Anzeichen einer Demenz

Eine Demenz-Erkankung ist im Anfangsstadium oft schwer zu erkennen. Ein erstes Anzeichen sind meist depressive Verstimmungen, die über mehrere Monate anhalten, und vor allem eine zunehmender Freudlosigkeit. Im Weiteren Verlauf machen sich noch andere, in ihrer Intensität zunehmende Probleme bemerkbar. Dazu zählen Störungen des Kurzzeitgedächtnissen, Orientierungsschwierigkeiten an bekannten Orten, Sprach- und Wortfindungsprobleme sowie Änderungen der Persönlichkeit.

Anzeichen einer Demenz

Allgemeines

Die Demenz ist ein Begriff für ein psychiatrisches Syndrom (also eine Gruppe von charakteristischen Symptomen), welchem verschiedenste degenerative oder nicht-degenerative Ursachen zugrunde liegen können.

Die Ursache vieler Arten von Demenzen ist noch nicht vollständig oder nur oberflächlich geklärt. Mit 50- 60% aller Demenzen ist die Alzheimer-Demenz jedoch die häufigste Ursache.

Eine Demenz zeichnet sich letztendlich durch eine Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Fähigkeiten aus, was durch eine zunehmende Störung der emotionalen, sozialen und kognitiven Funktionen bedingt ist. Vor allem Sprache, Motorik, Denkvermögen und Kurzzeitgedächtnis leiden im Zug der Erkrankung.

Symptome, welche stark einer Depression ähneln, sind meist die ersten Anzeichen einer Demenz-Erkrankung. In späten Stadien kommen dann auch Persönlichkeitsveränderungen und Störungen des Verhaltens hinzu.

Für weitere allgemeine Informationen zu Demenz lesen Sie auch unseren entsprechenden Hauptartikel. Diesen finden Sie hier: Hauptartikel Demenz

Häufigkeit der Demenz

Wie wahrscheinlich es ist, an einer der vielen Demenz-Formen zu erkranken, hängt vor allem auch mit dem Alter zusammen.

Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit an einer Demenz zu erkranken bekanntermaßen.

  • Mit 65 – 69 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa 1 %,
  • mit 76 – 79 Jahren bei etwa 6 %,
  • und mit 85 – 59 Jahren bei knapp 24 %.

Unter 60 Jahren an einer Demenz zu erkranken ist sehr unwahrscheinlich.

Erste Anzeichen einer Demenz

Depressive Verstimmungen

Die ersten Anzeichen einer Demenz sind oft recht unauffällige psychische Störungen, die stark einer Depression ähneln, bzw. kaum von einer Depression zu unterscheiden sind.

Hierzu zählt vor allem eine über mehrere Monate anhaltende depressive Verstimmung und damit verbunden eine zunehmende Freudlosigkeit.

Aktivitäten, welche früher Freude bereitet haben, vermögen dies nicht mehr. Im weiteren Verlauf verflacht die Wandlungsfähigkeit der Stimmungslage von Betroffenen, und eine gleichbleibend depressive Stimmung und das Gefühl von emotionaler Leere bestimmen das Gefühlserleben.

Ebenso mangelt es dem Betroffenen zunehmend an Motivation und Interesse, und Schlafstörungen nehmen zu, welche sich vor allem in frühzeitigem Erwachen trotz allgemeiner Müdigkeit zeigen.

Für weitere Informationen lesen Sie auch unseren Hauptartikel: Depression Symptome

Störungen des Kurzzeitgedächtnisses

Ein deutlicheres und sehr wichtiges Anzeichen für eine Demenz ist die Störung des Kurzzeitgedächtnisses.

Namen oder Termine zu vergessen, ist nichts Ungewöhnliches. Eine vorübergehende Vergesslichkeit ist vor allem mit zunehmendem Alter häufig.

Treten derartige Probleme jedoch gehäuft auf und werden sogar nur wenige Minuten zurückliegende Ereignisse vergessen, kann dies ein Hinweis auf eine Demenz sein.

Hierbei kann es zu Situationen kommen, in denen beispielsweise nicht nur vergessen wird, dass der Topf auf dem Herd steht, sondern dass überhaupt gekocht wird. Oft werden Gegenstände an vollkommen unangebrachte Orte gelegt, beispielsweise Schmuck in den Kühlschrank.

Zu Beginn fällt eine derartige Gedächtnisstörung dem Betrachter kaum auf. Ein von Demenz Erkrankter kann leichte Gedächtnisstörungen anfangs oft gut überspielen, und wirkt daher für seine Umgebung unverändert.

Dies gelingt ihm vor allem dann gut, wenn er früher viele soziale Kontakte hatte. Zunehmend ist der Betroffene jedoch auf das Schreiben von Notizen angewiesen, erfindet Ausreden für begangene Fehler oder streiten diese vehement ab. Nach und nach weiten sich Erinnerungslücken dann auch auf länger zurückliegende Ereignisse aus.

Lesen Sie hierzu auch unsere Artikel Kurzzeitgedächtnis und  Gedächtnisverlust.

Örtliche Orientierung

Jeder vergisst dann und wann einmal das aktuelle Datum oder irrt sich in der Uhrzeit – die zeitliche Orientierung ist ein relativ fragiles Konstrukt.

Anders ist es mit der örtlichen und der situativen Orientierung; diese sind vor allem in bekannten Umgebungen recht stabil.

