Fistel am Zahn - ausgelöst durch Keime

In diesem Artikel geht es um die Fistel am Zahn. Es werden zunächst die Ursachen unter anderem nach zahnärztlichen Eingriffen, die Diagnose, Symptome und die Behandlung besprochen. Daraufhin werden verschiedene weitere Therapieoptionen sowie die Dauer und Komplikationen thematisiert.

Fistel am Zahn

Definition

Eine Fistel stellt in der Medizin eine nicht physiologische Verbindung zwischen zwei Körperhöhlen bzw. zwischen einem innen liegenden Organ und der Körperoberfläche dar.
Diese Verbindung bezeichnet man dann als innere bzw. äußere Fistel. Sie dient dem Abfluss einer Flüssigkeit. Eine Fistel am Zahn zählt zu der zweiten Kategorie, sie verbindet zumeist eine eitergefüllte Höhle mit der Mundhöhle durch einen sogenannten Fistelgang. Die Eiterhöhle, ein sogenannter Abszess, der durch eine chronische Entzündung an der Wurzelspitze eines Zahnes entstanden ist, kann sich dann über den entstandenen Gang entleeren.

Ursachen

Durch mangelnde Mundhygiene entsteht Karies. Durch den Karies gelangen Bakterien aus dem Mundraum in die Zahnhöhle und wandern so bis zur Wurzelspitze vor. Dort können sich Bakterien leicht vermehren und vor allem bei einem geschwächten Immunsystem einen Entzündungsherd bilden. Diese Entzündung kann sich im Inneren immer weiter ausbreiten und über längere Zeit den Knochen angreifen.
Der Körper sendet immer mehr sogenannte Entzündungszellen an die geschädigte Stelle, es entsteht Eiter. Dieser Eiter kann nicht mehr auf natürlichem Weg abfließen. Er sucht sich seinen eigenen Weg nach außen durch den Kieferknochen. Dadurch bildet sich ein Fistelgang.
Auch eine Zahnfraktur, eine kieferorthopädische Behandlung oder die Parodontose können einen solchen Prozess auslösen. Das Rauchen stellt laut aktuellen Studien einen entzündungsbegünstigenden Faktor und somit ein erhöhtes Risiko dar.

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Fistel am Zahn nach Wurzelbehandlung

Nach einer Wurzelbehandlung kann eine Zahnfistel nicht abheilen. Die Ursache liegt hierfür in einem Weiterbestehen der vorangegangenen Entzündung, weil sich noch Bakterien im geschädigten Areal befinden. Es kann zu einem Wiederkehren der Entzündung kommen. Manchmal entsteht die Fistel sogar erst danach.
Eine Perforation (Durchstoßung) der Zahnwurzel durch den Zahnarzt bei der Wurzelbehandlung kann ursächlich sein. Dabei durchstößt der Zahnarzt mit seinen Instrumenten, unter Umständen unbewusst (oft stellen stark gekrümmte Wurzelkanäle eine besondere Schwierigkeit dar), die Zahnwurzel zum Knochen hin, sodass dort ein Loch entsteht. An dieser Öffnung kann nun wieder eine Entzündung entstehen, die mit Eiter- und Fistelbildung einhergehen kann.

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Symptome

Im Anfangsstadium bereitet die Fistel wenig bis gar keine Beschwerden. Zumeist fühlt es sich wie eine leichte Entzündung an, die man sogar nur selten wahrnimmt.
Im Laufe von wenigen Wochen wird mitunter ein leichtes Stechen oder Klopfen vernommen, das mit einem Spannungsgefühl einhergehen kann. Zunächst bildet sich eine Schwellung um den erkrankten Zahn, die in eine Eiterblase übergeht. Zu diesem Zeitpunkt können auch starke Schmerzen auftreten. Sobald der Druck in der Blase seinen Höhepunkt erreicht hat, entleert sich die Fistel in die Mundhöhle. Die Schmerzen nehmen dann für eine kurze Zeit ab, während sich die Blase erneut füllen kann.
Auch bei Beschwerdefreiheit setzt sich der krankhafte Prozess innerhalb des Knochens fort. Die Entzündung schreitet voran und der Knochen wird solange geschädigt, bis die Entzündungsursache gefunden und behoben ist.

