Die Rhesusunveträglichkeit ist eine Blutgrppenunverträglichkeit zwischen mütterlichem und kindlichem Blut. Typisch für das Auftreten einer Rhesusunveträglichkeit ist eine Rhesus- negative Mutter, die ein Rhesus- positives Kind zur Welt bringt. Diese Inkompatibilität bei einer Rhesusunveträglichkeit kann zur Hämolyse der kindlichen Erythrozyten führen.
Blutgruppenunverträglichkeit
Englisch: rhesus "factor" incompatibility
Die Rhesusunverträglichkeit ( Rhesus- Inkompatibilität, Rh- Inkompatibilität) ist eine Unverträglichkeit zwischen mütterlichem und kindlichem Blut. Typisch für das Auftreten einer Unverträglichkeitsreaktion ist eine Rhesus- negative Mutter, die ein Rhesus- positives Kind zur Welt bringt. Diese Inkompatibilität kann zur Hämolyse der kindlichen Erythrozyten und im schlimmsten Fall zur Ausprägung eines Morbus haemolyticus neonatorum führen.
Vor Einführung einer Anti- D- Prophylaxe bei Rhesus- negativen Müttern, erkrankten etwa 0,5% aller Neugeborenen an einer Rhesus- Unverträglichkeit. Seit Einführung der Prophylaxe ist die Krankheit deutlich seltener geworden.
Während einer Schwangerschaft tritt normalerweise kein kindliches Blut auf das Blut der Mutter über. So wird das erste Kind in der Regel gesund geboren. Unter der Geburt vermischt sich jedoch das Blut von Mutter und Kind. Ist die Mutter Rhesus-negativ und das Kind Rhesus-positiv, so kommt es zur Antikörper-Bildung mütterlicherseits und es folgt die Rhesusunverträglichkeit . Diese Antikörper können die Plazenta passieren und sind somit in der Lage, bei einer erneuten Schwangerschaft auf das Kind überzugehen. Dies führt zur Bindung der Antikörper an die fetalen Erythrozyten und führt zur Zerstörung der Blutzellen. Daraufhin kann es zu Symptomen und klinischen Bildern unterschiedlichen Ausmaßes der Rhesusunverträglichkeit kommen.
Ein solcher Verlauf kann auch bei einem Abort, einem Schwangerschaftsabbruch oder einer Amniozentese vorkommen, da auch hierbei mütterliches und kindliches Blut vermischt werden können. Entsprechend kann dann auch das erste lebend geborene Kind geschädigt sein.
Je nach Schweregrad können drei verschiedene Verlaufsformen der Rhesusunverträglichkeit unterschieden werden, die zum Teil ineinander übergehen.
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Die Diagnostik einer Rhesusunverträglichkeit sollte schon bei der Schwangerenvorsorge beginnen. Rhesus- negative Mütter müssen engmaschiger kontrolliert werden. Es sollte auch ein indirekter Coombs- Test durchgeführt werden. Dieser weist die entsprechenden plazentagängigen Antikörper im mütterlichen Serum nach. Um den Zustand des Kindes genau beurteilen zu können, muss wiederholt Fruchtwasser entnommen werden, um den Bilirubingehalt zu prüfen. Ob der Fetus an einer Anämie leidet, bzw wie weit diese fortgeschritten ist, lässt sich jedoch nur anhand einer Fetalblutanalyse feststellen. Dies verlang einer Nabelschnurpunktion unter Ultraschallkontrolle. Außerdem können im Ultraschall Ödeme, eine vergrößerte Leber und Milz und Pleuraergüsse erkannt werden. All das würde auf ein Fortschreiten der Erkrankung hinweisen. Entsprechend engmaschig müssen die Kontrollen sein. Dies gilt auch nach der Geburt. Da sich die Bilirubinkonzentrationen nach der Geburt rasch sehr stark erhöhen können, ist es wichtig, diese in kurzen Zeitabständen zu kontrollieren.
Für mehr Informationen lesen Sie hier weiter: Coombs Test.
Die Behandlung der Rhesusunverträglichkeit richtet sich nach der Verlaufsform. Wichtigstes Ziel der Behandlung ist die Vermeidung eines Kernikterus und die Behandlung der Anämie.
Ist das Kind schon vor der 20. Schwangerschaftswoche vital bedroht, besteht die einzige Möglichkeit in einer Bluttransfusion über die Nabelschnur oder das Bauchfell (Peritoneum).
Zu hohe Bilirubinwerte nach der Geburt können am effektivsten mit Hilfe der Fototherapie behandelt werden. Unterstützend kann Phenobarbital gegeben werden. Dies unterstützt die Enzymaktivität der Leber. Kommt es zu einem sehr schnellen Bilirubinanstieg (Ikterus praecox), so sollte eine Austauschtransfusion stattfinden um einen Kernikterus zu vermeiden.
Der Hydrops fetalis stellt für die Kinderärzte immer einen akuten Notfall dar und verlangt nach intensivmedizinischer Behandlung. Meist werden die Kinder direkt im Kreißsaal intubiert, da sie aufgrund der Ergüsse in den Lungen nicht atmen können. Um die Körperhöhlen zu entlasten werden die Ergüsse punktiert und es erfolgt immer eine Austauschtransfusion.
Innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach der Geburt des ersten Kindes erhält die Mutter Anti- D Antikörper. Dies eliminiert die fetalen Erythrozyten und verhindert in über 90% eine Sensibilisierung. Damit ist die Gefahr einer Rhesus-Unverträglichkeit für eine weitere Schwangerschaft deutlich geringer.
Die Rhesusunverträglichkeit kann sehr schwerwiegende Folgen haben und verlangt deswegen nach einer sehr engmaschigen Kontrolle während und nach der Schwangerschaft. In den meisten Fällen ist keine invasive Therapie notwendig, um das Kind zu heilen. Es wird zwischen einer meist einfachen Anämie, einer Hyperbilirubinämie und einem Hydrops congenitus fetalis unterschieden. Wobei dieser lebensbedrohlich ist und intensivmedizinische Maßnahmen zur Rettung des Kindes unumgänglich sind. Aus diesem Grund sollten gefährdete Kinder in unmittelbarer Nähe eines Perinatalzentrums geboren werden, um bei schwerwiegenden Problemen direkt helfen zu können. Um das Auftreten einer Rhesusunverträglichkeit zu vermeiden, werden den betroffenen Müttern heutzutage kurze Zeit nach Geburt des ersten Kindes Antikörper injiziert, die in den meisten Fällen bei einer zweiten Schwangerschaft eine Rhesusunverträglichkeit vermeiden.
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