Mit dem Einschlafen des Armes sind meist harmlose temporäre Taubheitsgefühle gemeint, die oft mit einem Kribbeln einhergehen. Differentialdiagnosen und Therapien werden im folgenden Artikel beschrieben.
Mit „Einschlafen“ des Armes sind meist harmlose vorrübergehende Taubheitsgefühle und/oder Kribbeln gemeint. Wenn gelegentlich der Arm einschläft und es keine weiteren Beschwerden gibt, ist die Ursache oft ohne Krankheitswert. Aber Taubheitsgefühle und ein Kribbeln im Arm können auch auf behandlungsdürftige Erkrankungen hinweisen. Wenn ein Arm oder beide Arme häufiger „einschlafen“ oder die Missempfindungen nicht mehr rückläufig sind, sollte ein Arzt kontaktiert werden.
Es gibt vielfältige Ursachen für „eingeschlafene“ Arme. Hierbei kann man die Ursachen ohne Krankheitswert von Ursachen mit Krankheitswert unterscheiden.
Eine kurzzeitige Irritation von bestimmten Nerven kann zu kurzfristigen Missempfindungen und Taubheitsgefühlen im Arm führen. Diese sind meist unbedenklich. Durch Fehlhaltungen und Verspannungen verschiedener Muskeln im Hals -, Nacken- und Armbereich können vorübergehend ein oder mehrere Nerven komprimiert werden. Dadurch werden die Nerven gereizt und es werden temporäre Missempfindungen ausgelöst. Es bedarf in der Regel keinerlei (ärztlicher) Behandlung.
Aber auch Erkrankungen, wie die Multiple Sklerose, ein Bandscheibenvorfall oder eine Migräne mit Aura können ein „Einschlafen“ eines Armes oder beider Arme provozieren. Diese Erkrankungen müssen ärztlich diagnostiziert und behandelt werden. Des Weiteren können bestimmte Mangel (z.B Vitaminmangel), Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, bestimmte Medikamente oder Infektionen ein Kribbeln und Taubheitsgefühle der Arme bewirken. Auch diese Ursachen bedürfen ärztlicher Unterstützung.
Wenn ein plötzlich auftretendes Taubheitsgefühl mit einer Lähmung einhergeht und nicht zuzuordnen ist, sollte direkt notärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Bei einer Unfähigkeit den Arm zu bewegen, gezielt etwas zu greifen, einer Halbseitenlähmung und / oder plötzlich auftretenden Sprachstörungen sollte immer ein Schlaganfall ausgeschlossen werden.
Für ausführliche Informationen hierzu lesen Sie unter: Bandscheibenvorfall
Ein Mangel von bestimmten Vitaminen und Nährstoffen kann sich in Missempfindungen äußern. Dabei manifestieren sich diese meistens in den Händen oder in den Füßen. In manchen Fällen können diese Nervenstörungen als Mangelerscheinung auch in den Armen auftreten. Insbesondere ein Vitamin B12-Mangel kann ein „Einschlafen“ der Hände und Füße und gegebenenfalls der Arme verursachen.
Aber auch ein Ungleichgewicht anderer Nährwertstoffe und ein Mangel an Eisen und/oder Magnesium sind potenzielle, auslösende Faktoren. Wenn diese Nervenstörungen durch einen Vitaminmangel verursacht wurden, können daraus eine abgeschwächte Muskelkraft, Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen bis hin zu Lähmungen resultieren. Von einem Vitamin B12-Mangel sind insbesondere ältere Personen betroffen. Inwieweit eine vegetarische oder vegane Ernährung in diesem Kontext eine Rolle spielt, wird kontrovers diskutiert, allerdings wird ein Vitamin B12-Mangel oft nicht erkannt. Bei etwa 25% aller Fälle zeigen sich die Mangelerscheinungen, ohne dass im Blutbild ein Mangel festgestellt werden kann. Definitiv kann trotz normaler Blutwerte ein funktioneller Mangel an dem Vitamin bestehen. Nachweisen lässt sich dies, wenn man die Verbindung von Vitamin B12 mit einem Bindungsprotein misst. Diese Verbindung wird als Holo-Transcobalamin (Holo-TC) bezeichnet.
Falls die Ursache der „einschlafenden“ Arme ein Vitaminmangel sein sollte, sollte dieser ärztlich untersucht und behandelt werden. Oftmals reicht eine Ernährungsumstellung alleine nicht aus. Häufig bedarf es –zumindest temporär- eine Vitaminergänzung in Tablettenform. Es sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.
Lesen Sie hierzu auch: Vitamin B12-Präparate
Ein Schlaganfall kann sich sehr vielfältig äußern. Je nachdem welcher Bereich im Gehirn betroffen ist, kann es zu plötzlichen Ausfallserscheinungen des Körpers kommen. Das kann sowohl die Motorik, das Denken und Handeln, als auch die Sensibilität betreffen. Dabei können auch schlagartige Sensibilitätsstörungen, Bewegungsstörungen und Halbseitenlähmungen eines Armes auftreten.
