Lichtempfindliche Augen

Lichtempfindliche Augen - Was kann dahinter stecken?

Was versteht man unter lichtempfindlichen Augen?

Ein lichtempfindliches Auge reagiert schon bei geringen Lichtreizen sensibel. Die Betroffenen meiden aus diesem Grund das Licht und möchten nur ungern an die Sonne. Diese Situation wird in der medizinischen Fachsprache als Photophobie beschrieben. 

Eine Photobie kann durch verschiedene Grunderkrankungen, wie etwa neurologische, psychische oder ophthalmologische - also das Auge betreffende - Erkrankungen, ausgelöst werden. Sie kann zusätzlich mit Schmerzen, tränenden Augen, Kopfschmerzen und Schwindel auftreten.

Die Ursachen

Die Ursachen für die Lichtempfindlichkeit eines Auges sind nicht vollständig verstanden und variieren je nach zugrundeliegender Erkrankungen.

Die häufigste Ursachen sind neurologische Erkrankungen. Hierbei kann der Sehnerv (Nervus opticus) durch eine Entzündung irritiert sein. Diese Entzündung wird in der medizinischen Fachsprache Retrobulbärneuritis genannt und kann durch eine Multiple Sklerose, Intoxikationen oder Infektionskrankheiten ausgelöst werden. Des Weiteren kann auch eine Migräne eine Photobie hervorrufen.

Darüber hinaus können Erkrankungen des Auges, wie eine Uveitis (Entzündung der Augenhaut) oder eine Netzhautentzündung zu einer Lichtempfindlichkeit führen. Die Entzündungsreaktion des Auges führt nämlich auch zu einer Reizung des Sehnervs. Neben den genannten Erkrankungen sollten psychische Auslöser, wie depressive Episoden, berücksichtigt werden.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Sehnnerventzündung.

Der Vitaminmangel als Ursache

Ein Vitaminmangel als Ursache ist eher unwahrscheinlich und tritt erst im späteren Verlauf auf. Der Vitaminmangel muss schon seit langem bestehen und hat meist schon andere Symptome ausgelöst, bevor er sich an den Augen bemerkbar macht.

Vitamine, die für das Auge besonders wichtig sind, sind das Vitamin A und das Vitamin B12. Ein Vitamin A Mangel führt zu einem schlechteren Sehen vor allem im Dunkeln - die sogenannte Nachtblindheit. Zudem trocknet das Auge schneller aus und wird sehr empfindlich. Im Zuge dessen kann auch eine Lichtempfindlichkeit entstehen.

Ein Vitamin B12 Mangel hingegen kann zu einer Schädigung von peripheren Nerven, dem Rückenmark und dem Gehirn führen. Das Vitamin B12 ist nämlich an dem Aufbau einer schützenden Hülle (Myelinscheide) um die Nerven beteiligt. Diese Hülle führt zu einer verbesserten Übertragung von Nervenimpulsen. Bei einer Schädigung der Hülle können diese Impulse nicht mehr richtig weitergeleitet werden und es können Sensibilitätsstörungen und Lähmungen auftreten. Falls der Sehnerv geschädigt wurde, entsteht ein Verschwommensehen und eine Lichtempfindlichkeit.

Die Schilddrüse als Ursache

Die Schilddrüse produziert Hormone, die essentiell für die Regulation von Stoffwechselprozessen sind. Falls dieses Gleichgewicht gestört wird, kann der gesamte Körper davon betroffen sein. Vorallem das Auge ist ein empfindliches Organ und wird häufig in Mitleidenschaft gezogen.

Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion als auch eine Unterfunktion können das Auge negativ beeinflussen. Die häufigste Erkrankung ist in diesem Fall die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die zu einer Überfunktion führt und die sogenannte endokrine Orbitopathie auslöst. Es kommt zu einem Hervortreten des Auges und zu hochgezogenen Lidern. Dies führt zu einem Austrocknen des Auges und damit verbunden zu einer Empfindlichkeit. Helles Licht oder kalte Zugluft werden schmerzhaft wahrgenommen. Neben dem Morbus Basedow kann aber auch eine Hashimoto Thyreoiditis diese Symptomatik hervorrufen. Die Hashimoto Thyreoiditis ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung, sie führt aber zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Durch eine erfolgreiche Behandlung der Grunderkrankung bzw. durch eine ausgeglichene Schilddrüsenhormon Konzentration können sich die Symptome an den Augen wieder zurückbilden.

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Die Kontaktlinsen als Ursache

Einige Menschen vertragen leider keine Kontaktlinsen. Sie leiden unter geröteten und juckenden Augen. Zusätzlich kann man ein Fremdkörpergefühl im Auge haben und die Lider können anschwellen. Durch die Entzündungsreaktion kommt es zu einem trockenen Auge, was zu einer Empfindlichkeit des Auges führt. Folglich werden Umgebungsreize, wie kalte Luft oder zu viel Licht als schmerzhaft empfunden.

Falls der Verdacht auf eine Kontaktlinsenunverträglichkeit besteht, empfiehlt sich das Tragen einer Brille. Wenn sich die Symptome wieder zurückbilden, kann man von einer Unverträglichkeit ausgehen. In diesem Fall sollte man den Optiker aufsuchen, da ein Wechsel der Kontaktlinsenmarke manchmal zu einer Besserung führt.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Kontaktlinsenunverträglichkeit.

Die begleitende Symptome

Je nach zugrundeliegender Erkrankung können die Symptome recht unterschiedlich sein.

Falls eine Entzündung des Sehnervs vorliegt, tritt ein Verschwommensehen auf. Begleitend können Kopfschmerzen und ein Druckgefühl im Augapfel hinzukommen. Sehstörungen in Form von Lichtblitzen oder Zickzacklinien können bei einer Migräne vorkommen. Weitere Symptome einer Migräne sind Müdigkeit, Schlafprobleme, Übelkeit und Erbrechen. Auch Lähmungserscheinungen und eine Geräuschempfindlichkeit können auftreten. Bei Vorliegen einer Multiplen Sklerose variieren die Symptome sehr stark. So können Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen, depressive Verstimmungen, Kopfschmerzen oder auch Konzentrationsprobleme auftreten. Die Symptome sind also abhängig von dem Gehirnareal, das geschädigt wird, da jedes Areal im Gehirn eine andere Aufgabe erfüllt.

Bei einer Erkrankung des Auges, wie bei einer Entzündung der Augenhaut oder der Netzhaut, kommt es zu einer Rötung, vermehrtem Tränenfluss und einem Fremdkörpergefühl im Auge. Zudem ist die Sehschärfe reduziert. Falls die Photophobie durch psychische Erkrankungen ausgelöst wird, sind die begleitenden Symptome ebenfalls variabel. Es können Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen auftreten.

Das Verschwommensehen als begleitendes Symptom

Das Verschwommensehen ist ein Symptome, welches häufig mit einer Lichtempfindlichkeit des Auges einhergeht. Die Ursache hierfür die Irritation bzw. die Schädigung des Sehnervs (Nervus Opticus). Normalerweise nimmt der Nervus Opticus einfallende Lichtreize wahr und leitet diese zur Informationsverarbeitung an das Gehirn weiter. Falls der Nerv aber durch eine Entzündung irritiert wird, wie bei einer Retrobulbärneuritis oder einer Entzündung der Aderhaut, kann dieser Vorgang nicht mehr richtig ablaufen. Die Lichtreize werden verstärkt wahrgenommen und lösen Schmerzen aus. Darüber hinaus kann man die Umgebung nicht mehr scharf erkennen, da es zu einer Fehlregulation kommt. Wie genau es zu dieser Fehlregulation kommt, ist allerdings ungeklärt. 

