Die Schweinegrippe, die durch das Influenza A (H1N1)-Virus ausgelöst wird, führt zu gleichartigen Symptomen wie die saisonale Grippe, das bedeutet Schnupfen, Husten und Fieber. Auch schwere Verläufe mit Beteiligung der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts sind bekannt. Falls der Verdacht auf eine Infektion mit Schweinegrippe besteht, sollte auf jeden Fall eine Therapie begonnen werden.
Die Schweinegrippe, auch „neue Grippe“ genannt, bezeichnet eine Infektion mit einem Influenza-A (H1N1) Virus, welches neben Tieren auch den Menschen infizieren kann. Die Bezeichnung der „Schweinegrippe“ ist etwas irreführend, da das Virus selbst nie aus einem Schwein isoliert wurde, es sich jedoch um eine Mischvariante von Viren handelt, die jeweils aus infizierten Schweinen isoliert werden konnten. Zuletzt machte die Schweinegrippe in der Saison 2009/10 Schlagzeilen, als eine Pandemie, also eine weltweite Ausbreitung des Virus ausbrach und allein in Deutschland 226.000 bestätigte Fälle auftraten.
Schon zweimal zuvor wurden Varianten der Schweinegrippe dokumentiert. Der erste Ausbruch des Virus beim Menschen stellte die „spanische Grippe“ von 1918 dar. Damals starben etwa 50 Millionen Menschen an der Erkrankung. Etwa 700.000 Menschen fielen der „russischen Grippe“, welche auch auf eine Variante der Schweinegrippe zurückzuführen ist, zum Opfer. Die Todesopfer der Pandemie in 2009 wurden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf etwa 18.400 geschätzt.
Obwohl die Pandemie der Saison 2009/10 mittlerweile für beendet erklärt wurde, tritt das Schweinegrippe Virus in Deutschland weiterhin auf. Jede Erkrankung, Verdacht oder Todesfall, welcher in Verbindung mit dem Virus steht, ist in Deutschland meldepflichtig.
Die Symptome der Schweinegrippe sind nach aktuellem Erkenntnisstand nicht von der Symptomatik der saisonalen Grippe zu unterscheiden. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung relativ mild, obwohl auch schwere Krankheitsverläufe dokumentiert wurden. In einigen Fällen war die Infektion mit dem Virus gar ein Zufallsbefund und verlief demnach symptomlos. Die genaue Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen Typen des Grippevirus kann nicht ausschließlich durch die Beobachtung der Symptomatik, sondern nur durch den Nachweis des Virus in einem Labor geschehen.
Die typischen Symptome der Schweinegrippe sind plötzlich einsetzendes Fieber, welches in Schüben auftritt, trockener Husten, Niesen, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, extremes Krankheitsgefühl, Müdigkeit, und ein ausgeprägtes Schwächegefühl. Symptome, welche mit dem Atemsystem in Kontakt stehen sind trockene Nasenschleimhäute oder Atembeschwerden. In einigen Fällen treten auch Symptome des Magen-Darm-Trakts auf, welche sich in Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen zeigen können. Besonders die Häufigkeit der Magen-Darm Problematik kann ein Hinweis darauf sein, dass eine Infektion mit dem Virus der Schweinegrippe vorliegt, da solche Symptome bei einer Infektion mit der „normalen“ Grippe eher selten sind.
Charakteristisch für die Erkrankung, wie bei allen Erkrankungen mit Grippeviren, ist der plötzliche Krankheitsbeginn, welcher von hohem Fieber dominiert wird. Dies ist einer der zentralen Unterscheidungspunkte, welche die Schweinegrippe von einer Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, abgrenzt.
Im Mittelpunkt der Diagnosestellung einer Infektion mit dem Virus der Schweinegrippe steht der Nachweis der DNA des Virus. Dennoch ist es wichtig, eine gründliche Anamnese in einem Arzt-Patienten Gespräch durchzuführen. In diesem Gespräch erhärtet sich dann meist der Verdacht auf das Vorliegen einer Grippeerkrankung. Der behandelnde Arzt interessiert sich in diesem Gespräch für die im Vordergrund stehende Symptomatik, die Dauer und Intensität dieser Beschwerden, sowie für das Vorliegen anderer Risikofaktoren, welche ein Risiko bei einer Erkrankung mit dem Schweinegrippevirus darstellen. Besonders Personen mit Vorerkrankungen und einer Immunschwäche haben ein größeres Risiko für das Auftreten von Komplikationen bei einer Infektion mit dem Virus, weshalb diese Informationen für den behandelnden Arzt besonders wichtig sind. Auch der Alltag und tägliche Umgang mit anderen erkrankten Personen im näheren Umfeld der betroffenen Person kann für den behandelnden Arzt wichtig sein, um die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens der Schweinegrippe abzuschätzen.
