Zahnextraktion - Wie läuft das ab?

Zahnextraktion

Definition

Als Zahnextraktion bezeichnet man das nicht operative Entfernen eines Zahnes aus der Mundhöhle, das heißt der Zahnarzt muss keinen Schnitt mit dem Skalpell in die Schleimhaut machen.
Umgangssprachlich wird das Ganze auch als Zahn ziehen bezeichnet.

Ursachen - Eine Übersicht

Zahnextraktionen sind das letzte Mittel der Wahl, wenn alles andere schon versucht wurde. 
Der Zahnarzt wird also immer zuerst versuchen, den betreffenden Zahn zu retten und erst wenn alle anderen Mittel der Therapie ausgeschöpft sind zur Zange greifen. Gründe für eine Zahnextraktion können sein:

  • tiefreichende Karies mit weitreichender Zerstörung der Zahnhartsubstanz (nicht füllbar und nicht überkronbar)
  • stark abgerbochene Zähne
  • abgebrochene Wurzel
  • schwere Entzündung der Zahnwurzel, bei der alle anderen Behandlungsversuche fehlschlugen
  • Platzmangel im Kiefer (Kieferengstand)
  • sehr hoher Lockerungsgrad ( Zahn kann schon mit Zungenberührung bewegt werden)

 

Ursachen im Detail

Absolut nötig wird eine Zahnextraktion immer dann, wenn der Zahn zuvor durch Karies so stark zerstört wurde, dass weder Füllungen machbar sind, noch eine Krone verankert werden kann.

Um eine Krone sicher auf einem Zahn befestigen zu können, braucht man nämlich genügend Restzahn und auch die Karies darf nicht zu tief in das Zahnfleisch hinunterreichen.
Bei tiefem Kariesbefall kann beim Befestigen der Krone nicht mehr sichergestellt werden, dass keine Bakterien unter der Krone eingeschlossen werden. Diese können den Zahn unbemerkt von außen nach innen zerstören.

Auch wenn die Zahnwurzel auseinander gebrochen ist, beziehungsweise einen Längsriss hat, kann man diesen Zahn nur noch entfernen. Die Wurzel hält den Zahn im Kieferknochen fest und sorgt dafür, dass man ganz normal kauen kann. Das ganze System wird sehr instabil, wenn die Wurzelwand einmal einen Schaden davongetragen hat.

Abgebrochene Zähne, beziehungsweise abgebrochene Kronen, kann man teilweise nicht wieder befestigen.
Der noch in der Mundhöhle verbleibende Wurzelrest wird häufig entfernt um eine Infektion zu vermeiden oder um Platz für ein Implantat zu schaffen.
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Zahn abgebrochen - was tun?

Der Wurzelrest kann auch, wenn er keine Längsfraktur aufweist, wurzelbehandelt werden. Hierbei wird der noch verbleibende Nervenrest zusammen mit den Blutgefäßen und den eingedrungenen Bakterien entfernt und stattdessen ein antibakterielles Füllungsmaterial in den gesäuberten Kanal eingebracht. Der so behandelte Wurzelrest kann jetzt als Verankerung für eine Krone mit Stiftaufbau verwendet werden.
Dabei wird ein Stift in die Wurzel zementiert und auf diesen Stift wird eine individuell angefertigte Krone gesetzt.Nicht immer kann so vorgegangen werden.

Der Zahnarzt muss vor Ort entscheiden, ob diese Behandlung eine Möglichkeit darstellt oder nicht. Ausschlaggebende Faktoren sind dabei unter anderem Röntgenbild, Frakturort & Parodontalverhältnisse.

Kronen und auch eine Wurzelkanalbehandlung sind sehr teuer und die Kosten dafür werden sowohl von den gesetzlichen als auch den privaten Krankenkassen nur selten komplett übernommen.
Nicht jeder Patient ist in der Lage die erforderliche Krone oder die Wurzelkanalbehandlung zu bezahlen.
In diesem Fall wird der betreffende Zahn vom Zahnarzt entfernt.