Auch eine Schädigung des Sehnervs, wie es bei einer Multiplen Sklerose der Fall ist, führt zu einem Verschwommensehen. Allerdings besteht hier die Gefahr durch eine starke Schädigung des Nervens zu erblinden. Aus diesem Grund ist es wichtig bei einer Lichtempfindlichkeit und einem Verschwommensehen einen Arzt aufzusuchen, damit die Erkrankung abgeklärt werden kann.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Sehnnerventzündung bei MS.

Die Kopfschmerzen als begleitendes Symptom

Auch die Kopfschmerzen treten als begleitendes Symptom häufig auf. Vor allem neurologische Erkrankungen können Kopfschmerzen auslösen. Die bekannteste Erkrankung in diesem Zusammenhang ist die Migräne. Betroffene Personen klagen über anfallsweise auftretende, einseitige Kopfschmerzen, die besonders stark ausgeprägt sind.

Des Weiteren können infektiöse Erkrankungen, wie eine Meningitis, also eine Hirnhautentzündung, starke Kopfschmerzen hervorrufen. Die Meningen (Hirnhäute) werden durch zahlreiche Nerven versorgt. Diese können durch die Entzündungsreaktion, welche durch die Infektion getriggert wurde, gereizt werden und starke Schmerzen hervorrufen. Vergleichsweise milde Kopfschmerzen können durch eine Retrobulbärneuritis, eine Entzündung des Sehnervs, ausgelöst werden.

Kann eine Depression vorliegen?

Eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit des Auges kann auf eine Depression hindeuten, ist allerdings kein typisches Symptom. Falls zusätzlich Symptome wie eine Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und soziale Isolation auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Depression vorliegt, deutlich erhöht.

Die Ursachen und der genaue Mechanismus, der zur Entstehung einer Depression führt, ist nicht vollständig verstanden. Es werden genetische Veranlagungen und umweltbedingte Faktoren diskutiert. Durch ein Zusammenspiel dieser Faktoren kommt es zu einer Stoffwechselstörung des Gehirns. Es werden vergleichsweise niedrige Konzentrationen von Botenstoffen, wie Serotonin oder Dopamin festgestellt. Dieses Ungleichgewicht von Botenstoffen führt zu einer Funktionsstörung des Gehirns. Im Rahmen dessen kann es auch zu Funktionsstörungen des Auges kommen. Durch eine erfolgreiche Behandlung der Depression können sich die Symptome wieder zurückbilden.

Die Symptome einer Depression? Lesen Sie hier mehr zu diesem Thema.

Kann eine Multiple Sklerose vorliegen?

Eine Lichtempfindlichkeit, die durch eine Verschwommensehen und Schmerzen bei Augenbewegungen begleitet wird, deutet auf eine Retrobulbärneuritis. Eine Retrobulbärneuritis ist eine Entzündung des Sehnervs (Nervus opticus). Häufig stellt sie das erste Symptom einer Multiplen Sklerose dar und sollte abgeklärt werden.

Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Schädigung von Myelin führt. Myelin ist eine Substanz, welche eine schützende Hülle um die Nerven bildet und die Übertragung von Nervenimpulsen verbessert. Bei einer Schädigung der Myelinscheiden können die Impulse nicht mehr richtig weitergeleitet werden und es entstehen funktionelle Ausfälle, wie Lähmungserscheinungen. Bei einer dauerhaften Schädigung des Sehnervs kann es zur Erblindung kommen.

Weitere Informationen zum Thema Multiple Sklerose finden Sie hier.

Die Diagnose

Eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit, die über einen längeren Zeitraum anhält, bedarf ärztlicher Abklärung. Vorallem wenn die Lichtempfindlichkeit von Schmerzen und einem Verschwommensehen begleitet wird, sollte unbedingt ein Augenarzt aufgesucht werden. In diesem Fall könnte nämlich eine Retrobulbärneuritis (Sehnerventzündung) vorliegen, die ein Augenarzt durch eine Fehlregulation der Pupillen feststellen kann. Falls der Verdacht auf eine Multiple Sklerose besteht, sollte zusätzlich eine MRT Untersuchung des Kopfes erfolgen.

