Beidseitige Flankenschmerzen

Beidseitige Flankenschmerzen

Unter beidseitigen Flankenschmerzen versteht man gleichzeitig links- und rechts auftretende Schmerzen im Bereich des seitlichen Rumpfes. Für Betroffene bedeutet dies, dass die Missempfindung in jenem Bereich besteht, den sie beim Umfassen der Seitenwand des Rumpfes mit einer Hand von den Rippen bis zur Beckenschaufel abfahren können. Typisch für Flankenschmerzen ist dabei, dass sie in den Rücken ausstrahlen, was Betroffene oft als Ziehen in den Lendenbereich wahrnehmen können.

Erfahren Sie, was die Ursachen für linksseitige sowie rechtsseitige Flankenschmerzen sein können.

Wo befinden sich Flankenschmerzen genau?

Die Flanke ist definiert als Bereich der seitlichen Rumpfwand. Stellen sich Betroffene also gerade vor einen Spiegel und legen die Hand circa eine Handbreit unter der Brustwarze an die Seite der oberen Bauchregion und umschmeicheln die Rundung von der Vorderseite zum Rücken, befinden sie sich am oberen Ansatz der Flankenregion. Lassen sie die Hand bis zur Beckenschaufel runtergleiten, erreichen sie den unteren Bereich der Flankenregion.
Es ist wichtig dabei zu wissen, dass sich die Flanke wirklich nur im „Umschlagsbereich“ von der Vorderseite zum Rücken sowie in einem schmalen Streifen des daran angrenzenden Rückens befindet. Der Bereich von ca. 5 cm links und rechts der Wirbelsäule ist also von Flankenschmerzen ausgeschlossen.

Ursachen für beidseitige Flankenschmerzen

Es gibt nicht besonders viele Ursachen für beidseitige Flankenschmerzen, da für ein beidseitiges Auftreten Strukturen bzw. Organe betroffen sein müssen, die paarig im Körper angelegt sind. Somit kommen eigentlich nur Nerven, Muskeln und die Nieren mit den dazugehörigen Harnleitern als Auslöser für beidseitige Flankenschmerzen in Betracht.
Überproportional häufig sind dabei Muskelverspannungen als Ursache zu finden. Vor allem der „Musculus latissimus dorsi“ - der mitunter für die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule zuständig ist- verursacht oft Schmerzen.
Treten akute und kolikartige Schmerzen auf, spricht dies dagegen eher für einen Harnaufstau in den Nieren.

Erkrankungen des Darms

Erkrankungen des Darmes sind eher uncharakteristisch für beidseitige Flankenschmerzen. Zwar wären sie prinzipiell denkbar, weil sich Darmanteile in beiden Flankenregionen finden lassen, jedoch finden sich Schmerzen bei Darmbeschwerden eher diffus im Bereich des Bauches oder nur in einer Seitenregion.
Im Einzelfall muss jedoch eine Bildgebung erfolgen, um die Ursache der Beschwerden zu klären.

Erkrankungen der Niere

Flankenschmerzen sind typisch für Erkrankungen der Niere. Relativ selten sind jedoch beidseitig auftretende Flankenschmerzen. Sie sprechen für eine Erkrankung, die beide Nieren betrifft, wie es im Falle einer aufsteigenden Infektion oder einem Harnaufstau vorkommen kann. Damit beide Nieren symptomatisch werden, muss es sich jedoch um einen fulminanten Befund handeln. Die Schwere der Erkrankung ist bei beidseitigem Auftreten der Schmerzen also als hoch einzuschätzen und bedarf sofortiger ärztlicher Abklärung und Behandlung.

Informieren Sie sich genauer über Schmerzen in der Nierengegend.

Auftreten nach dem Sport

Beidseitige Flankenschmerzen nach dem Sport sprechen für eine Überbeanspruchung der Rückenmuskulatur. Die Folge ist ein symmetrisch auftretender Muskelkater im Flankenbereich, wobei vor allem Übungen wie Klimmzüge oder das Trainieren an einem Rudergerät die Schmerzen verursachen können.
Mit körperlicher Schonung für ein paar Tage, nehmen die Schmerzen in der Regel schnell ab. 

