Bei dem Loge-de-Guyon-Syndrom wird der Nervus ulnaris („Ellennerv“) in einer Engstelle am Handgelenk eingeengt und zählt zu den Nervenengpass-/ Nervenkompressionssyndromen.
Das Loge-de-Guyon-Syndrom zählt zu den
Nervenengpass-/ Nervenkompressionssyndromen.
Hierbei wird der Nervus ulnaris („Ellennerv“) in der nach einem Pariser Arzt benannten Engstelle am Handgelenk eingeengt.
Der N. ulnaris geht als einer von drei Hauptästen aus dem Plexus brachialis, einem Nervengeflecht zur Versorgung der oberen Extremität, hervor. Er zieht hinter dem Ellenbogen entlang (der Schmerz beim Stoßen des „Musikantenknochens“ entsteht durch eine Irritation des N. ulnaris in seinem dortigen Verlauf). Anschließend zieht er ellenseitig (kleinfingerseitig) am Unterarm entlang und gelangt im Bereich des Handgelenks durch die Loge de Guyon auf die Handinnenfläche, wobei er sich in diesem Bereich in seine beiden Endäste, einen oberflächlichen Ast (Ramus superficialis) und einen tiefen Ast (Ramus profundus) aufteilt.
Um Weiteres zur Anatomie des Nervus ulnaris zu erfahren, lesen Sie auch: Nervus ulnaris
Motorisch ist der Nerv beteiligt an:
Sensibel versorgt er:
Die Loge de Guyon ist eine Niesche, die im Wesentlichen durch zwei der Handwurzelknochen (Hamulus ossis hamati und Os pisiforme) und Teile des Muskel-Band-Apparates (Retinaculum musculi flexorum, M. palmaris brevis) begrenzt wird. Sie wird vom Nervus ulnaris und der A. ulnaris durchzogen.
Ursache für eine Einengung des Nerves im Guyon-Kanal kann ein Ganglion („Überbein“), also eine gutartige Geschwulst sein. Auch wiederholte längerfristige Kompression des Nerven durch Überstreckung (Hyperextension) des Handgelenkes in seinem Kanal, können eine Ursache sein. Dies kann zum Beispiel aufreten beim:
Des Weiteren können vorausgegangene Frakturen (Brüche) im Bereich der Strukturen des Guyon-Kanals zu einer Einengung führen.
Die Guyon-Loge stellt eine der drei typischsten Schädigungsorte des N. ulnaris dar und liegt am weitesten distal (entfernt vom Körperzentrum). Dadurch, dass der Nerv am Ort seiner Einengung zumeist bereits den Ramus superficialis zur sensiblen (Vermittlung der Gefühlsempfindung) Versorgung der Hand abgegeben hat, resultiert bei einem Großteil der Fälle eine rein motorische Einschränkung.
Diese äußert sich zum einen durch eine Atrophie (Verschmächtigung) der betroffenen Muskulatur. Besonders deutlich zeigt sich diese in der Regel im Bereich des Handrückens zwischen dem Daumen und Zeigefinger (Spatium interosseum I), die Haut wirkt hier eingefallen. Doch auch die Muskulatur zwischen den anderen Fingern am Handrücken ist betroffen, sodass hier ebensolche Hautmulden beobachtet werden können. Der Kleinfingerballen (auf der Handinnenseite) kann ebenfalls atrophisch sein.
Neben diesen sichtbaren Muskelaffektionen geben die Patienten häufig auch einen Kraftverlust in der Hand an, der sich beim Spreizen und Zusammenführen der Finger bemerkbar macht.
Ist – in selteneren Fällen – auch der sensible Ramus superficialis von der Einengung betroffen, so kommt es zu
Bei der wesentlich häufiger vorkommenden weiter proximal (im Bereich des Ellenbogens) gelegenen Schädigung des Nerven (Sulcus-ulnaris-Syndrom) gibt es zwei sehr typischen Zeichen, die jedoch beim Guyon-Logen-Syndrom nicht immer anzutreffen sind:
(Finger können nicht vollständig gestreckt werden durch einen Ausfall der Musculi lumbricales und Musculi interossei)
(der Patient wird aufgefordert ein Stück Papier zwischen Daumen und Zeigefinger festzuhalten, kann dies aber nur, indem er den Daumen beugt und also mit der Daumenspitze festhält, was für eine Beeinträchtigung des vom Nervus ulnaris innervierten M. adductor pollicis spricht, der für eine Heranführung des Daumens an die anderen Finger verantwortlich ist).
Die Loge de Guyon liegt zwischen den Handwurzelknochen ellenseitig (somit auch an der Seite des kleinen Fingers) am Handgelenk.
Hier verläuft der Nervus Ulnaris (ein sowohl motorisch als auch sensibel versorgender Nerv) um einen der Knochen an der Handbasis, das Erbsenbein. Kommt es hier zu Raumforderungen, beispielsweise durch Tumore, Überbeine oder auch zu einfachen, langanhaltende Druckbelastungen, kann der Nervus Ulnaris eingeengt oder gereizt werden.
Dies macht sich normalerweise zuerst durch Kribbeln und leichte Taubheitsgefühle bemerkbar. Später kommen dann, unbehandelt, auch Schmerzen dazu. Man kann diese Schmerzen entweder konservativ oder operativ verbessern. Hier gilt es abzuwägen, welcher Krankheitsverlauf vorausgegangen ist.