Lässt man den Zahn einfach in der Mundhöhle entwickelt sich eine Entzündung und der daraus entstehende Eiter führt zur Blutvergiftung.

Hat sich ein Zahn schon so entzündet, dass sich eine sehr starke apikale Parodontitis entwickelt hat, die auch mit einer Wurzelkanalbehandlung nicht zu beseitigen ist, wird eine Zahnextraktion in Betracht gezogen. Eine apikale Parodontitis bezeichnet eine Entzündung der Zahnwurzel an der Wurzelspitze. Es bildet sich meistens eine große Menge Eiter, die dann Druck auf den Zahnnerv ausübt und so massive Schmerzen verursacht. Ist die Entzündung noch im Anfangsstadium, wird versucht den Entzündungsherd mit einer Wurzelkanalbehandlung zu beseitigen.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Wurzelkanalbehandlung

Hat sich die Parodontitis schon zu weit ausgebreitet, wird manchmal versucht durch eine Wurzelspitzenresektion den Zahn zu retten.
Ein Oralchirurg entfernt dabei ein kleines Knochenfenster über dem erkrankten Zahn und kappt die entzündete Wurzelspitze.
Manchmal sind die Erfolgsaussichten gering im Vergleich zum Risiko der Operation.

Patienten mit Herzproblemen können oft nicht ausreichend anästhesiert werden oder die Wundheilung ist bei manchen behindert. In diesen Fällen ist eine Zahnextraktion eher sinnvoll als eine Operation.

Die Abwägung der Risiken gegenüber der Erfolgswahrscheinlichkeit der Operation entscheidet über die weiterführende Therapie. Sollte die Entscheidung pro Wurzelspitzenresektion ausfallen, wird diese vom Oralchirurgen in einer speziell dafür ausgestatteten Praxis durchgeführt.

Bei manchen Patienten, vor allem bei Kindern wird festgestellt, dass der Kiefer zu klein für alle 16 Zähne ist.
In diesem Fall ordnet der Kieferorthopäde die strategische Entfernung von einem Zahn an, um Platz für alle anderen Zähne zu schaffen.
Passiert das nämlich nicht, schieben sich die Zähne im Kiefer übereinander und das Ergebnis sind krumme und schiefe Zähne.

Natürlich ist auch in diesem Fall die Zahnextraktion das letzte Mittel der Wahl.
Der Kieferorthopäde muss zuerst sicherstellen, dass man auch mit einer Spange nicht genügend Platz für alle Zähne schaffen kann.
Erst wenn das feststeht, wird ein Zahn entfernt und die Spange dazu benutzt, die übrigen Zähne an die Richtige Stelle zu bewegen.

Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung, fällt manchmal der Begriff „Ausgleichsextraktion“. Damit ist gemeint, dass in der gegenüberliegenden Zahnreihe ebenfalls ein Zahn entfernt wird um sicherzustellen, dass der Patient vernünftig zubeißen kann.
Die Okklusion wird wiederhergestellt.

Das wird zum Beispiel nötig, wenn irgendwo ein Zahn nicht angelegt ist oder extrahiert werden musste, um Platz zu schaffen oder wenn sie die Mittellinie zwischen den Schneidezähnen von der Gesichtsmitte verschieben würde.
 

Durchführung der Zahnextraktion

In einer normalen Zahnarztpraxis werden nur Zähne entfernt, die schon durchgebrochen sind! Also nur Zähne, die schon in der Mundhöhle zu sehen sind.

Kurz vor der Extraktion wird der Zahn und die umgebende Schleimhaut anästhesiert ( Schmerzausschaltung).
Im Unterkiefer legt man eine Leitungsanästhesie, im Oberkiefer eine Infiltrationsanästhesie.
Je nach Anästhetikum tritt die Wirkung nach ca. 3-10 min ein.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Zahnärtzliche Schmerzausschaltung

Um einen Zahn zu extrahieren, wird zuallererst mithilfe eines Meißels die Alveole gedehnt. Ohne vorherige Lockerung braucht man als Zahnarzt wesentlich mehr Kraft um den Zahn aus seiner Verankerung zu reißen! Der Meißel hat tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem aus dem Baumarkt, nur ist er sehr viel filigraner und feiner. Die Alveole ist das Knochenfach in dem der Zahn fest verankert ist.
Erst wenn alle Sehnen und Fasern, die den Zahn im Knochen festhalten, gelockert sind, kommt eine spezielle Zange zum Einsatz, die den Zahn endgültig aus der Mundhöhle entnimmt.