Oft - aber nicht unbedingt - treten neben den Störungen bezüglich des Armes weitere Beschwerden auf. Wenn ein Verdacht bestehen sollte, dass ein Schlaganfall die Symptome ausgelöst hat, sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Es ist gut möglich, dass der Betroffene selbst die Störungen nicht bemerkt oder nicht adäquat darauf reagieren kann. Wenn Angehörige die Verdachtsdiagnose eines Schlaganfalles vermuten, sollte so schnell wie möglich für eine ärztliche Abklärung gesorgt werden. Je früher ein Schlaganfall behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Anzeichen eines Schlaganfalls
Im Rahmen von einer Multiplen Sklerose können Nervenstörungen verschiedenster Art entstehen. Daher können diese sich theoretisch auch in Form eines „Einschlafens“ der Arme manifestieren. Bei der Multiplen Sklerose kommt es zu Entzündungen und Abbau der Isolationsscheiben der Nervenzellen. Diese werden auch als Myelinscheiden bezeichnet und befinden sich an verschiedensten Stellen im zentralen Nervensystem. Daher können sich die Störungen und der Verlauf sehr unterschiedlich zeigen.
Laut derzeitiger Statistik treten am häufigsten Empfindungsstörungen der Arme und Beine als Erstbeschwerden auf. Davon sind etwa 30-50% betroffen. Das zweithäufigste Symptom sind Sehstörungen (siehe auch: Schwindel und Sehstörungen). Etwa 20% der Patienten, die dieses Erstsymptom zeigen, befinden sich in einem jungen Lebensalter. Die dritthäufigsten Anzeichen für die Erkrankung sind Muskelfunktionsstörungen, unter anderem in den Armen, aber auch in den Beinen. Diese können sich als erhöhte Muskelsteifigkeit, Kraftlosigkeit oder Lähmungen ausdrücken. Oftmals kommt es parallel zu Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen. Wenn die Arme betroffen sind, können gezielte Greif- und Feinmotorikfunktionen eingeschränkt sein. Sollten die Beine betroffen sein, können sich Stehunsicherheiten und Gangstörungen entwickeln.
Zudem können weitere Beschwerden auftreten, wie eine abnorme Müdigkeit, eine Blasenentleerungsstörung, Darmentleerungsstörungen, sexuelle Störungen, eine gestörte, veränderte Artikulation und psychische Störungen.
Lesen Sie mehr unter: Diagnose der Multiplen Sklerose
Bei einem Herzinfarkt berichten manche Betroffenen von einem ausstrahlenden Schmerz im linken Arm. Diese Beschwerden werden in der Regel eher als Schmerzen und weniger als ein „Einschlafen“ des linken Armes beschrieben. Doch da die Wahrnehmungen und Beschreibungen sehr unterschiedlich sind, sollte dies ernst genommen werden. Insbesondere wenn zusätzlich Brustschmerzen oder Herzprobleme auftreten, sollten Herzuntersuchungen durchgeführt werden.
Lesen Sie hierzu mehr:
Eine genaue Diagnostik ist nur nötig, wenn eine schwerere Ursache vermutet wird, also nicht, wenn es sich zum Beispiel um harmlose Verspannungen handelt. Um eine adäquate Diagnose zu erstellen, muss der Arzt eine angemessene Befragung des Patienten durchführen. In manchen Fällen ist eine (zusätzliche) Befragung eines Angehörigen notwendig. Der Arzt schaut sich den Arm und das Gesamtbild des Körpers an.
Die Sensibilität, die Beweglichkeit, Koordination und Reflexe werden getestet. Nun bieten sich Messungen der Nervenleitgeschwindigkeiten an. Dadurch können Nervenschäden objektiviert und Ursachen eingegrenzt werden. Je nach Verdachtsdiagnose können außerdem verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, insbesondere Blutuntersuchungen und bildgebende Verfahren.
Die Begleitbeschwerden können oft wichtige Hinweise auf die Ursachen von den „eingeschlafenen“ Armen geben. Wenn Mangelerscheinungen der Grund für die Sensibilitätsstörungen sind, können begleitend Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Infektanfälligkeit, Bewegungs- und Koordinationsstörungen bis hin zu Lähmungen auftreten.
Sollte die Ursache für das „Einschlafen“ der Arme in einer Halswirbelsäulenproblematik und / oder einem Bandscheibenvorfall im entsprechenden Bereich liegen, kann es zusätzlich zu Nacken-, Rücken- und Kopfschmerzen kommen. Im sehr akuten Zustand kann eine vegetative Entgleisung entstehen, welche zu Schweißausbrüchen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel führt.
Liegt ursächlich eine Multiple Sklerose vor, können diverse andere Symptome wie Sehstörungen, Muskelschwäche oder Taubheit auftreten.
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Je nach Ursache können der Arm selbst oder andere Körperbereiche in Ruhe oder bei Berührung oder bei Belastung schmerzen. Bei herabgesetzter Sensibilität kann es aber auch zu vermindertem Schmerz kommen und damit zum Ausfall einer wichtigen Schutzfunktion. Beispielsweise im Rahmen von Diabetes mellitus ist es möglich, dass reduziert Schmerzen wahrgenommen werden. Liegt eine schmerzhafte Verspannung im Schulter-Nacken-Bereich vor, kann diese auch in den Arm bis in die Hand ausstrahlen.
