Der Mittelschmerz

Der Mittelschmerz

Was ist der Mittelschmerz?

Unter dem Mittelschmerz versteht man alle Beschwerden, die in der Mitte des weiblichen Zyklus auftreten.
Ursächlich sind in den meisten Fällen Hormonschwankungen im Rahmen des Eisprunges genau in der Hälfte des Zyklus. Der Begriff Mittelschmerz kann dabei mehrere Bedeutungen haben und umfasst sowohl Unterleibsschmerzen selbst als auch assoziierte Symptome mit dem Eisprung wie zum Beispiel ein Ziehen in der Brust oder leichte Hitzewallungen.

Ursachen

Die Ursachen für Mittelschmerzen sind die Veränderungen der weiblichen Sexualhormone kurz vor dem Eisprung.
Im Genauen sind es die beiden Hormone Östrogen und LH (luteinisierendes Hormon). Gerade das Östrogen ist für viele Beschwerden im Rahmen des weiblichen Zyklus verantwortlich. Es steigt in seiner Konzentration bis zum Eisprung an, um eine perfekte Vorbereitung der Gebärmutter für eine mögliche Schwangerschaft zu erreichen. Das bedeutet, dass es für einen Aufbau der Schleimhaut in der Gebärmutter sorgt. Dies soll optimale Einnistungsvoraussetzungen für die befruchtete Eizelle nach dem Eisprung schaffen.

Östrogen wirkt jedoch nicht nur an Zielstrukturen der Gebärmutter, sondern sorgt auch für Veränderungen an der weiblichen Brust. Dort stellt es einen Wachstumsreiz für das Gewebe dar. Infolgedessen vermehrt sich das Volumen der Brust und die betroffene Frau kann dies als Dehnungsschmerz wahrnehmen.

Unter den klassischen Mittelschmerzen versteht man jedoch den Schmerz im Unterbauch, der durch den Eisprung selbst hervorgerufen wird. Er wird durch das Hormon LH ausgelöst und ruft einen kleinen Riss am Gewebe des Eierstockes hervor. Nur so kann die herangereifte Eizelle freigesetzt werden. Diese auf natürliche Weise hervorgerufene Wunde kann Schmerzen verursachen. Typischerweise werden sie jedoch als unspezifische Unterbauchschmerzen von vielen Frauen angegeben. Ist die Eizelle gesprungen, lassen die Mittelschmerzen meist schnell nach. Es ist nämlich vor allem die Spannung über der stark gewachsenen Eizelle auf das Gewebe, die Schmerzen verursacht. Wird der Druck entlastet, lässt die Missempfindung nach.

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Kommt der vor-, mit oder nach dem Eisprung?

Mittelschmerzen können zwei Tage vor bis zwei Tage nach dem Eisprung auftreten. Dieser Zeitraum ist nämlich die sensible Phase für die Hormonschwankungen. Genau genommen bedeutet dies, dass in diesen Zyklustagen der Anstieg der Hormone am stärksten ist und sein Maximum erreicht. Ist eine Frau sehr sensibel für die Hormonschwankungen, kann sie schon bis zu zwei Tage vor dem Eisprung Beschwerden haben. Ist eine Frau nicht sensibel für Hormonschwankungen, hat sie gar keine Beschwerden.

Erfahrungsgemäß haben nur wenige Frauen deutliche Mittelschmerzen. Die Dauer ist auf wenige Tage nach dem Eisprung begrenzt. Genau genommen nehmen die Beschwerden nach dem Eisprung sogar in der Regel rasch ab. Anhaltende oder sehr starke Schmerzen sind dabei immer durch einen Frauenarzt abklärungsbedürftig. Es ist allerdings normal, wenn sich eine Frau circa 14 Tage nach ihrer letzten Monatsblutung nicht so leistungsfähig fühlt oder vielleicht leichte Beschwerden hat. In ihrer Arbeitsfähigkeit sollte sie aber nicht eingeschränkt sein.

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Wann tritt der Mittelschmerz genau auf?

