Der Hydrops fetalis wird meist bei einer Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft, als vermehrte Flüssigkeitsansammlungen des Fötus entdeckt. Ursächlich ist meist eine Blutarmut des ungeborenen Kindes. Die Therapie richtet sich nach der Ursache und besteht meist aus einer Bluttransfusion und der regelmäßigen Ultraschallkontrolle der Mutter.

Hydrops fetalis

Definition

Der Hydrops fetalis wird in der Pränataldiagnostik als eine Flüssigkeitsansammlung im Fötus bezeichnet. Dabei befindet sich die Flüssigkeit in mindestens zwei Kompartimenten des Fötus. Das Ödem kann sich über weite Körperteile des ungeborenen Kindes ausbreiten. Die Wahrscheinlichkeit für einen Hydrops fetalis beträgt 1:1500 bis 1:4000. Da der Verdacht einer Flüssigkeitsansammlung im Kind ein Hinweis auf eine Chromosomenveränderung, eine Fehlbildung der Organe oder eine schwere Erkrankung des Fötus ist, ist dieser als Warnzeichen im Ultraschall zu werten.

Ursachen eines Hydrops fetalis

Die häufigste Ursache eines Hydrops fetalis ist eine Blutarmut des Ungeborenen (fetale Anämie). Diese kann durch eine Rhesus-Unverträglichkeit zwischen Mutter und Kind entstehen. Dabei bildet die Rhesus-negative Mutter Antikörper gegen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) eines Rhesus-positiven Feten. Allerdings wurde die Mutter schon früher entweder in einer vorausgegangenen Schwangerschaft, durch Abort oder Bluttransfusion sensibilisiert.  Schließlich kommt es zu einer massiven Schädigung der kindlichen Erythrozyten und somit  zu einer Blutarmut des ungeborenen Kindes. Zu den selteneren immunologischen Ursachen zählen das fetofetale Transfusionssyndrom und die Thalassämie.

Nicht-immunologische Ursachen, die häufig eine fetale Anämie verursachen sind beispielsweise angeborene Missbildungen des Herzens. Durch eine Erhöhung des Herz-Zeit-Volumens kann sich eine Herzinsuffizienz entwickeln und es kann zu einer Verstärkung der Flüssigkeitseinlagerung kommen. Zudem gehören auch Infektionen mit Toxoplasmose, Syphilis connata, Ringelröteln oder Zytomegalievirus zu den Ursachen einer Blutarmut und somit eines Hydrops fetalis.

Der Hydrops fetalis tritt vermehrt bei chromosomalen Krankheiten wie dem Turner-Syndrom, Trisomie 18 oder Down-Syndrom beobachten.

Diagnose

Die Diagnose Hydrops fetalis wird meist bei einer Vorsorgeuntersuchung im Ultraschall gestellt. Man kann die Flüssigkeitsansammelung in Form einer Abhebung der Haut vom Körper des Kindes erkennen. Sollten bei der Mutter Risikofaktoren für die Entwicklung einer kindlichen Blutarmut bestehen, so sollten im Verlauf der Schwangerschaft regelmäßig Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden. So kann die Schwangerschaft überwacht werden und möglicherweise die Entstehung eines Hydrops fetalis verhindert werden.

Eine Blutarmut des Kindes kann auch mittels einer Blutentnahme aus der Nabelschnur diagnostiziert werden. Falls der Verdacht auf einen Herzfehler besteht, kann man diesen mittels einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) untersuchen.

Begleitende Symptome

Wie bereits erwähnt befinden sich beim Fötus Flüssigkeitsansammlungen im Körper. Häufig sind dies Wasseransammlungen in der Bauchhöhle (Aszites) oder zwischen der Lunge und  der Brustwand (Pleuraerguss).

Ein weiteres Symptom ist eine erhöhte Menge an Fruchtwassser (Polyhydramnion). Weiterhin kommt es beim betroffenen Fötus häufig zu einer Schwäche des Herzens.

Nach der Geburt fallen die Kinder durch eine Neugeborenengelbsucht, Blutarmut und Wassereinlagerungen auf.

Therapie des Hydrops fetalis

Bei der Behandlung des Hydrops fetalis orientiert man sich an der Ursache. Normalerweise liegt diesem eine fetale Anämie zugrunde, die bereits im Mutterleib über eine Bluttransfusion über die Nabelschnur  behandelt werden kann.

Sollte ein fetofetales Transfusionssyndrom, welches eine ungleiche Verteilung des Blutes zwischen den Kindern verursacht, Ursache für den Hydrops sein, kann die Verbindung im Blutkreislauf der Zwillinge mithilfe von Laserkoagulation wieder verschlossen werden.

Ist die Ursache für einen Hydrops fetalis eine Erkrankung mit schlechter Prognose des Kindes, ist es sehr wichtig ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt zu führen. Dieser kann mit den Eltern über Risiken für Mutter und Kind und auch die therapeutischen Optionen sprechen und sie beraten. Unter gewissen Umständen kann ein Schwangerschaftsabbruch in Betracht gezogen werden.

Wird ein Hydrops fetalis nicht behandelt, kann dies nicht nur für das Kind Folgen haben. Die Mutter kann ein Maternales-Hydrops-Syndrom entwickeln, welches einer Schwangerschaftsvergiftung ähnelt.

Nach der Geburt eines Kindes mit Hydrops fetalis muss dieses intensivmedizinisch betreut werden. Oft werden die betroffenen Kinder künstlich beatmet. Zudem bekommen sie Bluttransfusionen und werden gegen die Neugeborenengelbsucht behandelt, indem bei ihnen eine Phototherapie oder ein Blutaustausch durchgeführt wird. Flüssigkeitsansammlungen können zur Entlastung mit einer Punktion behandeln werden. Im Anschluss richtet sich der Therapieverlauf nach der ursächlichen Erkrankung.

Wie sind die Überlebenschancen und Aussichten auf ein normales Leben?

Aufgrund der modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten können circa 85 Prozent der Kinder, die an einen Hydrops fetalis immunologischen Ursprungs leiden, überleben. Ist jedoch die Ursache nicht-immunologisch, so kann die fetale Sterblichkeit bei über 80 Prozent liegen. Im ersten Trimester der Schwangerschaft führt ein Hydrops fetalis oft zu einer spontanen Fehlgeburt. Während des dritten Trimesters treten Frühgeburt, atonische Nachblutungen und eine Plazentaablösung vermehrt auf.

Bei lebenden Feten ist es sehr wahrscheinlich, die Ursache für die Erkrankung ausfündig zu machen. In seltenen Fällen kann sich bei wiederholten Ultraschalluntersuchungen ein Hydrops fetalis spontan zurückbilden. Ebenfalls können nach der Geburt leichte Flüssigkeitsansammlungen von selbst verschwinden.

Allerdings wird bei schwerwiegenden Fällen zu einem Abbruch der Schwangerschaft geraten, sobald die Gesundheit der Mutter gefährdet wird. Nach der Geburt kommt es oft zu einer künstlichen Beatmung, damit das betroffene Kind überleben kann. Ob ein positiver Krankheitsverlauf auftritt, kann in der Regel der behandelnde Arzt nicht vorhersagen.

Weitere Informationen zu diesem Thema

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.05.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024