Nach der Anamnese folgt in aller Regel die körperliche Untersuchung des Betroffenen. Hierbei hört der Arzt mithilfe eines Stethoskops die Lunge ab, um eine Manifestation des Virus in des Atemwegen und/oder der Lunge zu erkennen. Auch das Abtasten des Bauches kann für den behandelnden Arzt hilfreich sein um die Beteiligung des Magen-Darm Traktes, typisch für die Schweinegrippe, einzuschätzen.
Da weder die Anamnese noch die körperliche Untersuchung das Vorliegen einer Infektion mit der Schweinegrippe beweisen können, muss hierfür eine andere Methode angewandt werden. Durch die Entnahme von Probematerial, welches mit großer Sicherheit eine relevante Menge an Viren enthält, kann die Diagnose einer Infektion mit dem Virus gestellt werden. Hierfür wird mittels je einem Wattestäbchen ein Abstrich im linken und rechten Nasenloch sowie im Rachen durchgeführt. Diese drei Proben werden dann an ein Labor geschickt, welches das Material auswertet. Alternativ kann der behandelnde Arzt auch Nasenspülflüssigkeit entnehmen und einschicken. Hierbei wird Kochsalzflüssigkeit in die Nase gespült und wieder entnommen, womit ein ausreichender Befall der Flüssigkeit mit Viren gewährleistet werden kann.
Es existiert außerdem ein Schnelltest, mithilfe die Schweinegrippe noch in der Arztpraxis diagnostiziert werden kann. Da dieser Schnelltests eine nicht sonderlich hohe Genauigkeit aufweist, ist das Einschicken einer entnommenen Probe des Betroffenen nach positivem oder negativem Schnelltest trotzdem nötig. Er kann jedoch für eine erste Einschätzung hilfreich sein und gegebenenfalls bei positivem Testergebnis die Grundlage für ein Therapiebeginn bedeuten.
Erfahren Sie mehr unter: Grippe-Schnelltest
Das Labor, welches die entnommene Probe empfängt führt mittels der sogenannten „Polymerase-Kettenreaktion“ eine Vervielfältigung des DNA Materials durch. Wenn das Labor neben der DNA des Betroffenen auch das Erbgut der Schweinegrippe nachweist, gilt die Infektion mit dem Virus als bestätigt. Die Durchführung dieser Labortests dauert jedoch in der Regel ein bis zwei Tage, weshalb eine erste Einschätzung durch den behandelnden Arzt, besonders bei Personen mit Risikofaktoren nicht ersetzt werden kann und sollte.
Generell besteht die Möglichkeit der Ansteckung mit der Schweinegrippe zwischen infizierten Tieren und Menschen sowie zwischen Mensch und Mensch. Die Ansteckung durch das Virus der Schweinegrippe erfolgt hauptsächlich über zwei unterschiedliche Wege. Zum einen kann das Virus durch die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen werden. Dies passiert beispielsweise durch das Husten oder Niesen von Betroffenen, welche das Virus in Tröpfchen verpackt von sich auf Gesunde übertragen. Selbst beim Sprechen können mikroskopisch kleine Tröpfchen auf eine andere Person übergehen, weshalb der enge Kontakt zu Personen, die an der Schweinegrippe erkrankt sind strikt gemieden werden sollte.
Der zweite große Übertragungsweg des Virus ist der der Schmierinfektion. Hierbei können Viruspartikel auf Türklinken oder Ähnlichem von infizierten Personen übertragen werden und dann von anderen Personen, die den Gegenstand anfassen aufgenommen werden. Aus diesem Grund sollte in der Hauptinfektionszeit der Grippeerkrankungen große Menschenansammlungen in engen Räumen gemieden werden, sowie die eigene Händehygiene aufmerksam und regelmäßig durchgeführt werden. Da das Virus selbst 2 Stunden nach Berühren der Fläche noch intakt ist (bei 22°C Raumtemperatur) sollte mit Flächen, welche häufig von vielen Menschen angefasst werden (zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln) besonders sorgfältig und vorsichtig umgegangen werden.
Während der Pandemie in der Saison 2009/10 wurde in besonders betroffenen Regionen Mundschutz verteilt, damit die Ansteckungsrate in der Bevölkerung niedrig gehalten werden kann.
Insgesamt gilt die Schweinegrippe als ansteckender als eine saisonale „Wintergrippe“ weshalb vorsichtiger mit infizierten Personen umgegangen werden sollte. Man geht davon aus, dass eine Person im Normalfall etwa 24 Stunden nach Ausbruch der Erkrankung (also Beginn der Symptome), ansteckend für das Umfeld ist. Die Zeit der potenziellen Ansteckungsgefahr kann dann bis zu 7 Tagen andauern. In Ausnahmefällen ist es sogar möglich, dass noch während der Inkubationszeit der Erkrankung, also nach Ansteckung aber noch vor Auftreten der Symptome eine Ansteckung möglich ist. Die Inkubationszeit der Schweinegrippe beträgt etwa 2-3 Tage.
