Hustenreiz

Husten ist ein wichtiger, körpereigener Schutzreflex unseres Körpers, aber auch gemeinsames Symptom vieler Erkrankungen der Atemwege und der Lunge. Bevor wir husten, tritt ein subjektiv empfundener Hustenreiz auf, ausgelöst durch unterschiedliche Faktoren, wie z.B. Fremdkörper oder kalte Luft.

Hustenreiz

Einleitung

Husten ist ein wichtiger, körpereigener Schutzreflex unseres Körpers, aber auch gemeinsames Symptom vieler Erkrankungen der Atemwege und der Lunge.

Bevor wir husten, tritt ein subjektiv empfundener Hustenreiz auf, ausgelöst durch unterschiedliche Faktoren, wie z.B. Fremdkörper oder kalte Luft. Sie reizen einzelne, sensorische (lat.: afferente) Nervenfasern im Bereich der oberen Atemwege, welche wiederum mit weiteren, nach oben verlaufenden Nerven verschaltet sind. So gelangt das Signal schließlich in das „Hustenzentrum“ in unserem Gehirn. Dort bestehen zu einem Verschaltungen zu anderen Teilen des Gehirnes, zum anderen erfolgt die Umschaltung auf motorische (lat.: efferente) Nervenfasern. Sie ziehen abwärts zu dem Zwerchfell, den Brust-, und Bauchmuskeln, sowie dem Stimmlippenapparat. Letztendlich bewirkt ihre Erregung und anschließende Aktivität den Vorgang des Hustens.

Auslöser des Hustens

Eine Vielzahl von Substanzen können einen Hustenreiz auslösen. Zu den Gängigsten zählen:

  • Physikalische Reize (Kalte Luft, trockene Luft)
  • Mechanische Reize (Fremdkörper)
  • Chemische Reize (Zitronensäure, destilliertes Wasser, Medikamente wie z.B. ACE-Hemmer)
  • Körpereigene Entzündungsvermittler (z.B. Bradykinin)
  • Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger
  • Erkrankungen der Atemwege
  • Allergie
  • Gastroösophageale Reflux
  • Zigarettenrauch

Hustenreiz nach dem Essen

Hustenreiz nach dem Essen kann viele Gründe haben. Prinzipiell lässt sich unmittelbar nach Mahlzeiten eine erhöhte Schleimbildung in den Bronchien beobachten. Doch wie ist das zu erklären? Während wir Nahrung aufnehmen, ist vor allem der Parasympathikus, als Teil unseres vegetativen Nervensystems aktiv („Rest and Digest“). Er regt die Verdauung an und fördert Schleim- und Speichelbildung, so dass ein Hustenreiz ausgelöst wird.

Dennoch kann häufiges und intensives Husten nach dem Essen, Hinweis auf weitere Krankheitsbilder sein. Dazu zählt z.B. der gastroösophageale Reflux. Bei dieser Erkrankung, gelangt fälschlicherweise Magensäure in die Speiseröhre (lat.: Ösophagus). Von dort aus, können kleine Mengen eingeatmet werden und so den Hustenreiz verursachen. Zu den weiteren Symptomen der Refluxkrankheit zählen vor allem Sodbrennen, Schluckbeschwerden und Schmerzen hinter dem Brustbein.

Therapie

Viele Betroffene leiden unter starkem Hustenreiz. Neben altbewährten Hausmitteln bietet die Apotheke zahlreiche Mittel zur Linderung an. Doch grundsätzlich sollte zunächst die eigentliche Ursache für den Hustenreiz abgeklärt werden. Denn je nach Auslöser kann die Therapie sehr unterschiedlich ausfallen.

1) Fremdkörper

  • Hauptgrund für plötzlichen Hustenreiz, können unabsichtlich eingeatmete Fremdkörper sein. Typischerweise werden kleine Insekten beim Aufenthalt im Freien, z.B. einer Radtour eingeatmet und verursachen unmittelbaren Hustenreiz. Hier empfiehlt es sich, rasch einige Schlucke zu trinken um den Störenfried aus dem Rachen zu spülen. Normalerweise genügt diese einfache Maßnahme, um den Reiz zu stillen. Aber auch „verschlucktes“ Essen, zu hastig oder unachtsam zu sich genommen, kann einen kurzzeitigen Hustenreiz auslösen. Auch hier ist es ratsam, zu Trinken, um den Reiz zu stillen. Im schlimmsten Fall setzt sich die Nahrung, z.B. ein Bonbon in der Luftröhre (lat.: Trachea) fest und kann zu ernsten Problemen führen.

