Als Hirnmetastase bezeichnet man Krebszellen, die aus anderem Gewebe ins Hirngewebe übergesiedelt sind. Man unterscheidet Hirnmetastasen also vom Hirntumor bei dem die Krebszellen im Gehirn selbst entstanden sind. Häufiger Ursprungsort der Hirnmetastasen sind Tumore in Lunge, Brust und Niere.
Eine Absiedlung von Krebszellen in das Hirngewebe wird Hirnmetastase genannt. Es wird unterschieden zwischen Krebszellen, die im Gehirn selbst entstehen (Hirntumor) und Zellen, die von bösartigen Tumoren außerhalb des Gehirns ausgehen (Hirnmetastasen). Tumore, die häufig Hirnmetastasen bilden, sind Lungenkrebs, Brustkrebs, bösartiges Melanom und Nierenzellkarzinom. Mehr als die Hälfte aller im Schädel gelegenen Tumoren stellen Hirnmetastasen dar. Bei etwa 10 bis 30 Prozent der Erwachsenen mit bösartigen Tumoren können Hirnmetastasen nachgewiesen werden.
Außerdem unterscheidet man zwischen solitären Hirnmetastasen, bei denen nur eine einzelne Hirnmetastase vorliegt und keine weiteren Absiedlungen von Krebszellen (Metastasen) an anderen Orten im Körper. Davon unterscheidet mal singuläre Hirnmetastasen (einzelne Hirnmetastase, weitere Metastasen an anderen Orten des Körpers liegen vor) und multiple Hirnmetastasen (mehrere Tumoren im Kopf). Hirnmetastasen sind meistens im Bereich des Großhirns lokalisiert, in selteneren Fällen können sie auch in Kleinhirn und im Hirnstamm auftreten.
Im Bereich des Gehirns sind Hirnmetastasen die am häufigsten auftretenden bösartigen (malignen) Tumore. Sie äußern sich durch eine Vielzahl von Symptomen wie Kopfschmerzen, Krampfanfälle, neurologische Ausfallerscheinungen (zB Sehstörungen) oder Wesensänderungen. Ungefähr bei jedem zehnten Patienten wird eine Krebserkrankungen dadurch entdeckt, dass sich Hirnmetastasen gebildet haben, die Symptome und Beschwerden (zB einen epileptischen Anfall) verursachen.
Die Behandlung von Hirnmetastasen ist von vielen Faktoren abhängig, in den meisten Fällen ist die Prognose bei Hirnmetastasen eher ungünstig, da das Vorliegen von Hirnmetastasen immer ein fortgeschrittenes Stadium einer Tumorerkrankung bedeuten.
Hirnmetastasen sind Absiedlungen von Krebserkrankungen anderer Organe. Das bedeutet, dass die Krebserkrankung ursprünglich als sogenannter Primärtumor in einem Körpergewebe außerhalb des Zentralnervensystems ihren Anfang nahm. Wenn sich nun einzelne Zellen dieses Primärtumors ablösen, können sie durch den Körper wandern (zB über die Blutbahn) und sich an einer anderen Stelle absiedeln (metastasieren) und dort vermehren. Geschieht dies im Gehirn, so spricht man von einer Hirnmetastase. Die genauen Mechanismen hinter der Entstehung einer Metastase sind noch nicht vollständig erforscht. Auch die Tatsache, warum beispielsweise Brust- oder Lungentumore häufig Metastasen bilden und andere Tumore diese Tendenz nicht aufweisen, ist noch nicht abschließend geklärt.
Hirnmetastasen enthalten also keine Nervenzellen, sondern setzen sich aus einem ähnlichen Gewebe wie das des Primärtumors zusammen. Da es sich bei den Zellen jedoch um entartete Krebszellen handelt, ist es manchmal auch mithilfe eines Mikroskops nicht hundertprozentig möglich, die Lokalisation des Primärtumors im Körper zu bestimmen. Hirnmetastasen sind also sekundäre Hirntumore. Davon abzugrenzen sind "echte" Hirntumore, die direkt vom Gehirngewebe ausgehen.
Die Symptome, die durch Hirnmetastasen verursacht werden, sind häufig zunächst sehr unspezifisch und werden aufgrund des ansteigenden Hirndrucks (siehe auch: Hirndruckzeichen) ausgelöst. Erst bei Befall von empfindlichen Hirnregionen oder bei fortgeschrittener Metastasierung kann man die Symptome spezifischer zu einer Erkrankung mit Hirnmetastasen zuordnen.