Die Schmerzen in der Hand können für Vieles sprechen und sollten nicht nur auf das Logen-de-Guyon Syndrom beschränkt werden. Um zu erfahren, was hinter den Schmerzen stecken könnte, lesen Sie auch folgende Artikel:
Eine konservative (nicht-operative) Behandlung steht meist am Anfang. Hierbei kommen unter anderem Schmerzmittel und ggf. eine Schienung zur Ruhigstellung / Entlastung zum Einsatz.
Zumeist ist jedoch die operative Freilegung der Guyon-Loge mit Dekompression (Neurolyse) des N. ulnaris indiziert.
Ist das Loge de Guyon Syndrom dadurch hervorgerufen, dass der Nerv langzeitig und stark belastet wurde, wie es beispielsweise beim Radfahren der Fall sein kann, kann eine Ruhigstellung durch eine Schiene helfen. Diese wird häufig nachts getragen, kann aber auch tagsüber getragen werden. Sie dient zusätzlich zum Unterlassen der unmittelbar belastenden Bewegungen und dazu, dass der Nerv nicht gereizt wird.
Hierfür eignet sich eine spezielle Handgelenksschiene, die am besten vom Orthopäden oder Sanitätshaus ausgesucht wird.
Eine Operation ist zwingend erforderlich, wenn das Loge de Guyon Syndrom durch eine unphysiologische also eine unnatürliche Einengung hervorgerufen wurde. Diese kann beispielsweise durch ein Überbein, also eine Auswachsung eines Knochens oder durch eine Neubildung von Gewebe, also einen Tumor, eine Neubildung von Gefäßen und durch Narbengewebe im dortigen Bereich ausgelöst sein.
In diesen Fällen ist eine Operation erforderlich, da die dortigen Strukturen abgetragen werden müssen, damit sich die Symptomatik verbessert.
Besonders bei einem Tumor muss abgeklärt werden, ob es sich um eine Metastase eines bereits bestehenden Tumors handelt.
Bei fast jeder Operation können Unverträglichkeiten gegen das Narkosemittel auftreten.
Es kann zu Rezidiven kommen (das bedeutet die Symptome kehren zurück) und es kann zu Wundheilungsstörungen, verstärkter Narbenbildung und Nachblutungen oder Blutergussbildungen kommen.
Außerdem besteht bei Operationen an Nerven immer die Gefahr, dass die Nerven auch durch den Operateur gereizt werden und es postoperativ zu Taubheitsgefühlen im versorgten Bereich kommt.
Neben Taubheitsgefühlen kann es auch zu Muskelausfällen oder -einschränkungen kommen.
Darüberhinaus besteht keine Garantie, dass die Operation dazu beiträgt das Loge de Guyon Syndrom zu heilen.
Auch diese Artikel kiönnten Sie interessieren:
Die Behandlung des Loge de Guyon Syndrom ist sehr stark von der zugrunde liegenden Ursache abhängig.
Liegt die Nervenkompression vor, weil der Nerv durch einen Tumor oder ein Überbein eingeklemmt wird, hilft keine Physiotherapie und das Syndrom muss operativ behandelt werden.
Ist eine Überbelastung und eine Druckbelastung der Auslöser der Symptome kann eine Schonung durch eine Schiene eventuell schon helfen.
Auch Physiotherapie oder „Ergotherapie“, wie man die physiotherapeutische Behandlung der Hand nennt, kann Linderung bringen. Die Stärkung von umliegenden Muskeln kann, aber muss nicht, den Druck auf den Nervus Ulnaris verringern und somit die Symptome abklingen lassen.
Lesen Sie an dieser Stelle auch unsere Hauptseite zur Physiotherpie, um Allgemeines hierzu zu erhalten: Physiotherapie/Krankengymnastik
Die Anamnese (Befragung des Patienten nach Beschwerden und Vorgeschichte) und klinische Untersuchung (s. Symptome) liefern die hinweisenden Zeichen.
Die Durchführung einer elektrophysiologischen Untersuchung im Sinne einer Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) sichert die Diagnose (verlangsamte NLG über betroffenem Gebiet).
Eine Magnetresonanztomopgraphie (Kernspintomographie) kann dazu dienen, eine strukturelle Ursache (z.B. ein Ganglion) für eine solche Schädigung ausfindig zu machen, zählt jedoch nicht zur Routine-Diagnostik.
Die Nervenleitgeschwindigkeit wird gemessen, um die Funktionstüchtigkeit eines Nerven im Körper zu messen.
An zwei Punkten werden Elektroden auf der Haut über dem entsprechenden Nerv oder durch minimale Einstiche auch direkt an den Nerv angebracht. Diese werden dann messen, wie schnell der Nerv Informationen aus dem zentralen Nervensystem an die Muskulatur aussendet, beziehungsweise wie schnell er Informationen über die Sensibilität und die Schmerzen aus der „Peripherie“ wieder zurück an das zentrale Nervensystem schickt.
Ist diese Leitgeschwindigkeit unter gewissen Normen kann man davon ausgehen, dass der entsprechende Nerv geschädigt ist. Da auch das Loge de Guyon Syndrom auf einer Nervenkompression basiert, kann man versuchen dieses mit einer verminderten Nervenleitgeschwindigkeit zu diagnostizieren.
Jedoch ist die alleinige Messung der Nervenleitgeschwindigkeit in diesem Falle heutzutage nicht der Goldstandart der Diagnostik, sondern ein MRT des Handgelenks sollte zusätzlich gemacht werden um Raumforderungen ausschließen zu können.
Wichtige Informationen zum MRT an der Hand, können Sie folgendem Artikel entnehmen. Hier erfahren Sie, wie diese Untersuchung durchgeführt wird und wie Sie sich dabei verhalten sollten: MRT der Hand
Lesen Sie weitere wichtige Informationen auch: