Hautkrebsvorsorge

Die Hautkrebsvorsorge (Hautkrebs-Screening) ist eine Untersuchung, die an möglichst vielen Menschen durchgeführt wird, um frühzeitig Hautkrebserkrankungen zu erkennen und in der Folge behandeln zu können. Einen Anspruch auf die Hautkrebsvorsorge hat jeder gesetzliche Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre. Patienten mit einem erhöhten Risiko, eine Hautkrebserkrankung zu entwickeln, sollten die Vorsorge schon früher in Anspruch nehmen.

Hautkrebsvorsorge

Häufige Hautkrebsarten

Die drei häufigsten Hautkrebserkrankungen stellen das spinozelluläre Karzinom, der Basalzellkrebs (Basaliom) und das maligne Melanom dar. Die beiden erstgenannten Formen werden im Volksmund häufig als "weißer" oder "heller" Hautkrebs bezeichnet, um sie gegen das maligne Melanom oder den "schwarzen" Hautkrebs abzugrenzen.

Das weiße Hautkrebs (spinozelluläres Karzinom und Basalzellkrebs) treten vor allem bei älteren Menschen auf. Sie zeigen ein meist langsames und wenig aggressives Wachstum und bilden nur sehr selten Metastasen (Streuherde) in anderen Körperregionen. Trotzdem können sie wie ein bösartiger Tumor das umliegende Gewebe schädigen und bis in den umliegenden Knochen vordringen, weshalb sie manchmal auch als teilweise bösartige oder semimaligne Hautkrebserkrankungen bezeichnet werden.

Der größte Risikofaktor für den weißen Hautkrebs ist die langjährige Einwirkung von Sonnenstrahlen auf die betroffene Hautregion. Dabei sind im Unterschied zum malignen Melanom nicht häufige Sonnenbrände ursächlich für die Tumore, sondern die direkte Belastung der Haut durch UV-Strahlen. Aus diesem Grund befindet sich der größte Teil der Basalzellkrebse im Gesichtsbereich: Vor allem Lippen, Nase und Ohrmuschel sind betroffen.

Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) ist die am meisten gefürchtete Form des Hautkrebses. Er ist sehr aggressiv und bildet frühzeitig Absiedlungen von Tumorzellen in anderen Körperregionen (Metastasen), was mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden ist. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 20.000 Menschen an einem malignen Melanom und etwa 15 Prozent der Betroffenen versterben im selben Jahr an der Erkrankung.

Risikofaktoren

Der wichtigste Risikofaktor für eine Hautkrebserkrankung stellt die Sonnenlicht-Exposition dar, weil die UV-Strahlung der Sonne verschiedene Hautzellen schädigt und zu deren Entartung führen kann. Doch auch die Belastung durch künstliche UV-Strahlung (beispielsweise im Sonnenstudio) kann über die Jahre zu einer Schädigung der Zellen führen und erhöht damit das Risiko für Hautkrebs.

Es ist erwiesen, dass jeder Sonnenbrand, von dem öfter Menschen mit heller Haut betroffen sind, das Risiko für eine Hautkrebserkrankung erhöht. Auch Menschen, die eine hohe Zahl großer angeborener Muttermale aufweisen, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs.

Weitere Risikofaktoren für Hautkrebs sind eine genetische Veranlagung (Krebserkrankungen in der Familie), Umweltfaktoren (zum Beispiel eine berufsbedingte Exposition zu dem chemischen Stoff Arsen) sowie eine Immunsuppression (geschwächte körpereigene Abwehr) durch andere Erkrankungen oder Medikamente.

Durchführung der Hautkrebsvorsorge-Untersuchung

Die Hautkrebsvorsorge-Untersuchung nimmt in der Regeln nicht mehr als fünfzehn Minuten Zeit in Anspruch.

