Eine gutartige Veränderung, die sich auf der Stimmlippe befindet, wird als Stimmlippenpolyp bezeichnet.
Als Stimmlippenpolypen (oder auch Stimmbandpolypen) bezeichnet man eine gutartige Veränderung (einen benignen Tumor), der sich auf der Stimmlippe befindet.
Diese Polypen entstehen immer am freien Rand der Stimmlippe oder am subglottischen Abgang (entspricht dem Bereich unter der Stimmritze) des vorderen Drittels der Stimmlippe. In den meisten Fällen befindet sich ein Stimmlippenpolyp am Übergang vom vorderen zum mittleren Drittel. Bei ungefähr 90% der Betroffenen tritt ein Stimmlippenpolyp nur auf einer Seite auf.
Stimmlippenpolypen können sehr unterschiedlich aussehen.
Sie sind entweder
Auch in ihrer Größe können Stimmlippenpolypen stark variieren. Meistens sind sie eher klein und liegen der Stimmlippe breitbasig auf, es gibt aber auch größere Polypen, die kugelig und gestielt sind.
Bisher wurden keine bösartigen Entartungen von den gutartigen Stimmippenpolypen beschrieben. Wenn man einen Stimmlippenpolypen unter dem Mikroskop untersucht (eine histologische Untersuchung), dann erkennt man eine Vergrößerung des Gewebes, welche durch eine Zunahme der Zellzahl (Hyperplasie) zustande kommt. Diese Hyperplasie betrifft die Schleimhaut und ist die Reaktion auf eine Entzündung. Sie kann entweder eine angiom- oder eine fibromartige Struktur besitzen oder es kann ein echtes Fibrom (gutartige Geschwulst) vorliegen.
Weshalb es zur Entstehung eines Stimmlippenpolypen kommt, konnte bis heute noch nicht geklärt werden.
Auffällig ist jedoch, dass sie gehäuft bei Männern im mittleren Lebensalter auftreten. Außerdem scheint es weitere Risikofaktoren zu geben:
Patienten mit einem Stimmlippenpolypen fallen meistens durch eine Heiserkeit auf. Diese Heiserkeit kann entweder permanent bestehen oder aber nur zeitweise auftreten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Stimmlippenpolyp so gebaut ist, dass er sich je nach Stellung der Stimmlippen verlagern kann.
So ist es bei größeren Polypen zum Beispiel möglich, dass sie in den Bereich unter der Stimmritze „rutschen“ können und in dieser Position keine Beschwerden auslösen. Bei dieser Art des Polypen verschwindet die Heiserkeit meistens nach einem Husten oder Räuspern. Gerade, aber nicht ausschließlich, bei solchen Patienten liegt häufig auch ein Räusperzwang vor. Außerdem kann eine sogenannte Diplophonie bestehen, also eine Doppeltönigkeit des Stimmklanges.
Manche Patienten beschreiben zudem ein Fremdkörpergefühl im Hals, welches genau wie die Heiserkeit in seiner Intensität ab- und wieder zunehmen kann und entweder dauerhaft oder nur intermittierend vorliegt. Je größer ein vorhandener Stimmlippenpolyp ist, desto eher kann es auch einmal zu einer mehr oder weniger eingeschränkten Atmung bis hin zu einem Erstickungsanfall kommen.
Die Diagnose eines Stimmlippenpolypen erfolgt mithilfe einer Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie), bei welcher der HNO-Arzt die Stimmlippen und die Stimmritze direkt oder indirekt betrachten und beurteilen kann.
Ein Stimmlippenpolyp bietet ihm dann den oben beschriebenen, typischen Befund. Bei kleineren Polypen ist es manchmal allerdings schwierig, diese von Stimmlippenknötchen oder Stimmlippenzysten zu differenzieren. Weitere wichtige Differenzialdiagnosen sind das Kontakt- und das Intubationsgranulom, welche eine knotenartige, entzündungsbedingte Gewebeneubildung darstellen.
Obwohl keine Gefahr für eine bösartige Entartung eines Stimmlippenpolypen besteht, werden diese Veränderungen aufgrund ihres Beschwerdebildes chirurgisch entfernt.
Diese Abtragung erfolgt mikrochirurgisch während einer direkten oder indirekten Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung), wobei die direkte Laryngoskopie bevorzugt eingesetzt wird, da diese schonender für die Stimmlippe ist. Durch den Mund wird das Operationslaryngoskop eingeführt und unter Sicht der Stimmlippen kann so der Polyp entweder mithilfe kleiner Instrumente (wie einem Doppellöffel oder einer kleinen Zange) oder eines Lasergerätes entfernt werden. Diese Operation wird normalerweise unter Vollnarkose durchgeführt, bei spezialisierten Phonochirurgen kann selten auch einmal eine Polypenentfernung unter lokaler Betäubung erfolgen.
Um die Diagnose zu sichern wird das entnommene Gewebe in jedem Falle anschließend histologisch untersucht, was bedeutet, dass das Gewebe unter dem Mikroskop speziell beurteilt wird. Nach einem erfolgreichen Eingriff ist der Patient geheilt und die Symptome sind verschwunden. Zu einem erneuten Stimmlippenpolypen (Rezidiv) kommt es nur in sehr wenigen Ausnahmen.
Da es sich bei der Abtragung des Stimmlippenpolypen um einen kleinen Eingriff handelt, treten Komplikationen nur selten auf. Doch wie jeder andere Eingriff, birgt auch die mikrochirurgische Entfernung des Stimmlippenpolypen Risiken.
Es kann während und nach der Operation zu Blutungen kommen. Außerdem sind Schluckbeschwerden nicht selten, da es zu kleinen Verletzungen der Schleimhäute kommt. Schmerzen nach dem Eingriff, die allerdings nach wenigen Tagen verschwinden sollten, treten selten auf. Ein weiteres Risiko, das bei fast allen Patienten nach einer Stimmlippenpolypabtragung vorkommt, ist die Heiserkeit. Diese kann durch eine mögliche Schwellung der Stimmlippen in manchen Fällen bis zu vier Wochen nach der Operation bestehen bleiben. Sehr selten entzündet sich der Bereich, wo der Polyp abgetragen wurde. Wenn Bakterien in die Wunde gekommen sind, muss mit einer Antibiotikabehandlung therapiert werden.
Nach der endoskopischen Entfernung des Stimmlippenpolyps sollten Patienten für drei Tage nicht sprechen. Wenn es doch nötig ist, sollte auf eine Flüstersprache verzichtet werden, da Flüstern die Stimmlippen stärker beansprucht. Patienten sollten in einer normalen Lautstärke sprechen. Wenn es zu Nachblutungen kommen sollte, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Außerdem sollte auf heiße und scharfe Speisen für ungefähr eine Woche verzichtet werden. Raucher sollten außerdem das Rauchen für mindestens eine Woche – am besten noch länger – einstellen, da der Zigarettenrauch die Wundheilung negativ beeinflusst und verlangsamt.
Nach einer Entfernung des Stimmlippenpolypen ist der Klang der Stimme oftmals beeinträchtigt. Daher wird bei den meisten Patienten nach dem Eingriff eine logopädische Sprach- und Stimmbildungsübung empfohlen, bei der die Sprache wieder trainiert wird.
Diese logopädischen Übungen sollte so früh wie möglich begonnen werden, damit sich die Muskulatur, die für den Sprachvorgang wichtig ist, nicht zurückbildet. Nach erfolgreichem Abschluss des Stimmtrainings ist die Stimme der meisten Patienten wieder wie vor dem Eingriff.
Lesen Sie hierzu mehr unter: Logopädie
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