Haarausfall bei Männern

Unter dem Begriff Haarausfall versteht man den dauerhaften Verlust von Kopfhaaren. Jedem Menschen fallen täglich Haare aus, im Normalfall verbleiben die Haarwurzeln jedoch in der Kopfhaut und können somit nachwachsen. Bei echtem Haarausfall wird jedoch ein Nachwachsen unmöglich, da auch die Haarwurzeln verloren gehen. Man unterscheidet Effluvium, was einen unnatürlich erhöhten Haarausfall bedeutet, und Alopezie, was beschreibt, dass allgemein weniger Haare vorhanden sind.

Arten des Haarausfalls bei Männern

Es gibt diverse Arten des Haarausfalles, die Ursachen und Erscheinungsbilder differieren erheblich.

Die unter Männern am häufigsten verbreitete Art des Haarausfalls ist der Androgenetische Haarausfall (kurz AGA). Oftmals spricht man bei dieser Art von erblich bedingtem Haarausfall.

Die bekannten Geheimratsecken sind in fast allen Fällen die ersten Anzeichen für diese androgenetischen Haarausfall, die an der Schläfe auftreten. In Österreich dagegen spricht man übrigens von Hofratsecken.

Die Ursache ist eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das Steroidhormon Dihydrotestosteron. Dihydrotestosteron ist die aktive Form von Testosteron und wird von jedem Mann ständig produziert.

Diese Reaktion des Körpers ist genetisch bedingt, wird also auch innerhalb der Familie weitervererbt.

Dihydotestosteron befindet sich im ganzen Körper, auch in der Kopfhaut. Die Haarfollikel an Stirn und im Bereich des Oberkopfes sind sehr empfindlich gegenüber dem Hormon, die Haarfollikel des Nacken- und Schläfenbereiches dagegen überhaupt nicht.

Das Dihydrotestosteron lagert sich im Haarfollikel an und verkürzt die Wachstumsphase des Haares dramatisch. Männer mit einer Kreisrunden Glatze oder Geheimratsecken haben deshalb nicht weniger Haarfollikel als ein Mann mit vollem Haar, ihre Follikel sind nur verkümmert. Die Haare haben keine Zeit sich zu entwickeln und zu wachsen, deshalb bleiben sie sehr kurz und auch sehr fein, sind praktisch nicht sichtbar. Ähnliches passiert mit den Haaren in den Bereichen des Gesichtes die nicht von Bart und Kopfhaar besiedelt sind. Auch hier sind Härchen, allerdings so fein dass sie kaum zu sehen sind.

Haarfollikel in Schläfen- und Nackenbereich sind wie schon erwähnt unempfindlich gegen das Hormon und können deshalb gut für eine Transplantation herangezogen werden. Selbst wenn die auf Stirn und Oberkopf verpflanzt werden, produzieren die Haarfollikel wie gewohnt dichtes, langes Haar.

Dihydrotestosteron ist die aktive Form des Hormons Testosteron. Testosteron wird mithilfe des Enzyms 5-alpha-Reduktase in Dihydrotestosteron umgewandelt, das zuerst besonders wichtig ist bei Wachstum und Entwicklung von männlichen Föten ist, und später eine tragende Rolle bei der Entwicklung von männlichen Teenagern übernimmt.

Um dem androgenetischen Haarausfall von Männern entgegenwirken zu können, haben Forscher 5-Alpha-Reduktase–Hemmstoffe identifiziert. Nach ihrer Einnahme wird die Umwandlung von Testosteron gehemmt und somit können die Haarfollikel ihre Arbeit wieder aufnehmen (Die Blockade durch Dihydrotestosteron löst sich dann logischerweise auf.)

Als Alopecia areata wird ein krankhafter, kreisrunder Haarausfall bezeichnet, der bei 80% der Patienten im Kopfhaar und im Bart auftritt.

