Medikamente gegen Halsschmerzen

Medikamente gegen Halsschmerzen kann man einfach – ohne vorherigen Arztbesucht – in der Apotheke oder teilweise sogar in der Drogerie kaufen. Hierzu gehören diverse Schmerzmittel, Lutschtabletten, Gurgellösungen sowie Sprays. Es gibt allerdings Medikamente, die ohne ein Rezept nicht frei im Handel sind. Dazu werden sehr starke bzw. Medikamente mit sehr starken Wirkstoffen gezählt - z.B Ibuprofen 600, Novaminsulfon usw.

Medikamente gegen Halsschmerzen

Einleitung

Während einer Erkältung, eines viralen oder auch bakteriellen Infekts können Halsschmerzen oftmals als erstes Symptom auftreten. Manchmal treten sie auch erst im Verlauf auf.

Die Schmerzen können in Ruhe, beim Sprechen oder Schlucken spürbar sein. Besonders bei Schluckbeschwerden , die eine Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme oftmals schwierig gestalten, sollte über eine Behandlung der Halsschmerzen nachgedacht werden.

Bei Kindern ist eine schnelle Normalisierung der Flüssigkeitsaufnahme wichtig. Um die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu beschleunigen, stehen verschiedene Medikamente in Tablettenform, als Gurgellösungen oder Sprays zur Verfügung. Bei jeder Anwendung sollte beachtet werden, dass die Medikamente oftmals nur oberflächlich wirken und daher zum großen Teil nur die Symptome lindern.

Bei ausbleibender Besserung der Halsschmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um der Ursache der Halsschmerzen auf den Grund zu gehen.

Welche rezeptfreien Medikamente gibt es?

Rezeptfreie Medikamente gegen Halsschmerzen kann man einfach – ohne vorherigen Arztbesucht – in der Apotheke oder teilweise sogar in der Drogerie kaufen. Zum einen können normale Schmerzmedikamente wie Ibuprofen, Paracetamol eingenommen werden. Diese Medikamente können auch bei Kindern gegeben werden.

  • Schmerzmedikamente

Das Ibuprofen hat gleichzeitig einen entzündungshemmenden Effekt und kann somit die durch den Infekt bedingte Entzündung im Hals eindämmen.

Das Paracetamol kann mögliches Fieber senken. Werden Ibuprofen oder Paracetamol gegen Schluckbeschwerden eingenommen, sollte dies mindestens eine halbe Stunde vor der Nahrungszufuhr geschehen.

Ein weiteres Mittel, das rezeptfrei in der Apotheke erworben werden kann, ist Flurbiprofen. Hierbei handelt es sich um Lutschtabletten, die bei Halsschmerzen eingesetzt werden können. Die Lutschtablette wirkt direkt an der Rachenschleimhaut schmerzlindernd und entzündungshemmend. Es sollte allerdings beachtet werden, dass Flurbiprofen nicht bei Kindern unter 12 Jahren angewandt wird.

  • Lutschtabletten

Auch können Lutschtabletten mit anderen Inhaltsstoffen wie isländischem Moos oder Salbei die Beschwerden im Hals lindern bzw. die Schleimhaut im Rachen befeuchten und dadurch die Heilung beschleunigen. Lemocin® kann auch die Verbreitung des Infekts hemmen und bestehende Beschwerden lindern.

  • Gurgellösungen und Sprays

Außerdem können Gurgellösungen gegen bakterielle Infektionen des Rachens – z.B. mit Chlorhexidin – die Beschwerden im Hals mindern. Auch Sprays mit dem Wirkstoff Chlorhexidin können gegen Halsschmerzen verwendet werden.

  • Nasensprays

Weiterhin sollte – besonders bei verstopfter Nase – auf eine freie Nasenatmung mittels Nasensprays geachtet werden. Wird nämlich nur über den Mund geatmet, trocknet die Rachenschleimhaut aus, was die Halsschmerzen verstärken kann. Welche Darreichungsform geeignet ist, sollte individuell entschieden werden. So können bei Kleinkindern oftmals Gurgellösungen nicht angewendet werden, da diese noch nicht genau wissen, wie das Gurgeln überhaupt funktioniert. Verschiedene Medikamente können auch kombiniert werden.