Es gibt verschiedene Ursachen für einen „einschlafenden“ Arm in Verbindung mit Schulterschmerzen. Die Schmerzen können durch örtliche Veränderungen an der Schulter bedingt sein und die dort lokalisierten, Muskeln, Nerven, Knochen oder Schleimbeutel betreffen. Der Schmerz kann entsprechend durch äußere oder innere Verletzung der genannten Strukturen entstehen.
Es kann aber auch sein, dass die „eigentliche“ Ursache im Rahmen einer Störung, Asymmetrie oder Einschränkung eines anderen Körperbereichs „versteckt“ ist. Durch kompensatorische Mechanismen, Ausgleichsbewegungen und Ausgleichsanspannungen können folglich Schulterschmerzen und ein „einschlafender“ Arm die Konsequenz sein.
Ausfürliche Informationen zu diesem Thema können Sie im nächsten Artikel nachlesesn: Schulterschmerzen
Wenn ein Nerv temporär oder permanent komprimiert oder geschädigt wird, kann sich dies als ein „Kribbeln“ im Arm repräsentieren, auch als Parästhesie bezeichnet. In den meisten Fällen wird dies als sehr unangenehm empfunden. Manche beschreiben es als ein „Ameisenlaufen“.
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Auch in der Schwangerschaft kann es aufgrund verschiedener Gründe zu einem (häufigeren) „Einschlafen“ der Arme kommen. Erklären lässt sich dies durch Wasseranlagerungen, die auf Nerven drücken können und dann eine Irritation der Nerven auslösen, welche in ein Kribbeln und Taubheitsgefühle münden können.
Des Weiteren kann es im Zuge einer Schwangerschaft zu Vitamin- und Eisenmangel kommen - mit der Folge einer Nervenstörung und „einschlafenden“ Armen. Zudem können im Rahmen der Schwangerschaft Verspannungen, Dysbalancen der Muskeln, Haltungs- und Bewegungsänderungen auftreten aus denen Parästhesien der Arme resultieren können. Bei Unsicherheiten sollte immer der Frauenarzt kontaktiert werden.
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Irritationen der Nerven, die den Arm versorgen, können in manchen Fällen nur nachts passieren. Wenn nachts für längere Zeit der Arm ungünstig positioniert wurde bzw. darauf gelegen wurde, kann der Arm „einschlafen“. Da es schwierig ist die Schlafposition nachts komplett zu kontrollieren und zu regulieren, kann eine temporäre nächtliche Nervenstörung nur bedingt verhindert werden. Manchmal sind aber schon Veränderungen des Kopfkissens und der Matratze hilfreich. Wenn eher die Hand nachts einschläft muss unbedingt auch an ein Karpaltunnelsyndrom gedacht werden.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema können Sie im nächsten Artikel nachlesen: Nächtliches Einschlafen der Hand
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Sollte es sich lediglich um ein gelegentliches „Einschlafen“ des Armes ohne Krankheitswert handeln, bedarf es keiner medikamentösen Behandlung. In diesen Fällen sollte gut beobachtet werden, in welchen Situationen das Kribbeln und das Taubheitsgefühl erscheinen. Diese Situationen sollten möglichst gut analysiert werden und entsprechend eine Verhaltens-, Haltungs- oder / und Bewegungsveränderung vorgenommen werden.
Die Dauer des „eingeschlafenen“ Armes ist abhängig von der Ursache. Bei harmlosen temporären Irritationen der Nerven dauert der Zustand des „eingeschlafenen“ Armes meistens nur ein paar Minuten an. Sollten die Beschwerden immer wiederkehrend und länger als 30 Minuten bestehen oder permanent vorhanden sein, wird dringend empfohlen einen Arzt zu kontaktieren.
Falls die Ursache orthopädischer oder neurologischer Art ist und nicht behandelt wird, wird das Symptom immer wieder auftauchen, anhalten und sich auf Dauer verschlechtern bzw. können zusätzliche Beschwerden hinzutreten. Wenn ein ursächlicher Vitaminmangel nicht behoben wird, werden sich höchstwahrscheinlich auch die Beschwerden nicht bessern bzw. weiter verstärken. Ein ursächlicher unbehandelter Diabetes mellitus kann zu einer Stoffwechselentgleisung führen bis zum diabetischen Koma, welches unbehandelt tödlich endet.
Harmloses, gelegentliches „Einschlafen“ der Arme ohne Krankheitswert hat eine gute Prognose. Wenn die Ursachen entsprechend gemieden werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die temporären Parästhesien abnehmen. In der Regel entstehen durch diese gelegentlichen Reizungen der Nerven keine Folgeschäden. Bei orthopädischen, neurologischen, infektiösen und anderen Ursachen sind die Prognosen abhängig von dem Grad der Erkrankung und der Behandlungsmöglichkeiten.
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