2) Kalte oder trockene Luft

  • Manche Menschen, insbesondere Allergiker, haben sehr empfindliche Atemwege: Die Schleimhaut reagiert sensibel auf kleine Veränderungen der Luft, vor allem auf Feuchtigkeit- und Temperaturschwankungen. Betroffene verspüren so schnell einen lästigen, andauernden Hustenreiz, gefolgt von unproduktivem Reizhusten.
  • In den kalten Wintermonaten, mit ständigem Wechsel zwischen trockener Heizungsluft und kalter Außenluft, ist der Hustenreiz oft besonders hartnäckig. Allgemeine Raumluftbefeuchtung stellt daher eine geeignete und simple Maßnahme dar: Legen Sie z.B. feuchte, kleine Handtücher auf die Heizung um das Raumklima zu verbessern. Weiterhin gibt es spezielle Raumluftbefeuchter im Handel zu erwerben. Regelmäßiges Lüften und eventuelles Überprüfen der Luftfeuchtigkeit mit einem Hydrometer können ebenfalls Abhilfe schaffen.
  • Um ein Austrocknen der Schleimhäute zu verhindern und den Hustenreiz zu stillen, können Sie zusätzlich mit heißem Wasserdampf inhalieren.

3) Bakterien und Viren

  • Im Rahmen von z.B. Erkältungskrankheiten oder einer Bronchitis leiden Betroffene in vielen Fällen unter Hustenreiz. Ursache hierfür sind Bakterien und Viren, welche die Schleimhaut schädigen und reizen. Unser Körper nutzt den Hustenreiz und das anschließende Husten als Abwehrmechanismus, um die Erreger aus dem System zu befördern. Prinzipiell ist Husten also durchaus nützlich, ist aber langfristig betrachtet unangenehm und schmerzhaft. Was also tun?
  • Zunächst einmal, können Bonbons und Lutschtabletten Abhilfe schaffen. Sie fördern den Speichelfluss, wirken beruhigend und verhindern das Austrocknen der Schleimhäute. Weiterhin empfinden es viele Menschen als angenehm, warmen Tee, eventuell mit Honig gesüßt, zu trinken. Besonders eignen sich dazu spezielle Hustentees mit z.B. Anis, Thymian oder Salbei.
  • Seit vielen Generationen, hat sich die Kombination aus Zwiebeln und Honig als Hausmittel bewährt. Dazu schneidet man eine Küchenzwiebel in kleine Würfel und füllt sie in ein Glas oder eine Dose. Anschließend gießen Sie Honig hinzu, bis die Zwiebelwürfel vollständig bedeckt sind. Achten Sie darauf, das Gefäß fest zu verschließen und über Nacht stehen zu lassen. Durch die Freisetzung der Inhaltsstoffe, entsteht ein antientzündlicher und keimabtötender Sud, welcher zudem die gereizten Atemwege beruhigt. Leider ist der Geschmack bzw. Geruch eher gewöhnungsbedürftig! Zwei- bis dreimal täglich eingenommen, kann er jedoch in vielen Fällen Linderung schaffen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Hausmittel gegen Husten

  • Wenn gängige Hausmittel den Hustenreiz nicht stillen können, empfiehlt sich ein Gang in die Apotheke. Dort werden eine Vielzahl von rezeptfreien Medikamenten gegen Hustenreiz, sogenannte „Hustenstiller“ bzw. sogenannter „Hustensaft“ angeboten. Sie können sich zwischen pflanzlichen Mitteln, z.B. auf der Basis von Efeu-Extrakt, oder synthetischen Wirkstoffen entscheiden.
  • Bei produktivem Husten, also Husten mit Auswurf, sind jene Hustenstiller jedoch nur mit Vorsicht und ärztlichem Rat einzunehmen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente gegen Husten

4) Allergie

  • Bei allergischem Asthma der Atemwege (lat.: Asthma bronchiale), antwortet der Körper auf eigentlich harmlose Reize, wie z.B. Blütenpollen oder Tierhaare, mit einer überschießenden Abwehrreaktion: Entzündung, Verengung und Schleimbildung sind u.a. die Folge.
  • Leichte Formen des Asthma bronchiale, können sich unter Umständen in einem Hustenreiz, gefolgt von anfallartigem trockenem Reizhusten, bemerkbar machen. In erster Linie, sollte zunächst der Auslöser ausfindig gemacht und nach Möglichkeit beseitigt werden. Spezielle Inhalationssprays und Medikamente helfen bei der Therapie.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie von Asthma bronchiale

Unterdrücken des Hustenreizes

Hustenreiz und der darauf folgende trockene Husten können den Alltag stark beeinträchtigen. Betroffene versuchen daher häufig ihn einfach zu unterdrücken. Doch ist das möglich?