Haben Sie mehr Interesse an diesem Thema? Weitere interessante Informationen hierzu lesen Sie unter: Halsschmerzen - So werden Sie sie  schnell wieder los!

Welche rezeptpflichtigen Medikamente gibt es?

Zum einen sind starke Schmerzmittel wie zum Beispiel Ibuprofen ab einer Dosierung von 600 mg rezeptpflichtig. Auch Novaminsulfon 500mg ist rezeptpflichtig und kann gegen Halsschmerzen eingenommen werden.

Dieses Medikament ist auch in Tropfenform zu erhalten, die besser in der Dosis variiert werden können als Tabletten. Dadurch kann eine bessere Anpassung an den Schmerzgrad erreicht werden. Aßerdem ist die Einnahme der flüssigen Tropfen bei Schluckbeschwerden oftmals einfacher als die Einnahme von Tabletten. Novaminsulfon wirkt nicht nur schmerzlindernd sondern auch entzündungshemmend.

Lutschtabletten, die Lokalanästhetika wie Benzocain enthalten, sind verschreibungspflichtig.

Handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, die mittels Antibiotika behandelt werden sollte, muss ebenfalls ein Rezept vom Arzt geschrieben werden. Zum Beispiel können Streptokokken in ca. 30% der Fälle die Halsschmerzen (Angina tonsillaris) auslösen. Es werden dann oft Penicilline oder Cephalosporine gegeben, die gegen die bakterielle Infektion wirken und somit den Auslöser der Halsschmerzen direkt bekämpfen.

Sind andere Bakterien für die Infektion verantwortlich, muss die Antibiotikasorte möglicherweise angepasst werden.

Weitere hilfreichere Informationen zu diesem Thema lesen Sie in unserem nächsten Artikel: Halsschmerzen - Was tun?, Wann sollte ich mit Halsschmerzen zum Arzt?

Welche Sprays gibt es?

Sprays werden auf die Rachenschleimhaut gesprüht und bilden dort einen Film auf der Schleimhaut. Dieser Film soll den sowieso bereits gereizten Rachen schützen, den Rachen von Viren und Bakterien reinigen und teilweise betäubend und entzündungshemmend wirken. Dies geschieht durch verschiedene Wirkstoffe, die in den Sprays enthalten sind.

Zum einen gibt es Sprays wie EMS® Halsschmerz-Spray Akut. Dieses enthält verschiedene Öle wie Eucalyptusöl, Pfefferminzöl, Rosmarinöl und Thymianöl. Ein weiteres Spray gegen Halsschmerzen ist Tantum verde®, welches Benzydaminhydrochlorid enthält und entzündungshemmend wirkt.

Auch Sprays von verschiedenen Herstellern, die Chlorhexidin enthalten, können bei Halsschmerzen angewendet werden. Chlorhexidin wirkt antibakteriell und bekämpft somit entzündungsauslösende Bakterien im Mund- und Rachenraum. Zu beachten ist, dass Chlorhexidin nicht bei Kindern unter 2 Jahren angewendet werden sollte.

Es gibt außerdem Sprays, die Flurbiprofen enthalten. Auch hierbei wirkt Flurbiprofen schmerzlindernd und entzündungshemmend ohne den Rachenbereich zu betäuben. Dequonal®-Spray hat eine antibakterielle und antivirale Wirkung.

Lidocain-Sprays lindern ebenfalls Schmerzen und wirken entzündungshemmend. Sie wirken lokal betäubend, denn sie enthalten meist das Lokalanästhetikum Lidocain und wirken so symptomlindernd. Auch Salzwasser-Sprays wie zum Beispiel Emser® Hals- und Rachenspray können bei Halsschmerzen Anwendung finden. Diese Sprays helfen, die Rachenschleimhaut zu befeuchten und können dadurch den gereizten Hals schützen und Halsschmerzen lindern.

