Furunkel am Finger

Unter einem Furunkel versteht man eine bakterielle Entzündung, die von Haarfollikeln ausgeht. Ein Furunkel am Finger lässt sich als geröteter, überwärmter, druckschmerzhafter und harter Knoten tasten. Furunkel können spontan abheilen oder operativ entfernt werden.

Furunkel am Finger

Ursachen

Voraussetzung für die Entwicklung eines Fingerfurunkels sind Verletzungen an der behaarten Fingerhaut. Hierbei können sowohl größere Verletzungen, als auch winzige, unscheinbare Schädigungen an der Haut Eintrittspforte für bestimmte Bakterien sein.

Fingerfurunkel können durch verschiedene Bakterien ausgelöst werden.
In den meisten Fällen handelt es sich um Staphylokokken. Sie zählen zu der normalen Hautflora und nur unter bestimmten Bedingungen verursachen sie bakterielle Entzündungen und bewirken beispielsweise die Entstehung eines Fingerfurunkels. Sie dringen, entlang an einem Haarbalg, in die verletzte Haut ein. Danach entwickelt sich innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen eine tiefe entzündliche Infiltration.

Ein unkompliziertes Fingerfurunkel platzt durchschnittlich nach etwa einer Woche eigenständig auf. Dadurch kann Eiter entweichen und das Fingerfurunkel wird entlastet. Im Anschluss heilt es in der Regel selbständig ab. Meistens bleibt eine kleine Narbe bestehen.

Weitere mögliche Ursachen für ein Fingerfurunkel sind:

  • Eine Überbeanspruchung der Fingerhaut, in Form von Druck oder Reibung
  • Eine ungenügende Handhygiene
  • Ein geschwächtes Immunsystem
  • Ein Diabetes mellitus
  • Eine Eisenmangelanämie

Zudem haben die Hände eine Exposition für chemische, mechanische und physikalische Noxen und Reize, da sie häufig mit diesen im direkten Hautkontakt stehen. Dadurch kann es schnell zu kleinen Schädigungen und unscheinbaren Verletzungen der Fingerhaut kommen.    

Erfahren Sie mehr über die Ursachen eines Furunkels 

Symptome

Neben Schmerzen, Rötung, Schwellung und Übererwärmung können auch Begleitsymptome auftreten.
Es kann bei einem Fingerfurunkel zu Einschränkungen der Fingerfunktionen kommen. Das Greifen, feinmotorische und graphomotorische Tätigkeiten können gegebenenfalls eingeschränkt und schmerzhaft sein.
Die Schmerzen können sich als ein Spannungsgefühl oder als starke Schmerzen bei Berührung und Druck zeigen.
Wenn das Fingerfurunkel aufplatzt, tritt Eiter aus. Dieser Eiter ist meist gelblich und kann einen unangenehmen Geruch hinterlassen.
Des Weiteren kann es zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, grippeartige Beschwerden, Fieber und Schüttelfrost kommen. Fieber ist ein Zeichen, dass die Bakterien in die Blutbahn eingegangen sind. Dadurch besteht das Risiko einer Blutvergiftung. In diesem Fall ist unverzüglich ein Arzt zu kontaktieren.

Insgesamt sind Komplikationen bei Fingerfurunkeln selten. Doch wenn sie auftreten, zeigen sie sich durch bestimmte Symptome und es muss schnell ge- und behandelt werden. Bei Benommenheit, Schockzuständen und Kreislaufversagen ist notärztliche Hilfe erforderlich.

Haben Sie den Verdacht, eine Blutvergiftung entwickelt zu haben? Erfahren Sie mehr über die Symptome einer Blutvergiftung.

Diagnose

Die Diagnose eines Fingerfurunkels ist eine Blickdiagnose. Es zeigen sich die typischen Zeichen einer Entzündung:

  • Rötung
  • Übererwärmung
  • Schwellung
  • Schmerzen bei Berührung oder Druck.

In manchen Fällen ist in der Mitte des Furunkels eine hellere Färbung zu erkennen. Diese kennzeichnet den Eiterpfropf.