Grundsätzlich lässt sich unser Hustenreiz bis zu einem gewissen Grad unterdrücken. Durch z.B. Atemtechniken, Befeuchten der Atemwege oder spezielle Körperhaltung kann das lästige Gefühl vermindert werden. Vollständig vermeiden bzw. unterdrücken lässt sich der Hustenreiz allerdings nur mithilfe von starken Medikamenten.

Zu den effektivsten Wirkstoffen zählt das Codein bzw. Dihydrocodein. Da sie wie Morphium zu der Gruppe der Opiate zählen, sind sie ausschließlich mit einem Rezept zu erwerben und nur auf genauen ärztlichen Rat einzunehmen. Denn falsche Anwendung oder Überdosierung können folgenschwere Konsequenzen (z.B. Atemstillstand) mit sich bringen. Aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit zu Heroin darf es zudem unter keinen Umständen von opioidabhängigen Personen eingenommen werden! Bei produktivem, schleimbildendem Husten ist Codein nicht anzuwenden. Durch die Unterdrückung des Hustenreizes verbleibt das Sekret in den Bronchien und führt zu einer Verklebung und Ausbreitung der Bakterien, so dass z.B. eine Lungenentzündung (lat.: Pneumonie) entstehen kann.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Codein, sofern es korrekt angewendet wird, ein sehr zuverlässiges Instrument zur Unterdrückung von Husten darstellt. Dennoch sollte es nur das Mittel der letzten Wahl sein, da gefährliche Nebenwirkungen möglich sind.

Lesen Sie mehr zum Thema: Hustenstiller

Hustenreiz bei Kindern

Hustenreiz bei Kindern tritt außerordentlich häufig und kann unterschiedliche Ursachen haben. In den meisten Fällen, handelt es sich um harmlose Erkältungen, begleitet von z.B. Schnupfen und Halsschmerzen. Davon abzugrenzen, sind jedoch v.a. Keuchhusten und Pseudokrupp:

1) Keuchhusten

  • Keuchhusten (lat.: Pertussis) ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, verursacht durch das Bakterium Bordetella pertussis. Sie kann über mehrere Monate andauern und verläuft in drei Stadien:
  • Stadium catarrhale (Dauer 1-2 Wochen): Grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, leichter Husten und Fieber.
  • Stadium convulsivum (Dauer 4-6 Wochen): Zahlreiche anfallartige, v.a. nachts auftretende Hustenattacken, gefolgt von Keuchen beim Einatmen. Die Kinder empfinden einen sehr starken Hustenreiz, sodass Erbrechen keine Seltenheit ist.
  • Stadium decrementi (Dauer 6-10 Wochen): Langsames Abklingen der Symptome.
  • Im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten ist eine Ausrottung des Keuchhustens durch Impfmaßnahmen aus heutiger Sicht nicht möglich. Ziel ist daher, ein möglichst früher (unmittelbar nach dem 2. Lebensmonat) und vollständiger Impfschutz gegen Keuchhusten für besonders gefährdete Patienten, nämlich Säuglinge und Kleinkinder. Diese Patientengruppe kann an den schweren Komplikationen einer Keuchhusteninfektion versterben!

Lesen Sie mehr zum Thema: Keuchhusten

2) Pseudokrupp

  • Typischerweise erkranken Kinder zwischen dem 6. Lebensmonat und 6. Lebensjahr an der meist durch Viren hervorgerufenen Erkrankung. Es kommt zu einer Entzündung des Kehlkopfes (lat.: Laryngitis), begleitet von einer Schleimhautschwellung der Luftröhre unterhalb der Stimmbänder. So wird ein sehr charakteristischer, „bellender“ Husten ausgelöst, begleitet durch pfeifende Atemgeräusche und Atemnot.
  • In vielen Fällen, geraten betroffene Kinder in Panik und verschlimmern so ihre Situation mitunter drastisch. Daher ist ungeheuer wichtig, dass Eltern in solchen Fällen beruhigend auf ihr Kind einwirken und zunächst für frische Luft in dem Kinderzimmer sorgen. Im Anschluss sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine unterstützende medikamentöse Therapie (z.B. Kortison) zu gewährleisten.
  • Letztendlich erscheint diese Krankheit jedoch weitaus dramatischer, als sie tatsächlich ist. In den allermeisten Fällen benötigen die kleinen Patienten keine Unterstützung bei der Atmung (Intubation) und erholen sich verhältnismäßig rasch.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.05.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024