Bei einer Sitzbeinfraktur handelt es sich um einen Bruch des Sitzbeins (lat. Os ischii) an einer oder mehreren Stellen. Das Sitzbein zählt zum Becken. Man unterteilt die Brüche in obere und untere Sitzbeinfrakturen, sowie in stabile und instabile Frakturen. Wie alle Brüche des Beckenknochens, stellt auch die Sitzbeinfraktur eine ernst zu nehmende Verletzung dar, die auf jeden Fall ärztlich untersucht werden sollte.
Eine Sitzbeinfraktur beschreibt den Bruch des Sitzbeins (lat. Os ischii) an einer oder mehreren Stellen. Man unterteilt die Brüche in obere und untere Sitzbeinfrakturen, sowie in stabile und instabile Frakturen.
Bei der stabilen Fraktur findet sich meist nur ein Bruch an einer Stelle und es gibt keine verschobenen Bruchstücke, im Gegensatz zur instabilen Fraktur. Wie alle Brüche des Beckenknochens ist auch die Sitzbeinfraktur eine ernstzunehmende Verletzung, die auf jeden Fall ärztlich untersucht werden sollte.
Das Sitzbein ist, wie das gesamte menschliche Becken, ein sehr stabiler Knochen. Es müssen starke Kräfte wirken, damit es zu einem Bruch kommen kann. Eine Ursache sind Verkehrsunfälle mit hoher Geschwindigkeit, beispielsweise, wenn ein Fußgänger von einem Auto erfasst wird. Auch ein Sturz aus großer Höhe kann eine Sitzbeinfraktur zur Folge haben.
Im Sport kann ein Muskel, der vom Sitzbein entspringt, unter starkem Zug ein Stück seiner knöchernen Verankerung herausreißen. Diese, als Abrissfraktur bezeichnete Verletzung, ist jedoch selten und betrifft vor allem junge, noch wachsende Sportler. Außerdem gibt es einige Erkrankungen, die die Knochen schwächen und anfälliger für Brüche machen. Dazu gehören die Osteoporose, die meist ältere Frauen betrifft, sowie verschiedene Krebserkrankungen, die jedoch deutlich seltener sind.
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Ist ein Knochen durch eine entsprechende Krankheit geschwächt, genügen schon kleinere Kräfte bei einem sog. Bagatelltrauma, um zu einer Sitzbeinfraktur zu führen.
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Die Sitzbeinfraktur geht oft mit starken Schmerzen einher, die ins Gesäß ausstrahlen können. Meist wird zur Vermeidung der Schmerzen eine Schonhaltung eingenommen, bei der die Hüfte gebeugt und die betroffene Seite bestmöglich entlastet wird. Jede Bewegung und Belastung der Hüfte verschlimmert die Schmerzen spürbar.
Bei instabilen Brüchen mit sich bewegenden Knochenteilen kann ein Gefühl von Knochenreiben entstehen. Im Zuge des Unfalls können auch Organe, Blutgefäße und Nerven beschädigt werden. Daher kann es zu Blutungen aus After, Harnröhre oder Vagina oder in den Bauch ausstrahlenden Schmerzen kommen. Ist ein Nerv beschädigt, können Teile der Haut über der Hüfte oder in Bein und Fuß taub bzw. entsprechende Muskeln gelähmt oder kraftlos sein.
Außerdem kann eine Nervenverletzung zu einer Harninkontinenz führen. Eine Blutung kann einen hinter den Organen liegenden Bluterguss verursachen und Schmerzen in der Lendenwirbelsäule verursachen. Sind größere Gefäße, z.B. in Bein oder Becken, verletzt, kann der hohe Blutverlust auch zu Schwindel und Ohnmacht führen.
Grundsätzlich muss nach einer Sitzbeinfraktur mit lang andauernden Schmerzen gerechnet werden. Ist ein derartig stabiler Knochen gebrochen, dauert es entsprechend lang, bis er verheilt ist, was dem Patienten Schmerzen bereitet (siehe auch: Schmerzen am Sitzbein). Auch Begleitverletzungen von Nerven können schmerzhafte Missempfindungen bzw. Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen oder hohen und niedrigen Temperaturen auslösen.