In etwa einem Drittel der Fälle verursachen Hirnmetastasen Symptome, bevor der Primärtumor (zB Lungenkrebs) überhaupt entdeckt wurde. Manchmal ist es sogar trotz intensiver Suche unmöglich, den Primärtumor festzustellen. In diesen Fällen spricht man von einem sogenannten Cancer of Unknown Primary (CUP). Ebenso kommt es vor, dass Hirnmetastasen Jahre später nach Auftreten und Behandlung des Primärtumors auftreten. Die Symptome, die durch Hirnmetastasen verursacht werden, unterscheiden sich in der Regel nicht von den Beschwerden eines bösartigen hirneigenen Tumors (zB Glioblastom). Häufig wachsen Hirnmetastasen sehr schnell und bewirken eine Schwellung des umliegenden Gewebes (perifokales Ödem), was unbehandelt zu einer Lebenserwartung von wenigen Wochen bis wenigen Monaten führt.
Häufigstes Symptom bei Hirnmetastasen sind Kopfschmerzen. Diese werden dadurch verursacht, dass die Metastase und die zunehmende Gewebeschwellung eine raumfordernde Wirkung ausüben, wodurch die schmerzempfindlichen Hirnhäute gedehnt und gereizt werden.
In Abhängigkeit zur Lokalisation der Hirnmetastasen kann eine Vielzahl von weiteren neurologischen Symptomen auftreten. So kann es, je nachdem, wo die Hirnmetastase sich abgesiedelt hat, zu Symptomen wie:
kommen. In manchen Fällen kommt es zu Persönlichkeits- und Stimmungsänderungen (bei Lokalisation der Hirnmetastasen im Frontalhirn), was meist durch Freunde und Angehörige erkannt wird. Auch psychische Veränderungen eines Menschen können eine Folge von Hirnmetastasen sein, was auch organisches Psychosyndrom oder Delir genannt wird und sich in paranoiden oder aggressiven Zügen äußern kann. Sind die Hirnmetastasen im Kleinhirn oder im Hirnstamm lokalisiert, so machen sie sich häufig durch Symptome wie beispielsweise Schwindel, Ataxie (Probleme bei der Bewegungskoordination) oder Hirnstammsyndrome bemerkbar.
Weitere Informationen finden Sie auch unter unserem Thema: Gehirntumor Anzeichen.
Da es in den meisten Fällen durch das Wachstum von Hirnmetastasen zu einer Zunahme des Hirndrucks kommt, können Symptome wie Teilnahmslosigkeit (Apathie), Müdigkeit und Bewusstseinstrübungen auftreten. In der Spätphase einer Erkrankung mit Hirnmetastasen kann es zu unstillbarem Erbrechen oder Koma kommen. Diese Symptome haben eine sehr ungünstige Prognose.
Lesen Sie mehr zum Thema: Hirnblutung Koma
Wenn neurologische Symptome auftreten, muss in der Regel unter anderem an das mögliche Vorliegen von Hirnmetastasen gedacht werden. Eine orientierende klinische Untersuchung gibt erste Hinweise auf mögliche neurologische Ausfallerscheinungen. Dabei wird beispielsweise untersucht, ob Hirndruckzeichen (zB eine Stauungspapille, Schwellung der Austrittsstelle des Sehnerven aus dem Augapfel), zentrale Lähmungen oder Hirnnervenausfälle vorliegen. Im Gespräch mit dem Arzt fallen psychische Veränderungen, verlangsamte Reaktionszeiten oder Störungen des Erlebens auf.
Da durch die klinische Untersuchung nur Vermutungen zur Ursache der Symptome angestellt werden können, schließt sich in den meisten Fällen eine bildgebende Diagnostik an. Ein MRT vom Gehirn (Kernspin) ist besonders gut geeignet, um Hirnmetastasen darzustellen.
Aber auch eine Computertomographiecomputertomographische Untersuchung vom Kopf (cCT) oder die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor cerebrospinalis) können unter Umständen sinnvoll sein.
Grundsätzlich gilt es bei einem Nachweis von Hirnmetastasen den Primärtumor zu identifizieren, der zu den Metastasen im Gehirn geführt hat. Dafür wird meist der gesamte Körper mithilfe von Röntgen, UltraschallUltraschall und bildgebenden Verfahren (zB CT, MRT).
Die Prognose bei Hirnmetastasen wird von vielen Faktoren beeinflusst, weshalb häufig keine pauschale Aussage zur Lebenserwartung getroffen werden kann. Das Alter des Betroffenen, das Zeitintervall zwischen Auftreten des Primärtumors und der Hirnmetastase, Anzahl, Lage und Größe der Hirnmetastasen und einige andere Faktoren beeinflussen die Prognose. Grundsätzlich ist die Gesamtprognose bei Hirnmetastasen eher schlecht. Unter Umständen kann es bei Vorliegen einer Hirnmetastase zu einer raschen Verschlechterung des Zustandes bis hin zu einem plötzlichen Versterben kommen, da es beispielsweise zu einer Einblutung in eine Hirnmetastase kommen kann. Hirnmetastasen, die in der hinteren Schädelgrube (im Bereich des Kleinhirns oder des Hirnstamms) lokalisiert sind, können schon bei geringer Größenzunahme zu einer sogenannten Hirneinklemmung und damit zum Tod führen.