Die Alopecia areata ist eine entzündliche Haarausfallerkrankung. Sie tritt am häufigsten zwischen dem 20. Und 30. Lebensjahr auf und führt zu kreisrunden, haarlosen Stellen in Kopfhaar und Barthaar. Die kahlen Stellen sind eingesunken und nicht von Schuppen oder ähnlichem bedeckt. Oft haben Männer die an Alopecia areata leiden auch veränderungen an den Fingernägeln, insbesondere sind hier Rillen und raue Stellen zu beobachten. Der kreisrunde Haarausfall ist die Folge einer Autoimmunreaktion des Körpers. Autoimmunreaktion bedeutet, dass der Körper gegen sich selbst kämpft. Zellen die im Körper dafür zuständig sind Eindringlinge zu vernichten, werden in ihrer Reifungsphase falsch programmiert und greifen jetzt stattdessen die Haarzellen an. Diese werden als „Eindringlinge“ erkannt und von den Phagozyten, der „ Müllabfuhr“ des Körpers markiert und verdaut. Dabei entsteht zuerst eine Entzündung, dann wird das gesamte Gewebe abgebaut. Unter diesen Umständen können keine Haare mehr wachsen.

Normalerweise hört Alopecia areata von selbst wieder auf, die Haare wachsen irgendwann wieder nach. Problematisch wird es nur bei Fortschreiten der Krankheit. Das kann zu einem totalen Haarverlust führen. Deshalb ist ein Besuch beim Dermatologen niemals verkehrt.

Diagnostiziert wird diese Erkrankung durch Entnahme einer Biopsie. Im Labor wird sie auf typische Erreger untersucht.

Die momentan am häufigsten verwendete Therapie besteht im Auftragen einer glucokortikoidhaltigen Lösung. Die Glukokortikoide besitzen eine immunsuppressive Wirkung. Da der Haarausfall durch ein überaktives Immunsystem entsteht, wird so versucht die Zellen zu stoppen und es den Haaren zu ermöglichen, sich in aller Ruhe zu entwickeln. Die Therapie erstreckt sich über mehrere Monate, in denen die Lösung regelmäßig aufgetragen wird.

Medikamente die Autoimmunreaktionen des Körpers ohne große Nebenwirkungen unterdrücken werden derzeitig erforscht und wären ein probates Mittel gegen den Haarausfall. Im Moment sind Immunsuppressiva noch mit so vielen Nebenwirkungen behaftet und so teuer, dass eine Anwendung bei Haarausfall keinesfalls gerechtfertigt wäre.

Der diffuse Haarausfall ist als letzte Art des Haarausfalls zu nennen. Es bedeutet dass überall auf dem Kopf Haare ausfallen, der Ausfall also nicht auf eine bestimmte Region begrenzt ist. Ursächlich hierfür sind unter anderem Schilddrüsenerkrankungen, Eisenmangel, hormonelle Störungen, massiver Stress oder bestimmt Infektionskrankeiten (hier wäre als typisches Beispiel Gürtelrose zu nennen).

Da die Ursachen so vielfältig sind, ist eine Diagnose nur sehr schwer zu stellen.

Es gibt noch zahlreiche andere Arten des Haarausfalls bei Männern, die drei genannten sind jedoch als die am weitesten verbreitesten anzusehen, während die anderen Arten nur in verschwindend geringer Anzahl anzutreffen sind.

Ursachen für Haarausfall bei Männern

Außer den oben schon beschriebenen Ursachen kann Haarausfall noch anderen Faktoren zugrunde liegen.

Haarausfall bei Männern kann begründet werden mit Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus), Schilddrüsenerkrankungen, bei Infektionskrankheiten (zum Beispiel Scharlach, eine Streptokokkeninfektion), aber auch bei Geschlechtskrankheiten (Syphilis im späten Stadium kann Haarausfall verursachen).

Nicht zu vergessen sind Essstörungen wie Bulimie, Magersucht oder einseitige Diäten. Da auch immer mehr Männer von diesen betroffen sind, soll hier nocheinaml darauf hingewiesen werden, dass einseitige Ernährung nicht nur zur Gewichtsreduktion führt. Der Stoffwechsel wird gestört und das Haarwachstum im Zuge dessen behindert.

