Das HLA kann im Rahmen vieler Erkrankungen ausschlaggebend sein, aber muss nicht einen definitiven Aufschluss über das Vorhandensein der Krankheit übermitteln.
Die Abkürzung HLA steht in der Medizin für den Begriff des Humanen Leukozyten Antigens. Die HLA sind eine Gruppe von Molekülen, die aus einem Proteinanteil und einem Kohlenhydratanteil bestehen. Deshalb werden sie Glykoprotein genannt.
Die HLA befinden sich an der Zelloberfläche jeder einzelnen Körperzelle und auch an den Oberflächen von anderen Organismen und Erregern.
Die Gene, die für die Synthese der HLA codieren, sind sehr variabel. Deshalb weisen auch die HLA von Person zu Person eine hohe Variabilität auf. Dies ermöglicht es dem Immunsystem, zwischen körpereigenen Zellen und körperfremden Zellen zu unterscheiden.
Somit hängt der Erfolg von Organtransplantationen mit den HLA zusammen.
Die HLA weisen mehrere Gruppen mit diversen Untergruppen auf, die sich in verschiedenen Zelltypen des Körpers finden lassen. Das Vorkommen einiger HLAs geht mit erhöhten Krankheitswahrscheinlichkeiten einher.
Welche Faktoren sind bei der Organtransplantation ebenfalls von Bedeutung. Dies und vieles Mehr erfahren Sie unter: Organtransplationen - Darauf sollten achten
Die Bestimmung der HLA kann aus mehreren Gründen erfolgen. Sehr häufig ist dabei die Transplantation von Organen eine Indikation. Der Erfolg einer Transplantation hängt maßgeblich davon ab, wie ähnlich sich die Antigene von Organspender und -empfänger sind. Je höher die Übereinstimmung im Aufbau des Glykoproteins sind, desto höher sollte die Wahrscheinlichkeit sein, dass die Transplantation im Verlauf erfolgreich ist. Um die Verschwendung von wertvollen Organspenden zu verhindern, erfolgt immer eine Bestimmung der HLA.
Die Spende von Stammzellen stellt eine spezielle Form der Organspende dar. Jedoch ist auch hier die Kompatibilität der Antigene essentiell für den Erfolg. Deshalb erfolgt bei der Typisierung der Spender eine grobe Bestimmung. Gelangt ein Spender in die engere Auswahl, so wird das HLA detailliert bestimmt.
Daneben spielen HLA bei der Entstehung von bestimmten Erkrankungen eine wichtige Rolle. Dies betrifft die Gruppe der Autoimmunerkrankungen, welche häufig durch körpereigene Prozesse entstehen. So treten beispielsweise Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises häufig bei Vorliegen des HLA-B 27 auf.
Auch die so genannte Zöliakie, welche mit einer Unverträglichkeit von Gluten einhergeht, kann durch die HLA in ihrer Entstehung beeinflusst werden.
Einige Unverträglichkeiten von Medikamenten sind ebenfalls durch einige HLA bedingt.
Die aufgeführten Erkrankungen können Sie im Detail auf folgenden Seiten nachlesen:
Die Bestimmung der HLA kann auf vier unterschiedliche Weisen erfolgen. In jedem Fall wird Gewebe von Spender und Empfänger benötigt.
Die genaue Bestimmung des Aufbaus der HLA erfolgt mit der so genannten Antigenbestimmung. Hierfür wird der Prozess der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) genutzt. Dabei werden Zellen zerstört und die genaue Sequenz von Basen der DNA, die durch die Zerstörung frei wird, mit Hilfe eines Enzyms nachgebildet und vervielfacht.
Man kann außerdem testen, ob das Immunsystem des Empfängers einer Spende schon mal auf körperfremde HLA reagieren musste. Dafür werden Immunzellen des Spenders dem Blut des Empfängers beigefügt. Bei fehlender Reaktion lag noch kein Kontakt vor. Dieser Test wird Antikörpernachweis genannt.
Abschließend kann man die Verträglichkeit einer Organspende durch den so genannten Crossmatch-Test beurteilen. Der Test ist dem Antikörpernachweis ähnlich.
Neuerdings kann auch die so genannte Durchflusszytometrie maschinell Ergebnisse liefern.
Um den Antikörpernachweis nachvollziehen zu können, ist es ratsam sich zunächst über Antikörper und ihre Bedeutung zu informieren. Wir bieten Ihnen hierfür folgende Artikel an: Was sind Antikörper?
Das HLA-B27 Antigen gehört zur zweiten Gruppe der HLA. Es kommt auf nahezu allen Zellen des menschlichen Körpers vor und spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Regulation des Immunsystems. Trotz seiner Rolle kommt es dennoch nicht bei der gesamten Bevölkerung vor.
Von medizinischer Relevanz ist dieses Antigen, wenn es vorhanden ist und Mutationen aufweist. Bei Vorliegen einer Mutation treten Autoimmunerkrankungen des rheumatischen Formenkreises gehäuft auf. Aus diesem Grund ist die Bestimmung des Status des HLA-B27 ein wichtiges Kriterium bei der Diagnose und der Differentialdiagnose von bestimmten Erkrankungen.
Allerdings ist der Nachweis des Antigens kein direkter Nachweis einer Erkrankung, da die betroffene Person nicht zwangsläufig erkrankt sein muss.
Zu den Krankheiten, die bei positivem Status des HLA-B27 besonders häufig sind, zählen Morbus Bechterew, Morbus Reiter, die rheumatoide Arthritis und Entzündungen des Auges.