Zunächst erfolgt eine kurze Befragung des Betroffenen nach der Krankengeschichte (Anamnese), bei der sich der Arzt nach Vorerkrankungen und dem gesundheitlichen Zustand erkundigt. Auch mögliche Risikofaktoren können in dem Gespräch aufgedeckt werden. Vor dem Screening sollte man Nagellack von Finger- und Zehennägeln sowie Piercings und Ohrringe entfernen, um die darauf folgende körperliche Untersuchung zu erleichtern. Denn auch unter den Nägeln kann sich eine auffällige Hauterscheinung verstecken, die sonst unter Umständen unerkannt bleibt. Genauso verhält es sich mit Make-up, auf das für die Untersuchung verzichtet werden sollte, damit das Gesicht gut untersucht werden kann. Für die körperliche Untersuchung wird die Kleidung abgelegt, damit der Arzt den ganzen Körper mit geschultem Auge und einer hellen Lampe untersuchen kann (Kopfhaut, die Analregion und äußeren Genitalien, die Mundschleimhäute, Lippen und das Zahnfleisch).

Sollten auffällige Hautveränderungen gefunden werden, kann eine Gewebeprobe entnommen werden, welche mikroskopisch untersucht wird, um die Diagnose zu sichern. Außer der körperlichen Untersuchung kann der Arzt bei der Hautkrebsvorsorge auch wichtige Informationen für den richtigen Umgang mit der Sonne vermitteln und über weitere Krebsfrüherkennungs- und Gesundheitsuntersuchungen informieren.

Besonders der schwarze Hautkrebs (Melanom) kann sich überall an der Haut und Schleimhaut entwickeln, sogar an Stellen, die nicht direkt der Sonne ausgesetzt sind. Aus diesem Grund sollten auch der Frauenarzt, der Zahnarzt und der Augenarzt bei der Untersuchung immer einen Blick dafür haben, ob sich Auffälligkeiten im inneren Genital, in der Mundhöhle oder am Augenhintergrund befinden, die für einen Hautkrebs verdächtig erscheinen. Beim Haut- und Hausarzt werden diese Bereiche nicht untersucht.

Folgende Untersuchungen, die als "individuelle Gesundheitsleistungen" (IGeL) bezeichnet werden, werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen:

  • Die Untersuchung mit einem Auflichtmikroskop
  • Die fotografische Dokumentation
  • Die Entfernung von gutartigen, kosmetisch störenden Muttermalen oder altersbedingten Unregelmäßigkeiten der Haut (z.B. Alterswarzen).

Auffällige Hautveränderungen

Die Hautveränderungen, nach denen vor allem bei der Vorsorgeuntersuchung geschaut wird, lassen sich nach der sogenannten "ABCDE-Regel" beurteilen.

  • A (=Asymmetrie): Dies trifft zu, wenn das Muttermal ungleichmäßig geformt ist, es also keine glatte, runde/ovale/längliche Form aufweist, sondern eher gezackt und unförmig aussieht. Dieses Kriterium gilt auch dann als erfüllt, wenn sich ein vorbestehendes Muttermal in seiner Form zu verändern beginnt.
  • B (=Begrenzung): Als auffällig gilt es, wenn das Muttermal keinen scharfen Rand hat, sondern unscharf oder gezackt mit der umgebenden Haut verwachsen ist. Dabei bilden sich häufig viele kleinere Ausläufer, die in die gesunde Haut einstrahlen.
  • C (=Color): „Color“ bedeutet aus dem Englischen übersetzt „Farbe“. Ein Muttermal ist auffällig, wenn es aus verschiedenen Farben besteht, es also nicht einheitlich gefärbt ist. Besonders wenn das Muttermal rosafarbene, graue oder schwarze Flecken oder krustige Beläge enthält, sollte es von einem Hautarzt begutachtet werden. Es könnte ein bösartiger Hautkrebs dahinter stecken.
  • D (=Durchmesser): Generell sollten alle Muttermale, die an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 5mm überschreiten, durch einen Hautarzt begutachtet werden. Gleiches gilt für Muttermale, die die Form einer Halbkugel haben.
  • E (=Erhabenheit): Stellt man fest, dass sich das Muttermal über das normale Hautniveau erhebt, sollte man möglichst einen Hautarzt konsultieren.

Wenn zwei oder mehr dieser Kriterien auf ein verdächtiges Muttermal zutreffen, wird die vorsorgliche Entfernung des Flecks empfohlen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie erkennt man Hautkrebs?

Behandlung

Die wichtigste Maßnahme bei allen Hautkrebserkrankungen stellt die chirurgische Entfernung dar.

Je früher eine auffällige Hautveränderung als Ganzes entfernt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Insbesondere bei Tumoren, die sich in einem frühen Stadium befinden, also noch nicht in tiefere Hautschichten vorgedrungen oder in andere Körperregionen gestreut haben (Metastasen), führt die vollständige Entfernung des Gewebes zu einer Heilung. Dabei sollte auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand geachtet werden, das bedeutet, dass um den sichtbaren Tumor etwa ein bis zwei Zentimeter mehr Gewebe entfernt wird. Bei Hautkrebserkrankung im Gesicht kann aus kosmetischen Gründen auf den großen Sicherheitsabstand verzichtet und stattdessen eine aufwendigere mikroskopisch-kontrollierte Entfernung in Betracht gezogen werden, bei der ebenfalls eine vollständige Entfernung des bösartigen Gewebes sichergestellt wird.

In Ausnahmefällen kann bei einem weißen Hautkrebs auch eine nicht-chirurgische Therapiemaßnahme gewählt werden, wenn eine Operation beispielsweise aufgrund von Alter oder Vorerkrankungen des Betroffenen nicht möglich ist. Allerdings stellt bei allen Hautkrebsformen die chirurgische Entfernung auch im hohen Lebensalter den sogenannten Goldstandard dar.

Vorbeugung

Der Hauptgrund für den starken Anstieg von Hautkrebserkrankungen in den letzten Jahren stellen das veränderte Freizeitverhalten, die verstärkte Nutzung von Solarien und intensive Sonnenurlaube rund ums Jahr dar. Der Schutz vor der schädigenden UV-Strahlung stellt die wichtigste und effektivste Maßnahme zur Vorbeugung von Hautkrebserkrankungen dar. Mit der Einhaltung von wenigen Regeln, die beim Umgang mit der Sonne beachtet werden müssen, können auf einfache Weise Sonnenbrände vermieden werden. Insbesondere Körperstellen, die einer intensiven Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, benötigen einen besonderen Schutz. Diese Körperregionen sollten nach Möglichkeit bedeckt gehalten werden oder mit Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor geschützt werden: Nasenrücken, die unbehaarte Kopfhaut oder der Scheitel, Wangen, Lippen, Ohren, Augen, Schultern, der Rücken oder das Dekolleté.

Außerdem sollte ein Bewusstsein dafür entstehen, wie schädlich der Einfluss der Sonnenstrahlen für unsere Haut ist. Lange Sonnenbäder und Sonnenbrände werden als völlig normal angesehen und auch Kinder und Jugendliche setzen sich immer mehr der schädlichen Sonneneinstrahlung aus. Ein maßvoller Umgang mit der Sonne ist wichtig und notwendig, um Hautkrebserkrankungen vorzubeugen.

Prognose

Insbesondere rechtzeitig erkannte Vorstufen von Hautkrebserkrankungen, die frühzeitig adäquat therapiert werden können, indem sie vollständig chirurgisch entfernt werden, haben eine ausgezeichnete Prognose. Die sich noch in frühen Stadien der Entwicklung befindlichen Hauterscheinungen sind noch nicht in tiefere Schichten der Haut vorgedrungen und haben in der Regel noch keinen schlimmeren Schaden im Gewebe angerichtet.

Aber auch die Hautkrebserkrankungen, die erst in fortgeschritteneren Stadien erkannt werden, weisen besonders bei den Formen des weißen Hautkrebses eine gute Prognose auf. Das Basaliom oder das spinozelluläre Karzinom zeigen in den meisten Fällen kein aggressives Wachstum und streuen gar nicht oder erst sehr spät in andere Körperregionen, weshalb sie meist durch die chirurgische Entfernung geheilt werden können.

Beim malignen Melanom ist die frühzeitige Entdeckung von Vorstufen besonders wichtig, da der schwarze Hautkrebs in fortgeschritteneren Stadien eine schlechtere Prognose aufweist. Das maligne Melanom wächst meist schnell und aggressiv, sodass bei Entdeckung in einem fortgeschritteneren Stadium häufig schon eine Metastasierung (Absiedelung) in andere Organe stattgefunden hat, was die Therapie- und Heilungschancen verringert.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.05.2015 - Letzte Änderung: 21.06.2024