Es gibt verschiedene Arten von Zangen. Da wären zum Beispiel:

  • die Frontzahnzangen,
  • die Prämolarenzangen,
  • die Molarenzangen,
  • Wurzelzangen,
  • Weißheitszahnzangen.

Jeder Zahn halt also seine eigene spezielle Zange. Gleichzeitig wird auch noch unterschieden ob man im Oberkiefer oder im Unterkiefer den Zahn extrahieren will. Die entsprechende Zange wird am gelockerten Zahn angesetzt und dann wird versucht den Zahn zu entfernen. Bei einwurzeligen Zähnen (Frontzähne und Prämolaren) wird versucht den Zahn zu drehen.

Durch die anatomische Lage der Haltefasern setzen die Kräften, die einfach nach oben ziehen, einen großen Widerstand entgegen, drehenden Kräften können sie jedoch kaum etwas entgegensetzen. Mehrwurzlige Zähne (Molaren oder auch Backenzähne) können nicht gedreht werden. Je stärker parodontal vorgeschädigt der Zahn war, desto leichter und mit weniger Kraftanstrengung kann er entfernt werden.

In der jetzt leeren Alveole bildet sich ein Blutkoagulum als natürlicher Wundverschluss. Bis zur Koagulumbildung wird für circa zehn Minuten ein steriler Tupfer auf die leere Alveole gedrückt.

In den meisten Fällen ist ein Vernähen der Wunde nicht nötig und der Tupfer ist absolut ausreichend.
Bei sehr starken Blutungen oder Patienten, die Blutverdünner einnehmen, kann eine Naht gelegt werden.

Patienten, die sehr starke Blutverdünner nehmen und bei denen infolgedessen eine extrem starke Blutung zu befürchten ist, bekommen manchmal schon vorab individuell angepasste Verbandplatten, die sie auch noch bis zur Kontrolle einen Tag später nicht abnehmen dürfen.

 

Schmerzen während und nach der Zahnextraktion

Schmerzen während dem Ziehen

Vor der Zahnextraktion wird die betroffene Region gut betäubt und einige Minuten abgewartet, bis die Lokalanästhesie optimal wirkt. Bei der Extraktion verspürt der Patient dann keine Schmerzen, allerdings empfindet er ein Druckgefühl, was bei der Nutzung und Krauftausübung des Zahnarztes mit einem Hebel zustande kommt. Dieses Gefühl kann sehr unangenehm sein, ist allerdings von der Qualität, wenn überhaupt nur ein leichtes Schmerzgefühl.

Sollte eine Extraktion länger andauern, sodass die Wirkung einer Lokalanästhesie nachlässt, kann problemlos nachbetäubt werden. Auch eine Kombination aus mehreren Anästhesietechniken bewirkt eine Beschleunigung des Anklangs der Spritze. Dennoch gibt es Fälle, in denen die Betäubung nicht gut, oder kaum wirkt, sodass der Patient bei dem Eingriff Schmerzen verspürt. Das ist beispielsweise bei einer starken Entzündung der Fall. Ist das um den betroffenen Zahn liegende Gewebe stark entzündet, ist der pH -  Wert in den sauren Bereich verschoben, weshalb eine Lokalanästhesie dort nicht wirkt.

Weiterhin kann der Patient ein so genannter Non - Responder sein, was bedeutet, dass die Betäubung generell nicht wirkt. Schmerzen bei der Extraktion durch eine nicht wirkende Spritze sind ebenfalls bei Drogenkonsumenten wahrscheinlich. Neben Drogen hat auch Alkoholkonsum am Vortag der Extraktion den Effekt, dass eine Lokalanästhesie nicht anschlägt. Das kann bereits ein Glas Wein am Abend bedingen, dass die Spritze am nächsten Tag nicht wirkt.

