Milchstau tritt relativ häufig wenige Tage nach der Entbindung auf. Charakteristisch ist eine schmerzhafte Brust. Grund dafür ist eine Verstopfung der Drüsengänge. Verschiedene Hausmittel können die Beschwerden lindern.
Bei einem Milchstau kommt es zu einem ungenügenden Sekretabfluss durch blockierte Milchgänge in einer Brust oder beiden Brüsten. Die Milchbildung ist hierbei nicht eingeschränkt. Ein Milchstau tritt vor allem zwei bis vier Tage nach der Entbindung auf. Es kann dazu aber auch während der gesamten Stillzeit kommen oder wiederholt auftreten. Der Milchstau kann zu Beschwerden an der Brust führen. Bleibt der Milchstau bestehen, kann es zu einer Entzündung der Brust (Mastitis) kommen. Diese Brustentzündung ist vor allem bei Erstgebärenden eine häufige Komplikation und tritt meist eine Woche nach der Entbindung auf.
Allgemeine Informationen zum Thema finden Sie hier: Milchstau
Einer der Hauptgründe, warum ein Milchstau entsteht, ist, wenn die Brust ungenügend entleert wird. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Stillperioden zu kurz sind oder zu selten durchgeführt werden. Dadurch werden die Milchgänge blockiert, da weitere Milch produziert wird und die Milchgänge füllt. Im Anschluss kann die Milch nicht mehr gut abfließen. Eine falsche Stilltechnik kann ebenfalls die Entleerung behindern und einen Milchstau verursachen. Außerdem können eine Überproduktion von Milch oder auch andere Abflussstörungen Gründe für eine Stauung der Milch in den Milchgängen sein.
Wenn BH, Tragetuch oder Rucksack zu eng sitzen, können diese die Milchgänge einengen und durch Druck einen Milchstau verursachen. Weiterhin wirkt sich Stress der Mutter schlecht auf die Milchabgabe aus. Durch Stress wird der sogenannte Milchspendereflex, der dafür sorgt, dass die Milch in den Milchgängen aus der Brustwarze während des Stillens herausfließt, unterdrückt. Dadurch staut sich ebenfalls die Milch in der Brust.
Man erkennt einen Milchstau vor allem daran, dass es beim Stillen zu einem ungenügenden oder auch gar keinem Milchabgang kommt. Hinzu kommen Beschwerden an der Brust. Die Brust ist verhärtet, gerötet und schmerzt. Ist der Stau nur an einer bestimmten Stelle der Brust, kann die Verhärtung auch nur dort als Knoten getastet werden. Außerdem ist die Brust dort auch erwärmt. Das allgemeine Befinden der Mutter ist allerdings nicht beeinträchtigt.
Zusätzlich zur Rötung, Verhärtung und Schmerzhaftigkeit kann es zu weiteren Symptomen kommen. An der Brust kommt es – meist nur einseitig und punktuell - zu Druckschmerzen und Spannungsgefühl. Die Brust kann durch den Stau auch vergrößert sein.
Allgemein kann es zu Gliederschmerzen kommen. Manchmal verspürt die Mutter Übelkeit. Besteht der Milchstau länger oder breitet er sich aus, kann sich die komplette Brust verhärten und sehr schmerzhaft sein. Oftmals sind auch die Brustwarzen empfindlich, gerötet und geschwollen. Die Brustwarzen sind dann besonders schmerzempfindlich. Es kann auch sein, dass nicht nur eine sondern beide Brüste betroffen sind. Entwickelt sich aufgrund des Milchstaus eine Entzündung in der Brust (Mastitis), kann es zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost kommen. Diese Brustentzündung während des Wochenbetts oder während der Stillzeit wird auch als Mastitis puerperalis bezeichnet.
Generell tritt der Milchstau nur selten in Verbindung mit einer Temperaturerhöhung auf.
Wird der Milchstau allerdings nicht behandelt, kann sich aus diesem eine Entzündung entwickeln, welche mit hohem Fieber einhergehen kann. Es treten dann Temperaturen über 38 Grad Celsius auf. Sollte der Milchstau bzw. die Brustentzündung mit einer Temperaturerhöhung einhergehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, da die Möglichkeit besteht, dass es sich um eine bakterielle Entzündung handelt, die eventuell mit Antibiotika behandelt werden muss.
Wenn ein Milchstau auftritt, sollte eine Stillberatung aufgesucht werden, da ein häufiger Grund für den Milchstau die falsche Stilltechnik ist.
Essentiell für die Behandlung eines Milchstaus ist die regelmäßige Entleerung der Brust. Hierfür kann das eigentliche Stillen verwendet werden. Am besten ist es dann, die gestaute Brust zuerst zum Stillen zu verwenden und regelmäßig – circa alle 2 bis 2 ½ Stunden zu stillen. Teilweise kann mithilfe der Schwerkraft das Stillen erleichtert werden. Hierbei stellt sich die Mutter im Vierfüßlerstand über das Baby und stillt es in dieser Position. Die Brust kann aber auch durch mechanisches Abpumpen geleert werden. Außerdem sollte die Mutter viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Spezielle Ausstreichmethoden der blockierten Areale und Massagen der Brust können den Stau lösen. Vor dem Stillen sollte die Brust mit feuchter Wärme behandelt werden. Dies sorgt dafür, dass das Sekret besser abfließt. Die Wärme kann zum Beispiel mittels Rotlichtlampe appliziert werden.
Wenn nötig, kann bei Entleerungsproblemen der Milch auch Syntocinon-Spray (Oxytocin Nasenspray) in die Nase gesprüht werden. Dieses Medikament enthält Oxytocin, welches unter anderem dafür zuständig ist, dass sich die glatten Muskelzellen der Brustdrüsen zusammenziehen und die Milch dadurch besser sezerniert werden kann. Nach dem Stillen sollte die Brust zum Beispiel mit Quarkumschlägen gekühlt werden. Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden. In den meisten Fällen muss man bei Auftreten eines Milchstaus nicht abstillen.
Eine Massage kann helfen, einen Milchstau zu behandeln. Diese kann auch zur Vorbeugung eines Milchstaus täglich durchgeführt werden. Wichtig – egal welche Technik gewählt wird – ist, dass der Milchfluss mit der Massage angeregt wird. Außerdem wird die Durchblutung gesteigert. Durch die Anwendung von Massagen kann sich die Brust entspannen und durchlässiger werden. Es können verschiedene Techniken angwendet werden. So werden häufig Massagen wie „Plata Rueda“ oder „Marmet“ empfohlen. Bei der Brustmassage sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass keine Schmerzen dabei entstehen.
Vor dem Ausstreichen der Brust können vorherige Wärmeapplikation und Massage helfen, das Brustgewebe zu lockern. Anschließend wird die Brust mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger umfasst (C-form). Der Abstand von der Brustwarze (Mamille) bis zu den Fingern bzw. dem Daumen sollte ungefähr 3-4 cm betragen. Die Brust wird nun etwas angehoben und mit den Fingern in Richtung Brustkorb gedrückt. Von dieser Stellung aus beginnt die nächste Bewegung, bei der sich der Daumen nach unten und der Zeigenfinger nach oben in Richtung Mamille bewegen und diese zusammendrücken. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Finger nicht über die Haut rutschen, sondern sich stets an der gleichen Hautstelle befinden.
Das Abpumpen findet oftmals Anwendung, wenn zu viel Milch produziert wird. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass nicht beide Brüste abgepumpt werden, da dies die Milchproduktion erst recht anregt. Die Milch sollte solange abgepumpt werden, bis noch genügend Milch vorhanden ist, um das Baby zu stillen. Nach dem Abpumpen sollte sich die Brust weicher und entspannter anfühlen und Verhärtungen sollten verschwunden sein.