Wie lange man unter den Schmerzen zu leiden hat, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von der Schwere der Verletzung und weiteren beschädigten Strukturen ab. Auch die Art der Therapie hat Einfluss auf die Dauer der Beschwerden. Es ist jedoch möglich, dass auch sechs bis acht Monate nach einer Sitzbeinfraktur noch Schmerzen bestehen. Eine Komplikation, die generell bei knöchernen Verletzungen auftreten kann, ist das Complex Regional Pain Syndrome (CRPS). Dies ist eine gestörte Wundheilung des verletzten Gewebes, die zu chronischen, schwer zu beherrschenden Schmerzen führt. Sie ist jedoch sehr selten.
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Die meisten Sitzbeinfrakturen zeigen sich im Röntgenbild als Bruchlinien oder verschobene Knochenfragmente. Besteht der Verdacht einer Verletzung von inneren Organen des Bauchraums oder Beckens, kann auch eine CT – oder MRT-Aufnahme nötig sein, um die Verletzung sicher finden und behandeln zu können. Eine Urinuntersuchung und eine Blasenspiegelung sind hinweisend auf eine Verletzung des Urogenitaltrakts, ebenso das Abtasten der Prostata beim Mann. Vor allem bei schwangeren Frauen sollte auch eine gynäkologische Untersuchung erfolgen. Beim leichten Sturz eines älteren Menschen können eine gestörte Schmerzempfindung und der untypische Unfallmechanismus das Finden des Bruchs erschweren.
Je nach Art und Schwere der Verletzung muss die Therapie entsprechend angepasst werden. Abrissfrakturen bedürfen häufig nur einer Ruhigstellung und Schmerzmittel. Stabile Frakturen lassen sich mit Gehhilfen zur Entlastung behandeln. Es sollte eine schmerzadaptierte Belastung erfolgen, bei der der Patient nur Bewegungen ausführt, die ihm nicht wehtun.
Instabile Frakturen benötigen eine operative Versorgung. Die Knochenstücke werden hierbei in einer offenen OP oder mit einem System aus Gewichten von außen in ihre richtige Position gebracht und dann mit Drähten, Nägeln, Schrauben oder Platten befestigt. In jedem Fall ist eine möglichst schnelle Physiotherapie wichtig, die auch vergleichsweise lang nach dem Unfall aufrechterhalten werden sollte. Eine konsequente Schmerztherapie muss durchgeführt werden.
Je nach Stärke der Schmerzen können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen bis hin zu Opioiden nötig sein. Opioide sind starke Medikamente und haben recht hohe Nebenwirkungen und ein großes Suchtpotential, weshalb sie nicht langfristig gegeben werden sollten. Während der Ruhigstellung müssen Medikamente zur Blutverdünnung eingenommen werden.
Generell sollte die Physiotherapie so früh wie möglich mit einer schmerzadaptierten Belastung beginnen. Hierbei trainieren die Patienten unter professioneller Aufsicht so gut es ihre Lage zulässt, ohne, dass dabei Schmerzen auftreten. Dadurch wird übermäßiger Muskelabbau sowie eine Fehlstellung der Gelenke verhindert. Die Schmerzen bessern sich und es besteht ein effektiver Schutz vor Thrombosen und Lungenentzündungen, die gerade ältere, bettlägerige Patienten treffen können. Zudem verringert sich die Gefahr von einem dauerhaft gestörten Gangbild oder eines chronischen Instabilitätsgefühls.
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Wie lange es dauert, bis der Bruch des Sitzbeins vollständig abgeheilt ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Zu den Faktoren, die für eine eher schnelle Heilung sprechen, gehören ein leichtes und unkompliziertes Verletzungsmuster, das junge Alter des Patienten und eine früh begonnene und konsequent durchgeführte Physiotherapie.
In Abhängigkeit der Schwere der Verletzung und der durchgeführten Therapie werden für etwa 6-12 Wochen nach dem Unfall Gehhilfen zur Gewichtsentlastung verschrieben. Die Dauer der Physiotherapie variiert ebenfalls, wird jedoch im Normalfall mehrere Monate betragen. Etwa 3 – 4 Monate nach dem Unfall ist der knöcherne Heilungsprozess abgeschlossen; bis jedoch, im Idealfall, alle Beschwerden abgeklungen sind, keine Schmerzen mehr bestehen und Kraft und normales Körperempfinden vollständig zurückgekehrt sind, kann bis zu einem Jahr vergehen.
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