Weitere Informationen finden Sie hier: Die Lokalanästhesie beim Zahnarzt

Schmerzen nach dem Ziehen

Schmerzen nach einer Extraktion sind nicht der Regelfall. Das Entfernen eines Zahnes ist ein Routineeingriff, der meistens ohne Schmerzen und mit einer komplikationsfreien Wundheilung verbunden ist. Beschwerden nach Extraktionen tauchen primär bei längeren Eingriffen auf, die sich als komplizierter herausstellen und für die mehr Aufwand nötig wird. Durch den Kraftaufwand des Zahnarztes beim Ziehen mit der Zange oder bei der Nutzung des Hebels, wird das umliegende Gewebe irritiert und durch die Abstützung an den Nachbarzähnen können diese in den ersten Tagen nach dem Eingriff Beschwerden bereiten.

Dabei kommt es zu einem leichten Druckschmerz und das Kauen auf der betroffenen Seite erscheint unangenehm. Diese Beschwerden verschwinden allerdings nach spätestens einer Woche wieder komplett. Weiterhin ist ein Wundschmerz möglich, da sich die Alveole wieder verschließen muss. Schmerzen entstehen dabei, wenn Bakterien die Wunde infizieren und eine Entzündung entsteht. Dabei verspürt der Patient die typischen Zeichen der Entzündung mit Schmerz, einer möglichen Schwellung, Rötung und einer spürbaren Erwärmung.

Der Wundverschluss wird dabei durch die Entzündung verlängert. Sofern nach der Zahnextraktion das Blut, was sich in dem Zahnfach zu Bindegewebszellen umfunktioniert, ausgespült wird, entsteht das Phänomen der leeren Alveole.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Wundheilungsstörung am Zahn

Die Keime haben nun direkten Zugang zu dem blanken Knochen über das Zahnfach und können diesen infizieren. Der Mediziner spricht von einer Alveolitis sicca. Die Alveolitis erzeugt starke Schmerzen durch die Infektion, bei der der Patient unbedingt bei dem behandelnden Zahnarzt vorstellig werden muss. Wird eine Alveolitis sicca nicht behandelt, kann sich Eiter bilden, der sich zu einem Abszess sammelt. Dabei kommt es zu einer starken Schwellung der Wange, Schmerzen, bis hin zu Schluck- und Atembeschwerden.

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Was kann man gegen die Schmerzen machen?

Der Patient sollte sich nach einer Zahnextraktion möglichst ruhig halten und keine anstrengenden Arbeiten verrichten. Neben dem Ausruhen hilft gezieltes Kühlen gegen den Wundschmerz und verhindert das Ausbreiten von Schwellungen und Entzündungen. Sofern die Schmerzen dennoch nicht aushaltbar sind, sind Schmerzmedikamente indiziert.

Als Schmerzmittel der Wahl gilt aufgrund seiner entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkung Ibuprofen. Bei einer Allergie sollte auf Paracetamol oder Novalgin® zurückgegriffen werden, jegliche Medikamente mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure sind aufgrund der erhöhten Blutungsneigung kontraindiziert, da sie Nachblutungen auslösen können. Sollten die Schmerzmedikamente dennoch nicht helfen sollte der Zahnarzt zur Nachsorge aufgesucht werden, der gegebenenfalls stärkere Medikamente, wie Opiate verschreiben kann.

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Wann muss man Antibiotika nehmen?

Es gibt zwei Varianten wie ein Antibiotikum bei einer Zahnentfernung eingesetzt wird. Entweder wird es präoperativ, vor dem Eingriff als einmalige Einnahme eingesetzt, um Infektionen vorzubeugen. Die meisten Eingriffe benötigen diese Prophylaxe allerdings nicht, da eine Zahnextraktion ein Routineeingriff ist. Lediglich bei Komplikationen bei oder nach dem Eingriff wird durch den Zahnarzt eine Antibiotikatherapie eingeleitet, bei der für 5 Tage zwei- oder dreimal täglich eine Tablette eingenommen wird.