Man kann nicht genau sagen, wann der Mittelschmerz bei einer Frau auftritt, weil er gar nicht auftreten muss. Charakteristisch für Mittelschmerzen ist allerdings, dass sie ungefähr 14 Tage nach der letzten Monatsblutung auftreten.
Je nachdem, wie sensibel eine Frau auf die Hormonschwankungen reagiert, kann sie den Mittelschmerz einen Tag früher oder später empfinden. Für eine Selbstdiagnose zu Hause eignet es sich daher, die Tage der Monatsblutung in einen Kalender einzutragen. Treten die Beschwerden circa zwei Wochen später auf, passt dies gut zu Mittelschmerzen.

Dauer der Mittelschmerzen

Mittelschmerzen sollten nur über wenige Tage anhalten und die Leistungsfähigkeit nicht drastisch einschränken.
Wenn eine symptomatische Behandlung mit Wärme oder Hausmitteln wie zum Beispiel Tee hilft, befinden sich Mittelschmerzen noch im Rahmen. Halten sie länger als 3 Tage an oder sind die Beschwerden nur mit Schmerzmitteln zu lindern, sollte ein Facharzt konsultiert werden. Genau das Gleiche gilt für sich jeden Zyklus wiederholende Beschwerden. Auch hier sollte der Frauenarzt informiert werden – egal ob bei der nächsten Routineuntersuchung oder bei einem individuell vereinbarten Termin außer der Reihe.

Weitere begleitende Symptome

Häufig wird der Begriff „Mittelschmerzen“ als Oberbegriff für verschiedene zyklusspezifische Beschwerden verwendet. Somit versteht man unter dem Begriff nicht nur Unterbauchschmerzen, sondern auch weitere Symptome wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Ziehen in der Brust oder subjektive Hitzewallungen. Ursächlich sind die weiblichen Geschlechtshormone, wobei vor allem das Hormon Östrogen die Beschwerden verursacht.

  • Kopfschmerzen kommen zustande, weil das Hormon die Gefäße weit werden lässt. Dadurch werden die Hirnhäute besser durchblutet, was wiederum zu Kopfschmerzen führt.
  • Das Ziehen in der Brust wird durch den Wachstumsreiz durch das Hormon an der Brust ausgelöst, da das Volumen des Gewebes schlichtweg durch diesen Reiz zu einer Dehnung der darüberliegenden Strukturen führt.
  • Die Hitzewallungen entstehen zum einen durch die gesteigerte Durchblutung der Organe und zum anderen durch eine zentral bedingte Heraufregulierung der Körpertemperatur kurz vor dem Eisprung.

Es sind aber auch noch weitere Symptome denkbar, die jedoch nicht die Regel sind. Somit können kurze Zeit bestehende Wassereinlagerungen in den Beinen oder sogar psychische Veränderungen wie zum Beispiel Gereiztheit weitere begleitende Beschwerden sein.  

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Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom bei Mittelschmerzen. Verkrampft sich die Bauchmuskulatur infolge von Unterleibsschmerzen, spannt sich reflektorisch auch die Rückenmuskulatur an. Das führt wiederum zu Verspannungen, die sich in Rückenschmerzen äußern.
Häufig ist es vor allem der Kreuzbereich, der bei Mittelschmerzen Probleme macht. In diesem Bereich befindet sich nämlich ein Teil des Halteapparates der Gebärmutter, der über Bänder auch mit den Knochen verbunden ist. Wärmeanwendungen oder Magnesium bringen hier oft eine Linderung.

Magenschmerzen

Magenschmerzen haben rein ursächlich nichts mit Mittelschmerzen zu tun.
Der Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone in einem normal geregelten Zyklus ist auf Organe des Magen-Darm-Traktes äußerst gering. Typisch für Magenschmerzen ist eine gesteigerte Säureproduktion im Magen, die beispielsweise durch Stress oder Nikotinkonsum bedingt sein kann. Der kurze Anstieg der Geschlechtshormone um den Eisprung hat aber keine Bedeutung dafür. Bei anhaltenden Magenschmerzen sollte deswegen eine Abklärung beim Allgemeinarzt oder Gastroenterlogen erfolgen.

