Patellasehne

Die Patellasehne ist eine Fortsetzung der Ansatzsehne des vierköpfigen Oberschenkelmuskels (Quadrizeps). Sie erstreckt sich vom unteren Ende der Kniescheibe bist zum oberen vorderen Schienbein. In ihrer Funktion ist sie unerlässlich für die Beweglichkeit des Kniegelenks, im speziellen für das Strecken des Beins. Bekannt ist die Patellasehne auch für den an ihr gut auslösbaren Patellasehnenreflex.

Patellasehne

Einleitung

Die Patellasehne ist ein derbes Band, welches von der Kniescheibe (Patella) zu einer rauen Erhabenheit (Tuberositas tibiae) an der Vorderseite des Schienbeins (Tibia) führt. Das Band ist etwa sechs Millimeter dick und fünf Zentimeter lang. Die Patellasehne ist eine Verlängerung der Ansatzsehne des vierköpfigen Oberschenkelmuskels (Musculus quadriceps femoris) und ist damit essentiell für die Streckung des Kniegelenks. Außerdem sichert die Patellasehne mit ihren Faserzügen die Gelenkkapsel des Kniegelenks. Durch die Kniescheibe wird der Muskelzug des Quadricepsmuskels abgelenkt, was zu einer leichteren Streckbarkeit und Kraftübertragung im Kniegelenk führt.
Besonders bei Sportlern ist die Patellasehne starken Belastungen ausgesetzt. Bei neu begonnener oder wieder aufgenommener starker Belastung kann es zu Schmerzen, Entzündungen oder bei vorbestehender Schädigung gar zum Reißen der Patellasehne kommen. Bei Jugendlichen und Sportlern kommt es häufig zum sogenannten Patellaspitzensyndrom, bei dem die Verankerung des Bandes an der Kniescheibe schmerzt.

Abbildung Kniegelenk

A - Rechtes Kniegelenk von links
B - Rechtes Kniegelenk von vorn
C - Rechtes Kniegelenk von hinten

  1. Kniescheibe - Patella
  2. Oberschenkelknochen - Femur
  3. Schienbein - Tibia
  4. Wadenbein - Fibula
  5. Innerer Meniskus -
    Meniscus medialis
  6. Äußerer Meniskus -
    Meniscus lateralis
  7. Kniescheibenband -
    Ligamentum patellae
  8. Außenband -
    Ligamentum collaterale fibulare
  9. Innenband -
    Ligamentum collaterale tibiale
  10. Hinteres Kreuzband -
    Ligamentum cruciatum posterius
  11. Vorderes Kreuzband -
    Ligamentum cruciatum anterius

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Ursache für Erkrankungen

Bei Streckungen im Knie wirken extreme Kräfte auf die Patellasehne. Noch verstärkt werden diese durch plötzliches Abbremsen beim Stoppen aus einem Sprint oder durch die Abbremskräfte beim Landen von einem Sprung. Auch beim Heben schwerer Gewichte ist die Patellasehne stark belastet. Diese Belastungen können zu unterschiedlichen Erkrankungen oder Verletzungen führen.

Schmerzen/ Symptome

Schmerzen im Bereich der Patellasehne sind häufig. Nicht nur Profi- und Leistungssportler, sondern auch Freizeitsportler können Schmerzen in diesem Bereich entwickeln. Typisch sind dabei Schmerzen nach besonders hohen Belastungen der Patellasehne. Dies sind besonders Sportarten mit Sprüngen und Sprints, wie beispielsweise Hürdenlauf. Auch starkes Abbremsen bei gebeugtem Knie kann die Sehne belasten. Besonders stark sind die Schmerzen dann bei Beugungen und Streckungen des Knies gegen Widerstand, wie beispielsweise beim Treppensteigen, Bergabgehen oder beim schweren Heben. In Ruhe kann der Schmerz häufig durch Druck auf die Patellasehne ausgelöst werden. Meist ist eine Sportpause ausreichend um die Schmerzen loszuwerden. Danach sollten die Beinmuskeln langsam wieder gestärkt werden (siehe unten).

Lesen Sie mehr zum Thema: vordere Knieschmerzen

Entzündung der Patellasehne

Bei hohen Belastungen kann es zu Entzündungen an der Patellasehne kommen. Dabei handelt es sich um aseptische Entzündungen, das heißt Entzündungen ohne einen bakteriellen oder viralen Erreger. Die Entzündung entsteht dabei durch Mikroverletzungen und starke Belastung. Schmerzen bei Belastungen des Knies sind die Folge. Eine Überwärmung oder auch Schwellung im Bereich der Patellasehne sprechen ebenfalls für einen entzündlichen Prozess. Eine Sonderform einer solchen Entzündung ist das oben genannte Patellaspitzensyndrom.
Selten gibt es auch eine aseptische Knochennekrose des Patellasehnen-Ansatzes an der Tuberositas tibiae (am Schienbein), den sogenannten M. Osgood-Schlatter, der junge sportliche Jugendliche betrifft und eine gute Prognose bei konservativer Therapie hat.

Lesen Sie mehr zum Thema: Entzündung der Patellasehne

Patellaspitzensyndrom

Das Patellaspitzensyndrom beschreibt Schmerzen am Ansatz der Patellasehne an der Unterkante der Kniescheibe (Patella), die durch eine nicht bakterielle Entzündung entsteht (ähnlich wie bei einem Tennis- oder Golferarm). Die Schmerzen bestehen meist bei Bewegung. Besonders Bergabgehen und Treppensteigen lösen die Schmerzen aus, auch ein langes Sitzen und die dabei bestehende Kniebeugung können schmerzen. Oft sind die Schmerzen auch durch Druck auf die Patellasehne auslösbar. Sie sind Folge einer muskulären Überbelastung. Unter Jugendlichen ist das Patellaspitzensyndrom die häufigste Sehnenerkrankung überhaupt. Das Patellaspitzensyndrom wird zum Teil auch „Jumper’s Knee“ oder Springerknie genannt, da bei Sprüngen und bei der Landung besonders hohe Kräfte auf die Patellasehne wirken. So sind häufig Basketballspieler, Volleyballspieler, Handballspieler und Hochspringer betroffen. Außerdem sind Sprinter und Athleten in Sportarten mit häufigen Beschleunigungen und Abbremsen (wie zum Beispiel Squash) gefährdet.
Es wird davon ausgegangen, dass kleine Verletzungen und winzige Risse innerhalb der Patellasehne zu einer Entzündungsreaktion führen, die in einigen Fällen auch zu einer Rötung und Schwellung führen kann. Besonders gefährdet sind Personen mit angeborener Bandschwäche (Laxizität), mit einem Hochstand der Patella (Patella alta), sowie mit Entwicklungs- und Wachstumsstörungen der Kniescheibe.
Durch mangelnde Sportpausen kann das Krankheitsbild chronisch über Monate bis Jahre andauern oder häufig wiederkehren.

Lesen Sie mehr zum Thema: Patellaspitzensyndrom

Diagnose

Eine ausführliche Anamneseerhebung (Patientengespräch) mit besonderem Augenmerk auf ausgeübte Sportarten und berufliche Belastungen können bei der Diagnosestellung einer Patellasehnenerkrankung eine wichtige Rolle spielen. Bei der Untersuchung des Knies kann dann ein Druckschmerz am Unterrand der Kniescheibe (Patella) ausgelöst werden. Schmerzen bei der Streckung des Knies gegen Widerstand erhärten den Verdacht. Um die Diagnose eines Patellaspitzensyndromes oder ähnlichem zu sichern kann ein Ultraschall oder ein MRT (Magnet Resonanz Tomographie) erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema: MRT Kniegelenk

Therapie

Bei Erkrankungen der Patellasehne sollte zunächst Belastung des Kniegelenks vermieden werden. Daher sollte der die Symptome auslösende Sport ausreichend lange pausiert werden. Es hilft das Kniegelenk möglichst ruhig zu stellen. Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel wie Diclofenac und Ibuprofen eingenommen werden. Auch die lokale Anwendung von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Salben wie Diclofenac / Voltaren kann helfen. Bei akuten Schmerzen nach dem Sport hilft häufig Kühlen, im weiteren Verlauf kann ein Aufbau der Muskulatur mit Hilfe von Physiotherapie hilfreich sein. Injektionen von Glukocortikoiden (Cortisol) und Lokalanästhetika sind wegen der erhöhten Gefahr eines Reißens der Patellasehne streng abzuwägen. Zudem besteht bei invasiven Maßnahmen immer ein Infektionsrisiko.
Eine Stabilisierung mittels einem elastischen Band oder durch Tapen kann helfen die Belastung auf das Knie während des Sports etwas zu verringern.
Bei lang andauernden Beschwerden und starker Schädigung kann auch eine Operation sinnvoll sein.

Prognose

Die Prognose der Erkrankungen der Patellasehne ist bei konsequenter und frühzeitiger Behandlung günstig. Bei sehr häufigem Wiederauftreten von Beschwerden und bei unzureichender Behandlung kann ein Wechsel in eine Sportart mit geringerer Belastung der Patellasehne nötig werden (z.B. Schwimmen, Radfahren).

Prophylaxe

Um eine unnötig starke Belastung der Patellasehne zu vermeiden, sollten einige Grundsätze befolgt werden. Bei Laufsportarten ist auf ein geeignetes Schuhwerk mit möglichst starker Dämpfung zu achten. Auch sollte bei bekannter Problematik ein weicher Boden hartem Beton vorgezogen werden. Beim Neubeginn einer Sportart sollte die Intensität langsam und den Fortschritten angepasst erfolgen. Dies gilt auch und ganz besonders beim Wiederbeginn nach einer (zum Beispiel verletzungsbedingten) Trainingspause, da besonders dann die Belastung häufig unterschätzt wird. Besonders bei Sportarten mit Sprüngen sollten Spitzenbelastungen minimiert werden. Vor dem Training sollte eine ausreichende Aufwärmung erfolgen, außerdem sollte die Beinmuskulatur gestärkt und nach dem Training gedehnt werden.

Extremfall Patellasehnenriss

Zu einem Riss der Patellasehne kommt es meist erst in höherem Alter, wenn die Sehne bereits durch Verschleiß beschädigt ist. Als Auslöser gelten typischerweise starke Belastungen im gebeugten Knie, wie der Sprung von einer Erhöhung beim Tragen schwerer Lasten (zum Beispiel beim Entladen eines LKWs). Teilweise kann der Riss der Sehne sogar gehört werden.
Typische Symptome des Patellasehnenrisses sind eine Unfähigkeit, das Knie gegen Widerstand zu strecken (ein Strecken ohne Belastung des Knies ist meist noch möglich), ggf. ein Hochstand der Kniescheibe und ihr Wandern bei Anspannung des vieköpfigen Oberschenkelmuskels (M. quadriceps femoris). Im Zweifel helfen ein Ultraschall oder ein MRT zur Diagnosesicherung.
Als Therapie wird in der Regel die operative Verankerung der Patellasehne angewendet.

Mehr Informationen finden Sie unter: Patellasehnenriss

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.11.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023