Aber auch eine Entzündung der Augenhaut oder der Netzhaut sollten abgeklärt werden, da sie eine Therapie benötigen. Diese macht sich durch schmerzhafte, gerötete Augen bemerkbar. Diese kann ein Augenarzt durch verschiedene Sehtests und eine Spaltlampenuntersuchung diagnostizieren.

Bei einem Verdacht einer Schilddrüsenüberfunktion oder Unterfunktion sollte man den Hausarzt aufsuchen. Dieser kann durch eine Blutuntersuchung die Konzentration der Schilddrüsenhormone bestimmen.

Die Behandlung

Die Behandlung einer gesteigerten Lichtempfindlichkeit hängt von der Grunderkrankung ab. Falls eine Entzündung der Augenhaut (Uveitis) vorliegt, kann mit Kortisonhaltigen- Augentropfen therapiert werden. Bei einer Retrobulbärneuritis, also einer Entzündung des Sehnervs sollte zunächst eine Multiple Sklerose ausgeschlossen werden, da diese mit Glukokortikoiden und Immunsupressiva behandelt wird. Wenn die Neuritis durch Bakterien verursacht wurde, gibt man Antibiotika. Bei unklarer Genese verabreicht man Glukokortikoide um die Entzündungsreaktion zu mindern.

Die Behandlung einer akuten Migräne kann durch Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder durch die Gabe von Triptanen behandelt werden. Zur Prophylaxe einer Migräneattacke ß-Blocker wie Metoprolol oder Bisoprolol einsetzen. Bei Vorliegen einer Depression kann mit Antidepressiva therapiert wird. Zusätzlich empfiehlt sich eine Psychotherapie.

Falls ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone festgestellt wird, kann man dies medikamentös wiederherstellen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann L-Thyroxin, das Schilddrüsenhormon, substituiert werden. Eine Überfunktion kann durch Thyreostatika gemildert werden. Thyreostatika sind Medikamente, welche die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen.

Ein Vitamin A Mangel kann durch eine Zufuhr von Vitamin A behoben. Ein fortgeschrittener Vitamin B12 Mangel mit Funktionsausfällen ist leider nicht mehr zu beheben - durch eine Substitution von Vitamin B12 kann ein Fortschreiten verhindert werden.

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Die Brille als Behandlungsoption

Eine Brille kann sich bei einer Kontaktlinsenunverträglichkeit zur Behandlung eignen. Einige Menschen reagieren leider sehr empfindlich auf Kontaktlinsen - es kommt zu geröteten und juckenden Augen. Ein Wechsel der Kontaktlinsenmarke kann unternommen werden. Falls dies aber auch nicht hilft, empfiehlt sich das Tragen einer Brille. 

Falls man einer einer Entzündung der Augenhaut leidet und man normalerweise Kontaktlinsen trägt, sollten diese bis zur Heilung nicht mehr getragen werden. Auch hier empfiehlt sich das Tragen einer Brille.

Die Dauer

Die Dauer der Erkrankung lässt sich pauschal nicht beantworten. Sie ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung. Eine Entzündung der Augenhaut heilt in der Regel innerhalb von ein paar Wochen ab. Die Entzündung des Sehnervs (Retrobulbärneuritis) kann bei einer bakteriellen Genese innerhalb von ein paar Wochen abheilen. Falls sie aber durch eine Multiple Sklerose bedingt ist, kann die Erkrankung immer wieder auftreten.

Falls die Lichtempfindlichkeit durch eine akute Migräneattacke bedingt ist, verschwindet Sie nach der akuten Phase von alleine. Bei Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung dauert es in der Regel mehrere Wochen, da die optimale Konzentration der Schilddrüsenhormone zunächst eingestellt werden muss. Auch bei einer Depression kann es mehrere Wochen dauern bis die Symptome sich zurückbilden, da die Medikamente erst einmal anfluten müssen.

Weiterführende Information

Nähere Information zu diesem Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen der Augenheilkunde finden Sie unter: Augenheilkunde A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.12.2019 - Letzte Änderung: 21.06.2024