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Fistel am Zahn nach Wurzelspitzenresektion

Ist eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt worden, können manchmal weiterhin Beschwerden bestehen und sich eine Fistel bilden.
Dem liegt immer das Problem zugrunde, dass keine ausreichende Keimfreiheit durch die vorangegangene Behandlung erzielt werden konnte. Eine fehlerhafte Aufbereitung der Wurzel, Übersehen eines Wurzelkanales, Benutzen einer nicht geeigneten Spülflüssigkeit oder ein undichter Verschluss des Zahnes können die Ursache sein. Die Wurzelspitzenresektion kann nur so gut sein, wie die ihr zugrunde liegende Wurzelfüllung. Gegebenenfalls muss sie bei anhaltenden Schmerzen erneuert werden, um zum Erfolg zu gelangen.

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Diagnose

Die Diagnose „Zahnfistel“ kann der Zahnarzt auf den ersten Blick anhand der typisch aussehenden rötlich-gelben Vorwölbung des Zahnfleisches stellen.
Weitere Untersuchungen schließen sich jedoch an die optische Untersuchung an, um den Zahn auszumachen, durch den die Fistel verursacht wird. Ein Perkussionstest und ein Sensibilitätstest werden durchgeführt. Das heißt, zuerst werden die Zähne mit einem zahnärztlichen Instrument abgeklopft und danach wird ein kaltes Schaumstoffpellet an die Zähne gehalten. Der Zahnarzt will dadurch die Reaktion der Zähne auf Druck und Kälte feststellen. Ein Röntgenbild wird angefertigt, um die genaue Lokalisierung und das Ausmaß der Schädigung wiederzugeben.
Anhand dieser Informationen können dann entsprechende Schritte zur Behandlung eingeleitet werden.

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Behandlung der Fistel

Ziel der Behandlung der Zahnfistel ist eine maximale Bakterienreduktion sowie die vollständige Abheilung des entstandenen Defektes. Nur so ist eine anhaltende Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Nach Diagnosestellung erfolgt die Trepanation, also die Eröffnung, des Zahnes. Dafür wird mit einem Bohrer ein Loch bis zur Zahnhöhle gebohrt und dort das eitrige Sekret abgesaugt. Durch diesen Abfluss wird der Druck auf den Zahn gemindert, die Schmerzen werden teilweise abgeschwächt.
Ein anschließendes Röntgenbild entscheidet dann über den Zahnerhalt. Wenn die Schädigung zu stark fortgeschritten ist, muss der Zahn extrahiert werden. Falls der Zahn noch zu retten ist, wird der Zahnarzt eine Wurzelbehandlung durchführen und das durch die Bakterien geschädigte Wurzelgewebe entfernen. Dadurch sollten die Schmerzen ganz verschwinden. Ist dies nicht der Fall, kann zusätzlich noch eine Wurzelspitzenresektion erfolgen, um den geschädigten Bereich zu sanieren. Oftmals wird zusätzlich ein orales Antibiotikum verschrieben, um die Bakterien restlos zu beseitigen und den Heilungsprozess zu beschleunigen.

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Wann braucht man ein Antibiotikum?

Eine Antibiotikagabe ist in den meisten Fällen einer Fistel indiziert. Die Ursache für die Entstehung von Fisteln ist eine anhaltende Entzündung. Durch diese Entzündung wird umliegendes Gewebe zerstört und es bildet sich eine Art Gang, ein sog. Fistelgang, zu einer Oberfläche hin. Dies können z.B. der Mundraum oder auch die Wange sein.

Um dies zu bekämpfen müssen Antibiotika eingesetzt werden. Oftmals bildet sich Eiter, der über den Fistelgang entleert wird. Sofern die Zyste bereits sehr groß ist und operativ eröffnet und entleert werden muss, werden auch nach der Operation Antibiotika verschrieben, um die Heilung zu beschleunigen und eine erneute Entzündung vorzubeugen. Ein Antibiotikum ist in der Folge bei nahezu jeder Fistel notwendig.

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Welches Antibiotikum wirkt am besten?