Da die Grippe besonders für Personen mit Risikofaktoren unter Umständen lebensbedrohlich sein kann, sollte ein Arztbesuch bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Virus nicht aufgeschoben werden. Dies gilt vor allem für ältere Personen sowie schwangere Frauen.
Eine Therapie der Schweinegrippe sollte in allen Fällen erfolgen, selbst wenn nur der starke Verdacht auf eine Infektion von dem behandelnden Arzt ausgesprochen wurde. Die Therapie kann nach Ausschluss der Infektion durch ein Labor in diesen Fällen wieder abgebrochen werden. Die Therapie der Schweinegrippe kann in eine medikamentöse und eine nicht-medikamentöse Therapie untergliedert werden.
Die medikamentöse Therapie stützt sich auf die Gabe von anti-viralen Arzneimitteln. Die medikamentöse Therapie der Schweinegrippe unterscheidet sich nicht von der Therapie der saisonalen Grippe. Es kommen Medikamente zum Einsatz, welche den Virus in der Vermehrung und Ausbreitung im Körper hindern. Heutzutage kommen fast ausschließlich sogenannte Neuraminidase-Hemmer zur Anwendung bei der Therapie gegen die Grippeviren, inklusive der Schweinegrippe. Dieses Medikament hemmt ein Protein des Virus, die Neuraminidase. Dieses Protein ist dafür verantwortlich, dass die Freisetzung des Virus aus der Körperzelle funktioniert. Durch die Medikamente wird dieser Mechanismus blockiert, weshalb eine Vermehrung des Virus nicht mehr stattfindet. Die fast ausschließlich verwendeten Medikamente dieser Gruppe sind Oseltamivir und Zanamivir. Günstig bei der Anwendung dieser Medikamente ist, dass Resistenzen der Viren gegen die Wirkstoffe der Medikation sehr selten auftreten. Während der Pandemie in 2009 kam es jedoch zu einer Resistenzbildung des Schweinegrippevirus gegen das Medikament Oseltamivir. Das bedeutet, dass gegen bestimmte Virus-Stämme dieses Medikament keine Wirkung mehr zeigte. Eine Resistenz gegen Zanamivir konnte sich zum Glück damals jedoch nicht verbreiten.
Relevante Nebenwirkungen der Medikamente treten vor allem in Verbindung des Magen-Darm Trakts auf. So können Übelkeit und Erbrechen, sowie Durchfälle von der Einnahme dieser Medikamente ausgelöst werden. Von einer inhalativen Einnahme der Medikamente wird Asthmatikern abgeraten, da diese einen Asthmaanfall auslösen können. Es gilt außerdem zu beachten, dass bei Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz eine Anpassung der Dosis vorgenommen werden muss.
Neben der kausalen Therapie der Schweinegrippe kann außerdem eine symptomatische Therapie erfolgen. Symptome wie hohes Fieber, das in Fieberschüben auftritt sowie Gliederschmerzen können mit schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten wie Ibuprofen und Paracetamol behandelt werden.
Da der Körper durch die Belastung des Immunsystems stark belastet wird, kann es zu sogenannten Superinfektionen kommen. Hierbei kommt es zu einer Infektion des Körpers mit Bakterien, da die Zellen des Immunsystems diese nicht mehr abwehren können. So kann es beispielsweise zu Herzmuskelentzündung, Lungenentzündungen oder Hirnhautentzündungen kommen, welche einer antibakteriellen Therapie mit Antibiotika bedürfen. Besonders bei Personen mit ohnehin geschwächtem Immunsystem stellen diese Superinfektionen gefährliche Komplikationen einer Infektion mit dem Virus der Schweinegrippe dar.
Die nicht-medikamentöse Therapie der Schweinegrippe stellt vor allem eine Schonung des Körpers durch Bettruhe und Schlaf sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr dar.
Seit 2009 existiert gegen das Schweinegrippevirus ein Impfstoff, der heutzutage in jeder saisonalen Grippe-Impfung integriert ist. Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff, welcher abgetötete Viren enthält, die den Organismus nicht mehr infizieren können. Jedoch reichen sie aus, um das körpereigene Immunsystem zur Produktion von Antikörpern zu stimulieren, welche im Falle einer Infektion mit lebenden Viren eine Erkrankung verhindern.
Da bei dem Schweinegrippevirus, wie bei allen Grippeviren, häufig Mutationen entstehen, muss der Impfstoff jedes Jahr neu zusammengesetzt werden und man muss sich jährlich impfen lassen, damit ein ausreichender Schutz für die Saison besteht.
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