Kurzzeitgedächtnis

Das Kurzzeitgedächtnis ist für die kurzfristige Aufnahme und Speicherung von Informationen zuständig, die nach wenigen Sekunden bis Minuten entweder ins Langzeitgedächtnis übergehen oder wieder vergessen werden. Man kann das Kurzzeitgedächtnis beispielsweise durch Gehirnjogging-Übungen trainieren.

Kurzzeitgedächtnis

Definition

Das Kurzzeitgedächtnis beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, sich Dinge für einen kurzen Zeitraum zu merken. Besonders relevant scheint hierfür anatomisch der vordere Anteil des Stirnlappens zu sein, der sog. präfrontale Kortex, welcher sich hinter der Stirn befindet.

Lesen Sie hier mehr über den Aufbau des Gehirns.

Man kann das zu Merkende in zwei Gruppen unterteilen, die expliziten Gedächtnisinhalte, wie Fakten und Ereignisse, und die impliziten Gedächtnisinhalte, z.B. Handlungsweisen und emotionale Inhalte. In neueren Definitionen bezieht man das Kurzzeitgedächtnis nur noch auf die expliziten Gedächtnisinhalte, Handlungsweisen und emotionale Erinnerungen gehören dann streng genommen zum Langzeitgedächtnis, denn sie sind auch längerfristig relevant. Die Verarbeitung von expliziten Gedächtnisinhalten wird auch als Arbeitsgedächtnis bezeichnet, was einer modernen Beschreibung des Kurzzeitgedächtnis gleichkommt.

Je nach Art des Gedächtnisinhaltes bestehen Verbindungen zu anderen Teilen des Gehirnes, welche helfen, das Gemerkte zu verarbeiten. Dies ist allerdings schon Teil der sog. Gedächtniskonsolidierung, einer Überführung von Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis.

Dauer des Kurzzeitgedächtnisses

Das Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen nur etwa einige Sekunden bis maximal Minuten lang. Da die Speicherkapazität nicht unbegrenzt ist, müssen Informationen dann entweder zur Gedächtniskonsolidierung ins Langzeitgedächtnis übertragen oder mit neuen Informationen überschrieben werden, falls die Information nicht relevant ist.

Das Kurzzeitgedächtnis oder Arbeitsgedächtnis spielt aber nicht nur beim kurzfristigen auswendig lernen oder beispielsweise beim Abschreiben einer Telefonnummer eine Rolle, sondern auch bei quasi jedem alltäglichen Prozess. Liest man einen Begriff, wird er solange im Kurzzeitgedächtnis geparkt, bis andere Teile im Gehirn die gelesenen Buchstaben mit einer Bedeutung verknüpft haben und sich der Sinn des gelesenen Wortes im Verstand formt. Beim Kopfrechnen beispielsweise ist das Kurzzeitgedächtnis ebenfalls stark gefordert.
Diese Informationen können anschließend wieder gelöscht werden, da sie keine größere Bedeutung haben. Das Kurzzeitgedächtnis hilft somit eher beim Prozessieren von komplexeren Aufgaben und ist eher in zweiter Linie das Tor zum Langzeitgedächtnis im Sinne eines Lernprozesses.

Trainieren des Kurzzeitgedächtnisses

Die Leistungsfähigkeit des Kurzzeitgedächtnis kann bis zu einem gewissen Grad mit Intelligenz gleichgesetzt werden. Dennoch kann man sein Kurzzeitgedächtnis trainieren und somit auch seine Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeit. Dies wird umgangssprachlich auch als Gehirnjogging bezeichnet.

Mittlerweile gibt es unzählige Übungen aus verschiedenen Quellen, die sich oftmals jedoch über die selben Kategorien erstrecken: Übungen zum Umgang mit Zahlen bzw. Kopfrechnen, zu Sprache und Wörtern, Konzentration, logischem Verständnis und Merkfähigkeit.
Einfache Trainingsmethoden sind beispielsweise Sudoku oder kurze Kopfrechenaufgaben unter Zeitdruck. Beides fördert den Umgang mit Zahlen und lassen das Gehirn bei regelmäßigem Üben schneller werden. Kreuzworträtsel sind ebenfalls eine beliebte Form des Gehirnjoggings in der Kategorie Sprache. Das Gehirn lernt somit über das Kurzzeitgedächtnis schneller verbale Antworten zu finden. Übungen zum logischen Verständnis sind beispielsweise Aufgaben eines klassische IQ-Tests, in dem ein Symbol logisch passend zu einer Reihe anderer Symbole gefunden werden muss oder Zahlenfolgen sinnvoll ergänzt. Konzentration wird bei vielen Aufgaben gleich mittrainiert. Die kurzfristige Merkfähigkeit, welche vor allem für das Kurzzeitgedächtnis steht, kann am besten mit Spielen wie Memory oder ähnlichem gefördert werden.