Retterspitz® ist ein Gemisch aus verschiedenen Ölen und Tinkturen und enthält Thymian, Arnika, Rosmarin, Orangenblüten und Bergamotte. Retterspitz wird als Wickel bei Milchstau angewendet. Diese Wickel wirken durch die verschiedenen Inhaltsstoffe entzündungshemmend, gewebeabschwellend, schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und krampflösend. Die Wickel können mehrmals täglich angewendet werden und pro Anwendung 1-2 Stunden verbleiben. Wenn der Wickel abgenommen wird, sollte die Brust mit warmem Wasser abgespült werden.
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Quarkwickel können zur Kühlung der Brust verwendet werden und tragen so zur Linderung der Schmerzen bei. Außerdem wirkt der Quark entzündungshemmend. Beachtet werden sollte, dass die Kühlung der Brust nicht vor dem Stillen angewendet werden darf, da die Milch dadurch nicht gut ablaufen kann. Am Besten ist es, die Kühlung nach dem Stillen vorzunehmen, wenn die Brust entleert wurde. Der Quark kann auch direkt auf die Brust aufgetragen werden – muss dann allerdings auch jedes Mal wieder abgewaschen werden. Daher bietet es sich an, den Quark in Tücher (zum Beispiel Küchentücher) zu wickeln und diese dann auf die Brust zu legen. Die Quarkwickel können nach jedem Stillen aufgelegt werden.
Es ist wichtig während des Stillens Ruhe zu haben. Stress fördert den Milchstau. Neben Quarkwickeln können auch normale Thermopads, die man auch auf einen geschwollen Knöchel legt, zum Abschwellen und zur Schmerzlinderung zur Kühlung der Brust verwendet werden. Kohlwickel (siehe auch: Kohl) – aus gekühltem Weißkohl – können ebenfalls für die Kühlung der Brust angewandt werden. Geriebener Meerrettich – ebenfalls in einem Wickel – wärmt die Brust vor dem Stillen. Außerdem können mehrere Tassen Salbei- und Pfefferminztee (siehe: Salbei und Pfefferminze) am Tag helfen, die Milchproduktion zu reduzieren und so zur Entlastung der Brust beitragen.
Verschiedene homöopathische Mittel können angewandt werden um einen Milchstau zu lindern. Wird der Milchstau durch eine Überproduktion von Milch ausgelöst, werden Phytolacca (Kermesbeere) oder Pulsatilla (Küchenschelle) empfohlen. Diese beiden Mittel können die Milchproduktion und somit die Schmerzen reduzieren. Ist es bereits zu einer Entzündung der Brust mit Fieber gekommen, kann das Mittel Belladonna (schwarze Tollkirsche) für Linderung sorgen.
Bevor diese homöopathischen Mittel angewandt werden, sollte Rücksprache mit der Hebamme oder dem Arzt erfolgen, sodass diese auch richtig eingenommen werden und positiv zur Behandlung beitragen können.
Generell sollte sich ein Milchstau, wenn er behandelt wird, nach ungefähr 3 Tagen bessern. Wichtig zu wissen ist jedoch: wenn ein Milchstau vorliegt, sollte man nicht abstillen. Dies kann den Milchstau nur verstärken und seine Folgen verschlimmern.
Nur unter bestimmten Umständen sollte abgestillt werden. Dies liegt unter anderem vor, wenn durch den Milchstau eine bakterielle Brustentzündung entsteht. Dann sollten zum Beispiel Frühgeborene nicht gestillt werden und es sollte abgestillt werden.
Jedoch wird der Milchstau häufig durch das Abstillen getriggert. Es ist auch hierbei wichtig, dass die Milch aus der Brust abfließt. Methoden wie Ausstreichen und Massagen können dabei helfen, den Milchstau innerhalb weniger Tage zu bessern bzw. zu lindern. Wenn innerhalb weniger Tage keine Besserung auftritt, sollten die Ärztin oder Hebamme um Rat gefragt werden, was noch getan werden kann. In ausgeprägten Fällen, bei denen die Therapie nicht anschlägt, können Medikamente gegeben werden, die die Funktionen des Hormons Prolaktin, das für die Milchproduktion zuständig ist, einschränken.
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