Haben Sie weiteres Interesse an Behandlungsmöglichkeiten gegen Halsschmerzen mittels eines Sprays? Lesen Sie mehr hierzu in unserem nächsten Artikel unter: Spray gegen Halsschmerzen

Welche Lutschtabletten können gegen Halsschmerzen helfen?

Zum einen gibt es lokal betäubende Lutschtabletten gegen Halsschmerzen. Diese enthalten Lokalanästhetika, die den Rachen beim Lutschen betäuben. Zum Beispiel gibt es Lutschtabletten, die Benzocain enthalten, welches den Halsschmerz und die Schluckbeschwerden durch lokale Betäubung schon nach wenigen Sekunden bessern kann.

Auch der Wirkstoff Benzydamin ist in unterschiedlichen Lutschtabletten enthalten und wirkt zum Lutschen ebenfalls wie das Spray entzündungshemmend, schmerzlindernd und antibakteriell. Ein Beispiel hierfür wäre Neo-Angin® Halstabletten.

Weitere Lutschtabletten wie zum Beispiel Mucoangin® gegen Halsschmerzen wirken durch Ambroxol schmerzlindernd. Weiterhin können Lutschtabletten, die Flurbiprofen - wie zum Beispiel Dobendan Direkt® - enthalten, gegen Schmerzen und Entzündung im Rachen wirken.

GeloRevoice® sind Lutschtabletten, die sich als Schutzfilm auf den entzündeten Rachen legen, sodass die Schleimhaut befeuchtet und vor Austrocknung geschützt wird. Die Wirkung dieser Tablettensorte unterscheidet sich also von den anderen Tabletten dadurch, dass sie weder entzündungshemmend noch direkt schmerzlindernd wirkt.

Dorithricin® wirkt antibakteriell, antiviral und schmerzstillend. Es enthält Benzocain zur Schmerzstillung. Tyrothricin und Benzalkoniumchlorid wirken gegen Viren und Bakterien.

Welche Alternativen hat man zu Medikamenten?

Die Alternativen zu Medikamenten stellen zunächst allgemeine Maßnahmen dar. Zum Beispiel ist es wichtig, viel zu trinken. Dies befeuchtet die Schleimhäute und gibt dem Gewebe somit eine bessere Grundlage, Erreger zu bekämpfen. Befeuchtet wird der Rachen auch durch das Lutschen von Bonbons, die zum Beispiel Salbei enthalten.

Weiterhin sollte der Hals möglichst warm gehalten werden. Feuchte Halswickel können ebenfalls gegen Halsschmerzen angewandt werden. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass man nicht friert. Für einen Halswickel wird ein feuchtes Tuch auf den Hals gelegt. Dies sorgt zum einen dafür, dass die Schmerzen und die Schwellung im Hals gemindert werden. Um das feuchte Tuch wird ein trockenes gewickelt. Das ganze kann mit einem Schal befestigt werden.

Tees mit Honig - zum Beispiel Kamillentee – können ebenfalls zur Schmerzlinderung Anwendung finden. Kamillentee wirkt zum Beispiel antibakteriell und entzündungshemmend. Der Honig hat ebenfalls eine antientzündliche und desinfizierende Wirkung. Außerdem ist er wohltuend für den gereizten Hals.

Haben Sie mehr Interesse an weiteren Behandlungsmöglichkeiten gegen Halsschmerzen? Lesen Sie mehr hierzu in unserem nächsten Artikel unter: Hausmittel gegen Halsschmerzen

Welche Medikamente gegen Halsschmerzen darf ich in Stillzeit und Schwangerschaft einnehmen?

Während der Schwangerschaft und Stillzeit kann es sein, dass eingenommene Medikamente bzw. deren Wirkstoffe über das Blut der Mutter und dann über die Nabelschnur oder nach der Geburt über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden. Deswegen sollte vor der Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft oder Stillzeit mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden.