Bei Infektionen im Zahn- und Kieferbereich ist in vielen Fällen Breitspektrumpenicilline, das heißt Penicilline die ein breites Spektrum an Erregern bekämpfen oder bei einer Penicillin-Allergie Clindamycin das Antibiotikum der Wahl.
Beide Antibiotika greifen an unterschiedlichen Stellen des Stoffwechsels der Bakterien an. Bei operativer Eröffnung der Fistel kann ein Abstrich erstellt werden und ein speziell gegen die vorhandenen Erreger wirksames Antibiotikum eingenommen werden.

Wie kann ich die Fistel selbst behandeln?

Grundlegend wird davon abgeraten die Zahnfistel selbst zu behandeln. Zwar kann es vorkommen, dass die Fistel von alleine abheilt, die Zahnentzündung im Körperinneren jedoch nicht. Selbst wenn die Fistel verheilt ist, muss anschließend der Zahn behandelt werden, damit sie nicht wieder auftritt.
Eine Zahnfistel sollte nur durch den Zahnarzt eröffnet und behandelt werden, da nur dieser das nötige Fachwissen über die Ursache besitzt. Des Weiteren ist unter häuslichen Umständen nicht die gleiche Sterilität wie in der Praxis geboten. Der Gebrauch unsteriler Gegenstände zur Fistelbehandlung könnte die Entzündungsreaktion weiter begünstigen und vorantreiben.
Eine alleinige Schmerzlinderung kann die Erkrankung in das Unterbewusstsein drängen. Man würde das Problem vergessen und die Entzündung könnte sich zum Abszess ausbreiten. Ein Abszess im Kopf-Hals-Bereich ist äußerst gefährlich, da er unter ungünstigen Bedingungen sogar bis zum Gehirn vordringen und dauerhaften Schaden verursachen kann.

Kann ich eine Fistel selbst aufstechen?

Eine Fistel ist eine nicht natürliche und in diesem Fall daher pathologische Verbindung zwischen Zahnwurzel und Mundhöhle. Diese hat sich aufgrund einer Entzündung an der Zahnwurzel gebildet. Der Eiter der Entzündung entleert sich schließlich über eine Art Röhre als Abflusskanal in die Mundhöhle. Ab dem Zeitpunkt der Entleerung ist die Fistel im Mund meist nicht mehr schmerzhaft. Es wird empfohlen einen Zahnarzt aufzusuchen, der die Entzündung professionell entfernt.

Die Notwendigkeit einer Operation ist von der Lage und der Größe der Fiste anhängig. Oftmals ist es jedoch unumgänglich zu operieren. Der Zahnarzt entfernt hierbei die ursächliche eitrige Entzündung (meist eine Wurzelentzündung) und desinfiziert die Wunde. Es wird davon abgeraten die Fistel selbstständig aufzustechen. Meist können so noch mehr Bakterien als ohnehin schon in die Wunde eintreten. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass sich der Eiter und damit die Bakterien durch das Aufstechen in das umliegende Gewebe ergießen und somit eine großflächige Entzündung verursachen.

Homöopathie

Homöopathische Mittel gibt es viele. Unter anderem die Mittel Silicea C4 und Hekla Lava C5, die je nach Stärke einer Entzündung eingesetzt werden können.
Bei Fisteln und Knochennekrosen sollen sie die Regenerationsfähigkeit des Körpers verbessern. Durch eine Beschleunigung der Entzündungsreaktion soll die Selbstheilungsrate erhöht werden. So würde die Entzündung einfach und schnell abheilen.
Es gilt aber der Grundsatz: ohne mechanische Eröffnung des Zahnes ist auf lange Sicht keine Heilung der Zahnfistel zu erwarten!

Hausmittel

Es gibt keine Hausmittel, die die Ursache einer Zahnfistel bekämpfen können.
Kamille, verabreicht durch Tee oder in Gelform, kann durch seine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung lindernd wirken. Ähnlich verhält es sich mit Zwiebeln, Knoblauch und Nelkenöl, welche allesamt mit der Hoffnung auf Erleichterung auf die Fistel aufgebracht werden können. Trotz anfänglicher Verbesserung der Symptome zu Beginn, bleibt die Ursache der Entzündung von diesen Hausmitteln jedoch unbeeinflusst. Die Bakterien können sich weiter ausbreiten und stärkeren Schaden verursachen. Daher kann keine Heilung erfolgen.
Bedenklich ist dies vor allem während einer Schwangerschaft. Dort sollten Hausmittel auf keinen Fall angewendet werden. Ein längeres Entzündungsgeschehen könnte schädlich für das Ungeborene sein. Ein Gang zum Zahnarzt darf nicht gescheut werden!