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Blähbauch

Auch ein Blähbauch hat ursächlich nichts mit Mittelschmerzen zu tun. Hier besteht jedoch Verwechslungsgefahr mit einer vermehrten Wassereinlagerung im Bauchgewebe, die einen Blähbauch vortäuschen kann. Bei beiden nimmt nämlich der Bauchumfang zu.
Im Falle einer vermehrten Wassereinlagerung, können wirklich weibliche Geschlechtshormone die Ursache sein. Sie erhöhen nämlich die Wasserbindungsfähigkeit von Geweben. Sie ist allerdings nicht extrem und sollte nur auf ein paar Tage begrenzt sein.

Behandlung

Normalerweise bedürfen Mittelschmerzen keiner Behandlung mit Medikamenten. In den meisten Fällen reichen einfache Mittel wie Wärmeanwendungen mittels einer Wärmflasche oder etwas körperliche Schonung aus.  Auch pflanzliche Mittel wie Kamillentee oder Mönchspfeffer können die Zyklusbeschwerden oft gut lindern. Der große Vorteil dieser Maßnahmen ist, dass sie keine weiteren Nebenwirkungen wie zum Beispiel Schmerzmittel haben.

Sollten jedoch sehr starke Schmerzen bestehen, sollten diese Medikamente auch eingesetzt werden. Hier eignen sich dann vor allem Präparate wie Ibuprofen® oder Novalgin®. Die Anwendung sollte aber auf den Bedarfsfall beschränkt bleiben. In der Regel bestehen Mittelschmerzen nämlich nur ein paar Tage um den Eisprung und lassen nach dem Eisprung rasch an Intensität nach. Anhaltende Schmerzen sollten beim Frauenarzt abgeklärt werden.

In Einzelfällen kann dann sogar die Gabe von Hormonpräparaten sinnvoll sein. Sie sind auch oft das Mittel der Wahl bei sich jeden Zyklus wiederholenden Mittelschmerzen starker Intensität.

Diagnose von Mittelschmerzen

Die Diagnose wird ganz klassisch mittels Kalendermethode bestimmt.
Dazu wird der erste Tag der letzten Menstruation erfragt und die nun akut aufgetretenen Beschwerden in einen zeitlichen Zusammenhang gesetzt. Treten sie ungefähr 14 Tage nach der letzten Monatsblutung auf und gibt es keine weiteren Auffälligkeiten, spricht man dann von Mittelschmerzen.

Kann man einen Mittelschmerz ohne Eisprung haben?

Theoretisch gesehen kann man auch Mittelschmerzen ohne Eisprung haben. Bei Frauen im gebährfähigen Alter reift jeden Monat eine Eizelle heran, die dann auch „springen“ wird. Sollte es aus diversen Gründen nicht zu einem Sprung dieser herangereiften Eizelle kommen, durchläuft die Frau bis dahin einen ganz normalen Zyklus mit den jeweils möglichen Beschwerden. Hier kommt es wirklich darauf an, genau zu unterscheiden, ob sich bei der Frau Eizellen entwickeln und wie ihre Hormonspiegel sind.

Ein Mädchen deutlich vor ihrer ersten Monatsblutung zum Beispiel hat keinen Eisprung und keine Mittelschmerzen. Daher ist diese Frage etwas schwierig zu beantworten und bedarf der Abklärung im Einzelfall. Auf jeden Fall muss eine Frau über einen Zyklus verfügen, um die klassischen Hormonschwankungen zu durchlaufen, die dann die typischen Mittelschmerzen machen.

Frauen, die keinen Eisprung haben, nehmen oft die Pille ein. Sie unterdrückt gewollt den Eisprung, indem täglich kleine Mengen Hormone verabreicht werden. Diese Frauen haben natürlich auch einen Zyklus. Die Veränderungen der Hormonspiegel werden jedoch von der Pille beeinflusst. Daher kann man bei diesen Frauen auch von Mittelschmerzen reden, die aber nicht direkt mit dem Eisprung zusammenhängen.

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Kann man auch einen Mittelschmerz trotz Pille haben?

