Bei der alveolitis sicca handelt es sich um eine postoperative Wundheilungsstörung, nach Zahnentfernung.
Die Alveolitis sicca oder trockene Alveole ist eine postoperative Komplikation nach einer Zahnentfernung. Im Englischen wird sie als dry socket bezeichnet. Sie tritt häufig im Seitenzahnbereich auf
Jeder Zahn wird in einer Alveole, einem Zahnfach des Kieferfortsatzes, mit Fasern am Knochen befestigt. Nach der Extraktion also dem Entfernen des Zahnes ist ein freier knöcherner Raum entstanden, der sich mit Blut anfüllt. Dieser Blutpfropf wird Koagulum genannt. Dieses hat eine wichtige Aufgabe bei der Heilung des Defektes. Das Koagulum verschließt die Knochenwunde und schützt so die Alveole vor eindringenden Bakterien. Es stellt somit den besten Wundverband dar. Später wird es dann nach Einwachsen von Kapillaren zu Bindegewebe umgewandelt. Dies ist der normale Verlauf nach dem chirurgischen Eingriff ohne Komplikationen
Eine Alveoltitis sicca macht sich bemerkbar durch:
Sollten die oben genannten Symptome auftreten, ist das Aufsuchen des behandelnden Arztes unbedingt anzuraten. Dieser wird die Wunde begutachten und die ersten Behandlungsschritte einleiten.
Liegt ein extremer Fall vor, bekommt der Patient eine Lokalanästhesie verabreicht, um den schmerzhaften Eingriff überstehen zu können. Mit speziellen Instrumenten wird abgestorbenes Gewebe entfernt und die Alveole ausgekratzt. Dadurch wird eine neue Wundfläche geschaffen, die wieder verheilen kann.
Im nächsten Schritt wird eine Tamponade angefertigt. Dieser Verband ist mit desinfizierenden, zum Abtöten der eingedrungenen Bakterien, und schmerzstillenden Medikamenten getränkt. Die Tamponade muss vom Zahnarzt regelmäßig gewechselt werden.
Dentisolon Salbenstreifen sind zurzeit in Deutschland gängige Einlagen. Depottamponaden können längere Zeit auf der Wunde verbleiben.
Eine andere Möglichkeit ist das direkte Einfügen einer resorbierbaren Paste mit einer Kanüle in die Alveole. Eine mögliche Paste ist Socketol. Diese besteht aus den Komponenten Lidocain, Phenoxyethanol, Thymol und Perubalsam.
Bei der Anwendung einer Paste kann auf einen zu wechselnden Trägerstreifen verzichtet werden. Eine ergänzende Gabe an Antibiotika wird nicht durchgeführt, da dies keine Wirkung zeigt. Ist nur ein leichterer Fall vorhanden, dies wäre unter anderem dann, wenn eine schon abklingende Alveolitis sicca vorliegt, genügt häufig ein vorsichtiges Reinigen und Spülen des Wundbereiches.
Auch eine Spülung der Alveole mit 3%igem Wasserstoffperoxid und Sauerstoff ist ebenfalls möglich. Ein Vorgehen wie eben erwähnt ist in diesem Fall nicht indiziert, da ein erneutes Aufkratzen die schon eingesetzte Wundheilung wieder stören würde und sich somit die Regeneration eher hinauszögern würde. Eine ältere Behandlungsmethode waren medikamentöse Einlagen mit Zinkoxid-Zement auf einem Mullstreifen, der für eine Woche auf der Wunde belassen wurde. Die Behandlung der Alveolitis sicca kann sich je nach Schweregrad mehrere Wochen hinziehen, sodass Geduld und Mitarbeit vom Patienten gefordert ist.
Im Laufe der Behandlung wächst die Schleimhaut immer mehr über die Wunde, bis sie schließlich wieder gänzlich verschlossen ist.
Die Gabe von Antibiotika bei einer akuten Alveolitis sicca, wird in der Zahnmedizin, kontrovers diskutiert, da die zusätzliche Gabe von Antibiotika, im akuten Stadium einer Alveolitis sicca, nicht unbedingt zu einer schnelleren Wundheilung beiträgt. Kommt es zu einer massiven Infektion, im Rahmen einer Alveolitis sicca, so ist die Gabe eines Antibiotikums durchaus sinnvoll, um die Ausbreitung der Infektion, sowie die Ausbildung einer Sepsis (Blutvergiftung) zu verhindern.
Bei Patienten mit einer Neigung zu Blutgerinnungsstörungen, oder einer bekannten Neigung zur Ausbildung einer Alveolitis sicca, ist die prophylaktische Gabe von Antibiotika, vor einer Zahnextraktion, als sinnvoll anzusehen. Dabei haben sich die Antibiotika aus der Gruppe der Penicilline als wirksam erwiesen. Dennoch ist vor einer zu häufigen, sowie vor einer zu kurzen Gabe von Antibiotika abzuraten, da die Gefahr einer Resistenzbildung, gegen bestimmte Antibiotikagruppen, besteht. Die Einnahme von Chlorhexidinlösungen (Chlorhexamed forte®), vor und nach einer Zahnextraktion, ist eine Möglichkeit, um das Auftreten einer Alveolitis sicca zu mindern.
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Die Heilung einer Alveolitis sicca dauert bei richtiger Behandlung in der Regel ca. 7-10 Tage, kann sich aber auch mehrere Wochen hinziehen.
Spülungen, die desinfizierend wirken, können unterstüzend Verwendung finden. Die Tamponade muss vom Zahnarzt regelmäßig gewechselt werden, um eine erneute Infektion zu verhindern. Die Wunde sollte dann im Laufe der Zeit zuwachsen. Meist tritt nach der ersten Behandlung schon eine Linderung der Schmerzen ein, was aber noch nicht bedeutet, dass es direkt verheilt ist. Die vollständige Heilung braucht ihre Zeit und die Anweisungen des behandelnden Arztes sind auf jeden Fall Folge zu leisten.
Beim Extrahieren eines Zahnes entsteht eine größere offene Wunde, die in Ruhe wieder heilen muss. Rauchen sollte man während dieser Zeit unterlassen, da es durch das zugeführte Nikotin zu Wundheilungsstörungen kommen kann.
Der Heilungsprozess kann sich verlängern bzw. kann es dazu kommen, dass die Wunde sich entzündet. Nikotin bewirkt eine Verschlechterung der Durchblutung. Sollte man schon längere Zeit rauchen, ist das Risiko eine Alveolitis sicca zu bekommen, erhöht, da allgemein eine schlechtere Durchblutung des Gewebes vorliegt.
Die Wundheilung ist verschlechtert, da das Zahnfleisch, welches vorher den Zahn umgeben hat, absterben kann. Neben dem Nikotin sind in einer Zigarette noch weitere Stoffe, die inhaliert werden und somit die Wunde beschmutzen. Besonders beim Rauchen direkt nach der Operation oder bei einer vorliegenden Alveolitis sicca ist es besonders schädlich.
Durch die schmutzigen Bestandteile kommt es zu Entzündungen, Eiterungen und auch zum Absterben des Gewebes.
Die ersten Tage sollte man auf keinen Fall rauchen, um eine Alveoltis sicca zu verhindern. Nachdem die primäre Wundheilung abgeschlossen ist, ist es weniger schlimm, aber am sichersten ist es, solange zu warten, bis die Wunde komplett verheilt ist.
Die Wahrscheinlichkeit eine Alveolitis sicca zu bekommen beträgt zwischen 1 und 4 Prozent. Ist ein Zahn entfernt worden, füllt sich die Wunde normalerweise mit Blut, woraus sich im Laufe der Heilung ein Blutgerinnsel bildet.
Dieses schützt die Wunde vor Bakterien, Viren und Pilzen, bis die Schleimhaut über die Wunde gewachsen ist.
Bei einer Alveolitis sicca geschieht dies genau nicht. Im Verlauf der „Heilung“ bildet sich kein "Blutpropf" aus oder ein vorhandener zerfällt wieder. Auch zu starkes Spülen kann den schützenden Blutpropf entfernen. Das Loch ist somit nicht geschützt und es sammeln sich Speisereste in jenem an. Außerdem liegen der Knochen und die Nerven frei.
Dies ist der Start der Entzündung, da Bakterien ungehindert eindringen können und den Knochen sowie den Nerv reizen.
3-4 Tage nach der Operation treten die ersten Schmerzen auf, die mehrere Wochen andauern können. Ab dem Zeitpunkt der ersten Schmerzsymptome ist es ratsam, einen Zahnarzt aufzusuchen. Bei begonnener Behandlung kann sich diese bis zu mehrere Wochen hinziehen, bis die Schleimhaut komplett über die Wunde gewachsen ist. Bei Nichtbehandlung verschlimmert sich die Entzündung. Es kann zu Eiterbildung, bis hin zu einer Ausbildung eines Abszesses kommen. Ein Abszess beschreibt einen mit Eiter gefüllten, umkapselten Hohlraum.
Zur Vermeidung von postoperativen Schmerzen und der Ausbildung einer trockenen Alveole wurde eine Öl-haltige Calciumhydroxid Paste entwickelt, mit der nach jeder Extraktion eines Zahnes die Alveole ausgefüllt werden sollte. Da aber die allermeisten Zahnentfernungen komplikationslos verlaufen, setzte sich diese Behandlungsmethode nicht durch. Nach der Operation sollte darauf geachtet werden, nicht zu stark mit den verschriebenen Mundspüllösungen zu spühlen. Damit wird ein Entfernen des frisch gebildeteten Blutpropfes vermieden.
Zusammenfassend kann gesagt werden. Die Alveolitis sicca ist eine schmerzhafte Komplikation nach einer Zahnextraktion. Sie wird durch den Zerfall des Blutkoagulums verursacht, der zum Freiliegen des Knochens führt. Die Therapie besteht in einer gründlichen Wundrevision und anschließender Tamponade der Alveole. Dadurch wird eine Schmerzbeseitigung und Wundheilung gefördert.
Die Dauer der Therapie und die vollständige Heilung sind im Einzelfall sehr unterschiedlich.
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