Diese Antibiotikatherapie kann bei starker Entzündung einer Alveolitis sicca oder einem gebildeten Abszess verordnet werden. Der Behandler entscheidet im Einzelfall welches Präparat in welcher Dosierung verschrieben wird. Das klassische Antibiotikum ist das Aminopenicillin Amoxicillin. Die lange Einnahme des Antibiotikums ist notwendig, damit keine Resistenzen entstehen.

Komplikationen/ Risiken

Wie bei jedem Eingriff können auch beim Extrahieren eines Zahnes Komplikationen auftreten. Außerdem besteht wie bei jedem Eingriff ein gewisses Risiko.
Die Wahrscheinlichkeit für schwere Komplikationen ist verschwindend gering!

Die Wurzel des Zahnes kann zum Beispiel frakturieren und muss dann mühsam Stück für Stück entfernt werden.
Werden nicht alle Teile erwischt, kann sich auch nach Jahren noch, um dieses eine Teil eine Zyste bilden, die dann chirurgisch eröffnet und behandelt werden muss.
Solche zurückgebliebenen Teile können auch völlig harmlos sein und niemals Symptome entwickeln.

Nach einer Zahnextraktion kann es auch zu einer Wundheilungsstörung kommen, wenn die Wunde nicht ausreichend durch einen "Blutpfropf" verschlossen werden kann, wie es bei der gesunden Wundheilung der Fall wäre.
Die Wundheilungsstörung kann verschiedene Ursachen haben kann, wie z.B. schlechte Mundhygiene oder Rauchen.

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Zerfällt das gebildete Blutkoagulum zu schnell, entzündet sich der Kieferknochen, weil ihm eine Schutzschicht fehlt und er völlig den Bakterien der Mundhöhle ausgesetzt ist.
Harte Nahrung zum Beispiel kann das Blutkoagulum zerstören. Dieses Krankheitsbild nennt man trockene Alveole oder Alveolitis sicca.

Die Mundöffnung kann erschwert sein, wenn bei der Leitungsanästhesie im Unterkiefer ein Nerv ungünstig erwischt wurde. Meist gibt sich das aber von selbst nach zwei bis drei Tagen.

Es besteht auch die Gefahr einer Hämatombildung aufgrund einer Einblutung in das umliegende Gewebe.
Diese Hämatombildung geht oft mit einer unschönen Schwellung im Gesicht einher. Das sieht zwar nicht sehr ästhetisch aus, ist jedoch nur in den wenigsten Fällen gefährlich oder behandlungsbedürftig.

Schmerzen sind in Maßen völlig normal, nur bei tagelang anhaltenden Schmerzen oder wenn gar keine Besserung spürbar ist, sollte nochmals ein Zahnarzt aufgesucht werden.

Wird ein Molar im Oberkiefer (Backenzahn im Oberkiefer) entfernt, kann es passieren, dass die Kieferhöhle eröffnet wird.

Die Wand zwischen Wurzelspitze und Kieferhöhle ist sehr dünn und kann deshalb leicht brechen, das stellt keinen Fehler von Seiten des Zahnarztes dar.

Nach der Extraktion muss deshalb geprüft werden, ob eine Eröffnung stattgefunden hat. Ist dies der Fall, muss diese Öffnung vom Oralchirurgen wieder verschlossen werden, weil sonst Bakterien und Keime von der Mundhöhle in die Kieferhöhle gelangen und dort eine Sinusitis maxillaris auslösen.

Eine Eröffnung der Kieferhöhle ist immer eher eine Ausnahme!

Nach Zahnextraktionen gibt es einige Dinge, die man befolgen sollte, um eine rasche Wundheilung zu gewährleisten.