Stress ist ein weiterer Faktor der immer mehr Bedeutung erlangt. Menschen die ständig beruflichem oder privatem Stress ausgesetzt sind laufen Gefahr, ihre Haarpracht einzubüßen. In besonders stressigen Phasen kann büschelweiser Haarausfall beobachtet werden. Abhilfe schafft hier nur die Reduktion der auslösenden Stressfaktoren.

Rauchen ist nicht nur schlecht für den Stoffwechsel, die Lunge und weiße Zähne, sondern kann auch die Haare schädigen mit der Konsequenz von fortschreitendem Haarverlust.

Alle hier genannten Ursachen rufen eher eine allgemeine Lichtung des Haupthaares hervor. Die typischen Geheimratsecken und Halbglatzen entstehen so eher nicht.

Behandlung des Haarausfalls bei Männern

Die Behandlung von Haarausfall bei Männern kann zum einem kosmetisch angegangen werden, zum andern kann versucht werden mit Medikamenten eine Besserung zu erzielen.

Je nach Ursache des Haarausfalls helfen Medikamente nur in seltenen Fällen. Die Nebenwirkungen sind in der Regel so stark, dass es nicht angebracht wäre, wegen eines kosmetischen Problems den Körper so stark zu belasten.

Kosmetisch kann einiges kaschiert werden. Es gibt spezielle Haarteile, sogenannte Toupées, die, von einem Fachmann angefertigt, täuschend echt aussehen.

Auch Haarverdichtungen können in Betracht gezogen werden. Dabei werden die eigenen noch vorhandenen Haare von einem Spezialisten verdichtet, um so die Illusion von fülligem Haar zu erschaffen. Haarverdichtungen werden entweder von Zweithaarspezialisten (Perückenherstellern oder Haarpraxen) angeboten, oder von speziell dafür geschulten Friseuren. Es gibt verschiedene Methoden. Es können Extensions geklebt werden, ganz ähnlich der Haarverlängerungen bei Frauen. Leidet der Patient jedoch unter andauerndem Haarausfall ist davon abzuraten. Die Extensions beschweren die Haare und würden im Falle eines Haarverlustes ebenfalls mit ausfallen.

Es gibt auch die Möglichkeit mithilfe eines sehr dünnen Gitters an dem Haare befestigt sind, sich Haare sozusagen auf den Kopf zu kleben. Die Haare bleiben unabhängig von der eigenen Haarpracht an Ort und Stelle und halten circa ein halbes Jahr.

Eine weitere Möglichkeit zur Verdeckung des Haarausfalls ist die Haartransplantation. Prominente Beispiele für einen solchen Eingriff sind Silvio Berlusconi, Kevin Costner und Jürgen Klopp.

Bei einer solchen Transplantation wird ein dünner Streifen behaarte Haut aus dem Haarkranz entnommen. Der behandelnde Chirurg teilt diesen Hautstreifen in kleine Bündel mit jeweils einigen Haarfollikeln auf, die dann in mühevolller Handarbeit einzeln auf die kahle Stelle verpflanzt werden. Die Kosten für einen solchen Eingriff richten sich in der Regel nach der Anzahl der Transplantate.

Haarteile, Verdichtungen und Haartransplantationen sind relativ kostspielig und werden nur in Ausnahmefällen von der Krankenkasse übernommen. Die Kosten müssen meist aus eigener Tasche bezahlt werden und sind deshalb nicht für jeden erschwinglich.

Als letzte Möglichkeit bleibt die Rasur einer Glatze. Während Geheimratsecken und schütters Haar als ein Zeichen von Alter und relativ unattraktiv wahrgenommen werden, sind Glatzen laut verschiedener Studien oftmals mit beruflichem Erfolg assoziiert. Glatzköpfige Männer wirken laut Studien männlicher, dominatnter und erfolgreicher.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.12.2014 - Letzte Änderung: 04.07.2022