Ihr Verlust ist oft ein Anzeichen für ein größeres Problem, etwa einer Demenz. Dem Betroffenen fällt es zunehmend schwer, sich in einem früher schon häufig besuchten Supermarkt zu orientieren oder verläuft sich in einem ihm bekannten Stadtteil, und findet den Weg nicht mehr zurück nach Hause.

Des Weiteren werden Situationen oft falsch eingeschätzt. Dies äußert sich beispielsweise in vollkommen unangebrachtem Kleiden oder dem Fehleinschätzen von Gefahrensituationen.

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Störungen der Sprache und abstrakter Denkprozesse

Ein weiteres wichtiges Anzeichen einer Demenz sind Störungen im Sprachgebrauch.

Vereinzelte Wortfindungsstörungen hat jeder schon erlebt. Demenz-Patienten hingegen haben jedoch Schwierigkeiten, selbst einfachste Worte zu finden und diese sinnvoll in Sätze einzubauen; stattdessen benutzen sie umschreibende oder völlig unpassende Worte.

Ebenfalls typisch sind Probleme bei der Lösung von komplexeren, jedoch alltäglichen Aufgaben. Dies äußert sich etwa in der Unfähigkeit, simple Rechenaufgaben lösen oder analoge Uhren lesen zu können.

Persönlichkeitsstörungen

Ebenfalls typisch für demenzielle Erkrankungen sind Veränderungen der Persönlichkeit, welche normalerweise ein stabiles Charakteristikum eines Menschen darstellt.

Dies kann zum einen starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund zu Folge haben. Demenz-Erkrankte neigen außerdem zu einem unberechenbaren aggressiven Verhalten und sind sehr misstrauisch, selbst wenn sie früher freundliche Persönlichkeiten waren.

Im Verlauf der Erkrankung kommt es so zunehmend zum sozialen Rückzug und dem Abbrechen von sozialen Kontakten.

Aggression

Die Aggression hat auch bei Demenzkranken häufig einen Auslöser. Die Erkrankten fühlen sich in ihrer derzeitigen Lage häufig hilflos und unverstanden. Sie verstehen häufig nicht, was von ihnen verlangt wird, wo sie sich befinden und erkennen ihrer Angehörigen und Pfleger nicht wieder. Je nach Zustand und Stadium erkennen die Erkrankten häufig ihren eigenen geistigen Abbau von Zeit zu Zeit und fühlen sich gedemütigt. Das verursacht bei den Betroffenen einen gewissen Stress und Ängste, die durch Aggressionen zum Ausdruck gebracht werden. Je nach Lokalisation des Gewebeabbaus im Gehirn, kann es durch dessen Verlust zu massiven Charakterveränderungen kommen, die Aggressionen begünstigen können. Zur Demenz kommen häufig psychiatrische Veränderungen hinzu. Das heißt, der Gemütszustand wird auch allein durch den veränderten Stoffwechsel im Gehirn durch die Demenz angegriffen. So findet sich häufig eine Depression, Gefühllosigkeit oder Psychose in Folge des Gehirnabbaus und dessen Stoffwechsellage. In allen Fällen kann hier eingegriffen werden und Gefühlslage mit verschiedenen Medikamenten, aber auch Gesprächen verbessert werden.

Halluzinationen

Als Begleiterkrankung zur Demenz können verschiedene weitere seelische Erkrankungen auftreten. So ist sie häufig mit Depressionen, Gefühlslosigkeit aber auch Psychosen vergesellschaftet. Diese Psychosen können sich sehr vielfältig präsentieren. Einige der Betroffenen entwickeln dabei Halluzinationen oder wahnhafte Gedanken. Diese Halluzinationen können entweder gesehen, gefühlt oder gehört werden. In jedem Fall sind sie die Folge von einer gestörten Stoffwechsellage im Gehirn aufgrund von Abbauprozessen der Demenz.

Müdigkeit

In Folge der Demenz verändern viele Betroffene maßgeblich ihren Tag-Wach-Rhythmus. Daher wird von den Angehörigen und Pflegern häufig ein müder Patient vorgefunden, der vielleicht nachts hellwach ist und tagsüber schläfrig. Außerdem führen die Gehirnabbauprozesse zu einer geistigen Leistungsminderung und daher häufig auch zu einer Schläfrigkeit. Zudem kommen zusammen mit der Demenz sehr häufig seelische Veränderungen vor, wie Depression oder eine Gefühlslosigkeit. Dabei kommt es nicht selten dazu, dass die Patienten antrieblos sind und müde erscheinen. Auch hier kann der Patient häufig von einer Therapie profitieren.

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Andere Ursachen für demenzielle Symptome

Werden einzelne der oben genannte Symptome beobachtet, muss dies nicht zwangsläufig ein Indiz für eine Demenz sein.

Eine Reihe von anderen psychiatrischen Erkrankungen, allen voran die Depression, ebenso wie einige Medikamente können eine ganz ähnliche Symptomatik hervorrufen.

Eine wahrscheinlichere Ursache für ein schlechtes Gedächtnis ist die normale Altersvergesslichkeit. Sie ist vor allem dadurch von einer Demenz abzugrenzen, dass Probleme mit dem Gedächtnis nur vorübergehend auftreten und es durch intensives Nachdenken möglich ist, sich an die meisten Inhalte wieder zu erinnern.

Sollte dennoch die Sorge bestehen, man selbst oder jemand anderes könnte an einer demenziellen Erkrankung leiden, sollte man auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen. Schon der Hausarzt kann durch einige Tests bestimmen, ob das Vorliegen einer Demenz wahrscheinlich ist oder nicht.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.06.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024