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Eiter nach Zahnextraktion

Eiter ist immer ein Zeichen einer Infektion, da er aus abgestorbenen weißen Blutzellen besteht. Bei Eiterbildung ist es wichtig diesen durch einen Entlastungsschnitt ablaufen zu lassen, damit die Eiteransammlung sich nicht vergrößert und sich zu einem manifesten Abszess entwickelt. Bei bereits gebildeten Abszessen mit starker Schwellung, wird neben einem Schnitt zum Abfluss ein Drainagesystem eingebracht, was aus Röhrchen besteht, durch die der Eiter konstant ablaufen kann. Eine zusätzliche Antibiotikatherapie wird zusätzlich angeordnet um die Bakterien schnellstmöglich aus dem Körper zu bekommen und ein Eindringen in den Blutkreislauf, als Sepsis, zu vermeiden. Dabei kann es sein, dass der Patient engmaschig anfangs täglich einbestellt wird, um den Eiter vollständig abzulassen und die infizierte Wunde zu spülen.

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Nachblutung nach Zahnextraktion

Nachblutungen sind meist Folge von fehlerhaftem Verhalten nach einer Extraktion. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure in vielen Schmerzmitteln ist durch seine blutverdünnende Wirkung der häufigste Grund einer selbstproduzierten Nachblutung. Daher weist der behandelnde Zahnarzt immer explicit darauf hin keine Schmerzmittel wie Aspirin® oder Tomapirin® einzunehmen. Weiterhin kann auch der Konsum von Alkohol nach dem Eingriff das Blut so verdünnen, dass eine Nachblutung entsteht. Bei feststellen einer Nachblutung sollte der Patient ein Taschentuch rollen und mit Druck für zehn Minuten darauf beißen, um die Blutung zu stillen. Sofern die Blutung dadurch nicht gestillt werden kann, muss unverzüglich der Zahnarzt oder Notdienst aufgesucht werden, der die Wunde durch eine Lappenbildung und engmaschige Naht verschließt, damit die Blutung gestillt wird.

Mundgeruch nach Zahnextraktion

Mundgeruch nach einer Zahnextraktion ist in der Mehrzahl der Fälle ein Zeichen einer Infektion. Abgestorbene weiße Blutzellen bilden Eiter aus, der einen unangenehmen Geruch in der Mundhöhle auslöst. Dieser Geruch verschwindet erst wieder, wenn der komplette Eiter abgelassen worden ist und die Entzündungszellen verschwinden. Weiterhin kann ein unangenehmer Geruch auch durch Nahrungsreste entstehen, die in der Wunde verbleiben und nicht gesäubert werden können. Dadurch entsteht ein Verwesungsgeruch, der durch Spüllösungen und eine Wundreinigung gemildert werden kann. Auch eine Alveolitis sicca, bei der das Blut aus dem Zahnfach entfernt ist, kann unangenehme Gerüche und Geschmacksverstimmungen produzieren. Der Geruch verschwindet erst mit dem Wundverschluss und dem Abklingen der Entzündung.

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Ist eine Zahnextraktion in der Schwangerschaft möglich?

Zahnärztliche Eingriffe sollten generell in der Schwangerschaft gemieden werden und Zahnextraktionen werden nur im äußersten Notfall durchgeführt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass ein Lokalanästhetikum mit einer hohen Proteinbindungsrate verwendet wird, damit ein möglichst geringer Teil davon das Ungeborene erreichen kann. Da der Eingriff immer mit Stress für Mutter und Kind verbunden ist, sollte vorher überlegt werden ob eine Trepanation, die Entfernung des Nervgewebes des Zahnes nicht ausreicht, um die Schmerzen zu nehmen und die Zahnextraktion nach der Geburt angeschlossen wird.

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Ist eine Zahnextraktion trotz Marcumar® möglich?

