Die Ursachen des Schluckauf sind sehr vielfältig. Es werden toxische Ursachen des Schluckauf, sowie Reizung und vegetative Ursachen des Schluckauf beschrieben.
Singultus
Englisch: hiccup
Schluckauf ist eine meist harmlose Erkrankung, die viele Menschen betrifft. Er tritt häufig plötzlich auf und verschwindet meistens nach einiger Zeit wieder von alleine.
Es bedarf daher in der Regel kein Besuch beim Arzt. Lediglich lang anhaltender Schluckauf, der nicht von alleine verschwindet, sollte ärztlich abgeklärt werden.
Die Lunge ist am Brustkorb befestigt. Dieser kann sich durch die Atemhilfsmuskulatur nur bedingt heben und senken. Die Hauptarbeit übernimmt das Zwerchfell, ein an der Unterseite der Lunge befestigter Muskelkomplex, der zum Einen die Bauchorgane von den Brustorganen abtrennt zum Anderen durch Kontraktionen die am Brustkorb aufgehängte Lunge aufdehnt.
Durch diese Aufdehnung kommt es zur Vergrößerung der Lunge und zu einem Unterdruck, der Luft von außen in die Lunge hineinzieht und so dafür sorgt, dass es zum lebensnotwendigen Frischgasaustausch kommt. Die Atmung läuft meist unbewusst ab. Zwar kann man sich auf jeden Atemzug bewusst besinnen und so die Frequenz der Atembewegung beeinflussen. Bei den zahlreichen am Tag notwendigen Luftzügen, registrieren wir aber nur einen sehr kleinen Teil bewusst. Die meisten Atemzüge verlaufen also vom zentralen Nervensystem fremdgesteuert. Das Zwerchfell (Diaphragma) zieht sich nicht automatisch zusammen, sondern wird von einem Nerven versorgt, der den Befehl aus dem Unterbewusstsein an das Zwerchfell weiterleitet sich zusammenzuziehen. Dabei handelt es sich um den Nervus phrenicus.
Schluckauf wird aus unterschiedlichen Gründen ausgelöst. Zum Einen kann es durch eine Zwerchfellreizung zu einem unkontrollierten schnellen Zusammenziehen des Zwerchfells kommen. Bei gleichzeitigem Stimmritzenverschluss kommt es zu dem bekannten Schluckaufgeräusch, da die plötzlich herausgepresste Luft gegen die geschlossene Stimmritze gedrückt wird.
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In den allermeisten Fällen kommt eine Reizung des Zwerchfells durch eine erhöhte Luftfüllung des Magens zustande. Durch schnellen Essen z.B. kann ein erhöhter Luftanteil mit jedem Bissen in den Magen gelangen, dieser wird aufgedehnt und führt so zu einer Reizung des Zwerchfells. Auch zu kaltes Wasser oder der Verzehr von scharfen Speisen werden für vorübergehenden Schluckauf verantwortlich gemacht. Neben dem Nervus phrenicus ist am Schluckauf Vorgang noch der Nervus vagus, ein Nerv des sogenannten parasympathischen Nervensystems (Parasympathikus), beteiligt. Der Nervus vagus verläuft durch den Brustkorb und Teile des Bauchraums. Bei Essen von großen Bissen kann es vorkommen, dass es zu einem passageren Druck von der Speiseröhre auf den vorbeiführenden Nervus vagus kommt. Dieser Druck ist zwar nur kurz, denn nur genauso lang, bis sich der Bissen durch die Speiseröhre entlanggeschoben hat, kann aber schon ausreichen, um den Nerven so zu stimulieren, dass eine Reizung des Zwerchfells mit folgendem Schluckauf resultiert.
Bei plötzlich eingetretener Veränderung der vegetativen Lage, sei es durch eine Schock, durch plötzliche Nervosität und „aufgeregt sein“ kann es zu einem vorübergehenden Schluckauf kommen. Grund liegt in der vegetativen Versorgung des Zwerchfells durch den Nerven.
