Chemosynoviorthese

Durch eine Chemosynoviorthese kommt es oft zu langanhaltenden Verbesserungen von Gelenkschwellung, Schmerzen und Gelenkfunktion. Die Erfolgsaussichten sind schlechter, wenn schon eine fortgeschrittene Schädigung des behandelten Gelenkes vorliegt. Häufig angewendet und erfolgversprechend -besonders an großen Gelenken (z.B. Kniegelenk)- ist die Kombinationstherapie aus operativer Schleimhautentfernung und anschließender Chemosynoviorthese, wodurch noch Schleimhautreste entfernt werden, die nach einer operativen Schleimhautentfernung immer verbleiben.

Chemosynoviorthese

Synonyme im weiteren Sinne

chemische Zerstörung der Gelenkschleimhaut (Synovitis)

Einleitung

Die chronische Polyarthritis (Rheuma) ist eine chronische entzündliche Gelenkerkrankung, die eine interdisziplinäre Behandlung notwendig macht. Erste Ansprechpartner sind der rheumatologisch spezialisierte Orthopäde und Internist. Eine rheumatische Behandlung besteht aus Medikamenten, Krankengymnastik, Ergotherapie, physikalischer Therapie und ggf. auch durch Operationen. Während die klassischen Medikamente den gesamten Organismus beeinflussen, ist es möglich Gelenke gezielt durch Injektionen zu behandeln. Ein Hauptproblem bei der chronischen Polyarthritis (Rheuma) sind wiederkehrende schmerzhafte Gelenkentzündungen. In diesen akuten Phasen eines rheumatischen Geschehens schwellen die Gelenkschleimhäute entzündlich an und führen bei längerer Krankheitsdauer zu einem bleibenden Gelenkschaden.

Chemische Synoviorthese

Ein Therapieansatz bei der chronischen Polyarthritis ist deshalb die Beseitigung der zerstörerischen und chronisch entzündlichen Gelenkschleimhaut. Neben der operativen Schleimhautentfernung gibt es die Möglichkeit einer Schleimhautverödung durch eine Injektion von chemischen oder radioaktiven Substanzen (Chemosynoviorthese oder Radiosynoviorthese).
Chemische Substanzen wie z.B. Natrium-Morrhuate (Scleromate®) greifen direkt die entzündete Gelenkschleimhaut an und führen zu einem Schleimhautuntergang. Das abgestorbene Gewebe wird vom Körper aufgenommen und ausgeschieden. Eine chemische Synoviorthese muss manchmal mehrmals durchgeführt werden, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Eine schon bestehende Gelenkknorpelschädigung (Arthrose) kann allerdings nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Erfolgsaussichten

Durch eine Chemosynoviorthese kommt es oft zu langanhaltenden Verbesserungen von Gelenkschwellung, Schmerzen und Gelenkfunktion. Die Erfolgsaussichten sind schlechter, wenn schon eine fortgeschrittene Schädigung des behandelten Gelenkes vorliegt. Häufig angewendet und erfolgversprechend -besonders an großen Gelenken (z.B. Kniegelenk)- ist die Kombinationstherapie aus operativer Schleimhautentfernung und anschließender Chemosynoviorthese, wodurch noch Schleimhautreste entfernt werden, die nach einer operativen Schleimhautentfernung immer verbleiben.

Durchführung

Das behandelte Gelenk wird sorgfältig mit alkoholischer Desinfektionslösung gesäubert. Die Gelenkpunktion erfolgt unter sterilen Bedingungen. Zunächst wird ein evtl. vorhandener Gelenkerguss abgezogen, dann ein lokales Betäubungsmittel gespritzt. Anschließend wird das Verödungsmittel in genau der richtigen Dosierung injiziert.
In der Folgezeit kann es vorübergehend zu einer Befundverschlechterung (Rötung, Schwellung, Schmerzen) des Gelenkes kommen, verursacht durch eine Begleitentzündung und die Abbauprodukte der Gelenkschleimhaut.
Eine schädigende Wirkung auf den Gelenkknorpel besteht in der Regel nicht. Damit das Medikament seine Wirkung optimal entfalten kann, ist es wichtig, nach einem anfänglichen Durchbewegen des Gelenkes ruhig zu halten.

Nebenwirkung

Schwerwiegende Nebenwirkungen sind selten.
Am gefährlichsten ist die Verschleppung von Hautkeimen ins Gelenkinnere. Deshalb ist das Einhalten steriler Arbeitsbedingungen unabdingbar. In extrem seltenen Fällen kann durch eine Weichteilschwellung in der Umgebung des behandelten Gelenkes eine Thrombose ausgelöst werden.
Allgemeine Auswirkungen auf den Organismus können kurzfristiges Fieber und Schüttelfrost sein, sowie ein Anstieg von weißen Blutkörperchen und der Leberwerte. Neben den erwähnten Reaktionen im Gelenk, kann eine versehentliche Medikamenteninjektion in die Weichteile zu Schmerzen und einer lokalen Entzündung führen, die fast immer folgenlos bleibt.

Kontraindikation

Von einer Behandlung mittels chemischer Synoviorthese sind Schwangere und Patienten mit bestehender Leber- und / oder Nierenerkrankung ausgenommen.

Nachbehandlung

Das behandelte Gelenk sollte für einen Zeitraum von 48 Stunden geschont werden. Für Gelenke der unteren Extremität bedeutet dies eine Entlastung des Beines und die Mobilisation des Patienten an zwei Unterarm Gehstützen oder in einem Rollstuhl.
Anschließend kann mit einem beschwerdeabhängigen Belastungsaufbau hin bis zur zügigen Vollbelastung weiterbehandelt werden. Eine sich anschließende Bewegungstherapie soll eine Gelenkversteifung vorbeugen, die durch eine medikamentenverusachte Kapselschrumpfung hervorgerufen werden könnte. Lokale Beschwerden wie:

  • Schwellung
  • Rötung und
  • Schmerzen

werden symtomatisch durch Kühlung und schmerz- und entzündungshemmende Medikamente behandelt.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema

Eine Übersicht aller Untersuchungsmethoden, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter: Diagnostik A - Z

 

Test

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024