Patienten mit Herzerkrankungen werden häufig durch eine Dauertherapie mit Gerinnungshemmern wie Marcumar® eingestellt. Marcumar® verdünnt das Blut, was bei einer Zahnextraktion eine Blutung auslöst, die kaum zu stillen ist. Daher wird das Medikament in Absprache mit dem Hausarzt oder Internisten für den Eingriff abgesetzt und der Patient wird mit einem Ersatzpräparat, meist Heparin überbrückt. Dabei wird am Morgen des Eingriffs der Wert des Marcumars® im Blut überprüft, der so genannte Quickwert. Ab einem Quickwert > 35% ist eine Zahnextraktion möglich, sofern der Wert nicht erreicht wird, wird weiter abgewartet, bis das Blut wieder „dicker“ ist. Am Tag nach dem Eingriff oder am Tag selbst wird Marcumar® wieder eingenommen, weshalb eine dichte Naht der Wundränder unverzichtbar ist, um eine Nachblutung zu vermeiden.

Verhalten nach dem Eingriff

Direkt nach dem Eingriff kann man das Gebiet kühlen, um eine Schwellung zu vermeiden. Häufig klagen Patienten über eine geschwollene Backe.

Harte Nahrung sollte man erst nach circa einem Tag zu sich nehmen um die Wunde selbst nicht immer wieder aufzureißen.

Milchprodukte enthalten Milchsäurebakterien, die das Blutkoagulum vorzeitig auflösen und zerstören können. Es besteht die Gefahr der schon besprochenen Alveolitis sicca.

Gegen möglicherweise auftretende Schmerzen bekommt man vom Zahnarzt in der Regel ein Rezept oder Tabletten mit nach Hause.
Häufig ist Ibuprofen das Mittel der Wahl.
Es kann eigentlich jedes Schmerzmittel genommen werden das nicht gleichzeitig als Blutverdünner wirkt .

Am Tag vor der Extraktion und ein bis zwei Tage danach sollte kein Aspirin eingenommen werden, weil es das Blut verdünnt und die Wundheilung stark beeinträchtigt.

Auch Koffein hat eine blutverdünnende Wirkung und sollte deshalb ein bis zwei Tage nach dem Eingriff nur in Maßen genossen werden.

Auf Rauchen sollte ebenfalls verzichtet werden, bis die Wunde verheilt ist, da der Rauch die Heilung extrem verlangsamt.

Nach circa einer Woche ist die Extraktionswunde verheilt.

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Wann darf man nach dem Eingriff wieder essen?

Das Essen nach einer Zahnextraktion ist möglich, wenn die Betäubung wieder vollständig abgeklungen ist. Vorher ist das Verletzungsrisiko zu groß, da Wangenanteile, Zunge und Lippe betäubt sein können und der Patient es nicht bemerkt, wenn er sich auf die betroffene Stelle aufbeißt oder ob der Tee oder die Suppe zu heiß ist. Nach dem Erlischen der Lokalanästhesie sollte in den ersten Tagen auf weiche Kost zurückgegriffen werden, harte Nahrungsmittel wie beispielsweise Nüsse sollten gemieden werden, um die Zähne in der betroffenen Region nicht zu überlasten. Auf Kaffee sollte ebenfalls verzichtet werden, da es den Blutdruck und –Fluss erhöht und dadurch Entzündungen begünstigen kann.

Welche Rolle spielt Homöopathie nach der Zahnextraktion?

Homöopathische Hilfsmittel können unterstützend zu der zahnärztlichen Therapie die Wundheilung fördern und das geschwächte Immunsystem stärken, um Infektionen vorzubeugen. Dabei ist es trotzdem wichtig eine Einnahme mit dem behandelnden Zahnarzt abzusprechen, um das geeignete Präparat zu finden. Nach Zahnextraktionen sind Globuli der Wahl Arnica und Calendula in D12, die Schwellungen und Schmerzen lindern können. Bellis perennis und Chamomilla recutita in der Potenz D12 ermöglichen Infektionen entgegenzuwirken und Symptome einzudämmen. Gegen Schmerzen nach der Behandlung wirken die Globuli Belladonna, ebenfalls in D12. Die regelrechte Dosierung all dieser Globuli ist eine dreimalige Einnahme a fünf Globuli täglich.

Weitere Informationen finden Sie hier : Homöopathie bei Zahnschmerzen

Ab wann darf ich nach dem Eingriff wieder rauchen?