Alle diese Methoden sind im Endeffekt spielerische Übungen, die sich auch leicht in den Alltag integrieren lassen. Mittlerweile sind in vielen Tageszeitungen Rätsel und Sudokus abgedruckt, die beispielsweise beim morgendlichen Kaffee gelöst werden können. Für Vielbeschäftigte gibt es auch zahlreiche Smartphone-Apps, die kurze Denksport-Einheiten anbieten, die z.B. während einer Bahnfahrt absolviert werden können.
Allerdings führt gerade unsere moderne Technik, mit der Informationen heutzutage überall und immer abrufbar sind, auch dazu, dass die allgemeine Gedächtnisleistung in der Bevölkerung abnimmt. Um dem oder auch der mit dem Alter einhergehenden Vergesslichkeit entgegenzuwirken, ist Gehirnjogging der beste Weg. Dabei kann man auch nichts falsch machen, jede Übung hilft dem Gehirn fit zu bleiben.
Je öfter und regelmäßiger man trainiert, desto eher stellt sich eine Verbesserung der Gedächtnisleistung ein. Dabei reichen täglich schon etwa 10-15 Minuten aus, je mehr Übungskategorien man abdeckt, desto besser. Sollte sich trotz regelmäßigen Anforderungen an die Denkleistung trotzdem eine merkliche Verschlechterung einstellen, so sollte man einen Neurologen aufsuchen, um eine körperliche Ursache dafür ausschließen zu können.

Lesen Sie dazu auch unsere Seiten Demenz vorbeugen und Anzeichen von Demenz.

Tests für das Kurzzeitdedächtnis

Sollte sich wirklich der Verdacht einstellen, dass etwas mit dem Kurzzeitgedächtnis oder der geistigen Leistungsfähigkeit nicht in Ordnung sei, so kann man dies medizinisch testen. Einer der gebräuchlichsten Tests für das Vorliegen einer Demenz ist der sog. Mini-Mental-Status Test. Dabei werden dem Patienten verschiedene Fragen und Aufgaben gestellt, beispielsweise zu Ort und Zeit oder einfache Rechenaufgaben, das Merken dreier Begriffe und späteres Wiedergeben oder Figuren nach Vorgabe zeichnen.

Für jedes korrekte Ergebnis wird ein Punkt vergeben, maximal sind 30 Punkte zu erreichen. Dieses Verfahren liefert einen groben Überblick über den geistigen Zustand eines Menschen, vor allem was die Gedächtnisleistung und weitere essenzielle geistige Fähigkeiten betrifft, und eignet sich auch zur Kontrolle des Verlaufs von Demenzen. Allerdings gilt zu beachten, dass auf eine Umgebung frei von Störfaktoren geachtet werden sollte, um den Test möglichst objektiv interpretieren zu können.

Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Demenztest.

Unterschied zum Langzeitgedächtnis

Das Langzeitgedächtnis ist komplexer als das Kurzzeitgedächtnis und auch anatomisch nicht leicht zuzuordnen. Man geht davon aus, dass das Langzeitgedächtnis eine Leistung der gesamten Großhirnrinde (Kortex) ist. Vor allem die impliziten Gedächtnisinhalte werden allerdings über Verbindungen mit verschiedensten Teilen des Gehirns abgespeichert. Sportliche Fähigkeiten oder Handlungsabläufe stehen in enger Verknüpfung mit dem Kleinhirn, emotionale Erinnerungen laufen dagegen über die sog. Amygdala.
Je nach Art der Erinnerung kann quasi jeder Teil des Gehirns miteinbezogen werden, sogar das Riechhirn ist relevant, da manche Erinnerungen mit einem bestimmten Geruch verknüpft sind und mit diesem auch wieder hervorgerufen werden können.

Bei der Gedächtniskonsolidierung (also Überführung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis) werden Informationen durch eine bestimme Schleife im Gehirn geschickt, den sogenannten Papez-Neuronenkreis. Hierbei handelt es sich vor allem um expliziten Gedächtnisinhalt. Das wiederholte Durchlaufen dieser Neuronen-Schleife sorgt für die Festigung der Erinnerung im Gehirn und beinhaltet als Hauptschaltstellen neben anderen Strukturen auch den Hippocampus und den Thalamus.
Werden die Verbindungen in dieser Schleife zerstört, beispielsweise durch Schlaganfall, Operation oder Tumor in diesem Gebiet, so ist die Merkfähigkeit dauerhaft beeinträchtigt. Erinnerungen vor dieser Schädigung bestehen weiter, das Kurzzeitgedächtnis als solches funktioniert ebenso, nur können keine Informationen mehr ins Langzeitgedächtnis überführt werden.

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Weitere Informationen zum Thema Kurzzeitgedächtnis

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.01.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024