und zunächst nur leichte Gewichte einsetzen. Übungen sind zum Beispiel das Kurzhanteldrücken im Liegen und Sitzen, Seitheben, Kurzhantel-Rudern, Rotationsübungen am Kabelzug oder mit dem Theraband, oder der schulterbreiter Armstütz mit Entlastung der Beine durch einen Pezziball. Neben Kräftigungsübungen können auch Dehnübungen aus der Yogapraxis zur Stärkung des Schultergürtels führen und Verletzungen vorbeugen. All diese Übungen sollten unter Regie eines ausgebildeten Physiotherapeuten, Trainer oder Mediziner durchgeführt werden und in der Intensität nur langsam gesteigert werden.
In vielen Fällen führt schon eine einmalige traumatische Schulterluxation zur dauerhaften Instabilität des Schultergelenks. Nach einer Schulterluxation ist es wichtig, dass für mehrere Wochen eine Schulterbandage getragen wird. Je nach Art der Behandlung und dem Nachbehandlungsplan kann dies zwischen 10 Tagen und 6 Wochen sein. Bei konservativer Behandlung sind es oft nur 2-3 Wochen, bei offenen Operationen durchaus auch 6 Wochen.
Die Schulterbandage sollte in den ersten 4-6 Wochen auch dringend nachts getragen werden. Wichtig ist, dass in dieser Zeit keine aktiven Bewegungen des Schultergelenkes auf eigene Faust durchgeführt werden. Die Mobilisation erfolgt nach Absprache oder zusammen mit einem Physiotherapeuten. Vor allem Abduktions- (Abspreizen) und Außenrotatiosbewegungen, sowie die Bewegungen des Arm hinter den Körper sollten nicht aktiv durchgeführt werden, da hier die Gefahr einer erneuten Luxation erhöht ist bzw. das Operationsergebnis geschädigt werden kann.
Nach ca. 6 Wochen darf bei konservativer Behandlung vorsichtig mit aktiven Bewegungen begonnen werden. Zunächst muss hier aber auf das Benutzen und Tragen von Gewichten verzichtet werden! Grundsätzlich gilt, dass Gewichte über 10kg auch langfristig nicht mit diesem Arm gehoben werden sollten, da hier die Gefahr eines erneuten Auskugelns vorhanden ist. Nach einer Operation darf je nach Art des Eingriffs erst ab der 7. - 12. Woche mit aktiven Bewegungen begonnen werden. Zuvor darf nur passiv und aktiv mit Assistenz trainiert werden. Gewichte über 5kg sollten hier vermieden werden.
Eine Heilung ist oftmals nur durch eine Operation möglich. Ab dem 3. Monat nach der Operation darf wieder mit Gewicht trainiert werden.
Wird eine Schulterluxation konservativ, das heißt nicht-operativ versorgt, muss sie danach für eine Zeit lang ruhiggestellt und physiotherapeutisch behandelt. Besonders bei körperlicher Arbeit kann der Arzt den Patienten über mehrere Wochen krankschreiben. Eine Schulterluxation kann zu einer chronischen Instabilität führen, deshalb sollte zunächst auf übermäßige Belastungen verzichtet werden. Empfehlungen liegen bei 6 Wochen, in denen keine Gewichte über 2 bis 3 kg getragen werden sollten. Eine Schulteroperation erfordert eine Ruhigstellung mit einer Schlinge für etwa drei Wochen. Auch hier sollte konsequent Krankengymnastik, Kräftigung und Koordinationsübungen durchgeführt werden.
In den folgenden Wochen wird dann der Schwerpunkt auf das Wiedererlangen der freien Beweglichkeit, sowie der Kräftigung der Schultermuskulatur gelegt. Da die Heilung bei jedem Patienten einen anderen Verlauf nehmen kann, muss individuell mit dem Arzt und dem Physiotherapeuten der Verlauf beobachtet werden. Auf Kraftsport und Überkopfsportarten sollte in den ersten 6 Monaten auf jeden Fall verzichtet werden. Im Idealfall ist nach einem halben Jahr die Schulter wieder fast voll einsetzbar. Trotzdem muss bei schulterbelastenden Tätigkeiten auf Schmerzen oder unangenehme Wahrnehmungen im Bereich der Schulter geachtet werden, da dies Anzeichen für eine übermäßige Belastung oder auch für eine mögliche erneute Luxation sein können.