Beidseitige Flankenschmerzen in der Schwangerschaft

Treten beidseitige Flankenschmerzen in der Schwangerschaft auf, ist dies häufig auf ein muskuläres Problem zurückzuführen. Mit dem wachsenden Bauchumfang entwickelt sich ein Ungleichgewicht bezüglich der Belastung der Wirbelsäule – das zusätzliche Gewicht zieht einen quasi nach vorne. Reaktiv werden die Lendenwirbelsäule und das Kreuzbein mehr belastet. Die hieran ansetzenden Muskeln stehen infolge auch unter einer veränderten Spannung. Da diese zudem dauerhaft anhält, verhärtet sich die Muskulatur oft und wird schließlich schmerzhaft.
Schwangere können sich zur Entlastung phasenweise hinlegen oder leichte Lockerungsübungen der Muskulatur machen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose von beidseitigen Flankenschmerzen wird durch eine gründliche körperliche Untersuchung gestellt. Der untersuchende Arzt setzt sich dafür den Patienten am Besten mit dem Rücken zu ihm gewandt auf einen Hocker und lässt den Betroffenen den Oberkörper freimachen. Mit der äußeren Handkante klopft er dann die gesamte Flankenregion ab soweit es die Schmerzen des Betroffenen zulassen. Flankenschmerzen bestehen dann, wenn die Erschütterung durch den leichten Schlag Missempfindungen - egal ob stechend, pulsierend oder dumpf- in diesem Bereich auslöst. Beidseitige Schmerzen sind in ihrer Intensität und dem betroffenen Areal oft nahezu identisch zur Gegenseite.
Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung der Nieren bzw. der Harnleiter sollte in jedem Fall eine weiterführende Bildgebung stattfinden.

Begleitende Symptome

Begleitende Symptome von beidseitigen Flankenschmerzen hängen sehr stark von ihrer Ursache ab.

  • Bei Muskelverspannungen oder – verhärtungen treten nicht selten begleitend Rückenschmerzen sowie Bewegungseinschränkungen auf.
  • Liegt die Ursache im Bereich der Nieren können Beschwerden beim Wasserlassen und Fieber zusätzlich auftreten.
  • Im Falle einer Nervenreizung werden von Betroffenen oft einschießende Schmerzen ähnlich einem Stromschlag beschrieben.

Übelkeit

Übelkeit ist oft eine unbewusste Reaktion auf starke Schmerzen. Tritt sie also in Kombination mit beidseitigen Flankenschmerzen auf, spricht sie für eine fulminante Erkrankung.
Häufig werden jedoch fälschlicherweise Flankenschmerzen angegeben, wenn eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse vorliegt. Ist nämlich diese gereizt, kann sie gürtelförmige Schmerzen bis in den Bereich des Rückens in Kombination mit Übelkeit machen. Im Gegensatz zu Flankenschmerzen verlaufen die Schmerzen jedoch typischerweise auf einem horizontalen Niveau im Bereich des Rumpfes und ziehen nicht entlang der Seitenwand nach unten.

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen werden sehr oft mit Flankenschmerzen verwechselt. Betroffene können sie jedoch sehr einfach von einander mithilfe kleiner Tests unterscheiden. Kann der Betroffene mit dem Finger oder der ganzen Hand auf das schmerzhafte Areal zeigen, befinden sich Rückenschmerzen in einem Streifen von circa fünf Zentimetern links und rechts der Wirbelsäule unabhängig von der dabei durchgeführten Bewegung. Befinden sich die Schmerzen jedoch eher am Umschlag von der Vorderseite zum Rücken, handelt es sich um Flankenschmerzen. 

Lesen Sie den Unterschied zwischen Nieren- und Rückenschmerzen nach.

Blähungen

Blähungen sind nicht die Ursache von beidseitigen Flankenschmerzen, da eine Reizung des Darmes durch eine übermäßige Gasfüllung vor allem diffuse Bauchschmerzen macht. Betroffene verspüren daher vor allem im handtellergroßen Bereich rund um den Bauchnabel Schmerzen. Zudem ist ein runder, kugelig wirkender Bauch oft ein Hinweis auf eine zu starke Füllung der Darmschlingen mit Gas. Die Flanken sind jedoch typischerweise nicht schmerzhaft. Vorstellbar wären lediglich Schmerzen im Bereich der linken Flanke bei einer übermäßigen Füllung des endständigen Teils des Darmes kurz vorm Abgang der Darmgase.