Die klassische Pille unterdrückt den Eisprung bei Frauen.
Sie erreicht dies durch eine Unterdrückung der Ausschüttung von körpereigenen Geschlechtshormonen durch eine künstliche Zufuhr von außen. Trotzdem hat die Frau aber einen geregelten Zyklus von rund 28 Tagen. Dies ist bei der klassischen Pille an der monatlich einsetzenden Abbruchsblutung (Monatsblutung) zu erkennen. Daher können diese Frauen auch genau die Mitte ihres Zyklus angeben und auch dort unter Beschwerden leiden.

Mittelschmerzen beschreiben nur den Zeitpunkt von Schmerzen in Hinblick auf die Länge des weiblichen Zyklus. Es sind dann aber meist nicht die klassischen Mittelschmerzen, über die eine Frau ohne Verhütung klagt. Vielmehr sind hier Symptome wie Völlegefühl, leichte Bauchschmerzen oder Müdigkeit im Vordergrund. Sie begründen sich auf die weitaus geringeren Hormonschwankungen durch die Pille. Zudem sind die Mittelschmerzen dann nicht durch den Eisprung selbst bedingt, sondern durch andere Effekte der Hormone.

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Kann Mittelschmerz auch auf eine Einnistung hindeuten?

Zeitlich gesehen muss erst eine Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt werden, um dann befruchtet zu werden. Die Einnistung der befruchteten Eizelle erfolgt dann um den 5.-9. Tag nach der Befruchtung. Somit sind Mittelschmerzen kein Hinweis auf eine Einnistung, da ihre Dauer auf ca. 2 Tage rund um den Eisprung eingegrenzt werden. Sieht man jedoch den Eisprung als Voraussetzung für eine mögliche Befruchtung, können Mittelschmerzen die fruchtbaren Tage signalisieren.

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Worauf deutet ein Mittelschmerz hin, der mehrere Tage dauert?

Primär bedeutet ein Mittelschmerz, der mehrere Tage dauert, dass die betroffene Frau sehr sensibel für die Hormonschwankungen ist. Hier gilt es dann im Einzelfall herauszufinden, ob es beeinflussbare Faktoren gibt oder nicht. Bei vielen jungen Frauen, die noch nicht oft ihre Monatsblutung hatten, sind Mittelschmerzen ein wohlbekanntes Problem. Die Umstellung des Körpers und damit auch der Hormone im Rahmen der Pubertät braucht erfahrungsgemäß etwas Zeit.

Bei einer älteren Frau wiederum können deutliche Mittelschmerzen auf ein Ungleichgewicht der Hormone schließen lassen. Das wiederum kann viele Ursachen haben. Im einfachsten Fall sind es Zysten im Eierstock, die die Beschwerden machen. Wichtig ist, bedenkenlose Beschwerden von Warnsignalen zu unterscheiden. Ein leichtes Ziehen im Unterbauch kann somit ein paar Tage beobachtet werden, während eine einsetzende Blutung mit starken Schmerzen sofort abgeklärt werden sollte. Demnach obliegt es auch jeder Frau selbst, abzuschätzen wie stark ihre Symptome sind. Ein guter Vergleich zum Einschätzen der Schwere ist die monatliche Blutung am Ende jeden Zyklus. Haben Frauen auch hier deutliche Beschwerden, neigen sie auch eher zu Mittelschmerzen. Haben sie keine Beschwerden, werden sie auch eher keine in der Mitte ihres Zyklus haben.

Wie unterscheide ich einen Mittelschmerz von einer Blinddarmentzündung?

Eine Blinddarmentzündung äußert sich typischerweise zuerst mit undefinierbaren Schmerzen rund um den Bauchnabel, die dann im Zeitverlauf in den rechten Unterbauch wandern und immer besser lokalisierbar werden. Zudem gehen sie oft mit Übelkeit und Erbrechen einher.
Mittelschmerzen machen typischerweise Schmerzen im Unterbauch. Es gilt hier aber die Devise, lieber zum Arzt zu gehen und die Schmerzen abklären zu lassen, als eine Blinddarmentzündung zunächst zu übersehen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.07.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024