Außerdem liegt bei Vorliegen des HLA-B27 ein gewisser Schutz gegenüber dem Ausbruch von AIDS vor. Die Ursachen für die Zusammenhänge sind nicht bekannt.
Ergänzende Informationen zu den oben genannten Krankheitsbildern finden Sie unter:
Das Antigen HLA-DR spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Funktion des Immunsystems. Zu einer der Hauptaufgaben zählt das Erkennen körperfremder Stoffe, die beispielsweise von Erregern wie Bakterien stammen können. Dafür werden diese Stoffe an der Oberfläche der Zellen von dem HLA-DR gebunden. Bei Kontakt mit Immunzellen werden diese aktiviert.
Daneben spielt das HLA-DR eine essentielle Rolle für den Erfolg einer Organtransplantation in dem ersten halben Jahr nach der Transplantation. Aus diesem Grund muss der Aufbau des Antigens von Organspender und -empfänger möglichst gleich sein. Gleichzeitig weist das Gen, das für das HLA-DR codiert, eine sehr hohe Variabilität auf. Dadurch besitzt das HLA-DR ebenfalls eine hohe Variabilität, was die Suche nach gleichen Spender- und Empfängerantigen erschwert.
Weiterhin ist das Vorkommen des Antigens wie beim HLA-B27 mit dem Auftreten einiger Krankheiten vergesellschaftet. Allerdings ist der Nachweis des Antigens auch nicht gleichbedeutend mit dem Ausbruch der Krankheit. Zu diesen Krankheiten zählen die Blutarmut, die rheumatoide Arthritis, einige Formen der Zuckerkrankheit, einige Nierenerkrankungen, eine Unterfunktion der Schilddrüse und noch viele mehr.
Das HLA-DQ2 ist ein Antigen, das von den Eltern vererbt wird und sich auf der Oberfläche der meisten Zellen des Körpers befindet. Neben anderen Merkmalen spielt HLA-DQ2 eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Zöliakie, einer Autoimmunerkrankung des Darms mit einer Unverträglichkeit von Gluten. Maßgeblich für die Entstehung der Krankheit ist eine Mutation im betroffenen Gen.
Es liegt in Mitteleuropa bei bis zu ca. 30% der Bevölkerung vor. Dabei ist ein Vorkommen des Antigens nicht mit der tatsächlichen Erkrankung gleichzusetzen, da nicht alle Personen mit dem Merkmal eine Zöliakie entwickeln. Jedoch ist das Risiko für das Auftreten einer Zöliakie erhöht, wenn ein Elternteil oder beide Elternteile daran erkrankt sind. Dann beträgt das Vererbungsrisiko bis zu 15%.
Auf Grund des hohen Vorkommens des HLA-DQ2 auch bei Gesunden Menschen kann der Nachweis des Antigens nicht zur Diagnose der Zöliakie genutzt werden. Somit besitzt dieser einen niedrigen positiven Vorhersagewert. Im Gegensatz dazu ist der negative Vorhersagewert sehr hoch. Dies bedeutet, dass eine Person, bei der das Antigen nicht nachgewiesen werden kann, sehr wahrscheinlich nicht an der Zöliakie erkrankt ist. Deshalb kann der Nachweis des HLA-DQ2 nur zum Ausschluss der Erkrankung genutzt werden.
Wichtig an dieser Stelle ist, auch einen Blick auf die Hauptseite zur Zökliakie zu werfen: Was ist die Zöliakie?
Das HLA-B51 ist ebenfalls ein Oberflächenmolekül, das auf den meisten Zellen des menschlichen Körpers vorkommt. Es ist für bis zu 20% verantwortlich für das Auftreten einer Autoimmunerkrankung, die dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet wird. Diese wird Morbus Behçet genannt und besitzt eine erbliche Komponente.
Während die Krankheit in Mitteleuropa sehr selten ist, tritt sie in der Türkei und in Japan deutlich häufiger auf. Bei bis zu 75% der Erkrankten lässt sich das Antigen HLA-B51 nachweisen.
Gleichzeitig ist der Nachweis jedoch nicht definierend für die Krankheit. Somit können auch gesunde Personen es aufweisen und während des gesamten Lebens nicht am Morbus Behçet erkranken.
Typischerweise tritt die Erkrankung plötzlich ohne erkennbare Ursache auf. Im Gegensatz zu anderen Autoimmunerkrankungen erfolgt die Diagnose nicht anhand eines Nachweises des Antigens im Labor, sondern über das klinische Erscheinungsbild.
Lesen Sie mehr zum Morbus Behçet unter: Morbus Behcet
Bei der Auswertung einer HLA-Bestimmung wird eine Reihe von speziellen Merkmalen überprüft. Auch das gemeinsame Auftreten einiger HLA spielt dabei eine Rolle. Dieser Prozess ist jedoch sehr komplex und wird von speziell ausgebildeten Angestellten durchgeführt.
Die Auswertung erfolgt innerhalb einiger Tage. Mit der Durchflusszytometrie kann ein Ergebnis innerhalb von Minuten vorliegen, das mit hoher Sicherheit korrekt ist.
Die Kosten einer Typisierung belaufen sich auf ca. 50€. Wenn die Typisierung sehr detailliert erfolgen soll, können die Kosten erhöht sein. Durch die maschinelle Auswertung konnten in den letzten Jahren der Aufwand und somit auch die Kosten stark gesenkt werden.
Auch folgende Artikel spielen im Rahmen des Humanen Leukozyten Antigens eine wichtige Rolle: