Bei einer Kalkschulter handelt es sich um die Einlagerung von Kalk in eine oder mehrere Sehnen dieser Region. Charakteristische Beschwerden einer Kalkschulter sind vor allem zunehmende Schmerzen, welche besonders beim Anheben des Armes auftreten. In diesem Artikel werden Ihnen die Therapieoptionen, vor allem die chirurgische Entfernung der Kalkplaques, vorgestellt.
Eine Kalkschulter (Tendinosis calcera) wird dann operativ behandelt, wenn alle konservativen Therapien, wie der Einsatz von Medikamenten (Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamenten oder Kortisonspritzen) und Physiotherapie, nicht angesprochen haben.
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Eine Operation zur Behandlung einer Kalkschulter ist ein relativ kleiner Eingriff, der auch als arthroskopische Kalkdepotentfernung an der Schulter bezeichnet wird. Üblicherweise werden die Kalkdepots im Gewebe der Schultersehen minimal invasiv entfernt. Dabei werden über kleine Hautschnitte ein Endoskop mit einer Kamera und spezielle chirurgischen Instrumente in das Schultergelenk eingeführt. Mithilfe der Kamera ortet der Operateur die sichtbaren Kalkdepots und entfernt diese durch einen scharfen Löffel. Anschließend wird die Wunde gut ausgespült, um auch kleine Kalkteilchen aus dem Gelenk zu entfernen. Durch die Entfernung des Kalks entsteht eine Einkerbung in der Sehne, die von allein wieder verheilt. Der Vorteil einer minimal invasiven Operation besteht darin, dass durch den Eingriff nur kleine Wunden entstehen und dadurch das Infektionsrisiko gering ist. Außerdem heilen die Wunden schnell ab und das Gelenk kann nach kurzer Zeit wieder bewegt werden.
Bei schweren Fällen, in denen eine minimal invasive Entfernung der Kalkdepots nicht möglich ist, muss die Kalkschulter konventionell operiert werden. Dabei wird die Haut und die darunter liegenden Fett- und Muskelschichten durch einen mehrere Zentimeter langen Schnitt eröffnet. Nachdem das Kalkdepot entfernt worden ist, wird die Wunde wieder vernäht. Die Operation dauert maximal 45 Minuten, erfolgt unter Vollnarkose oder lokaler Betäubung und kann ambulant oder stationär erfolgen.
Zur Operation einer Kalkschulter ist eine Vollnarkose nicht zwingend notwendig. Viele Klinken führen auch eine sogenannte interskalenäre Plexusblockade durch, bei der gezielt nur die Nerven der erkrankten Schulter betäubt werden. Dabei werden Lokalanästhetika in das Armnervengeflecht injiziert. Bei diesem Verfahren handelt es sich um einen relativ einfachen Eingriff der nur mit wenigen Risiken verbunden ist. Letztendlich entscheidet der Chirurg welche Art der Betäubung am besten eingesetzt wird und bespricht es vor der Operation in einem Aufklärungsgespräch mit dem Patienten.
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Wie jeder chirurgische Eingriff ist auch die Operation einer Kalkschulter mit gewissen Risiken verbunden. Im Gegensatz zu anderen Operationen handelt es sich hierbei jedoch um einen kleinen Eingriff und die Risiken sind dementsprechend gering.
Durch den Eingriff kann es an der operierten Schulter zu Blutergüssen (Hämatome) und Schmerzen kommen. Selten kann es sein, dass sich nach der Operation ein Blutgerinnsel (Thrombose) bildet, dass mit dem Blutstrom verschleppt wird und z.B. in der Lunge ein Gefäß verstopft (Embolie). Theoretisch können während der Operation auch Blutungen auftreten, da aber keine großen Gefäße oder wichtigen Nerven in der operierten Region liegen, ist das eher unwahrscheinlich. Kleine Gefäße werden während der Behandlung direkt durch elektrischen Strom verschlossen („verkautert“).
In weniger als einem Prozent der Fälle können durch die Operation Keime in die Wunde gelangen und zu einer Entzündung und Wundheilungsstörungen führen. Anzeichen einer Wundinfektion sind zunehmende Schmerzen und möglicherweise Fieber, das erst mehrere Tage nach dem chirurgischen Eingriff auftritt. Die Wunde schwillt an, wird warm und ist stark gerötet. Da eine arthroskopische Kalkdepotentfernung an der Schulter üblicherweise minimal invasiv vorgenommen wird, ist das Risiko einer Wundinfektion aber äußerst gering.
Generell ist zu sagen, dass es sich bei dieser Operation um einen Routineeingriff handelt, der relativ risikoarm ist und wenig Schmerzen verursacht. Weitere Informationen zu postoperativen Risiken finden Sie in unserem Artikel Postoperative Risiken - welche gibt es?
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In der sogenannten postoperativen Phase direkt nach der Operation wird der Patient in den Aufwachraum gebracht. Frisch Operierte wachen hier unter ständiger Kontrolle der Vitalzeichen (Puls, Blutdruck und Atmung) aus der Narkose auf.
Nach dem Eingriff muss die Wunde in regelmäßigen Abständen gekühlt werden. Durch die Kühlung ziehen sich die Gefäße zusammen und das Abschwellen des umliegenden Gewebes wird gefördert. Durch den Eingriff können mehr oder weniger starke Schmerzen auftreten, deswegen ist ein wichtiger Teil der Nachbehandlung die Einnahme von Schmerzmitteln (z.B. Ibuprofen). Es folgt ein regelmäßiger Verbandswechsel, bis die Fäden schließlich nach 10 bis 12 Tagen entfernt werden können. Solange die Fäden noch nicht gezogen wurden, muss sich der Patient schonen. Danach kann und soll der Arm aber direkt bewegt werden und eine Ruhigstellung ist nicht nötig.