Produkte wie Mucoangin®, Mucosolvan® oder Paediamuc®, welche als Lutschtablette gegen Halsschmerzen eingesetzt werden, enthalten den Wirkstoff Ambroxol. Dieses Mittel kann laut aktueller Studienlage während der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden.

Ibuprofen gegen Halsschmerzen kann in den ersten 2 Dritteln der Schwangerschaft eingenommen werden, sollte aber im letzten Drittel keine Anwendung mehr finden. Paracetamol hingegen kann gegen Schmerzen während der gesamten Schwangerschaft eingenommen werden. Auch in der Stillzeit können Ibuprofen und Paracetamol – wenn nötig - eingenommen werden.

Um eine freie Nasenatmung zu erhalten, um so die Rachenschleimhaut zu schonen, kann ebenfalls Xylometazolin als Nasenspray in Schwangerschaft sowie in der Stillzeit angewendet werden. Emser® Hals- und Rachenspray kann ohne Bedenken in der Schwangerschaft und Stillzeit bei Halsschmerzen verwendet werden.

Die Verwendung von oberflächlich wirkenden Antiseptika wie Dequaliniumchlorid sollte grundsätzlich keine Schäden beim Fetus oder Säugling hervorrufen. Doch auch hier gilt, dass vor der Einnahme eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen sollte.

Die Verwendung von Chlorhexidin sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit vermieden werden und nur bei erteilter Erlaubnis des Arztes erfolgen.

Lutschtabletten, Sprays und Gurgellösungen, die Flurbiprofen enthalten, sollten ebenfalls in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Das gleiche gilt für Mittel, die Benzocain enthalten, da keine ausreichenden Daten über die Auswirkungen auf den Fötus bzw. Säugling existieren. Wenn doch Bedarf besteht, sollte dies nur unter Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Mehr Interesse an diesem Thema? Lesen Sie weitere hilfreichere Informationen hierzu unter: Paracetamol in der Stillzeit

Biochemischer Exkurs: Wirkstoffe und Wirkung von Medikamenten gegen Halsschmerzen

Zum einen gibt es die Lokalanästhetika Lidocain und Benzocain als Wirkstoffe. Diese betäuben die Nerven in den Schleimhäuten bei lokaler Anwendung von Mund und Rachen durch eine Blockade von spannungsabhängigen Natriumkanälen. Durch diese Blockade wird eine Weiterleitung des Aktionspotentials vorübergehend verhindert.

Chlorhexidin, das in Sprays, Gurgellösungen und auch Mundspülungen vorkommt, ist ein Antiseptikum. Es wirkt antibakteriell, indem es die Zellmembran von Bakterien zerstört und diese dadurch abtötet. Ein weiteres Antiseptikum ist  Dequaliniumchlorid. Es wirkt ebenfalls an den Zellwänden von Bakterien und inaktiviert bakterielle Enzyme, wodurch diese abgetötet werden. Zusätzlich wirkt es auch gegen Pilze (antimykotisch), wobei diese Wirkweise noch nicht geklärt ist.

Das antiseptisch wirkende Benzalkoniumchlorid hemmt das Wachstum von Bakterien, indem es in die Zellwände der Bakterien eingebaut wird. Ebenfalls antiseptisch und antibakteriell ist der Wirkstoff Cetylpyridiniumchlorid, welcher zum Beispiel in Dobendan® Strepsils enthalten ist.

Flurbiprofen und Ibuprofen gehören als Wirkstoffe in die Gruppe der nicht-steroidalen-Antirheumatika und hemmen ein Enzym. Dieses Enzym ist die sogenannte Cyclooxygenase (kurz: COX). Die COX wird bei Entzündungsprozessen vermehrt gebildet, fördert die Entzündungsreaktion in Geweben und verstärkt dadurch auch Schmerzen. Durch die Hemmung werden zum einen die Entzündung und zum anderen die Schmerzen verringert. Auch Novaminsulfon (Metamizol) hemmt die Halsschmerzen über die Ausschaltung der COX.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.01.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024