Rauchen ist nach dem Eingriff einer Zahnextraktion kontraindiziert, da es den Prozess der Wundheilung stört und Infektionen begünstigt. Das enthaltene Kohlenmonooxid und Nikotin vermindern den Sauerstoffgehalt, der für die Wundheilung maßgebend ist. Weiterhin wird die Durchblutung durch das Rauchen direkt nach dem Eingriff verschlechtert. Der Teer der Zigarette kann sich in der Wunde ablagern und verhindern, dass sich der Blutpfropf innerhalb der Wunde zu Bindegewebszellen umfunktioniert. Der Prozess der Wundheilung wird verlangsamt, es können zudem starke Schmerzen aufgrund von Infektionen entstehen. Die Bakterien haben einen erleichterten Eintritt in die Wunde nach der Extraktion und können schlimmstenfalls eine Blutvergiftung, eine so genannte Sepsis, mit lebensbedrohlichen Folgen auslösen. Daher sollte auf das Rauchen für die ersten drei Tage nach der Zahnextraktion verzichtet werden.

Wann darf ich nach der Zahnextraktion wieder Alkohol trinken?

Alkohol nach einer Zahnextraktion ist kontraindiziert, da es blutverdünnend wirkt und die Gerinnung stört. Trinkt der Patient nach dem Eingriff Alkohol besteht die Gefahr einer Nachblutung, die ein Aufsuchen der Zahnarztpraxis für eine nachträgliche Behandlung zur Folge hat. Weiterhin begünstigt Alkohol ebenfalls ein Infektionsrisiko. Die Bakterien können sich leichter in der Wunde festsetzen und schneller vermehren, da die Durchblutung erhöht ist. Daher gilt eine Alkoholabstinenz von mindestens drei Tagen, bis die Wundränder sich angenähert und nahezu verschlossen haben.

 

Dauer der Heilung

Die Dauer der Heilung geht mit der Fäden Entfernung einher. Nach sieben bis zehn Tagen sollen gesetzte Fäden entfernt werden, bis dahin ist die Wunde in der Mehrheit der Fälle zugewachsen. Die Wunde ist verschlossen, allerdings ist das Zahnfleisch noch nicht komplett nivelliert. Auch der Knochen in dem Zahnfach formiert sich, was in etwa vier bis sechs Wochen andauern kann, von diesem Vorgang merkt der Patient allerdings kaum etwas.

Sofern es allerdings Komplikationen gibt, kann die Phase bis sich die Wunde verschließt andauern, sodass nach den sieben bis zehn Tagen, nachdem die Fäden gezogen werden, die Wundränder noch nicht miteinander verschlossen sind. Hält die Infektion weiter an, kann der Zahnarzt die Alveole nochmals säubern und auskratzen, sodass ein neuer Blutpfropf entsteht, der sich in Bindegewebe umfunktioniert.

Bei Komplikationen kann man nicht pauschal sagen, wie lange die Heilung andauert, denn es spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Raucher und Patienten mit Diabetes mellitus haben eine gestörte Wundheilung, die Infektionen begünstigt und das Schließen der Wundränder prinzipiell schon verlängert. Generell ist es für den Patienten wichtig nach der Zahnextraktion zur Nachkontrolle zum Zahnarzt zu gehen, auch wenn nicht genäht wurde, um die Wundheilung kontrollieren zu lassen. Treten Beschwerden auf, sollte der Patient umgehend den Zahnarzt aufsuchen, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Wie lange werde ich krankgeschrieben?

Bei unkomplizierten Eingriffen ist meist keine Krankschreibung oder nur eine Krankschreibung für den Tag der Behandlung notwendig. Sofern Komplikationen in der Wundheilung entstehen kann der Zahnarzt eine Krankschreibung für eine Dauer von einer Woche ausstellen, je nachdem wie schnell sich die Situation stabilisiert. Dabei ist eine tägliche Nachkontrolle die Regel.

 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.11.2014 - Letzte Änderung: 07.12.2022