Der Begriff Polypen bezieht sich im Allgemeinen auf die sogenannten Nasenpolypen und bezeichnet eine gutartige Wucherung im Nasen-Rachenraum, die bei den Betroffenen zu einer Schwellung in den Atemwegen führen kann. Sie heißen deshalb Polypen, weil die Vergrößerung der Schleimhaut wie ein Pilz an einem Baumstamm aussieht.
Medizinisch: Polyposis nasi
Nasenpolypen
Englisch: Nasal polyps
Als Nasenpolypen (Polyposis nasi, nasale Polypen) bezeichnet man gutartige Wucherungen der Schleimhaut von Nase bzw. Nasennebenhöhlen. Diese Veränderungen gehen meistens mit einer eingeschränkten Nasenatmung einher und können unbehandelt zu Folgeerkrankungen führen.
Da allerdings meistens eine frühe Diagnose und eine gute Therapie möglich sind, nehmen Polypen der Nase fast immer einen günstigen Verlauf. Bei geschwollenen Rachenmandeln, die umgangssprachlich auch häufig „Polypen“ genannt werden, handelt es sich nicht um echte Polypen der Nase.
Der Begriff „Polyp“ beschreibt eine mit bloßem Auge (makroskopisch) sichtbare Aufwerfung der Schleimhaut (Mukosa), die meistens gestielt, manchmal auch breitbasig in das Innere eines Hohlorgans vorwächst. Prinzipiell können Polypen gut- oder bösartig sein und zum Beispiel in den Nasennebenhöhlen, im Darm, dem Magen oder der Gebärmutter vorkommen.
Polypen der Nase sind in der Regel gutartig, einige Millimeter bis Zentimeter groß, glänzend und stammen typischerweise aus der Schleimhaut von Siebbeinzellen (siehe auch: Entzündung der Siebbeinzellen) oder den Kieferhöhlen. Prinzipiell können Nasenpolypen in jedem Alter auftreten, bei Kindern stellen sie jedoch eher eine Seltenheit dar (außer es liegen bestimmte Erkrankungen wie eine zystische Fibrose oder Funktionsstörungen der Nasenschleimhaut vor).
Insgesamt leiden bis zu 12% der Gesamtbevölkerung an Nasenpolypen, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Am häufigsten treten Polypen der Nase übrigens um das 30. Lebensjahr auf.
Es sind zwar mehrere Auslöser für Polypen der Nase bekannt, warum jedoch bei manchen Menschen mit vorliegenden Risikofaktoren letztendlich Polypen entstehen und bei anderen nicht, ist bis heute nicht abschließend geklärt.
Besonders wenn Polypen bei Kindern entstehen, liegt oftmals eine Stoffwechselerkrankung namens cystische Fibrose (Mukoviszidose) zugrunde. Seltener liegt auch einmal eine primäre Ziliendyskinesie, eine Funktionsstörung der Flimmerhärchen der Schleimhautzellen, vor.
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Wie schwerwiegend die durch Nasenpolypen hervorgerufenen Symptome sind, hängt davon ab, wie groß die Polypen der Nase sind und wo genau sie sich befinden. In einigen Fällen bereiten sie sogar über einen längeren Zeitraum hinweg gar keine Beschwerden.
Irgendwann wird allerdings normalerweise dadurch, dass der Sekretabfluss aus den Nebenhöhlen und andererseits die Belüftung dieser Räume eingeschränkt ist, die Atmung durch die Nase erschwert, sodass vermehrt eine Mundatmung ausgeführt wird. Durch die behinderte Nasenatmung haben Betroffene oftmals eine näselnde Stimme, Mundgeruch (da das vermehrte Atmen durch den Mund die Mundschleimhaut austrocknet) und Schnarchprobleme.
Dadurch, dass Nase bzw. Nasennebenhöhlen mit Sekret verstopft sind, kann es außerdem zu Kopfschmerzen, häufigen, immer wiederkehrenden Entzündungen (der Nasennebenhöhlen oder des Mittelohrs) oder Geruchsstörungen (bis hin zu einem völlig fehlenden Riechvermögen) kommen.
Wenn Polypen der Nase über eine lange Zeit unbehandelt bleiben, so können sich Folgeschäden wie zum Beispiel eine Verbreiterung der Nase und ein vergrößerter Augenabstand (Hypertelorismus) ausbilden. Diese bleibenden Veränderungen sind dank guter Diagnostik und Therapie heutzutage allerdings nur noch sehr selten.
Im Rahmen einer Diagnostik wird der Arzt zunächst einmal eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) durchführen. Im Vordergrund stehen hier Fragen nach Risikofaktoren wie
Außerdem wird genau erfragt, welche Symptome bestehen und wie ausgeprägt sind. Daran schließt sich eine Untersuchung an, die beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt erfolgen sollte. Dabei schaut sich der Arzt die Nase und die Nasennebenhöhlen an.
Wenn die Polypen besonders groß sind und sich an gut einsehbaren Stellen befinden, kann er diese manchmal schon mit bloßem Auge erkennen. Ansonsten werden ein Spiegel und ein Endoskop (welches durch die Nase eingeführt wird, dünn und beweglich ist und eine eingebaute Lichtquelle besitzt) eingesetzt, um auch kleinere, tiefer liegende Polypen zu entdecken.
Bei einer bestehenden Nasennebenhöhlenentzündung wird oftmals gleichzeitig eine Probe des Sekretes entnommen, um hieraus einen Erreger identifizieren zu können.
Seltener werden bildgebende Verfahren wie
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Wenn der Verdacht besteht, dass es sich auch um eine bösartige Veränderung und keinen Polypen handeln könnte, wird eine Gewebeprobe entnommen, die dann unter dem Mikroskop untersucht werden.
Wenn Polypen in der Nase nur gering ausgeprägt sind, so genügt normalerweise eine medikamentöse Therapie, um sie erfolgreich zu behandeln. Eingesetzt werden Medikamente, die den Wirkstoff Kortison enthalten, der entzündungshemmend wirkt.
In Frage kommen Nasentropfen oder –sprays, die den Vorteil besitzen, dass sie wirklich nur lokal wirken, allerdings ihre Wirkung erst nach einigen Tagen entfalten, oder Tabletten, die zwar effektiver sind, aber häufig auch mit systemischen Nebenwirkungen einhergehen können. Oftmals reicht eine Behandlung mit Kortison jedoch nicht aus.
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In einem solchen Fall wird eine Operation durchgeführt, bei der die Nasenpolypen entfernt werden. Wenn nur ein einzelner kleiner Polyp existiert, dann kann dieser meistens im Rahmen einer örtlichen Betäubung ambulant (also ohne eine Einweisung ins Krankenhaus) entfernt werden. Ansonsten erfolgen die Eingriffe meist minimal-invasiv (also ohne große Schnitte) unter der Sicht durch ein Endoskop durch die Nase in Allgemeinnarkose. Die Abtragung erfolgt entweder durch ein Werkzeug namens Nasenpolypenschlinge oder einen Laser.
Bei ausgedehnteren Befunden nimmt der Arzt häufig auch eine komplette Sanierung der Nasennebenhöhlen vor, bei welcher weitere Schleimhautwucherungen entfernt oder Öffnungen von Nasennebenhöhlen zur Nase vergrößert werden können. Im Anschluss wird das entfernte Material unter dem Mikroskop untersucht, um bösartige Entartungen ausschließen zu können.
Zugrundeliegende Erkrankungen wie eine cystische Fibrose, Ziliendyskinesie, Asthma bronchiale und Allergien sollten natürlich in jedem Falle mit behandelt werden, um Nasenpolypen auch dauerhaft zu verhindern.
Je nach individuellem Erkrankungsbild bestehen unterschiedliche Möglichkeiten einen Polypen in der Nase zu entfernen.
Wenn es sich nur um einen kleinen Polypen handelt kann es unter Umständen sogar ausreichen, wenn dieser mit Kortison behandelt wird. In einigen Fällen reichen diese nicht-operativen Methoden jedoch nicht aus um einen oder mehrere Polypen der Nase zu behandeln und es muss eine chirurgische Entfernung des Polypen durchgeführt werden.
Besonders dann, wenn die Atmung durch den Polypen eingeschränkt ist, ist eine solche operative Entfernung der Wucherung indiziert. Die Spezialisten auf dem Gebiet der Behandlung und operativen Entfernung von Polypen der Nase sind Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde.
So bietet es sich an, wenn Personen welche an dem Krankheitsbild leiden bei einem niedergelassenen HNO Arzt oder in einer Klinik mit entsprechender Abteilung vorstellig werden. Die Entfernung des oder der Polypen (medizinisch: Polypektomie) kann, je nach individuellem Beschwerdebild, ambulant oder unter einer Allgemeinnarkose durchgeführt werden. Welche Option individuell infrage kommt kann der behandelnde Arzt im besten Fall zusammen mit dem Patienten besprechen.
In der Regel kann ein einzelner Polyp von mittlerer Größe oder kleiner gut ambulant entfernt werden, währenddessen ein sehr großer Polyp oder mehrere Wucherungen besser in Vollnarkose entfernt werden.
Auch dann, wenn die Nasennebenhöhlen stark betroffen sind bietet sich eine Entfernung und Behandlung in einer Allgemeinanästhesie an. Die Operationstechnik erfolgt in der Regel minimal-invasiv sodass von der Operation keine sichtbaren Narben zurückbleiben. Mit einer sogenannten Nasenpolypenschlinge können die Schleimhautwucherungen effektiv abgetragen werden. Teilweise kommen auch Laser zur Anwendung, die durch hohe Energie ein Abtragen der Wucherung erlauben. Um bösartige Wucherungen ausschließen zu können wird das entfernte Material meist noch von Fachärzten für Pathologie untersucht. Es versteht sich von selbst, dass wenn die Polypen auf den Boden anderer zugrundeliegender Erkrankungen entstanden sind, diese weiterbehandelt werden müssen. Nur so kann die Wahrscheinlichkeit, dass die Polypen wieder auftreten gesenkt werden.
In vielen Fällen entstehen trotz allem Rezidive weshalb viele Patienten nach einer erfolgreichen Nasenpolypentfernung nach einiger Zeit eine weitere Operation benötigen.
Prinzipiell nehmen Polypen der Nase einen gutartigen Verlauf. Durch eine Operation werden die Symptome bei ungefähr 90% der Patienten zunächst einmal beseitigt oder zumindest deutlich verbessert. Leider neigen Polypen der Nase und Nasennebenhöhlen allerdings dazu, immer wieder aufzutreten (Rezidive).
Daher ist eine konsequente Nachbehandlung unbedingt notwendig, die den Gebrauch von kortisonhaltigen Nasensprays und eine gute Nasenpflege beinhaltet. Dadurch kann das Rezidivrisiko erheblich gesenkt werden.
Besonders wenn man schon einmal an Polypen in Nase oder Nasennebenhöhlen erkrankt war, ist es wichtig, sich an einige Regeln zu halten, um das Risiko für eine erneute Entstehung zu vermindern.
Krankheiten, die mit einem erhöhten Risiko für Nasenpolypen einhergehen (Asthma, Allergien, Mukoviszidose), sollten rechtzeitig erkannt und angemessen therapiert werden. Darüber hinaus sollte man beim Verdacht auf Nasenpolypen auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, um gegebenenfalls rasch eine Therapie einleiten zu können.
Das Vorliegen von Nasenpolypen ist in der Regel eine Diagnose, welche hauptsächlich bei Erwachsenen gestellt wird.
Wenn Kinder an Nasenpolypen erkranken liegt meist eine Erkrankung vor welche die Entstehung dieser Wucherungen fördert. Im speziellen handelt es sich hierbei meist um Stoffwechselerkrankungen wie cystische Fibrose, auch als Mukoviszidose bezeichnet, oder eine Funktionsstörung der Flimmerhärchen auf der Schleimhaut der Nase (primäre Ziliendyskinesie).
So entwickeln etwa ein drittel der Kinder, welche wegen eines Gendefektes an Mukoviszidose leiden im Laufe ihres Lebens Nasenpolypen. Die Therapie bei Kindern unterscheidet sich nicht von der bei Erwachsenen. In den meisten Fällen erfolgt eine operative Entfernung dann, wenn die Polypen das Atmen behindern oder andere Symptome verursachen.
Wichtig ist es bei Kindern vor allem, dass eine zugrundeliegende Erkrankung ausgeschlossen wird falls diese nicht bekannt ist. So kann das Auftreten von Polypen in der Nase bei Kindern ein erster Hinweis auf das Bestehen einer anderen Erkrankung sein. Hinweise darauf, dass ein Kind unter Nasenpolypen leidet können beispielsweise frühkindliches Schnarchen, eine näselnde Stimme sowie in Extremfällen Probleme bei der Atmung sein.
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