Oxytocin Nasenspray

Einleitung - Was ist Oxytocin Nasenspray?

Oxytocin ist ein Hormon, welches von der Hirnanhangsdrüse des Menschen gebildet wird. Als Nasenspray verabreicht, kann die Wirkung des Hormons auf einfache Weise auch über einen längeren Zeitraum genutzt werden.

Oxytocin wird auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet, da es im Rahmen der Geburt, Mutter-Kind-Bindung aber auch der Paarbindung ausgeschüttet wird und unter anderem emotionale Bindung vermittelt. Aufgrund dieser interessanten Wirkungen wird seit längerem der Frage nachgegangen, inwiefern sich diese Wirkungen als Medikament ausnutzen lassen.

Indikationen

Einen klinischen Einsatz erhofft man sich unter anderem bei der Behandlung von Kindern mit Autismus, die Schwierigkeiten damit haben, sich in andere Personen emotional einzufühlen oder Bindungen einzugehen.
Da Autisten häufig einen niedrigen Oxytocinspiegel haben, versucht man in Studien, die Symptome durch den Einsatz von Oxytocin zu verbessern. Allerdings ist bei Tierversuchen beschrieben, dass bei dauerhafter Einnahme eine verminderte langfristige emotionale Bindungsfähigkeit resultiert. Von daher müssen weiter Studienergebnisse abgewartet werden, bevor eine fundierte Einschätzung der Wirkung bei Autismus möglich ist.

Oxytocin-Nasenspray hat seit 2008 in Deutschland keine Zulassung mehr. Es gibt momentan keine Indikation für die Nutzung von Oxytocin Nasenspray - also kein zugelassenes Anwendungsgebiet.

Dies liegt darin begründet, dass es für mögliche Anwendungsgebiete keine ausreichenden Daten bezüglich der Wirksamkeit und der Arzneimittelsicherheit gibt. Daher ist das Verschreiben von Oxytocin-Nasenspray „Off-label“, also außerhalb der zugelassenen Indikation, und steht somit in der besonderen Verantwortung des verschreibenden Arztes.

Informieren Sie sich rund über das Thema unter: Oxytocinmangel

Wirkstoff, Wirkung

Wirkstoff des Oxytocin-Nasensprays ist das Hormon Oxytocin. Oxytocin hat zwei wichtige körperliche Wirkungen:

  • die Kontraktion der Gebärmutter bei der Geburt und Nachgeburt
  • die Kontraktion der Muskelzellen in den Milchgängen der weiblichen Brust, die den Milchfluss auslösen.

Letzterer Effekt wird in einem Reflex vermittelt, der über Berührungsreize beim Saugen des Säuglings zu einer Oxytocinfreisetzung in der Hirnanhangsdrüse führen. Die Kontraktion der Gebärmutter wird therapeutisch genutzt, mittels Oxytocin-Infusion kann eine Geburt eingeleitet werden.

Bei einer nicht ausreichenden Kontraktion der Gebärmutter bei der Nachgeburt kann Oxytocin helfen, die Gefahr von lebensbedrohlichen Blutungen zu verringern. Oxytocin hat einige weitere körperliche Wirkungen, wie beispielsweise die Senkung des Blutdrucks und des Stresshormonspiegels.

Auf psychischer Ebene ist Oxytocin bei der Bildung von persönlicher Bindung, Vertrauen, Liebe und Treue beteiligt.
Sinneswahrnehmungen wie Umarmungen, Streicheln und Sex sind von einer Ausschüttung von Oxytocin begleitet, die zu Beruhigung, Wohlgefühl und Bindung an die beteiligten Personen führt.

Ausführliche Informationen zum Wirkstoff des Oxytocin Nasensprays lesen Sie hier: Oxytocin​​​​​​​

Welchen Einfluss hat es auf die Milchbildung?

Oxytocin hat keinen wesentlichen direkten Einfluss auf die Milchbildung.
Es führt durch eine Kontraktion von Muskelzellen in den Milchdrüsen zu einer Freisetzung der gespeicherten Milch, die Bildung von Milch dagegen wird überwiegend über das Hormon Prolaktin reguliert.

Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen von Oxytocin als Infusion sind:

  • Blutdruckanstieg
  • Beschleunigter oder verlangsamter Herzschlag
  • Herzrhythmusstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Dauerkontraktionen der Gebärmutter 

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Wechselwirkung

Oxytocin kann mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten.
Nennenswert ist vor allem der sich verstärkende Effekt in Kombination mit anderen wehenfördernden Medikamenten wie Prostaglandinen oder Mutterkornalkaloiden. In Kombination mit Letzteren kann es auch zu einer lebensgefährlichen Bluthochdruckkrise kommen.

Oxytocin Nasenspray und Alkohol - Verträgt sich das?

Es sind keine Wechselwirkungen zwischen Oxytocin und Alkohol bekannt, daher ist bei Anwendung von Oxytocinspray keine Alkoholabstinenz notwendig.

Was bewirkt Alkohol im menschlichen Organismus? Mehr zu diesem Thema lesen Sie unter: Wirkung von Alkohol - Einfluss auf verschiedene Organe

Wirksamkeit der Pille

Es gibt keine Informationen, die für eine verminderte Wirksamkeit der Pille sprechen.
Allerdings ist zu bedenken, dass es mangels Zulassung keine umfassenden Informationen über das Medikament gibt, daher kann eine uneingeschränkte Wirksamkeit der Pille von niemandem garantiert werden. Im Zweifelsfall sollte der verschreibende Arzt gefragt werden.

Erfahren Sie hier alles rund über das Thema Pille unter: Welche Medikamente beeinflussen die Wirkung der Pille

Gegenanzeigen

Oxytocin darf niemals in der Schwangerschaft oder während der Geburt eingesetzt werden, da es geburtseinleitend wirken kann (es sei denn die Geburtseinleitung durch Oxytocin ist erwünscht).

Weiterhin darf bis sechs Stunden nach intravaginaler Prostaglandinapplikation kein Oxytocin verwendet werden. Auch eine mögliche Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff muss beachtet werden.

Dosierung

Da Oxytocin Nasenspray kein zugelassenes Anwendungsgebiet besitzt, gibt es keine Empfehlung für dessen Dosierung und keine zuverlässigen Daten, die eine zuverlässige Dosierungsempfehlung erlauben. Bei Verschreibung von Oxytocin Nasensprays sollte daher die empfohlene Dosierung des verschreibenden Arztes eingehalten werden.

Preis

Da es momentan keine Zulassung für das Medikament gibt, wird dieses auch nicht fertig verkauft. Die einzige Bezugsmöglichkeit ist die Herstellung von Oxytocin-Nasenspray durch einen Apotheker. Die Kosten hierfür lassen sich nicht verallgemeinern.

Gibt es das rezeptfrei?

Oxytocin Nasenspray ist nicht rezeptfrei erhältlich.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.05.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024