Eine frische Schulterluxation ist bei den allermeisten Patienten ein sehr schmerzhafter Vorgang. Die Schulter wird von den Betroffenen in einer Schonhaltung gehalten. Wenn es sich bei der ausgekugelten Schulter nicht um ein Erstereignis handelt, sondern immer wieder vorkommt und der Patient die Schulter möglicherweise wieder selber reponieren kann, haben manche Patienten nicht mehr so starke Schmerzen.
Der Verlauf der Schmerzen ist abhängig von der Stärke der Luxation. Wenn nur eine leichte Dehnung der Bänder vorliegt, dann sind die Schmerzen nach 3-4 Wochen stark reduziert. Wenn dagegen Verletzungen am Knorpel oder Sehnen und Bändern vorliegen, können die Schmerzen für mehrere Monate anhalten.
Nach der Operation haben die Betroffenen oft einen Schmerzkatheter für 5-7 Tage, der die Schmerzen nach der Operation lindert. In den folgenden Wochen während der Nachbehandlungszeit werden die Schmerzen im Idealfall von Woche zu Woche weniger. Hier kann mit typischen Schmerzmitteln, wie Paracetamol, Ibuprofen, Voltaren® und auch Novalgin® nachgeholfen werden. Bei all diesen Schmerzmitteln gilt, dass die Einnahme mit dem Arzt abgesprochen sein muss.
Wenn auch mit Schmerzmitteln und gewissenhafter Physiotherapie die Schmerzen nicht weniger werden, kann noch einmal kontrolliert werden, ob weitere Schäden vorliegen oder entstanden sind. Generell gilt hier, dass in den ersten Wochen die Ruhigstellung und trotzdem Bewegung durch den Physiotherapeuten der Schlüssel sind, um die Heilung voranzubringen. Das Risiko für langfristige Schäden ist bei größeren und wiederholten Luxationen gegeben. In diesem Fall kann eine Omarthrose (Arthrose der Schulter) beschleunigt werden, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen mit sich bringen kann.
Bei der nicht-operativen Versorgung einer ausgekugelten Schulter muss das Schultergelenk mithilfe eines sogenanten Gilchrist-Verbands ruhiggestellt werden. In den meisten Fällen wird er etwa zwei Wochen lang getragen. Hier sollte man sich an die ärztlichen Anweisungen halten. Über etwa 6 Wochen sollte man Außenrotation und Retroversion (Bewegungsablauf wie beim Handballwurf über die Schulter) vermeiden und keine Gewichte über 2 kg tragen. Kontaktsportarten wie Fußball oder Handball und Kraftsport sollten wegen der erneuten Verletzungsgefahr erst nach 3 Monaten wieder aufgenommen werden. Mobilisations- und Stabilisierungsübungen sollten unter Aufsicht eines Physiotherapeuten allerdings schon zu Beginn durchgeführt werden, um die Schulter zu kräftigen und dauerhaften Bewegungseinschränkungen vorzubeugen.
Besonders Sportler sind einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Da schon nach dem einmaligen Auskugeln der Schulter eine chronische Instabilität des Schultergelenks auftreten kann, sollte für mindestens drei Monate auf Kontaktsportarten verzichtet werden. In den ersten sechs Wochen sollte man keine Gewichte über zwei bis drei Kilogramm heben, Außenrotation und Retroversion (etwa der Handballwurf über die Schulter) sollte vermieden werden. Übungen, die die Rotatorenmanschette nicht betreffen, etwa Beintraining, können unter Vorsicht eventuell auch früher durchgeführt werden. Hierbei sollte man sich an die ärztlichen Empfehlungen halten. Bei Berufssportlern rät man frühzeitig zur Operation, da Schulterluxation in der Regel immer wieder auftreten können.
Folgende Komplikationen sind durch das Auskugeln der Schulter möglich:
Sehnenruptur oder Rotatorenmanschettenrupturen: Auch diese Verletzungen sollten operativ versorgt werden, da die Beweglichkeit der Schulter sonst eingeschränkt ist und das Gelenk folglich einsteifen kann.
Hill-Sachs-Läsion: Insbesondere bei der Luxation nach vorne kann es zu knöchernen Verletzungen des Gelenkkopfes kommen, die zu Einschränkungen der Bewegung und vorzeitiger Gelenkarthrose führen können.
Verletzung des Nervus axillaris: hier sollte eine neurochirurgische Versorgung des Nerven erfolgen um einen Funktionsverlust des Schulterhebermuskels zu verhindern.
Einsteifung und Bewegungseinschränkung: Insbesondere durch zu lange Ruhigstellung besteht die Gefahr einer Gelenkeinsteifung. Dies trifft v.a. auf ältere Patienten zu.
Beim Auskugeln der Schulter können bei besonders schweren Formen auch Bänder, Sehnen, Kapsel oder das Nervengewebe verletzt werden. Bei der Beschädigung des Nervenbündels oder von Gefäßen der Achselhöhle kann es zu Durchblutungsstörungen, Schmerzen und Missempfindungen wie Taubheitsgefühlen im gesamten Arm und der Hand kommen. Wird die Schulter nicht zeitnah wieder eingerenkt, kann dies zu bleibenden Schäden führen. Eine ausgekugelte Schulter sollte unbedingt von einem Arzt begutachtet und behandelt werden, besonders bei den genannten Symptomen, um einer dauerhaften Einschränkung vorzukommen.
Besonders junge, sportliche Patienten sind häufig von Rezidiven betroffen. Bis zu 60% erleiden nach einer traumatischen Luxation weitere habituelle Luxationen. Nach der Operation kommt es nur selten (5%) erneut zur ausgekugelten Schulter.
Eine Schulterluxation kann unter Umständen auch zur Verletzung von Kapsel, Bänder und Sehnen des Schultergelenks führen. Häufig wird auch der Pfannenrand des Gelenks beschädigt, dies wird als Bankart-Läsion bezeichnet. In über 50% kommt es deshalb zu Rezidiven, also erneutem Auftreten von Schulterluxationen selbst bei Bagatellverletzungen oder Alltagsbewegungen. Hier kann eine Operation notwendig sein. Eine Schulterluxation erhöht das Risiko für Arthrose im Schultergelenk, dies betrifft vor allem ältere Patienten. Eine Schulterluxation sollte medizinisch versorgt werden und physiotherapeutisch betreut werden, um dauerhafte Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.
Bei Kindern mit Schulterluxation muss zwischen traumatischen bzw. posttraumatischen und habituellen Ursachen unterschieden werden.
Mit habituell werden die Luxationen beschrieben werden, bei denen kein Trauma oder Unfall vorhergeht. Die Kinder können ihre Schulter durch einfache Alltagsbewegungen auskugeln. Hier bietet sich eine operative Fixierung an, um langfristige Schäden zu verhindern.
Bei Luxationen, die nach einem Trauma wiederkehrend auftreten oder auch Schäden am Knorpel hinterlassen haben, bieten sich eine arthroskopische Operation zur ventralen (vorderen) Sicherung der Schulter an. Operationen am Knochen sollten hier aber aufgrund der noch offenen Wachstumsfugen verhindert werden. Darauffolgend muss eine adäquate Physiotherapie erfolgen, um die Muskulatur der Schulter zu stärken.
Das Schultergelenk wird gebildet vomOberarmkopf (Gelenkkopf), welcher in der Gelenkpfanne (Teil des Schulterblatts) liegt. Die Stabilität erhält das Schultergelenk vor allem durch Muskeln und Bänder. Hier spielen besonders die Muskeln der Rotatorenmanschette eine entscheidende Rolle.
Da der Gelenkkopf jedoch 3-mal größer ist als die Gelenkpfanne und zudem keine knöcherne Führung des Schultergelenks besteht, wird die Schulterluxation begünstigt. Gleichzeitig stellt dies jedoch auch die Grundlage für das große Bewegungsausmaß im Schultergelenk dar.
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Es werden verschiedene Formen unterschieden, je nachdem wie Gelenkkopf und –pfanne zueinander stehen, nachdem man sich die Schulter ausgekugelt hat.
Luxatio anterior/ subcoracoidea: Die Luxation nach vorne ist die häufigste Form. Der Kopf steht vor dem Schultergelenk unter einem Knochenvorsprung des Schulterblatts (Proc. Coracoideus).
Luxatio inferior/ axillaris: Der Kopf steht hier unterhalb der Gelenkpfanne und ist in Richtung der Achselhöhle verschoben.
Luxation posterior/infraspinata: Hier führt die ausgekugelte Schulter dazu, dass der Gelenkkopf hinter der Gelenkpfanne, in Richtung Rücken verschoben, steht.
Weitere sehr seltene Formen sind: Luxatio superior (nach oben), Luxatio erecta (Kopf steht unterhalb, Arm kann nicht mehr an den Körper gebracht werden), Luxatio intrathoracica (Kopf ist in den Brustkorb hineingedrückt).
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