Wie gefährlich kann eine Fistel am Zahn werden?

Eine Fistel kann vor allem in den Anfängen ihrer Entstehung sehr schmerzhaft sein. Sobald sich jedoch eine Öffnung bspw. zur Mundhöhle gebildet hat verschwinden die Schmerzen. Eine kleine Pustel auf der Mundschleimhaut stellt die Öffnung der Fistel dar, durch welche Eiter abfließt. Die verschwindenden Schmerzen sind das Gefährliche an einer Fistel. Betroffene bemerken die Fistel in fortgeschrittenem Stadium nicht mehr, da sie keine Beschwerden verursacht.

Die Entzündung schreitet jedoch in der Tiefe fort und breitet sich ungehindert weiter aus. Es kommt zu Zerstörung von Knochen und anderen umliegenden Geweben. Weiterhin kann dies zu Zahnverlust führen. Im schlimmsten Fall kann die Entzündung auf das Knochenmark und damit auf den Blutkreislauf übergreifen.

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Prognose

Dauer

Die Dauer einer Fistel am Zahn ist nur schwer zu beurteilen. Manche Menschen haben schon bei geringer Ausprägung starke Schmerzen und gehen gleich zum Arzt, wieder andere jedoch merken nichts und gehen dann erst nach Monaten zum Arzt.
In der Regel dauert es nach einer Entzündung der Wurzelspitze nur eine kurze Zeit, bis ein unangenehmes Gefühl an dem Zahn zu spüren ist. Die Fistel entwickelt sich dann im Laufe von mehreren Wochen, wobei die Schmerzen im Verlauf zunehmen. Sobald eine Behandlung begonnen wird, ist eine schnelle Schmerzlinderung zu spüren. Wenn eine Wurzelbehandlung abgeschlossen und der Zahn schmerzfrei ist, kann wieder ein definitiver Verschluss des eröffneten Zahnes erfolgen.
Die Schädigung des Knochens um den schuldigen Zahn heilt bei Bakterienfreiheit erst innerhalb von einigen Monaten ab. Dies hängt mit der langsameren Heilungsrate von Knochen im Allgemeinen zusammen.

Fistel am Zahn beim Kind

Bei Kindern können Zahnfisteln aus den gleichen Gründen auftreten wie beim Erwachsenen. Die Behandlung unterscheidet sich jedoch.
Die Entzündung ist auch hier chronisch und meist nicht schmerzhaft.
Geht sie von einem Milchzahn aus, so ist dieser zu entfernen. Eine Wurzelbehandlung könnte den darunter liegenden Zahnkeim der bleibenden Zähne schädigen und ist daher nicht indiziert. Da eine Erhaltung des Zahnes mit anderen Methoden aber nicht möglich wäre, bleibt keine andere Möglichkeit als die Extraktion.
Liegt der Entzündungsherd jedoch bei einem bleibenden Zahn des Kindes oder sind durch eine angeborene Fehlbildung keine bleibenden Zahnkeime vorhanden, dann kann auch bei einem Kind über eine Wurzelbehandlung nachgedacht werden. Der behandelnde Arzt muss dies im individuellen Fall entscheiden.

Vorbeugung

Von größter Bedeutung zur Vorbeugung sind die gute Mundhygiene und eine gute Zahnpflege. Somit wird verhindert, dass Zahnhartsubstanzen durch Karies porös und somit durchgängig für Bakterien werden, die in das Innere des Zahnes vordringen. Die Verwendung flouridhaltiger Zahnpasta, das Erlernen empfohlener Zahnputztechniken, die Anwendung von Zahnseide und regelmäßige professionelle Zahnreinigungen tragen des weiteren auch maßgeblich dazu bei eine gesunde Mundhygiene aufrechtzuerhalten, um krankhafte Veränderungen vorzubeugen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.01.2017 - Letzte Änderung: 28.11.2022