Die menschlichen Stimmbänder bestehen wie auch alle anderen Bänder im Körper aus dem elastischem Bindegewebe. Jeder Mensch besitzt in der Regel zwei Stimmbänder. Diese Stimmbänder sind Teil der Stimmlippen, welche sich im Kehlkopf - als schwingungsfähige Strukturen des stimmbildenden Apparates befinden.
Ligamentum vocale, Ligamenta vocalia (Mehrzahl)
Die Stimmbänder bestehen wie andere Bänder im Körper aus elastischem Bindegewebe.
Jeder gesunde Mensch besitzt zwei Stimmbänder. Diese sind Teil der Stimmlippen, welche sich im Kehlkopf - als schwingungsfähige Strukturen des stimmbildenden Apparates (Glottis) - befinden.
Die Stimmbänder liegen dem Stimmmuskel (Musculus vocalis) auf und sind von einer Schleimhaut bedeckt. Diese drei Einheiten - Muskel, Bänder und Schleimhaut - bilden zusammen die Stimmlippen.
Die Stimmlippen und damit auch die Stimmbänder, sind in Richtung Rücken mit zwei Stellknorpeln (Cartilagines arytaenoideae) und in Richtung Brust mit dem Schildknorpel (Cartilago thyroidea) verbunden und somit aufgespannt.
Der Spalt zwischen den Stimmlippen wird Stimmritze (Rima glottidis) genannt und bildet die einzige Passage für Luft zwischen Lunge und Mundraum bzw. Nasenraum.
Bei ruhiger Atmung ist die Stimmritze nur zwischen den Knorpeln geöffnet. Die Schleimhäute der beiden Stimmlippen berühren sich und sind dicht verschlossen. Durch die Stellung der Stellknorpel - während der verstärkten Atmung - entsteht eine weite dreieckige Öffnung der Stimmritze (vorderer und hinterer Teil geöffnet).
Nun liegen sich die Stimmlippen über die gesamte Länge geöffnet gegenüber und erlauben die Passage einer größeren Luftmenge.
Durch den Stimmmuskel (Musculus vocalis) und den äußeren Kehlkopfmuskel (Musculus cricothyreoideus) können wir die Spannung, die Länge und Dicke der Stimmlippen verändern, wodurch die Stimmritze verschiedene Öffnungszustände erreicht. Dies sorgt je nach Einstellung für unterschiedliche Tonhöhen und Lautstärken unserer Stimme (Flüstersprache ausgenommen).
Nach dem Einatmen sind die Stimmlippen geschlossen, bis sie durch die Ausatemluft auseinander gepresst und in Schwingung versetzt werden. Die Stimmbänder öffnen und schließen, während wir Luft aus der Lunge durch die Stimmritze pressen (Phonation), bis über 1000-mal pro Sekunde.
Beim Husten öffnet sich die Stimmritze nahezu explosionsartig, wodurch unter anderem der bellende Ton entsteht.
Zwischen der Schleimhaut und den Stimmbändern befindet sich ein Zwischenraum (Reinke-Raum), welcher die Verschiebung zwischen Schleimhaut und Bandapparat ermöglicht. Kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Reinke- Raum, so spricht man von Reinke-Ödem (s.u. Schwellung der Stimmbänder)
Ein Fremdkörper im Kehlkopf löst einen Hustenreiz aus, damit dieser Richtung Mundraum transportiert werden kann. Ist dies nicht selbstständig möglich, so sollte man sich zeitnah in eine Notaufnahme begeben. Der Fremdkörper sollte unter Sicht von einem Arzt entfernt werden, damit Blutungen oder Rückstände des Fremdkörpers ausgeschlossen werden können und somit mögliche Komplikationen vermieden werden.
Nervlich werden die Stimmlippen vom Nervus laryngeus recurrens versorgt. Bei einer Verletzung dieses Nerves (Recurrensparese) kann es zur Lähmung des Postikus (Musculus crycoarytenoides posterior) kommen, welches auch fälschlicherweise als „Stimmbandlähmung“ bezeichnet wird.
Der Postikus ist der einzige Muskel im Kehlkopf, der die Stimmritze öffnet. Eine einseitige Verletzung des Muskels oder des Nerves führt dazu, dass sich eine Stimmlippe nicht mehr richtig steuern lässt. Dies äußert sich zunächst als Stimmveränderung oder Heiserkeit.
Die sehr seltene beidseitige Recurrensparese kann zu Atembeschwerden führen, da die Stimmritze nicht mehr ausreichend geöffnet werden kann, um die Passage der Luft zu gewährleisten.
Außerdem sind Stimmlippenlähmungen durch Verletzung der Nervi laryngeus superior/inferior möglich. Hier können die Stimmlippen nicht mehr richtig gespannt werden. In diesem Fall entstehen keine Atembeschwerden, sondern vorrangig Heiserkeit.
Bei einer Intubation (z.B. Beatmung in Vollnarkose) wird der Beatmungsschlauch an den Stimmbändern vorbei durch die Stimmritze geführt. Dies kann zu einer Reizung der Stimmlippenschleimhaut mit Heiserkeit bis hin zu einem Intubationsgranulom führen.
Eine meist virale Entzündung der Stimmlippen (Laryngitis acuta) führt zu gleichmäßiger Rötung beider Stimmlippen, wohingegen eine einseitige Rötung eher auf eine spezifische Entzündung, wie z.B. ein Karzinom hindeutet.
Vor allem bei kleinen Kindern kann es im Rahmen einer akuten Laryngitis zu einem Ödem im subglottischen Raum kommen, wobei die Stimmlippen nur leicht gerötet sind (Laryngitis subglottica, Kruppsyndrom).
Durch Giftstoffe wie Nikotin und Alkohol kann es an der Stimmlippe und Kehlkopfschleimhaut zur Laryngitis chronica kommen.
Im Übrigen können Stimmlippenpolypen durch Überbeanspruchung der Stimme Heiserkeit verursachen. Davon zu unterscheiden sind Stimmlippenknötchen (Schreiknötchen, Sängerknötchen). Jede Heiserkeit die länger als 3-4 Wochen andauert, sollte vom HNO Arzt abgeklärt werden, um eine bösartige Veränderung wie zum Beispiel ein Stimmlippenkarzinom auszuschließen.
Eine Entzündung der Stimmbänder kann verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet Entzündungen die durch Viren verursacht werden von Entzündungen die aufgrund wiederholter Reizung oder Fehlbenutzung (falsche Sing- oder Schreitechnick) entstehen.
Die Symtome einer Stimmbandentzündung sind vielfältig. Häufig führt eine Stimmbandentzündung zu Heiserkeit oder zu einem Räusperzwang. Das Sprechen kann manchmal auch Schmerzen und Beschwerden hervorrufen. Eine Stimmbandentzündung wird meistens wie eine Erkältung therapiert, beispielsweise mit Inhalationen, Zwiebelsaft, Salbei und das Tragen von Schals. Eine Antibiotika-Therapie sollte ausschließlich bei einem bakteriellen Befall in Betracht gezogen werden. Zur Vorbeugung sind Atem- sowie Stimmübungen sinnvoll. Die Stimme vor dem Singen aufzuwärmen ist auch eine effektive Prävention.
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Eine Reizung der Stimmbänder kann verschieden Ursachen haben. In der Regel unterscheidet man akute Reizungen von chronische Reizungen. Ersteres kann beispielsweise aufgrund eines Infekts entstehen oder eines Inhalationstraumas (Einatmen von heiße Luft bei einem Brand). Chronische Reizungen entstehen eher auf dem Boden einem wiederkehrenden Kontakt mit Schadstoffe wie Chemikalien oder Nikotin.
Häufig führen Stimmbandreizungen zu einen Fremdkörpergefühl sowie zu einem Räusperzwang. Heiserkeit kann auch auftreten. Eine chronische Reizung der Stimmbänder kann zu einer Entzündung führen oder zu einer Stimmbandleukoplakie. Letzteres ist die Vorstufe einer Krebserkrankung. Die Therapie der Wahl ist die Vermeidung des Kontakts mit dem Schadstoff beziehungsweise die Bekämpfung der Reizursache.
Stimmbänderrisse entstehen oft bei Vorschädigungen der Stimmbänder und akute Belastung. Werden die Stimmbänder intensiv und ohne vorheriges Aufwärmen belastet, können kleine Risse entstehen bis hin zum kompletten Abriss. Belastend für die Stimmbänder sind intensive Schreie (sogenannte „Scream“) oder eine falsche Singtechnik. Um Risse vorzubeugen ist es empfohlen, die Stimme vor dem Singen aufzuwärmen und regelmäßige Singpausen einzuhalten. Auch das richtig Singen lernen kann vor Schädigungen schützen. Auch das Rauchen schädigt die Struktur der Stimmbänder. Sind die Stimmbänder gerissen, kommt es zu Schmerzen, Heiserkeit und Stimmveränderung. Je nach Grad der Verletzung kann ein Riss der Stimmbänder zur Stummheit führen. Es ist möglich die Stimmbänder operativ wieder zusammen zu nähen um eine komplette Stummheit entgegenzuwirken.
Als Heiserkeit bezeichnet man eine Veränderung beziehungsweise eine Störung der Stimme. Meistens klingt die Stimme rau oder belegt. Eine Heiserkeit beruht auf eine mangelnde Beweglichkeit der Stimmbänder. Hierdurch wird die durch Luft erzeugte Schwingung der Stimmbänder gestört und somit auch die Stimmbildung. Heiserkeit kann viele Ursachen haben. Häufige Auslöser sind Entzündungen sowie Allergien welche die Stimmbänder befallen und Neubildungen (Tumore, Zysten usw.) im Kehlkopfbereich. Heiserkeit kann aber auch aufgrund einer Stimmbandlähmung entstehen oder nach Traumata. Verschiedene Chemikalien sowie das Rauchen können auch auf Dauer zu einer Schädigung der Stimmbänder und somit zu Heiserkeit führen.
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Eine Schwellung der Stimmbänder durch Ansammlung von Gewebeflüssigkeit wird auch Reinke-Ödem genannt. Die Gewebeflüssigkeit sammelt sich im Raum zwischen den Stimmlippen (Reinke-Raum) an. Dies entsteht oft im Rahmen einer Fehlbelastung der Stimme. Auch das Rauchen und eine Staubexposition können hierzu führen. Betroffene klagen oft über Heiserkeit, Husten und bei starker Ausprägung über Atemnot. Um die Diagnose zu sichern kann neben der körperlichen Untersuchung (insbesondere der Lymphknoten) eine Laryngoskopie erfolgen. Im Rahmen der Laryngoskopie kann auch eine Gewebeprobe entnommen werden. Die Therapie besteht hauptsächlich daraus, die Ursache zu finden und zu bekämpfen (Rauchabstinenz, Schonen der Stimme usw.). Logopädie kann auch eine Fehlbelastung der Stimme korrigieren. Ist die Schwellung hartnäckig, kann über eine chirurgische Entfernung des betroffenen Gewebes nachgedacht werden.
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Stimmbandpolypen sind gutartige Tumore der Stimmlippen. Dieser gutartige Tumor sitzt auf den Stimmlippen und wird beispielsweise durch eine Laryngoskopie sichtbar. Meistens handelt es sich um eine Verbreitung der Schleimhaut als Reaktion auf eine Entzündung. Stimmbandpolypen können das Gefühl eines Fremdkörpers verursachen und in manchen Fällen auch zu Heiserkeit führen. Außerdem kann er auch zu einem Räusperzwang führen. Die Therapie der Wahl ist die Abtragung des Polypen im Rahmen einer Laryngoskopie. Nach Abtragung sollte eine Probe in der Pathologie geschickt werden, um weitere Differentialdiagnosen auszuschließen.
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Mit Stimmbandleukoplakie bezeichnet man die verstärkte Verhornung der Schleimhaut der Stimmbänder. Die Verstärkung der Verhornung entsteht als Reaktion auf eine chronische Reizung der Stimmbänder, beispielsweis durch das Rauchen von Zigaretten oder Pfeifen. Auch der übermäßige Konsum von Alkohol oder wiederkehrende Entzündungen können die Entstehung der Stimmbandleukoplakie begünstigen. Meistens bleiben Leukoplakien jedoch unbemerkt, da diese sehr selten Beschwerden machen. Bei Größenzunahme kann es allerdings zu einer Heiserkeit oder zu Schluckbeschwerden führen. Eine Stimmbandleukoplakie kann aber potenziell entarten und somit zu einem Stimmbandkarzinom führen. Auf diesem Grund sollten sie entfernt werden und die Ursache (beispielsweise das Rauchen) bekämpft werden.
Stimmbandkrebs oder -karzinome betrifft meistens ältere Menschen und ist eine besondere Form der Kehlkopfkarzinome. Stimmbandkarzinome entstehen oft auf dem Boden einer chronischen Reizung der Stimmbänder durch Noxen wie Nikotin, Zementstaub, Asbest oder Schwefelsäuredampf. Auch ein chronischer Säurerückfluss oder Strahlenexposition sind Risikofaktoren für einen Stimmbandkrebs. Die Betroffenen klagen oft über Heiserkeit, Luftnot oder Reizhusten.
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Anhand einer Laryngoskopie ist es möglich die Stimmbänder zu betrachten und Proben von auffälligen Anteil zu entnehmen. Es ist wichtig eine Probe von der Pathologie untersuchen zu lassen, denn die Therapie hängt stark von der Art und Größe des Tumors. Bei frühe Stadien kann eine Entnahme der Stimmbänder oder eine Strahlentherapie hilfreich sein, bei fortgeschrittene Tumore muss oft der gesamte Kehlkopf entnommen werden. Aufgrund der frühen Symptomatik und der niedrigen Streuungsrate ist die Prognose des Stimmbandkarzinoms gut.
Schaut der untersuchende Arzt ohne Geräte in den Mund, so kann er nur bis zum hinteren Zungenabschnitt schauen und den oberen Rachen beurteilen. Um einen besseren Einblick in den tiefer gelegenen Rauchenraum und den Kehlkopf zu erhalten, muss der Arzt einen Kehlkopfspiegel (Laryngoskop) verwenden. Dieser Kehlkopfspiegel besitzt in der Regel eine Lichtquelle, damit man überhaupt etwas sehen kann. Zusätzlich kann man sich ein Lichtblitzgerät (Stroboskop) zu Nutze machen. Damit wird es möglich die Stimmlippenschwingungen bei der Lautbildung besser zu beurteilen und mögliche Lähmungen sind leichter zu detektieren.
Bei dem Patienten kann die Untersuchung einen Würgereiz auslösen, weshalb der Arzt bei starker Ausprägung eines Würgereizes vom Patienten darauf hingewiesen werden sollte.
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