Die Prognose bei Hirnmetastasen kann durch eine optimale Therapie verbessert werden. Besonders eine Verbesserung der Lebensqualität durch die Linderung der Symptome und Beschwerden steht bei der Therapie im Vordergrund. Eine Verlängerung des Überlebens ist nur in Einzelfällen um mehrere Monate bis hin zu einigen Jahren möglich.
Der Verlauf der durch die Hirnmetastasen hervorgerufenen Symptome ist meist unabhängig von der Entwicklung des Primärtumors.
So kann es sein, dass es trotz einer gut anschlagenden Behandlung des Primärtumors zu einem Fortschreiten der durch die Hirnmetastasen verursachten Beschwerden kommt.
Allerdings ist das Auftreten von Hirnmetastasen auch immer ein Hinweis auf ein recht weit fortgeschrittenes Stadium des Primärtumors. Oft sind die Hirnmetastasen dann auch der Lebenszeit begrenzende Faktor einer Erkrankung.
Zudem sind die Symptome die durch die neurologischen Ausfälle entstehen oft wesentlich belastender als die anderen Begleiterscheinungen des Krebs-Leidens. Gerade Symptome, wie Krampfanfälle oder Persönlichkeitsveränderungen in einer ohnehin emotional belastenden Zeit sind oft sehr einschränkend.
Die schlechte Prognose der Hirnmetastasen hängt auch damit zusammen, dass die oftmals nur sehr schlecht oder gar nicht behandelt werden können. So ist eine Operation oftmals aufgrund der Lage und Anzahl der Metastasen nicht möglich, oder aber auch aufgrund des Zustands des Patienten einfach nicht durchführbar.
Für eine OP spricht z.B. das Vorliegen nur einer Einzelnen oder weniger, sehr großer Hirnmetastase und eine hohe Chance die Grunderkrankung therapieren zu können.
Auch bei sehr starken Symptomen wird eine OP eher in Betracht gezogen. Ist eine OP nicht möglich, kann eine Linderung der Symptome und Verlängerung der Lebenszeit dann allerdings noch, im Rahmen eines palliativen Ansatzes, mit Hilfe der Strahlentherapie gelingen.
Dabei werden die Tumorzellen mit hoch energetische Strahlung beschossen.
Dadurch kann das Tumorgewebe teilweise zerstört werden oder zumindest in seinem Wachstum gehemmt werden. Allerdings wird die Strahlentherapie von vielen als sehr unangenehm und belastend empfunden.
Außerdem sprechen nicht alle Tumorgewebe auf Strahlung an. Daher muss man sich individuell die Frage stellen, inwieweit einem dieses kurze mehr an Lebenszeit, diese Behandlung Wert ist.
Manche Symptome, wie z.B. Krampfanfällt können auch ohne Bestrahlung, medikamentös zumindest etwas abgemildert werden. Auch die Gabe von Cortisonpräparaten hilft durch ihre abschwellende Wirkung zumindest die Symptome zu lindern. Teilwiese kann auch eine Chemotherapie erfolgversprechend sein. Vor allem beim Hodenkrebs kann dadurch teilweise trotz vorhandener Hirnmetastasen noch eine Heilung erreicht werden.
Brustkrebs stellt den zweithäufigsten der typischen Primärtumore dar, bei deren Verlauf es zu Hirnmetasen kommen kann.
Dabei treten die Hirnmetastasen vor allem bei den sogenannten Östrogenrezeptor negativen Formen des Brustkrebs auf.
Wie allgemein stellen die Hirnmetastasen auch hier einen sehr ungünstigen Prognosefaktor für das weitere Überleben dar. Dabei kann eine frühe Diagnose und geringe Ausdehnung der Hirnmetastase die Prognose allerdings geringfügig verbessern.
Wenn bei einem bekannten oder auch schon austherapierten Brustkrebs also neurologische Symptome auftreten, sollte man immer das Auftreten von Hirnmetastasen ausschließen lassen.
Dabei werden einzelne Metastasen in der Regel neurochirurgisch entfernt und das Gehirn anschließend ganz, oder in Form der Radiochirurgie gezielt bestrahlt. Dabei hilft die Bestrahlung vor allem beim Eindämmen der Symptome, hat aber leider wenig Einfluss auf das Überleben. Dabei können die Strahlentherapeutischen Konzepte neben der Kombination mit einer OP teilweise auch einzeln eingesetzt werden.
Gerade die sogenannte Radiochirurgie macht dabei viele Fortschritte. Teilweise kann auch die Gabe von Chemotherapeutika helfen das Wachstum der Metastasen zu verlangsamen oder die Symptome zu verbessern.
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