Bei übermäßigem Alkoholkonsum kann es ebenfalls zu einer Reizung der das Zwerchfell versorgenden Nerven mit folgendem epochalem Schluckauf kommen.
Wesentlich seltener aber dafür schwerwiegender ist der krankheitsbedingte Schluckauf, der durch Entzündungen des Zwerchfells oder durch einen mechanischen Druck auf das Zwerchfell ausgelöst wird.
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Tumoren des Bauch- oder des Brustkorbes können auf das Zwerchfell drücken und so zu einer plötzlichen ungewollten Kontraktion des Zwerchfells führen, was der Betroffene in Form eines Schluckauf wahrnimmt. Bakterielle und virale Entzündungen von Bauchorganen jeder Art können ebenfalls zu einem plötzlich eintretenen Schluckauf durch entsprechende Nervenreizung führen.
Bei plötzlich eingetretenem Schluckauf, der nach kurzer Zeit nicht verschwindet und chronisch wird, muss auch immer an vorangegangene Operationen gedacht werden. Besonders bei Operationen im Bauchraum oder an Thorakalorganen kann es zu späteren Verwachsungen des Zwerchfells oder nervennahen Strukturen kommen, die zu einem Auslösen des Schluckauf führen.
Auch der Alkohol kommt beim Auftreten von Schluckauf als Ursache in Betracht.
Häufig wird hochprozentiger Alkohol mit kohlensäurehaltigen Getränken wie Cola oder Sprite gemischt und zusammen getrunken. Dabei kommt es durch die viele Kohlensäure zu einer Überblähung des Magens mit darauffolgender Reizung des Zwerchfells und des dazugehörigen Nervus phrenicus.
Als Konsequenz kommt es dann zum Auftreten von Schluckauf. Der gleiche Mechanismus geschieht beim Trinken von Bier. Auch klarer, hochprozentiger Alkohol kann Schluckauf verursachen.
Er führt hierbei zu einer Nervenreizung, die wiederum zum Schluckauf führt. Gleichzeit wird der Alkohol häufig kalt getrunken.
Kalte Getränke kommen ebenfalls als Ursachen von Schluckauf in Betracht, auch wenn sie keine alkoholischen Getränke sind. Wird regelmäßig und in größeren Mengen Alkohol getrunken, so kann es zu einer Übersäuerung des Magens kommen.
Möglicherweise fließt diese Säure dann rückwärts in Richtung Speiseröhre und reizt dort die befindliche Schleimhaut. Kommt es häufiger zu einem sogenannten Reflux, kann daraus eine Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut entstehen.
Auch diese Entzündung stellt eine mögliche Ursache des Auftretens von Schluckauf dar.
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Auch das Rauchen kann als eine Ursache des Auftretens von Schluckauf in Frage kommen.
Durch den Zigarettenrauch kommt es zu einer Reizung der Schleimhaut im Bereich der Lunge. Hierbei kommt es dann zu einem krampfhaften Verschluss der Stimmritze im Bereich des Kehlkopfes und zur Anspannung der Zwerchfellmuskulatur, wodurch der typische Schluckauf entsteht.
Auch die Reizung der Speiseröhrenschleimhaut durch den giftigen Zigarettenrauch kann zum Auftreten von Schluckauf führen. Möglicherweise wird gleichzeitig mit dem Einatmen des Zigarettenrauchs zu viel Luft geschluckt.
Durch die Luft wird der Magen gebläht und führt somit zu einer Nervenreizung des Zwerchfells, sodass es zur Entstehung eines Schluckaufs kommt. Da Rauchen eine schädigende Wirkung auf die Körperzellen hat und dadurch ein Krebs entstehen kann, kommt auch ein fortgeschrittenes Krebsstadium als Ursache eines Schluckaufs in Betracht.
Entsteht ein Tumor in der Nähe des Zwerchfells und berührt diesen durch zunehmendes Wachstum und mögliche Infiltration, dann wird der Nervus phrenicus des Zwechfells direkt vom Tumor gereizt und führt möglicherweise zum Schluckauf.
Vor allem Babys neigen häufig zum Auftreten von Schluckauf. Schon vor der Geburt des Babys kommt es im Bauch der Mutter zum Schluckauf. Man vermutet, dass die Ursache hierbei etwas Natürliches ist.
Der Schluckauf stellt dann eine Art "Training für die Lunge“ dar, da das Baby im Mutterleib die Lunge noch nicht richtig benutzen kann. Auch nach der Geburt hat ein Baby häufig Schluckauf.
Eine mögliche Ursache hierfür könnte zu schnelles und gieriges Trinken an der Brust oder aus der Flasche sein, was dazu führt, dass das Zwerchfell oder hier besonders der Nervus phrenicus gereizt wird. Möglicherweise ist eine weitere Ursache für das Auftreten von Schluckauf beim Baby die Reizung des Zwerchfells durch einen zu vollen und gespannten Magen.
Dieser tritt bei zu großen Mahlzeiten auf oder wenn das Baby parallel zur Nahrung zu viel Luft schluckt. Eine Theorie besagt, dass der darauffolgende Schluckauf die Luft aus dem Magen befördern soll, um wieder mehr Platz für Nahrung zu schaffen.
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Auch bei Kleinkindern kommt es verhältnismäßig häufig zum Auftreten von Schluckauf. Je älter das Kind allerdings wird, desto seltener wird auch ein Schluckauf, da die Ursachen verschwinden.
Als eine Ursache für das Auftreten von Schluckauf kommt bei Kleinkindern, wie auch schon bei Babys, zu hastiges Essen und Trinken in Betracht. Beides dehnt sofort sowohl die Speiseröhre, als auch den Magen und führt zu einer Reizung des Nervus phrenicus, der das Zwerchfell innerviert.
Durch das hastige Essen werden die Mahlzeiten nicht genug zerkleinert und die Kleinkinder schlucken große Nahrungsportionen herunter. Diese großen Portionen müssen sich dann durch die Engstelle der Speiseröhre am Eingang zum Magen zwängen, wodurch es zur Zwerchfellreizung kommt.
Gleichzeitig reden Kleinkinder während des Essens sehr viel, sodass sie große Mengen an Luft parallel zu Nahrung schlucken. Diese zusätzliche Luft bläht den Magen auf und reizt wiederum das Zwerchfell.
Da Kleinkinder häufig kohlensäurehaltige Getränke trinken, ist auch das eine Ursache für das Auftreten von Schluckauf bei Kleinkindern. Angespanntheit und Stress können ebenso bei Kleinkindern als Ursache des Schluckaufs in Betracht kommen.
Je älter das Kleinkind wird und je ruhiger es unterem anderem beim Essen wird, desto seltener wird der Schluckauf auftreten.
Auch in der Schwangerschaft kann es zum Auftreten von Schluckauf kommen.
Dieser kann sowohl das ungeborene Baby betreffen, als auch die werdende Mutter. Im Mutterleib trinkt das Baby täglich Fruchtwasser.
Hierbei kann es zum Auftreten von Schluckauf kommen. Eine weitere Theorie besagt, dass der Schluckauf im Bauch der Mutter in der Schwangerschaft eine Art Lungentraining darstellen soll, da das Kind im Mutterleib noch nicht atmen kann.
Auch bei der werdenden Mutter kann es zum Auftreten von Schluckauf kommen. Eine Ursache dafür kann der zunehmende Platzmangel innerhalb der Schwangerschaft sein. Da das Babys und die Gebärmutter wächst, kommt es im Laufe einer Schwangerschaft zu einer Verdrängung der anderen Organe.
Gerade gegen Ende einer Schwangerschaft kommt es auch zu einer Einengung des Magens. Kommt es dann durch eine größere Mahlzeit zu einer vermehrten Ausdehnung des Magens, kann auch dies wiederum eine Ursache für das Auftreten von Schluckauf sein, da das Zwerchfell aufgrund der Ausdehnung des Magens und des Platzmangels schneller gereizt wird.
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