Daneben ist eine Anamnese wichtig, um auf die denkbaren, verursachenden Faktoren schließen zu können. Insbesondere bei immer wiederkehrenden Fingerfurunkeln muss die Ursache und gegebenenfalls die ursächliche Grunderkrankung herausgefunden werden.
Um den Erreger zu identifizieren, wird in manchen Fällen ein Abstrich genommen.
Sollten als Ursache für wiederkehrende Furunkel andere Erkrankungen in Frage kommen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, wie beispielsweise die Messung des Blutzuckes und die Abnahme einer Blutprobe, um bestimmte Parameter im Blut messen zu können.

Behandlung

Die Behandlung eines Fingerfurunkels ist abhängig von der Größe und individuellen Faktoren. Wichtig ist, dass keine Eigenbehandlung, im Sinne vom Ausdrücken des Furunkels, vorgenommen wird. Bestenfalls wird das Furunkel überhaupt nicht berührt. Basis der Behandlung eines Fingerfurunkels ist eine angemessene Handhygiene.
Feuchte Wärme und warme Kompressen unterstützen die Öffnung eines reifen Furunkels. Wenn der Eiter sich nicht selbständig entleert, muss in manchen Fällen eine Stichinzision von einem Arzt durchgeführt werden. Das heißt das Fingerfurunkel muss chirurgisch geöffnet werden. Wenn die Indikation dafür besteht, handelt es sich meistens um einen kleinen Eingriff. Oftmals kann er unter lokaler Betäubung stattfinden. Nur in manchen Fällen bedarf es einer Vollnarkose.

Lesen Sie mehr zur Operation eines Furunkels.

Zur Nachbehandlung sind antibiotische und antiseptische Salben ratsam. Wenn die Bakterien sich bereits über das Blut oder das Lymphsystem ausgebreitet haben, muss eine orale Einnahme von Antibiotika über mindestens eine Woche erfolgen.

Erhalten Sie nähere Informationen zu Art und Anwendung der Salben bei einem Furunkel.

Überdies ist es wichtig den betroffenen Finger zu entlasten. Die Wirkung von Ichythyol-Watteverbänden ist umstritten. Bei wiederkehrenden Furunkeln muss die Grunderkrankung behandelt werden. Zudem wird oftmals eine Behandlung mit Clindamycin und Rifampicin (beides Antibiotika) für 2-3 Wochen und gegebenenfalls mit Vitamin C durchgeführt.

Prognose

Die Prognose eines Fingerfurunkels ist abhängig von der Größe, individuellen Faktoren und dem körpereigenen Immunsystem.
Kleine Fingerfurunkel können in wenigen Tagen heilen. Die Voraussetzungen hierfür sind allerdings: 

  • Eine gute Hygiene
  • Ein gut funktionierendes Abwehrsystem
  • Die Entlastung des Fingers

In anderen Fällen kann der Heilungsprozess ein paar Wochen in Anspruch nehmen.
Bei sehr ungünstigen Bedingungen und einer entsprechenden Größe kann die Heilung eines Fingerfurunkels Monate andauern.

Vorbeugung

Da Furunkel immer unter Narbenbildung abheilen und zum Teil schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, ist es am besten, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Allerdings ist eine aktive Prophylaxe nur bedingt möglich, da Auslöser von Furunkeln teilweise gar nicht bekannt sind. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass allgemeine Maßnahmen für eine gute Körperhygiene dazu beitragen, die Entstehung von Furunkeln, aber auch vielen weiteren Infektionen der Haut, zu verhindern.

Dazu gehören unter anderem häufiges Waschen und Desinfizieren der Hände, das regelmäßige Wechseln von Handtüchern und Bettwäsche oder eine Desinfektion der Haut nach der Rasur. All diese Punkte sind besonders wichtig, wenn das Furunkel aufgeplatzt ist, da es dann infektiös ist und eine Übertragung auf andere Körperregionen vermieden werden muss. Darüber hinaus sollte man dem Auftreten von Komplikationen entgegenwirken, indem man nicht versucht, Furunkel selbst auszudrücken.

Außerdem ist darauf zu achten, keine zu eng anliegende, reibende Kleidung zu tragen. Diabetiker sollten zudem auch in Anbetracht der Gefahr einer Furunkelbildung zusehen, dass ihr Blutzucker immer gut eingestellt ist.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.04.2019 - Letzte Änderung: 25.05.2023