Verspannungen

Beidseitige Flankenschmerzen können durchaus zusammen mit Verspannungen auftreten. Die Verspannungen entstehen an sich durch ein dauerhaftes Anspannen der Muskulatur infolge einer unphysiologischen Schonhaltung aufgrund von Schmerzen, was zu einer Übersäuerung eben dieser führt. Als Folge kann sich der Muskel nicht mehr entspannen und Betroffene merken dies an einer spürbaren Verhärtung des Muskels.
Wärme und gezielte Übungen können bei einem rein muskulären Problem helfen, wogegen bei einer entzündlichen Ursache meist nur eine gezielte medikamentöse Behandlung Linderung schafft.

Wie behandelt man beidseitige Flankenschmerzen?

Die Therapie von beidseitigen Flankenschmerzen richtet sich ganz nach ihrer Ursache.

Muskuläre Probleme bedürfen vor allem einer physiotherapeutischen Behandlung. Deren Ziel muss es sein, eine Fehl- beziehungsweise Schonhaltung zu korrigieren und Übungen einzustudieren, die vom Betroffenen selbstständig als Prävention durchgeführt werden können. Bei sehr ausgeprägten Muskelverspannungen kann eine medikamentöse Schmerztherapie vorübergehend unterstützend eingesetzt werden.

Bei einer Nierenproblematik gilt es, zunächst zu klären, was die genaue Ursache ist.
Bei entzündlichen Prozessen bedarf es häufig dem Einsatz von Antibiotika kombiniert mit Schmerzmitteln und nicht selten einer stationären Überwachung im Krankenhaus.
Liegt ein Harnaufstau aufgrund eines mechanischen Hindernisses wie zum Beispiel im Falle eines fortgeschrittenen Tumorwachstums vor, muss der Tumor beseitigt werden.

Bei nervalen Problemen kann in der Regel eine Behandlung durch Physiotherapeuten helfen. Sind Nerven jedoch durch andere Strukturen komprimiert, muss eine Entlastung durch manuelle oder operative Manöver erfolgen.

Dauer/ Prognose

Normalerweise lassen beidseitige Flankenschmerzen nach Behandlung der Ursache rasch nach. Bei muskulären Problemen sollte dabei eine deutliche Linderung nach 2-3 Tagen einsetzen während bei infektiösen Prozessen an den Nieren ein Anhalten der Symptomatik von bis zu einer Woche noch zu erwarten sein kann und eine vollständige Erholung bis zu circa zwei Wochen dauern kann. Im Allgemeinen gilt jedoch, dass jegliche beidseitige Flankenschmerzen im Verlauf an Intensität nachlassen sollten. Eine erneute Zunahme der Schmerzen deutet auf einen Rückfall hin

Krankheitsverlauf beidseitiger Flankenschmerzen

Der Krankheitsverlauf bei beidseitigen Flankenschmerzen kann je nach Individuum und Ursache der Erkrankung stark variieren. Zudem hängt es von der Ursache ab, ob eine komplette Ausheilung möglich ist oder Residuen bzw. Funktionseinbußen zu erwarten sind.
Muskuläre Probleme deuten sich meist mit langsam zunehmenden Schmerzen an und nehmen bei adäquater Behandlung langsam und kontinuierlich ab.
Liegt ein Harnaufstau als Auslöser vor, nehmen die Schmerzen sofort mit Behebung des Abflusshindernisses deutlich ab. Je schwerer der Grad der Stauung dabei war, desto eher ist eine dauerhafte Nierenschädigung zu erwarten.
Infektiöse Ursachen äußern sich meist mit kolikartigen oder stechenden Schmerzen, die im Verlauf der medikamentösen Behandlung deutlich an Intensität nachlassen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.06.2020 - Letzte Änderung: 18.09.2024