Physiotherapie und Krankengymnastik helfen bei der Mobilisation der Schulter und führen so zu einer Verbesserung der Bewegungsmöglichkeiten. Regelmäßige Bewegung der Schulter fördert das Ausheilen der Wunde und beugt vor, dass sich erneute Kalkablagerungen bilden.
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Üblicherweise sind die Schmerzen nach der Operation deutlich geringer, als die Schmerzen, die vor dem Eingriff durch die Kalkschulter verursacht wurden. Bei der arthroskopischen Kalkdepotentfernung handelt es sich um einen relativ kleinen Eingriff, bei dem nur zwei bis drei kleine Schnitte gesetzt werden. Dadurch sind die entstehenden Verletzungen gering und die Wunden heilen schnell ab.
Nach dem Eingriff tritt sofort eine deutliche Besserung der Beschwerden ein, nur die kleinen Operationswunden verursachen noch Schmerzen. Durch Kühlung mit Eisbeuteln und Kühlpads werden die Schmerzen gelindert und ein starkes Anschwellen der Wunde verhindert. Zusätzlich erhalten die Patienten in den ersten Tagen nach dem Eingriff eine orale Schmerztherapie mit entzündungshemmenden Medikamenten (z.B. Ibuprofen 3 x 600 mg pro Tag oder Diclofenac 2 x 75 mg pro Tag).
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Nach der Entfernung der Kalkdepots in der Schulter mittels der minimal invasiven Schulterarthroskopie bleiben die Patienten noch für ein bis zwei Tage stationär im Krankenhaus. Anschließend muss die Schulter ruhig gestellt werden, bis die Fäden gezogen werden. Bis dahin ist die Bewegungsfähigkeit im Schultergelenk deutlich reduziert und die Patienten benötigen Hilfe bei alltäglichen Aufgaben und im Haushalt. Nach etwa drei Wochen sollte die Wunde vollkommen verheilt sein und der Patient kann die Schulter wieder belasten.
Die Dauer der Krankschreibung hängt im wesentlichen davon ab, welchen Beruf der Patient ausübt. Patienten, die eine Bürotätigkeit ausüben werden für etwa zwei bis vier Wochen krankgeschrieben, wohingegen Personen, die schwere körperliche Arbeit leisten müssen länger arbeitsunfähig sind. In solchen Fällen kann der Patient nach einer Kalkschulter-Operation eine Krankschreibung für bis zu zwei Monate erhalten. Dabei ist es dann sinnvoll, dass der Betroffene schrittweise wieder in den Beruf zurückkehrt und nicht sofort wieder Vollzeit arbeitet.
Durch die Operation einer Kalkschulter werden alle Kalkablagerungen entfernt und die Schulter gilt als ausgeheilt und ein Wiederauftreten der Kalkablagerungen ist unwahrscheinlich. Nach dem Eingriff muss die Schulter für drei Wochen geschont werden, wobei gleichzeitig durch Physiotherapie eine sanfte Mobilisation erfolgen soll. Die operierte Schultersehne heilt üblicherweise problemlos ab und nach drei Wochen ist die Wundheilung abgeschlossen.
In manchen Fällen lösen sich die Kalkdepots spontan auch von alleine auf und die Beschwerden verschwinden. Eine Kalkschulter verursacht jedoch ziemlich starke Schmerzen, weshalb die Betroffenen eine Behandlung nicht lange hinauszögern sollten. Normalerweise wird eine Kalkschulter konservativ, das heißt nichtoperativ, behandelt. Erst wenn diese Maßnahmen nicht weiterhelfen, wird die Schulter operiert.
Zuerst verschreibt der Arzt Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente, die bei der Bekämpfung der Entzündung in der Schulter helfen. Bei sehr starken Schmerzen können auch Kortisonspritzen verabreicht werden, die der Arzt direkt in den Schleimbeutel des Gelenks injiziert. Kortison wirkt entzündungshemmend und kann die akuten Schmerzen bei einer Kalkschulter deutlich verbessern. Häufige Injektionen schwächen aber die Sehnen und können einen Sehnenriss begünstigen.
Um die Verkalkungen in der Sehne wieder zu lösen eignet sich eine anschließende Bewegungstherapie. Durch Physiotherapie und Krankengymnastik werden gezielte Übungen ausgeführt, die schmerzlindernd wirken und die Schulter mobilisieren. Außerdem wird durch die Bewegung die Durchblutung gefördert und die Kalkablagerungen können leichter abtransportiert werden.
Die Stoßwellentherapie ist eine weitere Alternative zur Operation und hat sich als gut wirksam erwiesen. Dabei wird die verkalkte Schulter mit energiereichen Ultraschallwellen behandelt, die zu einer Zertrümmerung der Kalkdepots führen. Die zerkleinerten Kalkreste können dann durch das umliegende Gewebe abgebaut werden.
In der Regel werden durch eine Operation alle Kalkdepots in der Schulter entfernt und die Rückfallgefahr ist gering. Kurze Zeit nach dem Eingriff können sich die Schmerzen nochmals verstärken, da die während der Operation freigewordenen Kalkreste vom Körper aufgelöst werden und dieser Vorgang meist von einer Entzündung begleitet wird.
Weitere Informationen über Entzündungen in der Schulter finden Sie in unserem Artikel über Entzündungen in der Schulter.
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